Erdbeben in der Caldera Campi Flegrei gehen weiter – Die Evakuierungen in Pozzuoli auch
Die Erde unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe und bebt weiterhin. Seit gestern wurden 29 schwache Erschütterungen registriert. Die Magnituden der meisten Beben lagen im Bereich der Mikroseismizität und spielten sich innerhalb des Hydrothermalsystems ab. Wie es weitergehen wird, ist ungewiss, denn seriöse Vorhersagen lassen sich nicht erstellen, aber es besteht weiterhin die Möglichkeit von moderaten Erdbeben, wie wir sie im letzten Monat gesehen haben. Diese Erdbeben haben ältere Häuser teilweise so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass bis jetzt 76 Gebäude in Pozzuoli evakuiert werden mussten, weil die Sicherheit nicht gewährleistet ist. Bauinspekteure sind mit ihrer Arbeit noch nicht fertig, denn praktisch jedes Gebäude der Stadt soll begutachtet werden. So ist mit weiteren Räumungsbefehlen zu rechnen, die vom Bürgermeister Gigi Manzoni unterzeichnet werden.
Die Onlinezeitung Pozzuoli News 24 berichtete darüber, dass die Eigentümer der Häuser per Verordnung dazu verpflichtet sind, die Mängel unverzüglich zu beseitigen und die Sicherheit und Bewohnbarkeit der Gebäude wiederherzustellen. Andernfalls drohen Freiheitsstrafen von bis zu 6 Monaten und Geldstrafen von bis zu 1000 Euro. Offenbar sind überwiegend Häuser von den Erdbebenschäden betroffen, die bereits zuvor im schlechten Zustand waren. Natürlich bekommt der oft betagten Bausubstanz das Auf- und Ab des Bodens auf Dauer nicht besonders gut. Bei uns im Ruhrgebiet würde man solche Schäden als Bergschäden deklarieren, für die der Kohlebergbau verantwortlich ist. Aber ganz klar: Das grundlegende Problem in Pozzuoli ist nicht menschengemacht, sondern ein Zeugnis der Erddynamik. Es stellt sich natürlich die Frage nach langfristigen Konsequenzen, denn selbst wenn die aktuelle Hebungsphase ohne Vulkanausbruch enden sollte, kommen danach eine Senkungsphase und eine neuerliche Hebungsphase. Und so sind doch einige Probleme in Pozzuoli menschengemacht, denn nach heutigem Kenntnisstand dürfte es die Stadt in dieser Form an diesem Ort nicht geben, denn schließlich weiß man heute, dass man nicht nur am größten Vulkan des europäischen Festlandes lebt, sondern in diesem Vulkan! Sollte es zu einem starken Erdbeben oder sogar zu einem Vulkanausbruch kommen, ist das Chaos vorprogrammiert: Obwohl erst vor Kurzem ein neues Gesetz erlassen wurde, das den Zivil- und Katastrophenschutz in Kampanien stärken soll, wurden viele Maßnahmen wie der Bau von Fluchtwegen noch nicht umgesetzt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann einmal zu einer Eruption in oder bei Pozzuoli kommen wird, ist groß. Da stellt sich natürlich die Sinnfrage, ob man marode Häuser unter Strafandrohung wieder renovieren sollte oder ob es nicht schlauer wäre, wenn die Kommune sie aufkauft und abreißt. Denn langfristig wären ein Rückbau und eine Verlagerung des Siedlungsgebietes schlau. Selbst wenn man die Stadt erhalten will, sollten hier nur so viele Menschen leben, wie man in kurzer Zeit entlang geschützter Wege evakuieren und woanders unterbringen kann. Zudem sollten Gebäude so ausgelegt sein, dass sie Erdbeben bis zu Magnituden von 6 standhalten können und Schutz vor Einschlag vulkanischer Bomben und Ascheniederschlag bieten. Pozzuoli könnte zu einem europäischen Vorzeigeprojekt dafür werden, wie man in einem Vulkan sicher lebt. Aber Menschen und Politiker im Speziellen denken nicht langfristig, was eines der Hauptprobleme unserer Gesellschaft darstellt.