Campi Flegrei: Schwarmbeben weiter stark

Im Solfatara-Krater in den Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Weiter hohe Erdbebentätigkeit in der Campi Flegrei – 100 Beben seit Mitternacht

Datum 16.02.25 | Zeit: 14:30:02 UTC | Koordinaten: 40.8097 ; 14.1057 | Tiefe: 2,5 km | Mb 3,9

Update: Weitere Verstärkung der seismischen Aktivität mit einem Erdbeben Mb 3,9 im Golf von Pozzuoli. Das Hypozentrum lag in 2500 m Tiefe. Der Erdstoß konnte in der ganzen Caldera gespürt werden. Es folgten zahlreiche schwächere Erdbeben, darunter 2 mit Magnituden im Zweierbereich.

Originalmeldung: Die ungewöhnlich hohe Erdbebentätigkeit der Campi Flegrei hält weiterhin an und hat meiner Meinung nach besorgniserregende Höhen angenommen. Alleine heute haben sich bis um 14 Uhr MEZ gut 100 Erschütterungen ereignet. Die meisten Beben hatten geringe Magnituden und lagen in den oberen Gesteinsschichten, in denen sich das Hydrothermalsystem befindet. Einige Erdbeben hatten aber eine etwas höhere Magnitude und lagen auch in Tiefen zwischen 2 und 3 Kilometer. Diese Beben sind aller Wahrscheinlichkeit nach vulkanotektonischen Ursprungs und auf Rissbildungen infolge von Fluidaufstieg zurückzuführen, während die flach liegenden Mikrobeben durch Fluidbewegungen verursacht werden, ähnlich wie Dampf aus einem Kochtopf den Deckel zum Klappern bringen kann.




Die genaue Ursache für die Beben wird kontrovers diskutiert, genauso, wie es bis vor 2 Tagen bei Santorin der Fall gewesen war. Während die eine Expertengruppe meint, dass die Erdbeben nicht durch aufsteigendes Magma verursacht werden und ausschließlich durch Fluide (Gas, wässrige Lösungen) ausgelöst werden, gibt es einige wenige Forscher, die meinen, dass hier Magma seine Finger im Spiel hat. Zwar werden die Erdbeben, die wir nun seit Jahren im Bereich der Caldera beobachten, nicht direkt durch Magma kurz unter der Oberfläche ausgelöst, aber durch eine Magmaansammlung in 4 Kilometern Tiefe.

Ich vertrete die These, dass kurz nachdem in 4 Kilometern Tiefe eine Magmablase angekommen ist, von diesem Magmakörper aufsteigende Fluide die oberflächennahen Erdbeben auslösen. Ich nenne die aufsteigenden Magmenkörper bewusst Magmablasen, weil sich vor dem Aufstieg erst eine gewisse Menge Magma ansammeln muss, die groß genug ist, um aufgrund ihres Dichteunterschieds genug Auftrieb zu haben, um den Druck des umgebenen Gesteins zu überwinden.

Die Aufstiegswege zwischen dem tiefgelegenen Magmakörper in 7 Kilometern Tiefe und der Magmaansammlung darüber werden frei sein, weshalb es in größerer Tiefe keine oder nur sehr wenige Erdbeben gibt. Wenn die Fluide direkt aus einem Magmakörper in 7 Kilometern Tiefe aufsteigen, ist letztendlich trotzdem ein Zustrom an Magma in eben dieses Reservoire die Quelle der bebenauslösenden Fluidschübe.

Man kann das Blatt wenden und drehen, wie man will: Letztendlich steigt Magma in Intervallen auf, dessen Entgasung für den Druckanstieg im Hydrothermalsystem verantwortlich ist, welches die flachen Erdbeben auslöst. Alle anderen Modelle sind unnötig kompliziert und wahrscheinlich realitätsfern. Meine Erfahrung in der Vulkanbeobachtung zeigt mir, dass Magmaaufstieg aus der Tiefe nicht immer mit seismischen Methoden zu erfassen ist oder dass es besondere Methoden erfordert, schwache Erschütterungen in der Tiefe zu detektieren. In einem Umfeld mit ständigen oberflächennahen Bodenbewegungen und anderen Unruhen (Brandung, Verkehr) ist das kaum möglich.

Im konkreten Fall heißt das, dass mit jeder periodisch stattfindenden Verstärkung der oberflächennahen Aktivität entweder in 7 Kilometern Tiefe oder in 4 Kilometern Tiefe neues Magma ankommt. Wenn der Prozess lange genug andauert, steigt das Eruptionsrisiko immer weiter. Und je länger der Ausbruch auf sich warten lässt, desto stärker könnte er werden. Im Endeffekt spielt es auch keine Rolle, ob sich der oberste Magmakörper in 4 oder 7 Kilometern Tiefe befindet, denn in beiden Fällen kann das Magma in kurzer Zeit final aufsteigen. Wenn es aus 7 Kilometern Tiefe kommt, gewinnt man nur ein paar Stunden oder Tage mehr Vorwarnzeit.