Großbritannien: Spürbares Erdbeben in Lancashire

Ungewöhnliche Erschütterung in Großbritannien: Erdbeben Mb 3,3 in Nord-Lancashire schreckt Anwohner aus dem Schlaf

Der Nordwesten Englands wurde heute Nacht von einem Erdbeben der Magnitude 3,3 erschüttert. Das Epizentrum lag 13 Kilometer nordöstlich von Morecambe und etwa 43 Kilometer nördlich von Preston. Die Herdtiefe wird mit 10 Kilometern angegeben, wahrscheinlich, weil keine genauere Lokalisierung des Hypozentrums möglich war. Obwohl es in der Region stillgelegte Steinbrüche gibt und vor der Küste Gasfelder liegen, sind die Daten des Bebens typisch für tektonisch bedingte Erschütterungen. Das Beben ist als schwach bis mittelstark einzustufen, dennoch wurde es in einem weiten Umkreis deutlich wahrgenommen und riss Anwohner aus dem Schlaf. Diese starken Wahrnehmungen sprechen dafür, dass der Erdstoß deutlich flacher lag als in der angegebenen Tiefe, aber dennoch tiefer, als die Gasfelder liegen.



Großbritannien. © EMSC/ Leaflet

In zahlreichen Orten zwischen Lancaster, Carnforth und dem südlichen Cumbria wackelten Häuser, Schränke und Türen vibrierten, und viele Menschen wurden aufgeschreckt. Die Erschütterungen wurden besonders in Siedlungen registriert, die auf festem Kalksteinuntergrund oder auf dünnen Quartärsedimenten der Morecambe-Bucht liegen, wo seismische Wellen besonders effizient übertragen werden. Schäden sind nicht bekannt, doch die Intensität reichte aus, um in einigen Gebäuden das Gefühl eines kurzen, kräftigen Stoßes zu erzeugen. Auch weiter nördlich in den South Lakes wurden schwächere Erschütterungen gespürt. Beim EMSC liegen entsprechend viele Wahrnehmungsmeldungen vor.

Geologisch liegt die Region in einem komplexen Mosaik aus alten Strukturen, die vor Jahrmillionen während der variszischen und caledonischen Gebirgsbildungen entstanden. Die nördliche Lancashire-Küste und die angrenzenden Kalksteinplateaus sind von tiefreichenden Verwerfungszonen durchzogen, die heute in einer ansonsten ruhigen intraplatten Lage nur gelegentlich reaktiviert werden. Das regionale Spannungsfeld der Eurasischen Platte – dominiert durch Fernwirkungen des sich öffnenden Nordatlantiks – kann dazu führen, dass alte Bruchflächen nach langen Ruhephasen wieder geringe Bewegungen zeigen. Das aktuelle Erdbeben fügt sich in dieses Muster seltener, aber natürlicher Spannungsentladungen ein.

Die Morphologie der Region verstärkt diese Einordnung. Entlang der Morecambe-Bucht prägen gestufte Kalksteinplateaus, steile Klippen, Karstformen und glazial überformte Täler das Landschaftsbild. Die steifen karbonatischen Gesteine übertragen seismische Energie effizient, während die weicheren Sedimente nahe der Küste diese lokal verstärken oder dämpfen können. Das Zusammenspiel aus alter tektonischer Architektur, glazial modellierter Oberfläche und heterogener Gesteinsverteilung erklärt, warum ein vergleichsweise kleines Beben so deutlich wahrgenommen wurde.

China: Erdbeben Mw 5,8 erschüttert Xinjiang

Erdbeben China: © EMSC/Leaflet

Erdbeben der Magnitude 5,8 erschüttert südliches Xinjiang in China – zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen

Datum: 04.12.2025 | Zeit: 07:44:07 UTC | Koordinaten 41.086 ; 78.421 | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Am 4. Dezember 2025 erschütterte um 07:44:07 UTC ein Erdbeben der Magnitude 5,8 das südliche Xinjiang in China. Das Epizentrum lag bei den Geo-Koordinaten 41.086 ; 78.421, etwa 156 km WSW der Stadt Aksu bzw. 146 km NNW von Tumxuk. Das Hypozentrum wurde in 10 Kilometern Tiefe fixiert, was bedeutet, dass es nicht exakt ermittelt werden konnte.




