Mount Rainier: Schwarmbeben lässt langsam nach

Erdbeben unter dem Mount Rainier lassen nach – fast 500 Beben lokalisiert

Seattle, 12.07.2025Der Erdbebenschwarm, der den Mount Rainier (US-Bundesstaat Washington) seit dem 8. Juli erschüttert, lässt weiter nach, doch noch immer werden stündlich mehrere Erschütterungen detektiert.  Während der Hochphase des Schwarms manifestierten sich bis zu 30 Beben pro Stunde.

Beben am Rainier

Bis zum Morgen des 12. Juli lokalisierten das Cascades Volcano Observatory (CVO) und das Pacific Northwest Seismic Network (PNSN) insgesamt 464 Beben. Darüber hinaus gab es eine große Anzahl schwacher Beben, die aufgrund der geringen Magnitude nicht lokalisiert werden konnten. Das bislang stärkste Beben im Rahmen des Schwarms erreichte eine Magnitude von 2,4 und wurde am 11. Juli gemessen. Die Hypozentren der Erdbeben liegen in Tiefen zwischen zwei und sechs Kilometern unter dem Gipfel des Vulkans.

Geophysikalische Messungen zeigen keine Hinweise auf Bodenverformung oder andere Veränderungen, wie sie mit aufsteigendem Magma in Verbindung stehen könnten. Vulkanologen interpretieren den Schwarm daher als Folge hydrothermaler Prozesse: magmatische Fluide bewegen sich entlang tektonischer Bruchzonen und verursachen die Erschütterungen.

Trotz des auffälligen Erdbebenschwarms sehen die Fachleute derzeit keinen Grund zur Beunruhigung. „Die Aktivität entspricht dem typischen Hintergrundverhalten des Vulkans und zeigt keine Hinweise auf aufsteigendes Magma“, heißt es in einer Mitteilung des CVO. Dennoch werde man die Entwicklung weiterhin genau beobachten und bei veränderten Mustern entsprechend informieren.

Mount Rainier erhebt sich auf über 4.390 Meter und dominiert das Landschaftsbild südöstlich von Seattle im Bundesstaat Washington. Der Vulkan gilt als einer der potenziell gefährlichsten der Vereinigten Staaten – nicht wegen häufiger Ausbrüche, sondern aufgrund seiner mächtigen Eiskappe und der Möglichkeit sogenannter Lahare – hierbei handelt es sich um vulkanisch bedingte Schlammströme. Bei einem zukünftigen Ausbruch könnten solche Ströme das dicht besiedelte Umland in kürzester Zeit erreichen.




Mount Rainier gehört zur Kaskaden-Vulkankette, die sich entlang der Westküste Nordamerikas von Nordkalifornien bis in den Süden British Columbias zieht. Die Vulkane dieser Region , zu denen auch der Mount St. Helens gehört, entstehen durch die Subduktion entlang des Nordamerika-Grabens vor der Westküste der USA.

Der letzte nachgewiesene Ausbruch des Mount Rainier liegt mehrere hundert Jahre zurück, doch sein Potenzial bleibt im Fokus der Überwachung. Gerade weil er in der Nähe dicht besiedelter Gebiete liegt, zählt Rainier für die US Geological Survey (USGS) zu den „Vulkanen mit hoher Priorität“ in der wissenschaftlichen Beobachtung.

Guatemala: Erdbeben am Vulkan Agua halten an

Weitere Erdbeben am Agua in Guatemala – Zahl der Todesopfer gestiegen

Guatemala City, 11.07.2025Eingestürzte Hauswände, demolierte Autos, geborstene Leitungen und abgerutschte Straßen prägen das Bild der Erdbebenregion in Amatitlán, wenige Kilometer südlich von Guatemala City. Und ein Ende der Beben war gestern noch nicht in Sicht. Die Intensität des Nachbebenschwarms hatte zwar nachgelassen, doch es wurden immer noch spürbare Beben generiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 4,0 und ein Hypozentrum in nur 3 Kilometern Tiefe. Dieses Beben manifestierte sich im Bereich der unteren Nordostflanke des Vulkans Agua. Ein Beben Mb 3,8 lag sogar im Gipfelbereich des ruhenden Feuerbergs.

Die Nähe der Erdbeben zum Vulkan wirft natürlich die Frage auf, ob sie rein tektonischen Ursprungs sind oder ob ein Zusammenhang mit Fluidbewegungen unter dem Vulkan bestehen könnte.

