Campi Flegrei: Erdbeben Mb 3,0 am Samstagabend

Calderavulkan Campi Flegrei von Erdbeben Mb 3,0 erschüttert – Hydrothermale Explosion im Jahr 1935

Datum: 22.11.2025 | Zeit: 17:55:10 UTC | Koordinaten  40.815 ; 14.160 | Tiefe: 2,4 km | Md 3,0

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei wurde am Samstagabend um 18:55:10 Uhr Ortszeit von einem Erdbeben der Magnitude 3,0 erschüttert. Die Herdtiefe lag in 2,4 Kilometern. Das Epizentrum wurde unmittelbar vor der Küste bei Bagnoli verortet. Dem EMSC liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen vor, die sogar zum Teil aus dem benachbarten Neapel kamen. Demnach war der Erdstoß als starker Ruck deutlich spürbar und brachte in Hochhäusern Lampen zum Schwingen.



Campi Flegrei. © EMSC/Leaflet

Bereits am Nachmittag hatte es ein Erdbeben Md 2,2 gegeben, das sich an der Küste südlich der Solfatara zutrug, genauer, am Fuß des Monte Olibano, der inzwischen wegen seines domartigen Charakters, einer Schwereanomalie in der Tiefe und deutlichen Bodendeformationen bekannt ist. Die Schwereanomalie könnte durch eine Magmenintrusion in Form eines Gangs zustande kommen. Bei den Bodendeformationen handelt es sich neben dem allgemeinen Hebungstrend auch um spontane Absenkungen, die mit stärkeren Erdbeben in Verbindung gebracht wurden. Auch der Erdstoß Md 2,2 wurde von den Bewohnern des Areals wahrgenommen.

Das INGV und die Kommune Pozzuoli gaben zu den stärkeren Erdbeben Meldungen heraus. Mit den üblichen Hinweisen und Telefonnummern, unter denen Schäden gemeldet werden können.

Insgesamt gab es seit gestern 25 Erdbeben, was eine vergleichsweise moderate Anzahl darstellt, berücksichtigt man, dass es in den letzten Wochen oft Schwarmbeben mit mehr als 30 Beben pro Tag gab. Dafür entluden sich die angestauten Spannungen dann in dem stärkeren Erdbeben Md 3,0.

Eine nachhaltige Abschwächung der magmatisch bedingten Phänomene in der Caldera ist nicht in Sicht und die Druckbeaufschlagung des Vulkansystems hält weiter an. Früher in der Woche wurde mehrfach das steigende Risiko phreatischer Eruptionen betont, von dem vor allem der Solfatara-Bereich betroffen ist.

Hydrothermale Explosion in 1935 gibt Hinweise auf unbekannte Hebungsphase

In diesem Zusammenhang steht auch eine Meldung aus dem Jahr 1935, die von Anna Peluso – Administratorin der FB-Gruppe zur „Roten Zone der Campi Flegrei“ aus alten Zeitungsarchiven ausgegraben wurde. Damals kam es zu einer hydrothermalen Explosion in der Solfatara, die nicht nur heißen Schlamm förderte, sondern auch Gesteinsbrocken auswarf, als sich ein neuer Schot freisprengte. Vor der Explosion sollen die Fumarolentemperaturen zwischen 160 und 190 Grad geschwankt haben und waren somit deutlich erhöht. Aktuell liegt die Fumarolentemperatur bei 173 Grad.

Diese Erkenntnis ist von großer Relevanz, denn es gibt meines Wissens nach keine Belege dafür, dass es im 20. Jahrhundert vor 1950 bereits eine Bodenhebungsphase gab. Natürlich ist es möglich, dass der Boden damals nicht ständig vermessen wurde und eine Bodenhebungsphase unentdeckt oder unerwähnt blieb. Das würde aber bedeuten, dass der vulkanische Aufheizungsprozess wesentlich früher begann als angenommen oder dass es auch vorher immer wieder zu Hebungs- und anschließenden Senkungsphasen kam und es ein eigenständiges bradyseismisches Phänomen sein kann, unabhängig von einem Aufladen des Vulkans. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse gingen zuletzt davon aus, dass die bekannten Hebungsphasen des 20. Jahrhunderts von Aufladungsprozessen des Vulkans zeugten und es die ersten seit der Monte-Nuovo-Eruption 1538 waren.

