Azoren: Erhöhte Erdbebentätigkeit unter Vulkan Santa Barabara

Azoren. © EMSC/Leaflet

Erdbeben unter Vulkan Santa Barbara auf Azoreninsel Terceira halten an – Gasmessungen unauffällig

Die seit Monaten anhaltende seismische Aktivität unter dem Vulkan Santa Bárbara auf Terceira setzt sich fort: In den letzten 24 Stunden wurden vier Erdbeben mit Magnituden im Zweierbereich registriert. Die beiden stärksten Erschütterungen erreichten eine Magnitude von 2,3. Die Herdtiefen lagen bei 3,3 und 0,6 Kilometern. Besonders das flachere Erdbeben wurde von den Anwohnern der Region deutlich verspürt.




Zuletzt meldete das seismische und vulkanische Überwachungszentrum der Azoren (CIVISA) am 17. November um 22:55 Uhr (Ortszeit = UTC-1) ein Erdbeben der Magnitude 2,1. Das Epizentrum befand sich rund 4 km östlich von Serreta auf der Insel Terceira. Auch dieser Erdstoß wurde nach Angaben des Instituts wahrgenommen. Wahrnehmungsmeldungen aus Serreta und Raminho liegen vor; dort wurde das Beben mit einer maximalen Intensität von IV auf der Modifizierten Mercalli-Skala gespürt. In Santa Bárbara (ebenfalls Gemeinde Angra do Heroísmo) war das Ereignis mit einer Intensität von III bemerkbar.

Die Erdbeben sind Teil der seit Juni 2022 anhaltenden seismisch-vulkanischen Aktivität auf Terceira. Der Alarmstatus der betroffenen Vulkane liegt derzeit auf den Stufen „2“ und „3“, weshalb die Feuerberge besonders aufmerksam überwacht werden. In der vergangenen Woche wurden zudem Gasmessungen an mehreren Standorten der Insel durchgeführt.

Untersucht wurden CO₂-Konzentrationen im Boden und in der Atmosphäre entlang von Wanderwegen in der Gemeinde Biscoitos, im Gebiet der Lagoa do Negro sowie an Kontrollprofilen auf dem Gipfel der Serra de Santa Bárbara und im westlichen Spaltenvulkansystem. Es wurden keine auffälligen Werte festgestellt.

Die Geoforscher betonen, dass angesichts der weiterhin geltenden Alarmstufe V3 am Vulkan Santa Bárbara die Überwachungsmaßnahmen durch die Institute CIVISA und IVAR konsequent fortgeführt werden.

Neben den Erdbeben auf Terceira kam es auch in anderen Regionen der Azoren zu leichten seismischen Ereignissen. Das stärkste der vergangenen Stunden hatte eine Magnitude von 3,5 und trat im Westen des Archipels auf – einer Region, in der bereits in den letzten Tagen mehrere Erschütterungen registriert wurden.

Erdbeben im Bereich der Azoren sind nichts Ungewöhnliches, da der Archipel auf einem Triplepunkt kontinentaler Dehnungszonen zwischen dem afrikanischen, dem europäischen und dem nordamerikanischen Kontinent liegt. Zusätzlich steigt aus der Tiefe des Erdmantels ein Mantelplume auf, der maßgeblich zum Vulkanismus der Region beiträgt.

Galapagos: Erdbebenschwarm am La Cumbre auf Fernandina

Erdbeben unter dem Vulkan La Cumbre auf Fernandina. © EMSC/Leaflet

Galapagosinseln Fernandina von Schwarmbeben erschüttert – Vulkan La Cumbre möglicherweise vor Ausbruch

Datum: 17.11.2025 | Zeit: 05:06:08 UTC | Koordinaten 0.404 ; -91.525 | Tiefe: 10 km | Mb 4,7

Gestern ereignete sich auf der abgelegenen Galápagos-Insel Fernandina ein spürbares Erdbeben der Magnitude 4,7. Das Hypozentrum lag in ca.10 Kilometern Tiefe und das Epizentrum wurde 87 km nordwestlich von Puerto Villamil verortet. Betrachtet man die Shakemap des ESMC, erkennt man, dass sich das Beben am südlichen Calderarand des Inselvulkans La Cumbre ereignete. Darüber hinaus meldete das Geophysikalische Institut Ecuadors mehrere Erschütterungen in Form eines Erdbebenschwarms unter der Nordflanke des Vulkans. Der Schwarm setzte gut 9 Stunden nach dem Erdbeben ein und könnte auf eine mögliche neue Aktivitätsphase hinweisen.