Kaputte Straße
In diesem Jahr haben wir bereits einige interessante Erdbebenschwärme gesehen, die vermutlich mit Magmenintrusionen in Verbindung standen. Allen voran die Schwärme bei Santorin und im äthiopischen Afar-Dreieck. Doch in Guatemala ist die Situation nicht so eindeutig, denn im Gegensatz zu den beiden anderen Ereignissen gab es hier ein klar definiertes Hauptbeben, das sich in der Nähe einer Störungszone ereignete, die den Westrand des Guatemala-City-Grabens markiert. Tatsächlich ereigneten sich die anderen Erdbebenschwärme auch in vulkanisch geprägten Grabensystemen. Hier ist man davon ausgegangen, dass steigernder Druck im Untergrund infolge von Magmenintrusionen Spannungen verursachte, die an den tektonischen Randstörungen Erdbeben verursachten. Während die Erdbeben in Griechenland und Äthiopien mit Bodenverformungen einhergingen, liegen aus Guatemala diesbezüglich noch keine Daten vor, so dass wir uns bis zur endgültigen Einschätzung der Lage noch gedulden müssen.




Klar ist inzwischen aber, dass die Folgen der Erdbeben und vor allem des Initialbebens Mb 5,6 schlimmer ausfielen, als zuerst angenommen: Die Zahl der Todesopfer ist auf 4 gestiegen. Zahlreiche Gebäude wurden beschädigt, manche so stark, dass sie unbewohnbar geworden sind. Es gab nicht nur Risse in Straßen, sondern auch Abrutschungen, von denen auch Berghänge betroffen waren. Zudem kamen Steinschläge. Last but not least wurden die künstlich angelegten Terrassen am Acatenango beschädigt, auf denen Beobachter des Vulkans Fuego zu nächtigen pflegen. Der Fuego selbst reagierte jedenfalls nicht mit einer gesteigerten Aktivität auf die Erschütterungen in seiner Nähe. Im Gegenteil: In den letzten Tagen gab es keine Explosionen, nur starke Entgasungen mit leichten Ascheexhalationen.

Island: zwei Beben unter der Hekla

Zwei Erschütterungen unter dem Gipfelbereich der Hekla detektiert

Selfoss, 10.07.2025Unter der Hekla im Süden Islands ereigneten sich heute Morgen zwei weitere schwache Erdbeben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Sie manifestierten sich gegen 05:25 Uhr UTC und folgten nur eineinhalb nacheinander. Die Herdtiefen wichen stark voneinander ab: Während sich ein Beben in 10 Kilometern Tiefe ereignete, befand sich das Hypozentrum des anderen Bebens in nur 500 m Tiefe unter dem Meeresspiegel.

Zwei Erdbeben unter Hekla. © IMO

An den meisten anderen Vulkanen der Welt wären diese zwei Mikrobeben keine Erwähnung wert, doch da es unter Hekla selten bebt und seismische Krisen normalerweise nur unmittelbar vor einer Eruption auftreten, könnten die vereinzelten Beben der letzten Tage und insbesondere das Schwarmbeben in der Nähe des Vulkans, das sich am Sonntag ereignet hatte, auf Fluidbewegungen hindeuten. Die Bodenhebung der dem Gipfelbereich am nächsten gelegenen Station, die online ist, zeigte in den vergangenen Tagen einen leichten Aufwärtstrend, den es ähnlich aber auch an der Katla zu sehen gab. Daher könnte es sich um ein messtechnisches Phänomen handeln.

Im langjährigen Mittel eruptierte Katla alle 10 Jahre, wobei es auch längere Perioden ohne Aktivität gab. In einer solchen scheinen wir uns zu befinden, denn der letzte Ausbruch ist 25 Jahre her. Bereits vor 10 Jahren gab es eine deutliche Bodenhebung an der Hekla und damals rechnete man bereits mit einem Ausbruch des überfälligen Vulkans, doch dieser blieb aus. Vielleicht braut sich aber jetzt langsam was zusammen.

Zusammenbrauen tut sich unter Reykjanes etwas mit Gewissheit, doch der genaue Zeitpunkt des nächsten Ereignisses bei Svartsengi bleibt unklar. Während ich von einer Eruption Ende Juli ausgehe, rechnen die isländischen Forscher mit einem neuen Ereignis erst im Herbst. Die Bodenhebung geht indes munter weiter. An der Messstation SKSH liegt sie bei gut 350 mm und hat damit den höchsten Wert seit November 2023 angenommen.

