Campi Flegrei: Erdbeben, Bodenhebung und neue Erkenntnisse zum Kohlendioxid
Unter dem italienischen Calderavulkan Campi Flegrei gab es weitere Erdbeben. Die stärkste Erschütterung der letzten Wochen ereignete sich am Montag und hatte eine Magnitude von 2,8. Das Hypozentrum befand sich in 2,7 km Tiefe. Das Epizentrum lag einige Hundert Meter nördlich der Solfatara und südlich des Kraters Astroni. Seitdem gab es 11 schwächere Erschütterungen.
Im Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 6.-12. März 2023 heißt es, dass 29 Erdbeben registriert wurden. Das Stärkste brachte es auf eine Magnitude von 2,2. Die Bodenhebung bliebt bei 15 mm im Monat und beträgt seit 2005 mehr als 105 cm. Betrachtet man die Bodenhebung seit 2011, dann kommt man auf einen Wert von 95 cm. Die Gastemperaturen der Pisciarell-Hauptfumarole schwankten zwischen 79 und 95 Grad und hatten einen Durchschnittswert von 82 Grad. Die großen Schwankungen beruhen wahrscheinlich auf meteorologischen Effekten, denn es wird in 5 m Entfernung zum Gasaustritt gemessen.
Neue Studie enthüllt Herkunft des Kohlendioxids
Es wurde eine neue INGV-Studie veröffentlicht, die den steigenden Kohlendioxid-Ausstoß der letzten Jahre zum Untersuchungsgegenstand hatte. Seit dem Jahr 2005 stieg der Kohlendioxid-Ausstoß kontinuierlich an. Damit ging eine Erhöhung der Fumarolentemperaturen einher. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass zwischen 20% und 40% des ausgestoßenen Kohlendioxids von nicht magmatischen Quellen stammt. Laut Aussage der INGV-Forscherin Lucia Pappalardo stößt der Calderavulkan aktuell täglich zwischen 3000-5000 Tonnen Kohlendioxid pro Tag aus. Das meiste Gas entweicht dabei den Fumarolen im Bereich der Solfatara. Der Gasausstoß liegt in dem Bereich, wie er für eruptierende Vulkane typisch ist. So entwichen dem Kilauea-Lavasee zuletzt gut 2800 Tonnen Kohlendioxid am Tag. Das geruchslose Gas ist nach Wasser die zweitflüchtigste Substanz im Magma, doch besonders in großen Calderen mit einem ausgeprägten Hydrothermalsystem kann das Kohlendioxid auch aus anderen Quellen als dem Magma stammen. Um ein möglichst genaues Bild der Prozesse im Untergrund zu erhalten, ist es wichtig zu verstehen, woher das Kohlendioxid stammt.
Der INGV-Forscher Gianmarco Buon erklärte, dass bis zu 40 Prozent des emittierten Kohlendioxids aus der Auflösung von hydrothermalem Kalzit in den Gesteinen des Untergrunds stammen, während der Rest aus tiefen magmatischen Quellen kommt. Saure hydrothermale Lösungen lösen chemische Reaktionen im umgebenden Kalkgestein aus. Somit steigt deutlich weniger Kohlendioxid direkt aus dem Magmenkörper des Vulkans auf, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Dennoch ist der Wert des emittierten magmatischen Kohlendioxids immer noch hoch. (Quelle: Geology: “Discriminating carbon dioxide sources during volcanic unrest: The case of Campi Flegrei caldera“ und Pressemeldung INGV)