Fernandina ist unbewohnt, doch ihre vulkanische Aktivität hat globale wissenschaftliche Bedeutung. Der Schildvulkan La Cumbre, der sich 1.476 Meter über den Meeresspiegel erhebt, gehört zu den aktivsten Vulkanen des Archipels. Seine Eruptionen sind meist effusiv und bringen dünnflüssige Basaltlava hervor, die in breiten Strömen über die Insel fließt und häufig das Meer erreicht, wie es auch bei der jüngsten Eruption im Frühjahr 2024 der Fall war, als sich eine Eruptionsspalte am südlichen Calderarand öffnete. Bei den Eruptionen des Vulkans auf den Galapagosinseln, werden häufig endemische Tierarten wie Schildkröten und Leguane gefährdet.

Der Hintergrund dieser Aktivität liegt tief unter dem Pazifikboden. Die Galápagos-Inseln verdanken ihre Existenz einem Hot-Spot, einem stationären Mantelplume, aus dem heißes Material aus großer Tiefe aufsteigt. Dieses Material schmilzt beim Aufsteigen, erzeugt Magma und speist damit die Vulkane der Region. Während die Nazca-Platte langsam über diesen Hotspot driftet, entstehen immer neue Inseln, während ältere nach Westen abdriften und langsam erlöschen. Fernandina liegt dabei besonders nah am Zentrum des Plumes, was ein Grund für ihre außergewöhnlich hohe Aktivität sein könnte.

Ob der derzeitige Erdbebenschwarm tatsächlich einen neuen Ausbruch ankündigt, ist noch offen. Die Vulkanologen betonen jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit einer Eruption erhöht ist und der Vulkan weiterhin genau überwacht wird. Für die Bevölkerung besteht keine Gefahr, doch für Forscher weltweit bietet La Cumbre erneut eine seltene Gelegenheit, die Entstehung junger ozeanischer Inseln in Echtzeit zu beobachten.

Türkei: Schwarmbeben vor der Ägäis-Küste

Erdbebenschwarm vor der Ägäisküste bei Geyikli in der Türkei – stärkste Erschütterung Mb 3,9

Datum: 15.11.2025 | Zeit: 18:29:11 UTC | Koordinaten 39.547 ; 25.974 | Tiefe: 17 km | Mb 3,9

Vor der Ägäis-Küste der Türkei manifestierte sich ein Schwarmbeben aus knapp 40 Erschütterungen, dessen stärkstes Einzelbeben eine Magnitude von 3,9 hatte und mehrere Wahrnehmungsmeldungen beim EMSC auslöste. Dieses Beben ereignete sich am Samstagabend um 18:29 UTC und hatte ein Hypozentrum, das in einer Tiefe von 17 km lag. Das Epizentrum befand sich rund 161 km nordwestlich von İzmir sowie 35 km südsüdwestlich von Geyikli an der türkischen Westküste. Es gab ein zweites Beben, Mb 3,3. Die anderen Erschütterungen waren schwächer, so dass man genaugenommen von einem Nachbebenschwarm sprechen muss.




Türkei. © EMSC/Leaflet

Die Erdbeben manifestierten sich im Bereich der auslaufenden Nordanatolischen Störung, die im Westen in ein komplexes System von Verwerfungen übergeht, das den Übergang von der Anatolischen Platte zur Ägäis-Mikroplatte steuert.

Die Nordanatolische Störung (NAF) ist eine der aktivsten und gefährlichsten Transformstörungen der Welt. Sie markiert die Grenze zwischen der westwärts driftenden Anatolischen Platte und der Eurasischen Platte. Zum Westen hin verzweigt und verbreitert sich die Störungszone, wo sie sich in mehrere Nebenäste aufteilt, die in die Ägäis überleiten. Die aktuellen Beben hängen mit einem dieser Äste zusammen. Kleinere Erdbeben wie dieses sind typisch für die kontinuierliche Freisetzung tektonischer Spannungen in diesen Segmenten. Gerade der westliche Teil der NAF steht im geologischen Zusammenhang mit den historischen Großbeben entlang der gesamten Störungszone.