Den Erdbebendiensten liegen trotz der abgeschiedenen Lage des Epizentrums zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen aus den Städten in größerer Entfernung vor. Sie beschreiben den Erdstoß als heftig und ca. 10 Sekunden lang andauernd. Berichte über größere Schäden liegen nicht vor, obwohl das Beben stark genug war, um welche zu verursachen.

Geologisch dürfte der Erdstoß auf tektonische Spannungen zurückgehen, die entlang der Gebirgsketten des Tien-Shan-Gebirges wirken: In dieser Region wird die Erdkruste durch Faltung und Überschiebung im Rahmen eines aktiven „Fold-and-Thrust“-Systems verformt, eine Struktur, die häufig Quelle moderater bis starker Erdbeben ist.

Das Erdbeben am Tien-Shan-Gebirge steht in direktem Zusammenhang mit einem der bedeutendsten plattentektonischen Prozesse der Erde: der Kollision der Indischen Platte mit der Eurasischen Platte. Diese Kollision begann vor rund 50 Millionen Jahren und dauert bis heute an. Dabei schiebt sich die Indische Platte mit einer Geschwindigkeit von 4–5 cm pro Jahr nach Norden und drückt gegen die Eurasische Platte. Diese enormen Kräfte bewirken, dass sich die Erdkruste in Zentralasien seit Millionen Jahren zusammendrückt, verdickt und nach oben schiebt, was zur Auffaltung des Himalayas und seiner Randgebirge führt.

Die Region im südlichen Xinjiang, in der sich das Erdbeben ereignete, liegt in einer markanten Übergangszone zwischen dem mächtigen Tien-Shan-Gebirge und der nordwestlichen Randzone der Taklamakan-Wüste. Geomorphologisch ist das Gebiet von schroff aufragenden Gebirgszügen, zerklüfteten Tälern und aktiven Überschiebungsstrukturen geprägt. Diese tektonische Konvergenz macht die Region zu einer der seismisch aktivsten Landschaften Zentralasiens: Nördlich dominieren lange Bergketten mit eis- und schneereichen Hochlagen, während sich südlich weite Trockenflächen und die ersten Ausläufer der Sandwüste erstrecken.

Campi Flegrei: Doppelschlag und zahlreiche Mikrobeben

Links Campi Flegrei, rechts der Vesuv. Dazwischen Neapel. © INGV

Erdbebenaktivität in den Campi Flegrei bleibt sehr hoch – Doppelschlag überlagerte sich

Der Calderavulkan Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe. Im Gegenteil, in den letzten Tagen war die seismische Aktivität sehr hoch. Zwar blieben stärkere Erdbeben mit Magnituden über 3 aus, doch dafür wurden seit gestern über 70 schwache Erschütterungen detektiert. Ein Doppelschlag von Erdbeben mit den Magnituden 2,7 und 2,6, die in nur 11 Sekunden Abstand hintereinander erfolgten, erzeugte auf dem Seismogramm einen Ausschlag, der zunächst an ein stärkeres Erdbeben denken ließ.

Seismogramm. © INGV

Erst die genaue Analyse des Geschehens machte klar, was hinter dem Signal hoher Amplitude stand. Natürlich wurden die beiden Erschütterungen wieder von den Anwohnern der Caldera verspürt. Auch die Epizentren der beiden Beben lagen dicht beieinander und wurden kurz vor der Küste ausgemacht. Die Hypozentren befanden sich in geringen Tiefen.

Ein weiteres Erdbeben Md 2,2 ereignete sich vorgestern an einer bekannten Störungszone, die sich durch den Offshorebereich der Caldera zieht. Das Beben lag in einer Tiefe von mehr als 4 Kilometern, was darauf hindeutet, dass es hier aufgrund magmatischer Prozesse unterhalb des Hydrothermalsystems Gesteinsbruch gibt. Die Störung ist eine signifikante Schwächezone im Calderadach, die man gut unter Beobachtung halten sollte.