Auf der Shakemap oben sieht man auch, dass es weitere Erdbeben unter dem Myrdalsjökull und der Katla gab. Dort ist ein Gletscherlauf in Progress.

Guatemala: Erdbeben zwischen Vulkanen richtete Schäden an

Epizentrum des Erdbebens zwischen den Vulkanen Agua und Pacaya. © EMSC

Erdbeben Mb 5,7 am Vulkan Agua richtete moderate Schäden – Epizentrum im Vulkangebiet südlich der Hauptstadt

Datum: 08.07.2025 | Zeit: 21:41:30 UTC | Koordinaten: 14.440 ; -90.655 | Tiefe: 10 km | Mb 5,7

Antigua, 09.07.2025Ein vergleichsweise starkes Erdbeben der Magnitude 5,7 richtete gestern Nachmittag (Ortszeit) in Guatemala moderate Schäden an, erzeugte Risse in Straßen und Häusern und ließ mehrere Wände in der Ortschaft Amatitlán und Umgebung einstürzen. Trümmer stürzten auf die Straßen und demolierten Fahrzeuge. Es wurden zwei Todesopfer gemeldet.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Erdbeben Lateinamerikas ereignete es sich nicht vor der Küste, sondern im Süden von Amatitlán, einem Ort am gleichnamigen See im Großraum Guatemala City. Das Besondere: Das Epizentrum lag zwischen den Vulkanen Pacaya und Agua und wurde 12 km süd-südwestlich von Villa Nueva verortet. Der Erdbebenherd lag in ca. 10 Kilometern Tiefe. Die Daten stammen vom EMSC und es gibt leicht abweichende Magnitudenwerte von anderen Erdbebendiensten.

Erdbebenschäden nahe Guatemala City. © FB

Neben dem Hauptbeben gab es 36 weitere Erschütterungen, von denen zwei Magnituden von 4,8 hatten. Eines dieser Beben lag unter der Südflanke des Volcán de Agua. Das Hauptbeben manifestierte sich in einer Schlucht an der Basis des Vulkans, etwa 9 Kilometer von seinem Gipfel entfernt. Genauso weit ist es zum Pacaya-Gipfel. Während der 3760 m hohe Volcán de Agua nicht während des Holozäns ausbrach, eruptierte der Pacaya zuletzt 2021. Er könnte durchaus auf das Erdbeben reagieren. Schließlich ist da noch der Volcán de Fuego, der als dritter aktiver Vulkan ebenfalls im Wirkungskreis des Erdbebens liegt und sich 15 Kilometer westlich des Agua befindet.

Komplexes tektonisches Setting im Guatemala-City-Graben

Tektonisches Setting. © Research Gate

Das bestimmende tektonische Element Guatemalas verläuft in Form der Subduktionszone des Mittelamerikagrabens vor der Pazifikküste des Landes. Dort wird die Cocos-Platte unter die Karibische Platte subduziert und teilweise geschmolzen. Die Schmelze steigt östlich der Subduktionszone auf und speist die Vulkane der Kordilleren. Doch diesmal zeigt sich nicht der Mittelamerikagraben für die Erdbeben verantwortlich, denn in dem Erdbebengebiet gibt es mehrere kleinere Störungszonen, die zusammen ein komplexes tektonisches Setting schaffen: Die Jocotán-Verwerfung ist das größte Element dieses Settings und liegt nördlich von Guatemala City. Hierbei handelt es sich um eine ost-west-streichende Transformstörung mit sinistralem Verschiebungssinn. Parallel dazu verläuft im Süden die kleinere Jalpatagua-Störung, bei der es sich ebenfalls um eine Blattverschiebung handelt, die aber nach rechts (dextral) versetzt ist. Senkrecht zwischen diesen beiden Störungen verläuft der Guatemala-City-Graben, in dem der Amatitlán-See liegt. Die östliche Störung entlang der Grabenschulter ist mit dem Pacaya assoziiert, während die westliche Normalverwerfung mit dem Agua in Verbindung steht. Die Erdbeben manifestierten sich an dieser Störung, in der Nähe des Kreuzungspunktes mit der Jalpatagua-Störung. Bis jetzt ist eine Reaktion der Vulkane auf die Erdbeben ausgeblieben, wobei es sein kann, dass Eruptionen ausgelöst, aber auch verhindert werden.