Besonders Istanbul, das direkt am zentralen Abschnitt der NAF liegt, bleibt im Fokus der Seismologie. Die Stadt hat in den vergangenen Jahrzehnten eine Serie von großen Erdbeben entlang der östlich angrenzenden Segmente erlebt, die sich wie Dominosteine nach Westen fortgesetzt haben. Daher lebt die weit verbreitete Sorge vor einem zukünftigen Starkbeben im Marmarameer, das die Metropole erheblich treffen könnte. Solche moderaten Ereignisse im westlichen Auslauf der NAF sind zwar nicht direkt gefährlich, erinnern aber stets an die generelle Aktivität und die ungelösten Spannungen entlang des Systems.

Reykjanes-Ridge: Erdbeben Mb 5,0 in 10 Kilometern Tiefe

Mittelstarkes Erdbeben Mb 5,0 erschütterte Reykjanes-Ridge – Island 1400 Km entfernt

Datum: 14.11.2025 | Zeit: 15:59:07 UTC | Koordinaten 52.700 ; -34.931 | Tiefe: 13 km | Mb 5,0

Am mittelatlantischen Reykjanes-Ridge manifestierte sich gestern Nachmittag um 15:59:07 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,0. Es handelte sich um ein flach liegendes Erdbeben, dessen Herdtiefe vom EMSC mit 13 Kilometern angegeben wurde. Das namensgebende Reykjavík liegt 1474 Kilometer nördlich des Epizentrums. Damit ereignete sich das Beben in großer Entfernung zu bewohnten Gegenden und blieb an der Oberfläche ohne sichtbare Folgen.




Reykjanes-Ridge. © IMO/Leaflet

Das Erdbeben am Reykjanes-Ridge ist ein Ausdruck der aktiven tektonischen Prozesse am Mittelatlantischen Rücken, einer divergenten Plattengrenze, an der sich die Eurasische und die Nordamerikanische Platte voneinander entfernen. Die Reykjanes Ridge spielt eine Schlüsselrolle bei der ozeanischen Krustenbildung im Nordatlantik und ist aufgrund ihrer Nähe zu Island ein Hotspot seismischer Aktivität. Solche Erdbeben sind typische Erscheinungen in diesem tektonischen Umfeld und liefern wichtige Daten zum Verständnis der Plattenbewegungen und der Entwicklung neuer ozeanischer Kruste: Durch das Auseinanderdriften der Kontinentalplatten öffnet sich der Atlantik entlang der Naht des Mittelatlantischen Rückens immer weiter. Der dabei entstehende Riss wird von Magma aus dem oberen Erdmantel gekittet, und es bildet sich neues Krustengestein.

Das Beben selbst wirkte sich nicht erkennbar auf Island aus, dennoch laufen hier ähnliche Prozesse wie auf der Reykjanes-Halbinsel ab, deren Störungssysteme die Fortsetzung des Mittelatlantischen Rückens sind.

Die Erdbebenaktivität auf der Halbinsel ist relativ gering, mit nur 42 schwachen Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden. Die meisten Beben lagen im Krýsuvík-System, wo die Subsidenz inzwischen ins Gegenteil umgeschwenkt ist und eine leichte Bodenhebung gemessen wird. Auch in den östlich gelegenen Spaltensystemen gab es Erschütterungen. Die Seismizität bei Svartsengi bleibt hingegen gering. Die Bodenhebung hält an, schwächte sich in der vergangenen Woche aber etwas ab. Die Bodenhebung seit dem Ende der letzten Eruption beläuft sich auf 22 cm – der Druck im magmatischen System sollte jetzt hoch genug sein, um zeitnah eine Eruption auszulösen.

Auf der Shakemap erkennt man auch ein Erdbeben Mb 2,8, das sich in den frühen Morgenstunden unter dem subglazialen Vulkan Bárðarbunga ereignete. Hier und an der nahen Askja – wo sich die Bodenhebung inzwischen der 1-Meter-Marke nähert – sowie im Bereich von Katla und Hekla gab es weitere Erschütterungen.