Die Vorgänge rufen nicht nur geologische Verwerfungen hervor, sondern auch politische. Vor allem wird kritisiert, dass die Meloni-Regierung versprochene finanzielle Hilfen bis jetzt nicht erfüllt hat, wodurch mehrere Projekte zum Schutz der Infrastruktur ins Stocken gekommen sind. Der Abgeordnete der Fünf-Sterne-Bewegung, Antonio Caso, erkundigte sich beim zuständigen Minister Musumeci nach dem genauen Umsetzungsstand. Die zentralen Maßnahmen betreffen die Erdbebensicherheit und sehen unter anderem funktionsfähige Gemeindezentren, die Sanierung gefährdeter Gebäude, Arbeiten an Schulen und Sporthallen sowie die Sicherung von Fluchtwegen vor. Caso verlangt Klarheit darüber, welche Projekte bereits begonnen wurden, wo es Schwierigkeiten gibt und welche finanziellen Mittel die betroffenen Gemeinden tatsächlich erhalten haben. Zusätzlichen Druck erzeugt das baldige Auslaufen des CAS-Zuschusses für autonomes Wohnen, der zahlreiche Familien in eine prekäre Lage bringen könnte. Caso fordert deshalb mehr Tempo, Transparenz und verlässliche Planung, da die Region nicht länger warten könne.

Es gibt also nicht nur in Deutschland – wo man über 16 Jahre lang an einem Bahnhof in Stuttgart baut – strukturelle Probleme, Fehlkalkulationen, überbordende Bürokratie und nicht eingehaltene Versprechen.

Island: Nächtliches Schwarmbeben bei Reykjanestá

Erdbebenschwarm erschüttert Südwestspitze von Reykjanes – stärkstes Beben Mb 3,3

Datum: 28.11.2025 | Zeit: 23:13:49 UTC | Koordinaten 63.629 ; -23.503 | Tiefe: 10 km | Mb 3,3

In der Nacht zum Samstag wurde das Reykjanes-Spaltensystem von mehreren Erdbeben an 2 Lokationen erschüttert. Zuerst bebte es 12.0 km westsüdwestlich von Geirfugladrangur, in der Nähe der kleine Insel Eldey. Hier manifestierte sich um 23:13:49 UTC das stärkste Beben der Serie: es hatte eine Magnitude von 3,3 und ein Hypozentrum in 10 Kilometern Tiefe. Es gab an dieser Stelle noch einige schwächere Erdbeben. In den Frühen Morgenstunden des Samstags ereignete sich dann kurz vor der Küste von Reykjanestá ein kleines Schwarmbeben. Hier gab es 12 Beben. Die beiden stärksten hatten die Magnituden 2,5 und 2,4. Die restlichen beben lagen im Bereich der Mikroseismizität.

Reykjanes. © IMO

Das Reykjanes-Spaltensystem – und besonders der Offshore-Teil – ist mit dem mittelatlantischen Rücken assoziiert, der sich auf der Reykjanes-Halbinsel an Land fortsetzt. Die Beben hier können rein tektonischer Natur sein, aber auch mit Fluidbewegungen im Zusammenhang stehen. Ebenfalls Fluidgesteuert könnte ein Mikrobeben unter Grindavik im benachbarten Svartsengi-Spaltensystem gewesen sein. Interessanterweise bebt es hier momentan am häufigsten unter der leidgeplagten Stadt, die vor 2 Jahren von starken Erdbewegungen heimgesucht und schwer beschädigt wurde. Generell bewegt sich die Seismizität im Svartsengigebiet auf niedrigem Niveau, obwohl sich hier der Boden hebt. Dass lässt darauf schließen, dass alles was tektonisch brechen konnte bereits gebrochen ist. Nach wie vor bleibt die Unsicherheit groß, wann es zum nächsten eruptiven Ereignis kommen wird.