Aussichtsterrassen am Acatenango-Fuego beschädigt

Terrassen am Acatenango

Obwohl sich bis jetzt keine ungewöhnlichen Eruptionen ereigneten, blieben die Beben zumindest für Vulkanbeobachter am Fuego nicht folgenlos: In den sozialen Medien tauchten Aufnahmen auf, nach denen die Terrassen am Camp des benachbarten Acatenango beschädigt wurden, auf denen mittlerweile nicht nur Zelte stehen, sondern auch Hütten errichtet wurden, in denen die Vulkanbeobachter übernachten, die den Fuego beobachten. Risse destabilisierten einige der Terrassen, so dass sie abzurutschen drohen. Die Besucher wurden evakuiert. Die Ereignisse lösten eine erneute Diskussion um die Sicherheit der Vulkanbeobachter aus und es stellte sich heraus, dass zumindest die Hütten ohne Genehmigung des Nationalparks errichtet wurden. Manche Stimme fordern sogar die komplette Einstellung des Vulkantourismus.

Obwohl ich selbst auch schon in Zelten auf den Terrassen übernachtet habe, finde ich den Wildwuchs mit den Hütten komplett übertrieben. Hier etabliert sich Massentourismus mit einem Komfort, der an einem Vulkan nichts zu suchen hat!

Kreta: Erdbeben Mb 5,0 am 7. Juli

Mittelstarkes Erdbeben erschüttert den Osten von Kreta – Epizentrum lag offshore

Datum: 07.07.2025 | Zeit: 17:46:06 UTC | Koordinaten: 34.988 ; 26.689 | Tiefe: 09 km | Mb 5,0

Heraklion, 07.07.2025Heute Abend wurde die griechische Insel Kreta erneut von einem mittelstarken Erdbeben erschüttert. Der Erdstoß manifestierte sich um 17:46:06 Uhr UTC in einer Tiefe von 9 Kilometern. Das Epizentrum befand sich vor der Ostküste und wurde 46 km ost-südöstlich von Palekastro verortet. Die Daten stammen vom EMSC und sind erst wenige Minuten alt, daher könnten sie noch korrigiert werden. Das GFZ zeigt eine Magnitude von 4,3 an.

Erdbeben Kreta. © EMSC

Erdbeben dieser Magnitude können bereits leichte Schäden an der Infrastruktur hervorrufen. Doch aufgrund der Lage vor der Küste halte ich Schäden für wenig wahrscheinlich. Dafür konnte das Erdbeben selbst in 500 Kilometern Entfernung zum Epizentrum noch deutlich gespürt werden. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen bis aus dem Westen der Türkei vor.

Tektonisch betrachtet manifestierte sich der Erdstoß wahrscheinlich am Ptolemäus-Graben, der südöstlich der kretischen Küste verläuft und bis zur Nachbarinsel Karpathos reicht. Zusammen mit dem Plinius-Graben umschließt er einen kontinentalen Splitter im Randbereich der Ägäischen Platte. Hier übertragen sich Spannungen infolge der Subduktion am Hellenischen Bogen, die sich in den zahlreichen Beben der Region entladen.

Der hellenische Bogen war heute Schauplatz mehrerer Erdbeben. Hierzu zählt ein kleiner Erdbebenschwarm im Osten Griechenlands. sowie ein Erdbeben Mb 4,5 im Ionischen Meer.

Nördlich von Kreta gab es auch wieder schwache Erdbeben bei Santorin. Dort gab es direkt unter der Insel ein Beben Mb 2,0. Unruhige Zeiten für die Ägäische Platte.

Erhöhte Erdbebengefahr in der Ägäis?

Gerade zur Urlaubszeit stellen sich viele Ägäis-Reisende die Frage, ob es derzeit eine besonders große Erdbebengefahr in der beliebten Urlaubsregion gibt. Tatsächlich könnte man den Eindruck gewinnen, dass es dieses Jahr besonders viele Erdbeben im östlichen Mittelmeerraum gibt, doch mit Ausnahme des starken Schwarm bei Santorin, der im Frühjahr für Aufsehen sorgte, bewegt sich die Seismizität noch im üblichen Rahmen. Entlang der kontinentalen Nahtstellen im östlichen Mittelmeerraum kann es immer zu Starkbeben kommen, ohne dass es irgendeine Vorwarnung geben würde. Statistisch betrachtet setzt man sich aber keinem besonders hohen Risiko aus, wenn man sich mal 2 Wochen im Jahr dort aufhält.

