Seismizität unter der Campi Flegrei normalisierte sich
Einem Tag nach dem starken Schwarmbeben aus 120 Erschütterungen, die sich unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei manifestierten, hat sich die seismische Aktivität wieder normalisiert. Ein erwähnenswertes Erdbeben gab es heute Nacht noch: Es hatte eine Magnitude von 2,0 und ein Hypozentrum in 2,6 km Tiefe. Das Epizentrum wurde mitten im Golf von Pozzuoli ausgemacht. Die meisten Beben des Schwarms manifestierten sich allerdings in und um die Solfatara herum. Der Schwarm beunruhigte die Bewohner der Caldera, wurden doch die meisten Erschütterungen der 6 Erdbeben mit Magnituden ab 2 gestern gespürt. Das lag u.a. an den geringen Tiefen der Hypozentren. Die sozialen Medien sind voll von Berichten über das Ereignis und so mussten sich natürlich auch die Wissenschaftler des INGV zu den Vorgängen äußern. Es wurde sogar ein Statement des Direktors des Observatoriums Neapel veröffentlicht. Dort heißt es, dass der Vulkan engmaschig überwacht wird und es im Vergleich zur letzten Woche aktuell keine signifikanten Veränderungen der geophysikalischen Parameter gibt, mal von den Erdbeben abgesehen. Die Bodenhebung betrug zuletzt 15 mm im Monat.
Auf einer Wissenschaftswebsite bei FB wurde ein Artikel veröffentlicht, der offensichtlich beruhigen soll. In dem Artikel heißt es in der Google-Übersetzung wörtlich: „Diese Migration führt zu einem Druckaufbau im hydrothermischen System des Vulkans und in der Folge zu einer Anhebung des Bodens (und damit auch zu Erdbeben). Was sagt uns das alles? Dass im oberflächlichen System des Vulkans derzeit kein Magma vorhanden ist. Wenn kein Magma vorhanden ist, kann es daher auch nicht zu einer magmatischen Eruption kommen.“ Der Kern der Aussage, dass die oberflächennahe Seismizität und Bodenhebung der Aktivität im Hydrothermalsystem geschuldet ist, ist zwar richtig, aber die Forschung zeigt, dass es unterhalb von 5 km Tiefe einen teilweise kristallisierten Magmenkörper gibt. Darunter sitzt ein weiterer Magmenkörper, der einen Schmelzanteil besitzt, der wahrscheinlich ausreicht, um zu eruptieren. Eine sehr stabile Gesteinsschicht hindert das Magma an einem weiteren Aufstieg. Eine Studie besagt, dass es bereits vulkanotektonische Erdbeben gibt, die auf Gesteinsbruch durch Magmenaufstieg hindeuten.
Kurzfristig rechne ich zwar auch nicht mit einer Eruption, aber was mittelfristig passiert, ist noch völlig offen. Langfristig betrachtet ist eine Eruption in der Campi Flegrei sogar höchst wahrscheinlich, wobei langfristig in geologischen Zeiträumen gerechnet ist. Unklar ist, welche Größenordnung die Eruption haben wird. Unter langfristigen Aspekten des Katastrophenschutzes ist es meiner Meinung nach sinnvoll, sich über eine dauerhafte Umsiedlung der Bewohner des Calderavulkans Gedanken zu machen. Selbst bei einem moderaten Vulkanausbruch würden Tausende in der unmittelbaren Gefahrenzone der Eruption leben und möglicherweise ihr Hab und Gut verlieren.