Wandern wird auf unserer gedanklichen Reise auf Reykjanes ein Vulkansystem weiter nach Westen, sehen wir, dass es heute im Bereich des Fagradalsfjall eine leicht erhöhte Seismizität gibt: hier wurden 3 Mikrobeben detektiert. Ruhiger ist es indes im Krysuvik-System geworden, wo in den letzten 24 Stunden nur 2 Erschütterungen hinzu kamen.

Insgesamt registrierte IMO im Bereich des Reykjanes-Rückens innerhalb von 48 Stunden 40 Erschütterungen – kein Spitzenwert, aber ein Anzeichen, dass die seismovulkansiche Aktivität der Region weiter geht, auch wenn es im Jahresverlauf ruhiger geworden ist.

Indonesien: Starkes Erdbeben erschütterte Simeule

Starkes Erdbeben erschüttert Simeulue in Indonesien – leichte Gebäudeschäden festgestellt

Am frühen Morgen hat ein Erdbeben der Magnitude 6,4 die Region um die indonesische Insel Simeulue erschüttert. Die wenig bekannte Insel liegt vor der Westküste Sumatras. Das Epizentrum lag 47 Kilometer westnordwestlich der Stadt Sinabang, die etwa 15.000 Einwohner zählt.  Die Herdtiefe wird mit 27 Kilometern angegeben. Das Beben ereignete sich um 04:56 Uhr UTC (11:56 Uhr Ortszeit). Es gab zahlreiche Nachbeben.

Indonesien. © EMSC/Leaflet

Der Erdstoß war heftig, doch aufgrund der Tiefe wirkte er sich an der Erdoberfläche nicht so stark aus, wie man anhand der Magnitude meinen könnte. Dennoch war er auch in der fast 300 Kilometer entfernten Stadt Binjai deutlich zu spüren gewesen. Eine Tsunamigefahr bestand nicht.

Bislang liegen keine Berichte über größere Schäden oder Opfer vor. In den sozialen Medien geteilte Aufnahmen zeigen aber leichtere Gebäudeschäden, wie abgeplatzten Verputz und abgebrochene Fassadenteile.

Simeulue liegt am Sunda-Bogen. Die Region ist eine der aktivsten Erdbebenzonen der Welt. Sie markiert die Grenze zwischen der Indisch-Australischen und der Eurasischen Platte, an der die schwerere Indisch-Australische Platte unter die Eurasische abtaucht. Diese Subduktion führt regelmäßig zu starken Erdbeben und gelegentlich zu verheerenden Tsunamis.

Historisch ist Simeulue und die angrenzende Region durch mehrere schwere Erdbeben geprägt: 2004 löste ein gewaltiges Beben der Magnitude 9,1 vor der Nordküste Sumatras den verheerenden Tsunami aus, der weltweit Tausende Todesopfer forderte. Ein Jahr später, 2005, erschütterte ein Beben der Stärke 8,6 die Gegend um Simeulue und Nias. Diese Ereignisse zeigen, wie stark und aktiv die tektonischen Prozesse in diesem Gebiet sind.

Das aktuelle Beben reiht sich in das Muster von Spannungsentladungen entlang der Subduktionszone ein. Die moderate Tiefe von 27 Kilometern spricht für eine ruckartige Bewegung an der Plattengrenze, bei der sich Spannungen lösen.

Die Bevölkerung in Simeulue und den umliegenden Gebieten ist aufgrund der historischen Erdbeben gut auf solche Ereignisse vorbereitet. Dennoch erinnert das Beben an die permanente Gefahr, die von den tief unter dem Meeresboden verlaufenden tektonischen Kräften ausgeht.

Die Erdbeben bei Simeulue sind nicht die einzigen Erschütterungen im Bereich von Sumatra. Bei den weiter südlich gelegenen Nias-Inseln ereigneten sich 2 mittelstarke Erdbeben. In den letzten Tagen gab es am Rand der Toba-Caldera bereits einige Erschütterungen.