Diese Erkenntnis ist von großer Relevanz, denn es gibt meines Wissens nach keine Belege dafür, dass es im 20. Jahrhundert vor 1950 bereits eine Bodenhebungsphase gab. Natürlich ist es möglich, dass der Boden damals nicht ständig vermessen wurde und eine Bodenhebungsphase unentdeckt oder unerwähnt blieb. Das würde aber bedeuten, dass der vulkanische Aufheizungsprozess wesentlich früher begann als angenommen oder dass es doch immer wieder zu Hebungs- und anschließenden Senkungsphasen kam und es ein eigenständigen bradyseimodales Phänomen sein kann, unabhängig von einem Aufladen des Vulkans. Neuste wissenschaftliche Erkenntnisse gingen zuletzt von aus, dass die bekannten Hebungsphasen des 20. Jahrhunderts von Aufladungsprozessen des Vulkans zeugten.

Deutschland: 10 Erdbeben im Wochenverlauf

Erdbeben in Deutschland. © EMSC/Leaflet

10 Erdbeben erschütterten Deutschland innerhalb einer Woche – 3 Beben nahe des Laacher-See-Vulkans in der Eifel

In der Woche zwischen Freitag, dem 14.11.2025, und Freitag, dem 21.11.2025, manifestierten sich in Deutschland 10 schwache Erdbeben. Das stärkste hatte laut EMSC die Magnitude 1,9 und ereignete sich 8 km südwestlich von Essen, genauer in Gelsenkirchen. Auch in der Vulkaneifel gab es 3 weitere Mikrobeben in der Nähe des Laacher-See-Vulkans. Hier ein Überblick.



Erdbeben in Gelsenkirchen

Das Erdbeben Mb 1,9 in Gelsenkirchen – einer Nachbarstadt von Oberhausen, wo ich wohne – hatte ein Hypozentrum in nur 1 km Tiefe und konnte Medienberichten zufolge von den Bewohnern der Gegend gespürt werden. Obwohl es auch im Ruhrgebiet bedeutende Störungszonen gibt, sind die wenigsten von ihnen noch aktiv. Aufgrund der geringen Tiefe des Erdbebenherds gehe ich davon aus, dass das Erdbeben mit dem historischen Kohlebergbau der Region zusammenhing. Möglicherweise kam es zur Senkung eines Stollens oder durch Eingriffe in den Grubenwasserhaushalt entstanden Spannungen in Gesteinsklüften, die sich in dem Erdstoß entluden. Generell ist das Grubenwasser ein Problem für das Ruhrgebiet, da es praktisch auf immer und ewig abgepumpt werden muss.

Weitere Erdbeben am Laacher-See-Vulkan

Laacher-See-Vulkan. © EMSC/Leaflet

Im Kontext von Vnet von besonderem Interesse sind die drei schwachen Erdbeben südlich des Laacher-See-Vulkans in der Eifel. Sie ereigneten sich wenige Kilometer südöstlich des Sees zwischen Kruft und Ochtendung. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,0 und eine Herdtiefe von 11 Kilometern. Die Beben könnten mit Fluidbewegungen im Zusammenhang stehen, die Störungen wie die bei Ochtendung aktivierten. Die Mikrobeben sind für sich genommen harmlos, passen aber in das Bild der leicht gestiegenen Seismizität der Region. Bis jetzt zeigt diese Erdbebentätigkeit, dass es offenbar zu einem vermehrten Fluidaufstieg aus der Tiefe kommt, was nicht zwingend in einem Vulkanausbruch gipfeln muss. Dennoch ist es möglich, dass wir hier eine sehr frühe Phase der Reaktivierung des tiefen Magmenkörpers unter dem Laacher-See-Vulkan erleben. Um entsprechende Hypothesen zu belegen oder zu dementieren, sind weitere Forschungen nötig. Hierzu zählen eine regelmäßige Beprobung der Mofetten am Laacher See und die Einrichtung fester GPS-Messpunkte, um etwaige Bodendeformationen auf die Spur zu kommen.