In Bezug auf Santorin bin ich noch etwas skeptisch, ob die scheinbare Ruhe nicht jene vor dem Sturm sein könnte. Doch auch hier würde ich das Risiko ehr als gering einschätzen, dort während seines Urlaubs in Schwierigkeiten zu kommen. Ausgeschlossen ist es allerdings nicht.

Als Urlauber im Osten der Türkei würde ich mir generell gut den Zustand meines Hotels angucken und Fluchtwege einprägen, denn hier erwartet man innerhalb der nächsten Jahrzehnte ein Starkbeben, das ein großes Zerstörungspotenzial haben wird. Sorgen würde ich mich aber nur als Anwohner, nicht als Besucher der Region.

Neuseeland: Erdbeben Mw 6,3 vor der Südküste

Starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 erschüttert Süden von Neuseeland

Datum: 07.07.2025 | Zeit: 12:53:43 UTC | Koordinaten:  -47.168 ; 165.522 | Tiefe: 33 km | Mw 6,3

Dunedin, 07.07.2025Neuseeland wurde heute Mittag von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,3 erschüttert. Das Hypozentrum wurde in 33 Kilometern Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum befand sich vor der Südküste und wurde 211 km südwestlich von Riverton verortet. Diese Daten stammen vom GFZ Potsdam. Das USGS gab die Tiefe des Erdbebenherds mit 10 Kilometern an. Zudem gab es ein Nachbeben der Magnitude M 4,2.

Erdbeben Neuseeland. © GFZ

An der Erdoberfläche blieb das Beben ohne nennenswerte Folgen. Es wurden weder Schäden noch Wahrnehmungsmeldungen bekannt. Dennoch ist das Beben von akademischem Interesse, da es sich theoretisch auf die Aktivität der Vulkane auf der Nordinsel auswirken könnte.

Tektonisch betrachtet steht das Erdbeben mit der Kollision der Pazifischen Platten mit der Indoaustralischen Platte im Zusammenhang: Die Plattengrenze ändert in ihrem Verlauf den Charakter von der konvergenten Subduktionszone des Kermadec-Grabens vor der Ostküste der Nordinsel zur dextralen Transformstörung des Alpine Fault im Westen der Südinsel. Diese Änderung des Charakters ist es zu verdanken, dass es auf der Südinsel keine aktiven Vulkane gibt, denn normalerweise entstehen die Subduktionszonen-Vulkane des pazifischen Feuerrings entlang der konvergenten Plattengrenzen. Das Erdbeben manifestierte sich in dem Bereich der Plattengrenze, wo sie südlich von Neuseeland ein weiteres Mal ihren Charakter ändert und zwar von der Transformstörung in die Subduktionszone entlang des Puysegur-Grabens.

Übrigens gab es auch nördlich von Neuseeland Erdbeben entlang des Kermadec-Grabens, der sich in seiner Verlängerung bis nach Fidschi zieht. Interessant ist ein Beben Mb 3,7 in der Nähe der Vulkaninsel White Island, die in der Bucht von Plenty liegt. Der Vulkan war im Frühjahr besonders aktiv, doch die Tätigkeit ist in den letzten Wochen zurückgegangen. Weitere mittelstarke Erschütterungen ereigneten sich bei Tonga (M 5,5) und Fidschi (M 4,7).

Nicobaren: Weitere Erdbeben schüren Sorgen vor Tsunami

Erhöhte seismische Aktivität in der Nicobaren-See – Parallelen zur Katastrophe von 2004?

Port Blair, 06.07.2025 – In der Nikobaren-See nördlich von Sumatra registrierten Seismometer zwei Schwärme mittelstarker Erdbeben an unterschiedlichen Lokationen. Ähnlich wie im japanischen Ryūkyū-Archipel gab es im Norden der Nicobaren-See einen Erdbebenschwarm, der mehrere Tage anhielt. In den letzten 24 Stunden manifestierten sich südlich des ersten Schwarms weitere Erdbeben deren Epizentren vor der Küste Sumatras liegen. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 5,4, gefolgt von 2 Beben mit den Magnituden 4,7 und 4,6. Diese Beben standen mit der großen Sumatra-Blattverschiebung in Verbindung.