Vesuv: Erdbeben Mb 2,3 am 14. November

Erdbeben erschüttert die Vesuv-Nordflanke – Subsidenz verringert sich langsam

Datum: 14.11.2025 | Zeit: 03:31:22 UTC | Koordinaten 40.831 ; 14.418 | Tiefe: 2 km | Mb 2,3

Unter der Nordflanke des neapolitanischen Vulkans Vesuv manifestierte sich ein Erdbeben Mb 2,3. Das schwache Erdbeben ereignete sich nachts um 03:31 Uhr UTC. Das Epizentrum wurde vom EMSC etwa 13 km östlich von Neapel verortet. Das Hypozentrum lag in nur 2 km Tiefe. Aufgrund der geringen Stärke sind keine größeren Auswirkungen zu befürchten, dennoch ist der Erdstoß von akademischem Interesse. Zudem kam das Beben nicht alleine, denn seit dem 11. November gab es 16 Mikrobeben.




Vesuv. © INGV/Leaflet

Die Mikroerdbeben im Zentrum des Vulkans werden gravitativ bedingter Verdichtung der Schlotfüllung zugesprochen, denn sie gehen mit einer leichten Subsidenz einher. Diese Bodenabsenkung belief sich in den letzten Jahren auf ca. 12 mm pro Jahr. Seit diesem Frühjahr scheint sich der Prozess aber verlangsamt zu haben. An der Basis des Vesuvs stoppte die langjährige Subsidenz komplett. Sie begann im Jahr 2014 und endete nach gut 10 Jahren im Herbst 2024. Insgesamt gibt es also einen Trend zur Verringerung der Bodensenkung. Obgleich es noch keine Umkehrung des Effektes gibt, könnte es ein Hinweis darauf sein, dass ein neuer Aufheiz-Zyklus des Vulkans bevorsteht. Allerdings betont das INGV in seinem Monatsbericht für den Oktober, dass es keine Hinweise auf Bodendeformationen gibt, die im Zusammenhang mit aufsteigendem Magma stehen. Auch Gasausstoß und die Fumarolentemperaturen zeigen keine signifikanten Veränderungen.

Das etwas stärkere Beben heute unter der basalen Nordflanke des Gran Cono könnte sich allerdings an einer Störungszone ereignet haben, die aufgrund von Fluidbewegungen unter Spannung geraten ist.

Der Vesuv ist einer der bekanntesten und zugleich gefährlichsten Vulkane Europas. Er liegt am Golf von Neapel und ist vor allem für seinen verheerenden Ausbruch im Jahr 79 n. Chr. bekannt, der Pompeji und Herculaneum zerstörte. Der Vulkan bildet zusammen mit dem älteren Monte Somma einen markanten Doppelkomplex. Die letzte Eruption fand im letzten Kriegsjahr 1944 statt. Seitdem befindet sich der Vesuv in einer Ruhephase, wird jedoch aufgrund der dichten Besiedlung der Umgebung intensiv überwacht. Kleine Erdbeben in geringer Tiefe treten dort regelmäßig als Teil der natürlichen Aktivität auf. Im Oktober wurden 82 Erschütterungen registriert.

Niederlande: Erdbeben Mb 3,2 bei Groningen

Erdbeben der Magnitude 3,2 erschüttert die niederländische Region Groningen – Deutlich spürbare Erschütterungen in mehreren Gemeinden

Datum: 14.11.2025 | Zeit: 00:16:39 UTC | Koordinaten 53.400 ; 6.722 | Tiefe: 5 km | Mb 3,2

Im Norden der Niederlande ereignete sich heute Nacht um 00:16:39 UTC ein Erdbeben der Magnitude 3,2 , das Teile der niederländischen Provinz Groningen erschütterte. Das Epizentrum lag bei den Koordinaten 53.400° N, 6.722° E rund 23 km nordnordöstlich von Groningen und 13 km westnordwestlich von Appingedam. Das Hypozentrum wurde vom GFZ in einer Tiefe von 5 Kilometern festgestellt. Die Erschütterung war um 01:16 Uhr Ortszeit deutlich zu spüren und wurde von zahlreichen Bewohnern unmittelbar wahrgenommen. In den frühen Morgenstunden gab es ein zweites Beben Mb 2,0.