Für erwähnenswert halte ich auch ein Mikrobeben Mb 09, das sich gestern wenige Kilometer südwestlich des Flughafens Köln-Bonn ereignete. Auch diese Region steht unter dem Einfluss der Tektonik des Rheingrabens, auf dessen Westschulter die Vulkaneifel liegt.

Bangladesch: Erdbeben Mw 5,5 kostete Menschenleben

Mittelstarkes Erdbeben in Bangladesch richtete Schäden an – mindestens 8 Todesopfer

Datum: 21.11.2025 | Zeit: 04:38:26 UTC | Koordinaten 23.926 ; 90.578 | Tiefe: 28 km | Mw 5,5

Ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,5 hat am Freitag große Teile des zentralen Bangladeschs erschüttert und mindestens acht Menschen das Leben gekostet. Mehr als 300 weitere Personen wurden verletzt, viele von ihnen durch herabfallende Trümmer oder einstürzende Gebäudeteile. Das Beben ereignete sich gegen 10:38 Uhr Ortszeit nahe der Stadt Narsingdi, rund 30 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Dhaka. Einsatzkräfte suchten am Nachmittag weiterhin nach Verschütteten, während zahlreiche Häuser und Straßen sichtbare Schäden aufwiesen.



Bangladesch. © EMSC/Leaflet

Das Epizentrum wurde vom EMSC 18 km östlich von Tungi in einer Tiefe von 10 Kilometern verortet. Das GFZ gibt die Herdtiefe mit 28 Kilometern an. Der Erdstoß manifestierte sich um 04:38:26 UTC. In Bangladesch war es 10:38:26 Uhr.

Der Erdstoß traf ein Land, das geologisch in einer besonders heiklen Lage liegt. Bangladesch befindet sich an der tektonisch komplexen Nahtstelle zwischen der Indischen Platte, der Eurasischen Platte und der Burma-Mikroplatte. Die fortschreitende Kollision dieser Platten verursacht enorme Spannungen, die sich in Form häufiger Erdbeben entladen. Vor allem der Osten des Landes, zwischen Sylhet und Chattogram, ist eine Zone aktiver Störungen, in der sowohl flache moderate Beben als auch potenziell sehr starke Erschütterungen möglich sind. Das heutige Beben ereignete sich quasi an der Verlängerung der pazifischen Subduktionszone des Sundabogens, die sich hier an Land fortsetzt. Der Erdstoß reiht sich in eine Serie von Ereignissen ein, die Geologen seit Jahren als Warnsignale für einen möglicherweise größeren zukünftigen Erdstoß interpretieren.

Zur hohen seismischen Gefährdung kommt die ungünstige Morphologie des Landes: Bangladesch liegt fast vollständig im flachen Ganges-Brahmaputra-Delta, das aus lockeren, wasserreichen Sedimenten besteht. Diese Böden verstärken seismische Wellen und führen dazu, dass selbst moderate Erdbeben Schäden anrichten, die andernorts weniger gravierend wären. Zudem kann es hier schnell zu Bodenverflüssigungen kommen. In der Metropole Dhaka mit ihren mehr als zehn Millionen Einwohnern verschärft die dichte Bebauung das Risiko zusätzlich.