Zwei Schwarmbeben. © EMSC

Während das aktuelle Schwarmbeben tektonischer Natur ist, könnte der erste, weiter nördlich gelegene Schwarm magmatisch bedingt gewesen sein. Die gesteigerte seismische Aktivität in der Region schürt Sorgen, dass es entweder zu einem tektonischen Starkbeben kommen könnte oder zu einer submarinen Eruption. In beiden Fällen besteht die Gefahr, dass Tsunamis auftreten. Während bei tektonischen Erdbeben der Meeresboden explosionsartig versetzt werden kann, besteht bei submarinen Vulkanausbrüchen die Gefahr, dass Massenbewegungen Tsunamis generieren. Genau hier setzt der thailändische Meeresökologe Thon Thamrongnawasawat an: In einem FB-Post warnt er vor einem möglichen submarinen Vulkanausbruch und erinnert zugleich an das verheerende Beben von 2004.

Tektonisch betrachtet liegt die aktuelle Erdbebenregion unweit einer aktiven Subduktionszone, wo sich die Indische Platte unter die Burmaplatte schiebt. Diese Plattengrenze ist Teil des sogenannten Sunda-Bogens, eines ausgedehnten tektonischen Systems, das sich von Sumatra über die Andamanen bis zu den Nikobaren erstreckt. Im Westen dieses Systems befindet sich der Sunda-Graben, eine der seismisch aktivsten Zonen der Erde. Entlang dieser Linie entstehen nicht nur Erdbeben, sondern auch Vulkane.

Obwohl es bislang keine Hinweise auf ein unmittelbar bevorstehendes Großereignis gibt, rufen Experten wie Thamrongnawasawat zu Wachsamkeit in der Region auf. Ich persönlich halte ein Großereignis für wenig wahrscheinlich. Allerdings könnte sich in der Verlängerung der Sumatra-Verwerfung zwischen den beiden Erdbebenclustern eine seismische Lücke aufgetan haben, an der in nächster Zeit vergleichbare Erdbeben entstehen könnten.

Island: Erdbeben Mb 3,6 unter Bardarbunga

Erdbeben erschütterte Gletschervulkan Bardarbunga – Bodenhebung bei Svartsengi leicht beschleunigt

Reykjavik, 05.07.2025Der isländische Vulkan Bardarbunga, der unter dem Gletscher Vatnajökull verborgen liegt, wurde gestern erneut von einem Beben mit einer Magnitude größer 3 erschüttert. Konkret brachte es der Erdstoß, der sich um 12:27:00 Uhr UTC ereignete, auf eine Magnitude von 3,6. Das Hypozentrum befand sich in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel. Es gab weitere Beben geringerer Magnituden.

Solche Beben treten in den letzten Jahren immer wieder unter dem Vulkan auf und zeugen davon, dass sich unter dem Bardarbunga Magma akkumuliert. Ein erneuter Ausbruch des Vulkans, der zuletzt 2014 ausbrach, liegt aber wohl noch in weiter Ferne.

Bodenhebung SENG. © IMO

Zeitlich vermutlich nur Wochen entfernt ist hingegen ein möglicher Ausbruch bei Svartsengi auf der Reykjanes-Halbinsel, wo sich die Bodenhebung in den letzten 2 Wochen leicht beschleunigte. Seit dem Ende der letzten Eruption Anfang Mai hob sich der Boden an der Messstation SENG um 30 Zentimeter (SKSH sogar um 33 cm) und hat damit wieder den Schwellenwert erreicht, ab dem ein erhöhtes Eruptionsrisiko erreicht ist. Die Vulkanologen von IMO sehen das allerdings noch nicht so, denn sie argumentieren, dass bei der Eruption Anfang April, die mit der Bildung eines neuen Rifts einherging, deutlich mehr Magma in dieses Rift floss, als bei den vorherigen Eruptionen austrat. Dadurch soll sich der obere Magmakörper mehr entleert haben als bei den vorherigen Ereignissen, weshalb es jetzt länger dauern soll, bis wieder so viel Schmelze und Druck vorhanden sind, dass es zu einem neuen Ereignis kommen kann. Zudem ziehen sie Parallelen zu den Krafla-Feuern, bei denen sich vor einer Eruption immer mehr Schmelze ansammeln musste, bevor eine neue Eruption begann.