Hawaii: Erdbeben Mb 4,6 am Kilauea

Erdbeben Mb 4,6 erschüttert Kilauea-Südflanke nahe der Küste

Ein Erdbeben der Magnitude 4,6 hat am späten Dienstagabend (Ortszeit) die Insel Hawaii erschüttert. Das Beben ereignete sich um 23:49 Uhr HST (in Europa war es da bereits Mittwochmorgen) und hatte ein Hypozentrum in rund 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag 23 Kilometer süd-südöstlich von Mountain View im Distrikt Puna nahe der Südküste der Insel, in einer Region, die vom Vulkan Kilauea dominiert wird. Die Erschütterung war in einem großen Umfeld zu spüren gewesen und es liegen Wahrnehmungsmeldungen aus dem 360 Kilometer entfernten Honolulu vor.

Hawaii. © EMSC/Leaflet

Der Erdstoß war tektonisch bedingt und stand mit einer Störungszone in Verbindung, an der ein Teil der Kilauea-Südflanke langsam abrutscht, ähnlich wie es sich mit der Ätna-Ostflanke verhält. Diese Phänomene belegen die tektonische Instabilität von Vulkanen und erklären, warum es so viele hufeisenförmige Calderen auf der Erde gibt.

Auswirkungen auf die Aktivität der benachbarten Vulkane Mauna Loa und Kilauea konnten nicht festgestellt werden. Ein direkter Zusammenhang mit dem Ende der jüngsten Eruptionsphase des Kilauea wurde nicht erkannt.

Die 37. Phase der anhaltenden Eruption am Gipfel des Kilauea endete rund zehn Minuten vor dem Erdbeben. Sie hatte etwas mehr als neun Stunden angedauert und war von intensivem Lavaausstoß aus dem nördlichen Kraterbereich geprägt.

Wie ein Blick auf die Shakemap enthüllt, war dieses Beben nicht das einzige, das sich in den letzten 24 Stunden auf Big Island ereignete. Es gab mehrere schwächere Beben, vor allem im Süden der Insel. Das jüngste manifestierte sich nahe der Nordküste.

Nach Einschätzung des Hawaiian Volcano Observatory (USGS) waren nur geringe oder keine Schäden zu erwarten. Eine Gefährdung durch einen Tsunami bestand nicht, da die Stärke des Bebens für die Entstehung einer solchen Welle nicht ausreichte.

Zum Zeitpunkt des Bebens galt lediglich der Hinweis, mögliche Nachbeben ernst zu nehmen und gegebenenfalls lokale Schäden zu überprüfen. Weitere Folgen für die Bevölkerung oder kritische Infrastruktur traten nach derzeitigem Kenntnisstand nicht auf.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 3,3 am Dienstagabend

Campi Flegrei © EMSC/Leaflet

Erdbeben Md 3,3 erschüttert Campi Flegrei – Bodenhebung bleibt bei 25 mm im Monat

Datum: 25.11.2025 | Zeit: 22:21:54 UTC | Koordinaten 40.829 ; 14.140 | Tiefe: 10 km | Md 3,3




Am Dienstagabend um 23:21:54 Uhr Lokalzeit wurde die süditalienische Caldera von einem Erdbeben der Magnitude 3,3 erschüttert. Das Hypozentrum lag nur 2,7 Kilometer unter der Solfatara, einem der aktivsten hydrothermalen Austrittsbereiche des Vulkans. Das Ereignis wurde in zahlreichen Orten der Region deutlich verspürt und löste sofort rege Diskussionen in sozialen Netzwerken aus. Wie so oft kam das Erdbeben nicht allein: Seit gestern wurden mehr als 40 Erschütterungen detektiert, was die anhaltende seismische Unruhe im Gebiet der Campi Flegrei unterstreicht.

Die zuständigen Behörden informierten die Bevölkerung über die Ereignisse und erklärten den jüngsten Erdbebenschwarm am Morgen für beendet. Allerdings dürfte es nicht lange dauern, bis der nächste Schwarm einsetzt. Problematisch ist, dass das INGV Neapel derzeit dringende Wartungsarbeiten durchführt, wodurch das Echtzeitwarnsystem zeitweise offline ist. Sollte erneut ein Schwarm beginnen, könnten aktuelle Warnungen verspätet eintreffen.