Bangladesch gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, und viele Menschen leben in einfach konstruierten Gebäuden, die Erschütterungen kaum standhalten. Die Armut erschwert zudem den Wiederaufbau und macht die Bevölkerung besonders verletzlich gegenüber Naturgefahren. Neben Erdbeben ist das Land durch seine Lage am nördlichen Rand der Bucht von Bengalen regelmäßig Zyklonen, Sturmfluten und extremen Monsunregen ausgesetzt. Der Klimawandel verschärft diese Risiken weiter: steigende Meeresspiegel, häufigere Starkregenereignisse und intensivere Tropenstürme bedrohen die ohnehin fragile Infrastruktur.

Das heutige Beben unterstreicht erneut, wie verletzlich Bangladesch gegenüber Naturkatastrophen ist – und wie dringend das Land nachhaltige Schutzmaßnahmen benötigt, um künftige Ereignisse besser überstehen zu können.

Cheb-Becken: Erdbeben im deutsch-tschechischen Grenzgebiet

Erdbeben im böhmischen Cheb-Becken. © www.ig.cas.cz/Leaflet

Schwarmbeben bei Cheb im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Tschechei – Stärkste Erschütterung Mb 2,7

Datum: 21.11.2025 | Zeit: 22:11:18 UTC | Koordinaten 50.269 ; 12.427 | Tiefe: 5 km | Mb 2,7

Gestern Abend manifestierte sich im Grenzgebiet zwischen Deutschland und der Tschechei erneut ein Erdbebenschwarm im Cheb-Becken. Laut Angaben der Geophysikalischen Instituts der Tschechischen Akademie der Wissenschaften ereignete sich das stärkste Beben mit einer Magnitude von 2,7 um 23:11:18 Uhr Ortszeit in einer Tiefe von 7,3 Kilometern. Das Epizentrum befand sich ca. 3 km östlich von Luby und 10 km südlich von Klingenthal. Der Schwarm bestand aus 25 Beben innerhalb von 24 Stunden. Im Monatsverlauf wurden 61 Erschütterungen in der Region festgestellt. Sie zeigen, dass die seismische Aktivität des Cheb-Beckens zwar nicht dauerhaft in den Medien präsent ist, aber auch in den letzten Monaten nicht abgeklungen ist.




Das EMSC zeigt den stärksten Erdstoß ebenfalls an, kommt aber auf eine leicht abweichende Magnitude 2,3. Es liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen von Bebenzeugen vor, die den Erdstoß ca. 3 Sekunden lang gespürt haben. Zudem wird ein anschwellendes Grollen beschrieben, das von der herannahenden P-Welle erzeugt wird. Bei schwächeren Erdbeben spürt man die Primärwelle meistens nicht, dafür übertragen sich die Bodenschwingungen auf die Luft, wo sie das beschriebene Geräusch erzeugen.

In dem betroffenen Grenzgebiet bei Cheb im Vogtland bzw. Nordwestböhmen treten immer wieder Erdbebenschwärme auf. Hierbei handelt es sich um Serien von vielen kleinen Beben über Wochen oder Monate hinweg, ohne dass ein deutlich dominierendes Hauptbeben folgt.

Als mögliche Ursachen werden Fluidbewegungen im Untergrund des Cheb-Beckens vermutet: Gase wie CO₂ steigen entlang tektonischer Störungen bis an die Oberfläche, wo sie an Mofetten austreten, was auf magmatische Aktivitäten in der unteren Kruste oder im oberen Erdmantel hindeutet.

Gleichzeitig sind lokale Verwerfungszonen (z. B. die Mariánské Lázně-Störungszone) aktiv, was tektonische Spannungen beisteuert.

Um das Phänomen besser zu verstehen, wird aktuell das Eger Large Seismic Experiment (ELISE) durchgeführt: Rund 300 mobile Seismometer wurden über ein Gebiet von etwa 100×100 Kilometern verteilt und werden mindestens ein Jahr lang betrieben.