Ich bin da teilweise anderer Auffassung, denn der Boden bei Svartsengi senkte sich Anfang April nicht weiter ab, als es bei den vorherigen Ausbrüchen der Fall gewesen ist. Meine These ist, dass das zusätzliche Magma, das in das Rift floss und einen Gang bildete, der bis zum Keilir reicht, nicht aus dem flach liegenden Magmareservoir unter Svartsengi stammte, sondern aus dem tiefen Schmelzkörper unter Fagradalsfjall. Sollte dem so gewesen sein, wird man auf Island deutlich früher mit einer weiteren Eruption konfrontiert sein, als man im Allgemeinen meint. Die Vulkanologen rechnen nicht vor Herbst mit einem weiteren Ausbruch.

Japan: Erste Evakuierungen in der Tokara-Inselgruppe

Fähre verlässt Akusekijima. © Kyodo

Anhaltender Erdbebenschwarm veranlasst Menschen der Tokara-Inselgruppe zur Flucht

Kagoshima – 04.07.2025Der anhaltende Erdbebenschwarm rief unter den 700 Bewohnern der Tokara-Inselgruppe Sorgen um ein möglicherweise bevorstehendes Starkbeben hervor und veranlasste jetzt die ersten 13 Menschen zur Flucht von der Insel Akusekijima. Dort leben 76 Personen.

Erdbeben Tokara, © EMSC

Bei den Geflüchteten handelt es sich überwiegend um Kinder und ältere Personen, die mit einer Fähre nach Kagoshima gebracht werden. Die Evakuierungsmaßnahme erfolgte auf freiwilliger Basis, wobei der japanische Zivilschutz zuvor in Kagoshima Notunterkünfte bereitstellte. Die Fahrt dorthin dauert 12 Stunden und ist vom Wetter abhängig. Regulär gibt es nur 2 Fährverbindungen zwischen dem Archipel und Kagoshima.

Die Situation in Japan erinnert mich zum einen an Santorin, wo es im Frühjahr einen ähnlichen Erdbebenschwarm in einem vulkanisch aktiven Gebiet gegeben hatte. Zum anderen gibt es Analogien zu Neapel und dem Archipel der Liparischen Inseln. Neapel liegt im Schatten des Sommavulkans Vesuv, während Kagoshima nur 10 Kilometer vom Sakurajima entfernt liegt, bei dem es sich ebenfalls um einen Sommavulkan handelt. Im Winter werden die Liparischen Inseln mit den Vulkanen Vulcano und Stromboli auch nur 2–3 Mal wöchentlich angesteuert und die Überfahrt dauert ähnlich lange. Allerdings ist das Wetter in Japan meistens rauer und der Seegang höher.  Im Falle einer Naturkatastrophe ist man in der Tokara-Inselgruppe, die zum Ryukyu-Inselbogen gehört, noch schlechter aufgestellt als Italien, da die Inseln dort in der Regel von Sizilien aus mit dem Tragflächenboot schnell erreichbar sind.

Die Erdbeben im Tokara-Archipel gehen auch heute weiter, doch der Erdbebenschwarm scheint etwas an Schwung verloren zu haben. Das stärkste Beben heute hatte eine Magnitude von 4,7. Seit dem 21. Juni ereigneten sich 9 Beben mit Magnituden zwischen 5,0 und 5,5. Insgesamt waren es mehr als 1000 Erschütterungen. Die Epizentren verlagerten sich langsam in Richtung Osten. Offenbar wurden Störungszonen unterschiedlichen Charakters aktiviert, die sich westlich der in Nord-Süd-Richtung streichenden Subduktionszone des Ryukyu-Grabens befinden. Möglicherweise wurden diese Störungen durch Druckänderungen infolge von Magmenaufstieg und einer seitlichen Fluidmigration ausgelöst.




Wie sich die Situation weiter entwickeln wird, ist genauso unklar, wie es bei Santorin der Fall gewesen ist. Am wahrscheinlichsten ist, dass der Erdbebenschwarm, ohne weiteres Chaos zu verursachen, abklingt. Es bleibt aber ein Restrisiko bestehen, dass sich ein Starkbeben oder sogar eine Unterwassereruption ereignen werden.