Campi Flegrei: 250 Millionen Euro zum Schutz von Neapel

Regierung gibt 250 Millionen Euro für Infrastrukturprojekte zum Schutz vor einem Vulkanausbruch bei Neapel frei

Die italienische Regierung stellt dem Großraum Neapel, einschließlich Pozzuoli, 250 Millionen Euro für Infrastrukturprojekte zur Verfügung, um den Schutz vor einem möglichen Vulkanausbruch der Campi Flegrei zu verbessern. Diese Mittel sollen in Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit von Infrastrukturen wie Schulen, Krankenhäusern sowie der Wasser- und Energieversorgung fließen und auch den Ausbau des Hafens von Pozzuoli umfassen. Ziel ist es, die Bevölkerung besser vor Erdbeben und Vulkanausbrüchen zu schützen und mögliche Evakuierungsmaßnahmen unterstützen.

Obwohl 250 Millionen Euro zunächst nach einer großen Summe klingen, ist das angesichts des Gefahrenpotenzials der Region eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Allein in Neapel und Pozzuoli leben rund eine Million Menschen, in der gesamten Metropolregion etwa 4,4 Millionen. Schon bei einer Eruption mit einer Stärke von VEI 6, vergleichbar mit dem Ausbruch des Mount St. Helens 1980, würde der Ascheniederschlag massive Probleme verursachen und eine Evakuierung der gesamten Region notwendig machen.

Die Campi Flegrei liegen in einem dicht besiedelten Becken, das kaum natürlichen Schutz vor pyroklastischen Strömen und Laharen bietet. Ascheablagerungen auf den umgebenden Hügeln könnten die Bildung von Laharen sogar begünstigen. Hinzu kommt der nahegelegene Vesuv, auf dem sich ebenfalls Asche ablagern könnte, die in Form von Laharen ungehindert durch das Ballungsgebiet strömen könnten, falls es zu einem Ausbruch kommt. Zum Schutz wären massive Sperranlagen erforderlich, die die zur Verfügung gestellten Mittel bei Weitem übersteigen würden und das Landschaftsbild nachhaltig beeinträchtigen würden.




Wie wahrscheinlich ist jedoch ein solch großer oder sogar noch stärkerer Ausbruch, möglicherweise sogar ein Supervulkanausbruch mit VEI 7 oder 8? In den letzten 40.000 Jahren gab es zwei besonders starke Ausbrüche der Campi Flegrei, die man als Supervulkanausbrüche bezeichnen kann. Die derzeitige Hebungsphase des Calderabodens nährt die Sorge, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereiten könnte. Weder die Stärke noch der Zeitpunkt eines möglichen Ausbruchs lassen sich jedoch vorhersagen. Man geht aber davon aus, dass es vor einem Vulkanausbruch noch stärkere Warnzeichen gibt, als es bereits jetzt der Fall ist und dass mehrere Tage Zeit bleiben, die Bevölkerung zu evakuieren. Das Beispiel Chaiten zeigt allerdings, dass sich der finale Magmaaufstieg vor einer großen Eruption innerhalb von Stunden vollziehen kann. Es zeigt auch, wie schnell z.B. Fluchtwege abgeschnitten werden können: Innerhalb kürzester Zeit waren der Hafen und die Bucht von Chaiten verschüttet gewesen.

Sollte die Bodenhebung tatsächlich durch Magma verursacht werden, hat sich bereits eine große Menge Schmelze angesammelt, was auf einen signifikanten Ausbruch hindeuten würde. Bisher gingen die meisten Wissenschaftler davon aus, dass die Hebung durch aufsteigendes Tiefenwasser verursacht wird. Die Tatsache, dass nun finanzielle Mittel bereitgestellt werden, lässt jedoch darauf schließen, dass die Unsicherheiten wachsen. Letztlich sind 250 Millionen Euro jedoch eher Symbolpolitik. Vielleicht wird damit die eine oder andere Schule renoviert, sodass die Schüler in einem schöneren Umfeld und mit schnellem Internet lernen können – vorausgesetzt, die Mafia greift sich nicht einen Großteil der Fördergelder ab.

Was macht der Vulkan Campi Flegrei?

Im gestern veröffentlichten Wochenbericht heißt es, dass es in der letzten Woche 33 schwache Erdbeben gegeben hat. Damit liegt die Seismizität im Bereich des langjährigen Durchschnitts. Die Bodenhebungsrate liegt weiter bei 1 Zentimeter pro Monat. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole betrug letzte Woche 96 Grad und der Gasausstoß ist unverändert hoch. Auch in den letzten Tagen gab es weitere schwache Erdbeben. Die Aktivität ist nicht ganz so hoch wie es bis zum Sommer der Fall war, von Entspannung kann aber keine Rede sein, denn im Untergrund steigen weiterhin magmatische Fluide auf und sammeln sich dort an.