Ziel ist es, selbst kleinste Schwarmbeben zu registrieren und tiefe, niederfrequente Erdbeben aufzuspüren. Mit seismischer Tomografie soll ein hochauflösendes 3D-Modell des Untergrunds erstellt werden, um die Struktur der Kruste, mögliche Magmenkörper und die Rolle von Fluiden präzise zu rekonstruieren.

Island am 19.11.2025: Schwarmbeben bei Reykjanes

Schwarmbeben vor der Südwestspitze von Reykjanes – Mehr als 200 Beben seit gestern Abend

Gestern Abend begann gegen 21:00 UTC ein Schwarmbeben vor der Küste der Westspitze von Reykjanes. Seitdem manifestierten sich mehr als 200 Erschütterungen mit Magnituden kleiner als 3. Die stärkste Magnitude wird mit Mb 2,3 angegeben. Die Erdbebenherde streuen, liegen aber überwiegend vergleichsweise flach, in weniger als 10 km Tiefe. Die Epizentren bilden einen Cluster ca. 6 km südwestlich von Reykjanestá, jenem Ort, der für seinen Leuchtturm bekannt ist.

Island. © IMO

Laut Aussage von IMO-Naturgefahrenspezialistin Bryndís Ýr Gísladóttir gegenüber der Lokalpresse sind Schwarmbeben in dieser Region seit der Reaktivierung der Aktivität auf Reykjanes nicht selten und stellen keine unmittelbare Gefahr für die Bevölkerung dar, obgleich die stärksten Erschütterungen in der Region gespürt werden konnten.

Meiner Erfahrung nach kommt es zu stärkeren Schwärmen in diesem Bereich des Reykjanes-Spaltensystems, je näher die Eruption bei Svartsengi rückt, das nur wenige Kilometer vom Reykjanes-System entfernt liegt.

Die Bodenhebung bei Svartsengi schwächte sich in den letzten Tagen leicht ab, geht aber dennoch weiter. Sie hat inzwischen Größen erreicht, die typisch für den Beginn einer neuen Eruption oder Gangintrusion sind. Demnach kann der erwartete Ausbruch nun jederzeit einsetzen, ohne dass es zu weiteren Vorwarnzeichen kommt, wenn man den heutigen Schwarm bei Reykjanestá nicht als solches interpretieren will. Bereits vor den letzten Eruptionen wurde die direkte Vorwarnzeit, die durch den Beginn einer seismischen Krise bei Svartsengi gekennzeichnet war, immer kürzer und lag zuletzt bei deutlich unter einer Stunde. Etwas mehr Zeit verschafft die Beobachtung der Drucksteigerung in Bohrlöchern des Geothermalkraftwerks Svartsengi.

In den letzten Tagen gab es nicht nur Erdbeben auf der Reykjanes-Halbinsel, sondern auch unter dem Mýrdalsjökull mit der Katla und an der westlich gelegenen Hekla. Im Umfeld dieses Vulkans auf Südisland gibt es eine leichte Bodenhebung von ca. 20 mm. Möglich, dass wir hier den übernächsten Ausbruch auf Island sehen werden. Der Aufheizungsprozess der Hekla verläuft typischerweise vergleichsweise still und bereits vereinzelt auftretende Beben gelten als Hinweis hierauf.

Ätna: Bodenverformung bei Pedara

Nach Schwarmbeben unter der Ätna-Südflanke: Bodenverformung von 15 mm bei Pedara

Die Auswirkungen des kleinen Erdbebenschwarms, der sich am 17. November unter der Südflanke des Ätnas südlich des Ortes Pedara ereignete, sind offenbar noch größer als zunächst gedacht und es entstanden Risse im Asphalt von Straßen vor einer Schule bei Tremestieri. Nun bestätigte der Direktor des Ätna-Observatoriums, dass es zu Bodenverformungen von ca. 15 mm kam, von denen der Bereich zwischen der Schule „Madre Teresa di Calcutta“ und der Provinzstraße Tremestieri–Mascalucia am meisten betroffen ist.