Groningen. © EMSC/Leaflet

Beim Erdbebendienst EMSC gingen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen aus der Region ein, die ein klares Bild der Intensität zeichnen. Viele Menschen berichten, dass sie durch einen plötzlichen Knall oder einen starken Ruck aus dem Schlaf gerissen wurden. Betten wackelten, Geschirr klapperte, Schränke und Lampen gerieten in Bewegung. Einige sprachen von einem horizontalen Schieben, andere von einer kurzen, kräftigen Stoßbewegung, die sich wie ein einzelner harter Schlag anfühlte. Typisch war zudem ein lautes, dumpfes Geräusch, das dem spürbaren Ruck vorausging oder ihn begleitete. In mehreren Häusern fielen kleinere Gegenstände aus Regalen. Insgesamt wurde das Ereignis als kurz, aber deutlich spürbar beschrieben, die Wahrnehmungen dauerten wenige Sekunden.

Die geographische Verteilung der Meldungen zeigt ein klares Zentrum rund um Zeerijp, Loppersum, Appingedam und Delfzijl – dem Kerngebiet der bekannten induzierten Erdbeben in Groningen. Dort war die Intensität am stärksten und die Zahl der Berichte am höchsten.

Wie das Königliche Niederländische Meteorologische Institut (KNMI) bestätigt, handelt es sich erneut um ein durch menschliche Aktivität induziertes Erdbeben, ausgelöst durch die jahrzehntelange Erdgasförderung im Groningen-Gasfeld. Obwohl die Förderung 2024 offiziell endete, baut sich der Druck im Untergrund nur langsam ab. Spannungen in den Gesteinsschichten können sich daher auch Jahre nach dem Förderstopp noch in Form spürbarer Erschütterungen entladen. Fachbehörden wie das Staatstoezicht op de Mijnen (SodM) weisen seit Langem darauf hin, dass weiterhin mit Beben im Bereich zwischen Magnitude 1 und 4 gerechnet werden muss.

Zypern: Erdbeben Mw 5,3 erschütterte Westen der Insel

Zwei Mittelstarke bis starke Erdbeben Mw 5,3 und 5,2 erschütterten Westen von Zypern – Erinnerungen an die Katastrophe von 1953

Datum: 12.11.2025 | Zeit: 14:23:31 UTC | Koordinaten 34.897 ; 32.488 | Tiefe: 9 km | Mw 5,3

Der Westen der Mittelmeerinsel Zypern wurde heute von 2 mittelstarken Erdbeben mit Magnituden im 5er-Bereich sowie mehreren Nachbeben getroffen. Das erste Beben M 5,2 manifestierte sich vormittags um 09:31:25 UTC (11:31:25 Uhr Lokalzeit) in einer Tiefe von 10 Kilometern. Das Epizentrum lag 5 km nordöstlich von Paphos. Am Nachmittag folgte um 14:23:31 UTC (16:23 Uhr Ortszeit) ein zweites Beben M 5,3. Die Herdtiefe lag bei nur 9 Kilometern. Dieser Erdstoß wurde 15 km nordnordöstlich von Paphos verortet. Die Daten zu diesem Ereignis könnten noch korrigiert werden.




Erdbeben Zypern. © EMSC/Leaflet

Die beiden Beben wurden nicht nur auf Zypern wahrgenommen, sondern auch in den Nachbarländern Griechenland, Türkei und Jordanien. Den Erdbebendiensten liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Demnach wackelte es nicht nur heftig, sondern Möbel schwankten und es fielen Bilder von den Wänden. Das Wasser in Pools schwappte über. Meldungen über größere Schäden liegen nicht vor, es soll aber zu Rissbildungen gekommen sein. Einige Menschen liefen erschrocken ins Freie, während Schulen und öffentliche Gebäude vorsorglich geräumt wurden.

Das Zentrum der Erschütterung liegt in einem tektonisch aktiven Bereich, in dem die afrikanische Platte unter die anatolische Mikroplatte (Teil der Eurasischen Platte) geschoben wird. Diese Plattengrenze wird als Cyprus Arc bezeichnet und ist mit dem weiter westlich liegenden Hellenischen Bogen assoziiert. Es handelt sich um eine komplexe Zone aus Subduktions-, Kompressions- und Transformstrukturen, die sich bogenförmig südlich und westlich der Insel erstreckt.