Gestern veröffentlichten die Vulkanologen auch das neue Wochenbulletin für den Zeitraum vom 17. bis 23. November. In dieser Woche wurden 110 Erdbeben registriert, das stärkste mit Magnitude 3,0. Die Bodenhebung hält unverändert an und beträgt derzeit rund 25 Millimeter pro Monat. Seit November 2005 hob sich der Boden um insgesamt 157 Zentimeter, davon 19,5 Zentimeter allein im Jahr 2025. Diese fortgesetzte Hebung gilt als wichtiger Hinweis auf Druckaufbau im Untergrund, der sich auch in den weiterhin anhaltenden Kohlendioxidemissionen äußert. Sie liegen im Schnitt bei 5000 Tonnen am Tag.

Besorgniserregend ist zudem die konstant hohe Fumarolentemperatur in der Solfatara. An der Bocca Grande werden weiterhin rund 173 Grad heiße Gase emittiert. Dieser Wert gilt inzwischen als stabiler Durchschnitt und nicht mehr als kurzfristige Spitze, was auf ein dauerhaft stark erhitztes hydrothermales System schließen lässt.

Wie im letzten Update zu den Campi Flegrei berichtet, wurde 1935 eine Fumarolentemperatur von bis zu 190 Grad gemessen, als es nahe der Bocca Grande zu einer hydrothermalen Explosion kam, die einen 2 Meter durchmessenden Krater generierte. Zwar werden entsprechende Temperaturen noch nicht erreicht, allzufern ist man von diesem Punkt aber nicht mehr.

Japan: Erdbeben Mb 5,4 am Vulkan Aso

Mittelstarkes Erdbeben am Nordrand der japanischen Caldera Aso – Vulkan noch ruhig

Datum: 25.11.2025 | Zeit: 09:01:18 UTC | Koordinaten 33.054 ; 131.107 | Tiefe: 10 km | Mb 5,4

Auf der japanischen Insel Kyūshū bebte die Erde in einer Tiefe von 10 Kilometern mit einer Magnitude von 5,4. Das Epizentrum lag im Zentrum der Insel, am Nordrand der Aso-Caldera, etwa 13 Kilometer nördlich des gleichnamigen Ortes. Der Erdstoß manifestierte sich um 09:01:18 UTC. In Japan war es bereits 18:01:18 Uhr. Es gab ein Nachbeben der Magnitude 3,0.

Aso. © EMSC/Leaflet

Das Hauptbeben wurde von der Bevölkerung deutlich gespürt und weckte Erinnerungen an das Kumamoto-Erdbeben von 2016, das eine Magnitude von 7,0 hatte und einige Schäden verursachte. Allerdings lag dieses Beben weiter südlich an der Futagawa-Verwerfung. Diese verläuft entlang des Ostrands der Aso-Caldera und verliert sich an deren Nordrand, etwa dort, wo der aktuelle Erdstoß stattfand.

Obwohl das Erdbeben tektonischen Ursprungs war, war es stark genug, um sich auf die Aktivität des Vulkans auswirken zu können. Zudem liegen im Wirkungskreis des Bebens auch Vulkane wie Kirishima und Sakurajima, die ebenfalls mit erhöhter Aktivität reagieren könnten.

Der Aso-Vulkan auf Kyūshū gehört zu den größten aktiven Vulkanen Japans und zeichnet sich durch seine gewaltige Caldera sowie den aktiven Nakadake-Krater aus. Der Vulkan ist latent unruhig und emittiert eine Dampfwolke, die bis zu 200 Meter hoch aufsteigt. Zudem werden vulkanisch bedingte Erdbeben und auch Tremor registriert. Allerdings ist der Vulkan nicht so unruhig, dass das Japanische Wetteramt (JMA) ständig aktualisierte Berichte herausgibt. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich ein aktiver Magmenkörper unter dem Vulkan befindet und dass der Vulkan jederzeit ausbrechen könnte. Die aktuelle Warnstufe ist „1“. Im Juli wurde sie kurzfristig auf „2“ angehoben, da es zu einem Erdbebenschwarm gekommen war.