Welcher Art die Bodenverformungen genau sind, wurde nicht zur Gänze erklärt. Es ist von einer Verschiebung die Rede und ich gehe davon aus, dass sich der Boden entlang der Tremestieri-Verwerfung hangabwärts bewegte. Die Tremestieri-Verwerfung gilt quasi als Stopper größerer Störungszonen, entlang derer sich die Ostflanke des Ätnas Richtung Meer verschiebt. Die drei stärksten Beben hatten laut INGV-Angaben die Magnituden 2,6, 2,4 und 2,3 und lagen in geringen Tiefen. Eigentlich ist es verwunderlich, dass die Bodenbewegungen nicht stärkere Erschütterungen hervorbrachten. Dabei ist das Phänomen nicht einzigartig: Bereits am 20. April 2008 kam es in der gleichen Region zu einem vergleichbaren Ereignis, bei dem das stärkste Beben Mb 3,2, sogar leichte Gebäudeschäden verursachte.

Interessant ist, dass nur wenige Tage später, am 13. Mai 2008, eine intensive Eruption begann, die mit einem Paroxysmus begann und zur Bildung einer Fraktur am Rand des Valle del Bove führte, aus der mehrere Monate lang ein Lavastrom floss.

Studien zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem langsamen Abgleiten der Ätna-Ostflanke und stärkeren Eruptionen gibt: Beide Phänomene stehen in einer komplexen Wechselwirkung und können sich gegenseitig verstärken, aber auch dämpfen. Es gibt auch Studien, die belegen, dass Magmenaufstieg die Störungszonen aktivieren kann, und so kommt es im Vorfeld stärkerer Eruptionsereignisse nicht selten zu ungewöhnlichen Erdbeben, die im größeren Zeitrahmen betrachtet dann wieder weniger gewöhnlich erscheinen.

Der INGV-Direktor Dr. Stefano Branca meinte jedenfalls, dass sich der Ätna derzeit in einer normalen Phase der Magmazufuhr aus größerer Tiefe befindet. Seiner Meinung nach ist die jüngste seismische Aktivität weder außergewöhnlich noch besorgniserregend und es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt.

Azoren: Erhöhte Erdbebentätigkeit unter Vulkan Santa Barabara

Azoren. © EMSC/Leaflet

Erdbeben unter Vulkan Santa Barbara auf Azoreninsel Terceira halten an – Gasmessungen unauffällig

Die seit Monaten anhaltende seismische Aktivität unter dem Vulkan Santa Bárbara auf Terceira setzt sich fort: In den letzten 24 Stunden wurden vier Erdbeben mit Magnituden im Zweierbereich registriert. Die beiden stärksten Erschütterungen erreichten eine Magnitude von 2,3. Die Herdtiefen lagen bei 3,3 und 0,6 Kilometern. Besonders das flachere Erdbeben wurde von den Anwohnern der Region deutlich verspürt.

Zuletzt meldete das seismische und vulkanische Überwachungszentrum der Azoren (CIVISA) am 17. November um 22:55 Uhr (Ortszeit = UTC-1) ein Erdbeben der Magnitude 2,1. Das Epizentrum befand sich rund 4 km östlich von Serreta auf der Insel Terceira. Auch dieser Erdstoß wurde nach Angaben des Instituts wahrgenommen. Wahrnehmungsmeldungen aus Serreta und Raminho liegen vor; dort wurde das Beben mit einer maximalen Intensität von IV auf der Modifizierten Mercalli-Skala gespürt. In Santa Bárbara (ebenfalls Gemeinde Angra do Heroísmo) war das Ereignis mit einer Intensität von III bemerkbar.

