Die Phlegräischen Felder (Campi Flegrei) liegen bei Pozzuoli, in Sichtweite Neapels. Was lange Zeit nur als Konglomerat kleinerer Vulkankrater und geothermal aktiven Arealen galt, ist tatsächlich ein großer Caldera-Vulkan mit einem hohen Gefahrenpotenzial. Die Campi Flegrei stehen im Verdacht genug Kraft für einen Supervulkan-Ausbruch sammeln zu können und stehen unter besonderer wissenschaftlicher Beobachtung.
Noch in diesem Monat soll ein oft verschobenes Bohrprojekt starten. Zweck der wissenschaftlichen Bohrung ist es zunächst moderne Messinstrumente zu installieren, die in der Tiefe gut gegen äußere Einflüsse geschützt sind und Messungen direkt im Gestein durchführen können. Es sollen u.a. neuartige Sonden installiert werden, die neben Temperatur- und Druckmessungen auch Spannungen im Gestein messen können. Ziel der Forschungsbohrung ist die langfristige Exploration des Caldera-Vulkans und dem Rätsel des Bradyseismos auf die Spur zu kommen.
Bei diesem Phänomen handelt es sich um starke Bodendeformationen, die die Küste im Golf von Pozzuoli teileweise mehrere Meter anheben und wieder senken. Dieser Prozess wird von zahlreichen Erdbeben begleitet und richtet große Schäden an der Bausubstanz des dicht besiedelten Gebietes an. Während der jüngsten Hochphase der Bodendeformationen in den 1980er Jahren, bewegte sich der Boden mit einer Hebungsrate von ca. 1 m pro Jahr und einige Wissenschaftler befürchteten einen Vulkanausbruch, da solche extremen Bodendeformationen oft von Magma ausgelöst werden, das in den Untergrund einströmt. Doch der Vulkanausbruch blieb aus. Dass es sich beim Bradyseismos um ein langfristiges und periodisch wiederkehrendes Phänomen handelt, beweist das Marcellum aus römischer Zeit. An den Säulen der antiken Ruine, die an der Uferpromenade von Pozzuoli liegt, sind heute noch Spuren von Bohrmuscheln zu sehen; in ca. 2 m Höhe. Ein Indiz dafür, dass die Säulen und mit ihnen der gesamte Küstenabschnitt lange Zeit tief im Wasser standen.
Das Bohrprojekt wird in Kooperation des INGV und Geoforschungszentrum Potsdam durchgeführt. Hier sind die Wissenschaftler Dr. Ulrich Harms und Dr. Thomas Wiersberg für das Forschungsprojekt verantwortlich. Die Bohrung wird in mehreren Phasen durchgeführt: Im Juli wird zunächst ein 200 m tiefes Loch gebohrt, dass im Herbst dann auf 500 m Tiefe verlängert werden soll. In diesem Bohrloch werden die Messinstrumente installiert. Diese Instrumente wurden und werden noch vom GFZ-Potsdam entwickelt.
Zu einem späteren Zeitpunkt wird eine 3,5 km lange Bohrung abgeteuft. Da diese Bohrung abgewinkelt verlaufen soll, wird sie eine Maximaltiefe von 2,5 km erreichen. Diese Bohrung dient in erster Linie der Probenentnahme in Form von Bohrkernen, sowie der geothermalen Exploration.
In den vergangenen Jahren wurde der Start des Projektes aufgrund Proteste besorgter Anwohner immer wieder verschoben. Viele Menschen befürchten, dass die Bohrung einen Vulkanausbruch auslösen könnte. Die Wissenschaftler teilen die Befürchtung nicht, da sie die Magmakammer in einer Tiefe zwischen 5 – 7 km vermuten und die Bohrung höchstens die Hälfte der Strecke zum Magma zurücklegen wird. Zudem ist bei anderen Bohrprojekten in vulkanischen Gegenden noch nie ein Vulkanausbruch ausgelöst worden, selbst wenn Magmataschen angebohrt wurden. Normalerweise versiegelt die Schmelze das Bohrloch wieder.
Siehe auch: Bildergalerie Golf von Neapel