Im Juli 2025 wurde die Warnstufe kurzfristig von Stufe 1 auf Stufe 2 erhöht, nachdem verstärkte vulkanische Mikrobeben registriert wurden. Ende Juli wurde die Warnstufe jedoch wieder auf Stufe 1 gesenkt, da sich die vulkanische Aktivität beruhigte. Bei Warnstufe 1 ist der Zugang zum Krater grundsätzlich wieder möglich, jedoch können weiterhin Gasemissionen und kleinere vulkanische Aktivitäten auftreten.

DRK: Erdbeben Mb 4,6 am Kivu-See

Beide Arme des Rifvalleys, dazwischen der Lake Victoria. Die aktiven Vulkane beider Arme Vulkane fast auf einer geogr. Breite. © EMSC/Leaflet

Mittelstarkes Erdbeben erschüttert Süden des Kivu-Sees – Gefahr von Kohlendioxidausgasungen

Datum: 24.11.2025 | Zeit: 12:22:10 UTC | Koordinaten -2.728 ; 28.612 | Tiefe: 10 km | Mb 4,6

Ein Erdbeben der Stärke 4,6 hat am Montagnachmittag die Kivu-Region im Osten der Demokratischen Republik Kongo erschüttert. Das Beben ereignete sich um 14:22 Uhr Ortszeit rund 37 Kilometer südlich von Bukavu und war in weiten Teilen der Region spürbar. Schäden wurden zunächst nicht gemeldet, doch der Erdstoß rückt erneut die komplexe und potenziell gefährliche Geodynamik der Region am Albert-Rift in den Fokus des Interesses. Hierbei handelt es sich um eine Zone, in der sich tektonische Spannungen, aktiver Vulkanismus und ein außergewöhnlich gasreicher See zusammentreffen, was ein hohes Gefahrenpotenzial für die Bevölkerung mit sich bringt.

Die Region liegt im westlichen Zweig des Ostafrikanischen Grabensystems, wo sich der afrikanische Kontinent langsam auseinanderzieht und zu zerbrechen droht. Diese Dehnung führt regelmäßig zu moderaten Erdbeben wie dem aktuellen Ereignis. „Die seismische Aktivität ist hier ein permanenter Prozess des Rift-Systems“, erklären Geologen. Doch die Erschütterungen sind nicht nur tektonische Randerscheinungen, denn sie können auch mit dem assoziierten Vulkanismus und dem Kivu-See selbst in Wechselwirkung treten.

Nur wenige Dutzend Kilometer nördlich des Epizentrums erheben sich die Vulkane Nyiragongo und Nyamuragira, zwei der aktivsten Feuerberge Afrikas. Ihre Magmasysteme reichen tief unter die Region und werden durch tektonische Bewegungen beeinflusst. Stärkere Beben können Magmenkörper stören, den Druck verändern oder hydrothermale Systeme aktivieren. Zwar gilt ein Beben der Magnitude 4,6 als zu schwach, um direkt vulkanische Aktivität auszulösen, doch es zeigt, dass das Spannungsfeld im Kivu-Rift weiterhin dynamisch ist.

Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Kivu-See, einem der weltweit größten Gasreservoire. In seiner Tiefe lagern enorme Mengen Kohlendioxid und Methan, gespeist durch vulkanische und biologische Prozesse. Die stabile Schichtung des Sees verhindert, dass diese Gase entweichen – doch starke Störungen könnten theoretisch eine gefährliche Entgasung einleiten, die wohlmöglich ähnlich katastrophale Folgen hätte, wie das Ereignis 1986 am Nyos-See.  Wahrscheinlich reicht ein einzelnes moderates Beben wie das jüngste nicht aus, um diese Schichtung aufzubrechen. Dennoch wird jedes Ereignis sorgfältig analysiert, da die Kombination aus Rifttektonik, aktiven Vulkanen und einem potenziell entgasenden See eine seltene und sensible geologische Konstellation bildet.