Besondere Bedeutung hat dabei die kurze Paphos-Transform-Fault (PTF), eine Störungszone, die den Cyprus Arc westlich von Zypern versetzt und senkrecht auf diesem steht. Entlang dieser Verwerfung gleiten Gesteinspakete seitlich aneinander vorbei, teilweise begleitet von Dehnungs- und Stauchungsbewegungen. Diese Kombination aus horizontaler Verschiebung und tektonischer Spannung macht die Region seismisch hochaktiv.

Die Region Paphos war bereits mehrfach von stärkeren Erschütterungen betroffen. Besonders in Erinnerung geblieben ist das Erdbeben vom 10. September 1953, das mit einer Magnitude von 6,5 große Teile der Westküste verwüstete. Damals kamen mindestens 40 Menschen ums Leben, über 100 wurden verletzt und zahlreiche Dörfer wurden zerstört. Das Ereignis gilt bis heute als das schwerste Beben in der modernen Geschichte Zyperns.

Das aktuelle Beben verlief glimpflich, doch es erinnert daran, dass die ruhige Mittelmeerinsel auf einem geologisch hochaktiven Fundament ruht, dessen Kräfte jederzeit spürbar werden können.

Grönlandsee: Erdbeben Mw 5,7 am Mohns-Rücken

Erdbeben der Magnitude 5,7 in der Grönlandsee – Bebenherd am arktischen Mittelatlantischen Rücken

Am frühen Mittwochmorgen hat ein Erdbeben der Magnitude 5,7 die Grönlandsee erschüttert. Der Erdstoß ereignete sich um 06:03 UTC (07:03 Uhr MEZ) in etwa 10 Kilometern Tiefe bei den Koordinaten 73,29° Nord und 6,72° Ost. Das Epizentrum lag rund 550 Kilometer nordwestlich von Andenes (Norwegen) und etwa 1 050 Kilometer westlich von Murmansk (Russland). Es gab mehrere mittelstarke Nachbeben. Eine Tsunamigefahr bestand nicht

Grönlandsee. &copy, EMC/Leaflet

Nach Angaben seismologischer Dienste handelte es sich um ein tektonisches Beben im Bereich des arktischen Mittelatlantischen Rückens, genauer gesagt im Übergangsgebiet zwischen dem Mohns- und dem Knipovich-Rücken. Diese Zone, die auch als Mohns-Knipovich-Bogen bekannt ist, markiert die divergente Grenze zwischen der Nordamerikanischen und der Eurasischen Platte, die sich hier mit wenigen Zentimetern pro Jahr voneinander entfernen. Entlang dieses untermeerischen Rückens reißt die Erdkruste kontinuierlich auf, Magma steigt auf und bildet neuen Ozeanboden – ein Prozess, der regelmäßig zu moderaten Erdbeben führt.

Das Beben ist typisch für die dehnungsdominierte (extensionale) Tektonik der Region: Die Spannungen entstehen durch die Spreizungsbewegung des Meeresbodens und entladen sich entlang von normalen oder leicht schiefen Verwerfungen. Aufgrund der geringen Tiefe und der Lage weit entfernt von besiedelten Gebieten sind keine Schäden oder Verletzten gemeldet worden.

Der nördliche Abschnitt des Mittelatlantischen Rückens zählt zu den geologisch aktivsten Bereichen des Arktischen Ozeans. Neben häufigen, meist moderaten Erdbeben treten dort auch hydrothermale Quellen und junge vulkanische Strukturen auf – unter anderem in der Region um „Loki’s Castlee“, einem bekannten Tiefseevulkangebiet in dem es die als „Black Smoker“ bekannten Hydrothermalquellen gibt.

Der mittelatlantische Rücken ist jene Spreizungszone auf der weiter südlich Jan Mayen mit dem Beerenbergvulkan und Island liegen.

Das aktuelle Beben reiht sich in die typische seismische Aktivität dieser Spreizungszone ein und verdeutlicht die fortwährende Dynamik der arktischen Plattengrenze.