Die Erdbeben sind Teil der seit Juni 2022 anhaltenden seismisch-vulkanischen Aktivität auf Terceira. Der Alarmstatus der betroffenen Vulkane liegt derzeit auf den Stufen „2“ und „3“, weshalb die Feuerberge besonders aufmerksam überwacht werden. In der vergangenen Woche wurden zudem Gasmessungen an mehreren Standorten der Insel durchgeführt.

Untersucht wurden CO₂-Konzentrationen im Boden und in der Atmosphäre entlang von Wanderwegen in der Gemeinde Biscoitos, im Gebiet der Lagoa do Negro sowie an Kontrollprofilen auf dem Gipfel der Serra de Santa Bárbara und im westlichen Spaltenvulkansystem. Es wurden keine auffälligen Werte festgestellt.

Die Geoforscher betonen, dass angesichts der weiterhin geltenden Alarmstufe V3 am Vulkan Santa Bárbara die Überwachungsmaßnahmen durch die Institute CIVISA und IVAR konsequent fortgeführt werden.

Neben den Erdbeben auf Terceira kam es auch in anderen Regionen der Azoren zu leichten seismischen Ereignissen. Das stärkste der vergangenen Stunden hatte eine Magnitude von 3,5 und trat im Westen des Archipels auf – einer Region, in der bereits in den letzten Tagen mehrere Erschütterungen registriert wurden.

Erdbeben im Bereich der Azoren sind nichts Ungewöhnliches, da der Archipel auf einem Triplepunkt kontinentaler Dehnungszonen zwischen dem afrikanischen, dem europäischen und dem nordamerikanischen Kontinent liegt. Zusätzlich steigt aus der Tiefe des Erdmantels ein Mantelplume auf, der maßgeblich zum Vulkanismus der Region beiträgt.

Galapagos: Erdbebenschwarm am La Cumbre auf Fernandina

Erdbeben unter dem Vulkan La Cumbre auf Fernandina. © EMSC/Leaflet

Galapagosinseln Fernandina von Schwarmbeben erschüttert – Vulkan La Cumbre möglicherweise vor Ausbruch

Datum: 17.11.2025 | Zeit: 05:06:08 UTC | Koordinaten 0.404 ; -91.525 | Tiefe: 10 km | Mb 4,7

Gestern ereignete sich auf der abgelegenen Galápagos-Insel Fernandina ein spürbares Erdbeben der Magnitude 4,7. Das Hypozentrum lag in ca.10 Kilometern Tiefe und das Epizentrum wurde 87 km nordwestlich von Puerto Villamil verortet. Betrachtet man die Shakemap des ESMC, erkennt man, dass sich das Beben am südlichen Calderarand des Inselvulkans La Cumbre ereignete. Darüber hinaus meldete das Geophysikalische Institut Ecuadors mehrere Erschütterungen in Form eines Erdbebenschwarms unter der Nordflanke des Vulkans. Der Schwarm setzte gut 9 Stunden nach dem Erdbeben ein und könnte auf eine mögliche neue Aktivitätsphase hinweisen.

Fernandina ist unbewohnt, doch ihre vulkanische Aktivität hat globale wissenschaftliche Bedeutung. Der Schildvulkan La Cumbre, der sich 1.476 Meter über den Meeresspiegel erhebt, gehört zu den aktivsten Vulkanen des Archipels. Seine Eruptionen sind meist effusiv und bringen dünnflüssige Basaltlava hervor, die in breiten Strömen über die Insel fließt und häufig das Meer erreicht, wie es auch bei der jüngsten Eruption im Frühjahr 2024 der Fall war, als sich eine Eruptionsspalte am südlichen Calderarand öffnete. Bei den Eruptionen des Vulkans auf den Galapagosinseln, werden häufig endemische Tierarten wie Schildkröten und Leguane gefährdet.