Campi Flegrei: Bodenhebung beschleunigte sich stärker

Bodenhebung der Campi Flegrei beschleunigte sich stärker als gedacht – Rate beträgt nun 25 mm pro Monat

In den letzten beiden Tagen „normalisierte“ sich die Erdbebentätigkeit auf dem Niveau, das wir seit Jahren als durchschnittlich ansehen, und es gab bis jetzt 14 Beben. Gleichzeitig liegen dem INGV nun die GNSS-Korrekturwerte zu den Satellitenbahnen vor, sodass genauere Werte für die Bodenhebung der letzten Wochen vorhanden sind: Die Bodenhebung beschleunigte sich tatsächlich auf 25 mm pro Monat, anstatt wie zuvor berechnet auf 20 mm. Sollte sich der Boden aktuell noch mit gleicher Geschwindigkeit bei temporär nachlassender Seismizität heben, besteht ein erhöhtes Risiko für mittelstarke bis starke Erdbeben mit Magnituden ab 4 – aufgrund der beschleunigten Bodenhebungen bauen sich größere Spannungen auf, die nicht mehr durch viele schwache Erdbeben abgebaut werden, wodurch das Risiko stärkerer Erdbeben steigt.




Bodenhebung 25 mm. © INGV

Der Rückblick auf die letzte Woche zwischen dem 3. und 9. November 2025 zeigt, dass insgesamt 165 Erdbeben mit einer Magnitude von Md ≥ 0,0 registriert wurden, was etwas mehr als in der Vorwoche war, als es 149 Ereignisse gab. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von Md 2,5. Etwa 61 dieser Erdbeben traten im Rahmen von drei seismischen Schwärmen auf, wie sie für das Gebiet typisch sind.

Die geochemischen Daten bestätigen den langfristigen Trend einer Erwärmung des hydrothermalen Systems und erhöhter Gasemissionen. Im Gebiet von Pisciarelli, am nordöstlichen Außenhang der Solfatara, zeigten die kontinuierlichen Messungen der Station FLXOV8 in der Berichtsperiode keine signifikanten Veränderungen des CO₂-Flusses gegenüber den Vorwochen. Die Fumarolenemissionen – rund fünf Meter vom Hauptaustrittsbereich entfernt gemessen – erreichten in der vergangenen Woche durchschnittlich 94 °C, mit einem Minimum von 91 °C infolge von Regenfällen. Diese Schwankungen deuten laut INGV auf einen zunehmenden meteorologischen Einfluss auf den lokalen Entgasungsprozess hin, was auf eine vorübergehende Verlangsamung der Entgasung schließen lässt.

Anders präsentiert sich die Situation im Kratergebiet der Solfatara: Dort registrierte die Station FLXOV5 an der Hauptfumarole „BG“ eine durchschnittliche Temperatur von etwa 166 °C, mit Spitzenwerten bis 170 °C. Während der monatlichen Probenahmen wurden sogar 173 °C gemessen. Der anhaltende Temperaturanstieg korreliert mit zunehmenden diffusen Gasflüssen und den berechneten Gleichgewichtstemperaturen des hydrothermalen Systems.

Rückblick auf den Oktober

Bereits im Oktober 2025 hatte das Observatorium 1050 Erdbeben in den Campi Flegrei verzeichnet, davon 861 lokalisiert. Die Epizentren lagen überwiegend zwischen Pozzuoli, Agnano, Solfatara-Pisciarelli, Bagnoli und dem Golf von Pozzuoli, in Tiefen bis maximal fünf Kilometern. Der CO₂-Ausstoß im Gebiet von Solfatara lag weiterhin bei rund 5500 Tonnen pro Tag.

Insgesamt bleibt die Situation in den Phlegräischen Feldern angespannt und die Druckbeaufschlagung und Erwärmung des Vulkansystems setzt sich weiter fort: Die Beschleunigung der Bodenhebung, einhergehend mit intensiver seismischer Tätigkeit, hohem Gasausstoß und steigenden Gastemperaturen, sind alarmierende Anzeigen, die sich auch in der Erhöhung der Gefahrenstufe auf „Gelb Phase 2“ widerspiegeln.