Der Hintergrund dieser Aktivität liegt tief unter dem Pazifikboden. Die Galápagos-Inseln verdanken ihre Existenz einem Hot-Spot, einem stationären Mantelplume, aus dem heißes Material aus großer Tiefe aufsteigt. Dieses Material schmilzt beim Aufsteigen, erzeugt Magma und speist damit die Vulkane der Region. Während die Nazca-Platte langsam über diesen Hotspot driftet, entstehen immer neue Inseln, während ältere nach Westen abdriften und langsam erlöschen. Fernandina liegt dabei besonders nah am Zentrum des Plumes, was ein Grund für ihre außergewöhnlich hohe Aktivität sein könnte.

Ob der derzeitige Erdbebenschwarm tatsächlich einen neuen Ausbruch ankündigt, ist noch offen. Die Vulkanologen betonen jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit einer Eruption erhöht ist und der Vulkan weiterhin genau überwacht wird. Für die Bevölkerung besteht keine Gefahr, doch für Forscher weltweit bietet La Cumbre erneut eine seltene Gelegenheit, die Entstehung junger ozeanischer Inseln in Echtzeit zu beobachten.

Türkei: Schwarmbeben vor der Ägäis-Küste

Erdbebenschwarm vor der Ägäisküste bei Geyikli in der Türkei – stärkste Erschütterung Mb 3,9

Datum: 15.11.2025 | Zeit: 18:29:11 UTC | Koordinaten 39.547 ; 25.974 | Tiefe: 17 km | Mb 3,9

Vor der Ägäis-Küste der Türkei manifestierte sich ein Schwarmbeben aus knapp 40 Erschütterungen, dessen stärkstes Einzelbeben eine Magnitude von 3,9 hatte und mehrere Wahrnehmungsmeldungen beim EMSC auslöste. Dieses Beben ereignete sich am Samstagabend um 18:29 UTC und hatte ein Hypozentrum, das in einer Tiefe von 17 km lag. Das Epizentrum befand sich rund 161 km nordwestlich von İzmir sowie 35 km südsüdwestlich von Geyikli an der türkischen Westküste. Es gab ein zweites Beben, Mb 3,3. Die anderen Erschütterungen waren schwächer, so dass man genaugenommen von einem Nachbebenschwarm sprechen muss.




Türkei. © EMSC/Leaflet

Die Erdbeben manifestierten sich im Bereich der auslaufenden Nordanatolischen Störung, die im Westen in ein komplexes System von Verwerfungen übergeht, das den Übergang von der Anatolischen Platte zur Ägäis-Mikroplatte steuert.

Die Nordanatolische Störung (NAF) ist eine der aktivsten und gefährlichsten Transformstörungen der Welt. Sie markiert die Grenze zwischen der westwärts driftenden Anatolischen Platte und der Eurasischen Platte. Zum Westen hin verzweigt und verbreitert sich die Störungszone, wo sie sich in mehrere Nebenäste aufteilt, die in die Ägäis überleiten. Die aktuellen Beben hängen mit einem dieser Äste zusammen. Kleinere Erdbeben wie dieses sind typisch für die kontinuierliche Freisetzung tektonischer Spannungen in diesen Segmenten. Gerade der westliche Teil der NAF steht im geologischen Zusammenhang mit den historischen Großbeben entlang der gesamten Störungszone.

Besonders Istanbul, das direkt am zentralen Abschnitt der NAF liegt, bleibt im Fokus der Seismologie. Die Stadt hat in den vergangenen Jahrzehnten eine Serie von großen Erdbeben entlang der östlich angrenzenden Segmente erlebt, die sich wie Dominosteine nach Westen fortgesetzt haben. Daher lebt die weit verbreitete Sorge vor einem zukünftigen Starkbeben im Marmarameer, das die Metropole erheblich treffen könnte. Solche moderaten Ereignisse im westlichen Auslauf der NAF sind zwar nicht direkt gefährlich, erinnern aber stets an die generelle Aktivität und die ungelösten Spannungen entlang des Systems.