Bosnien kämpft mit den Folgen extremer Winterwetterlagen – 180.000 Haushalte ohne Strom
In Bosnien verursachte ein Wintersturm mit starken Schneefällen bei eisigen Temperaturen massive Stromausfälle und Verkehrschaos. Das öffentliche Leben kam kurz vor Weihnachten praktisch zum Stillstand: Am Montagmorgen fiel für rund 180.000 Haushalte der Strom aus. Bis zum Nachmittag konnte die Stromversorgung nur für gut zwei Drittel dieser Haushalte wiederhergestellt werden, was im Umkehrschluss bedeutet, dass noch ca. 60.000 Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten waren. Zum Glück schmorte die Weihnachtsgans noch nicht im Ofen.
Medienberichten zufolge traf es die Region Una-Sana im äußersten Nordwesten des Landes besonders schwer, aber auch Städte wie Tuzla im Nordosten, Zenica im Zentrum und zahlreiche Gebiete der Republik Srpska meldeten großflächige Stromausfälle. Dutzende Stromleitungen wurden beschädigt. Oft ist es bei solchen Ereignissen so, dass sich auf den Stromleitungen und Masten ein Schnee- und Eispanzer bildet, der aufgrund des hohen Gewichts die Leitungen und Masten beschädigt. Überdies könnten Bäume unter der Schneelast zusammengebrochen und gegen die Strommasten gestürzt sein.
Die Zahl der von den Stromausfällen betroffenen Haushalte schwankt je nach Quelle stark. In manchen Berichten ist von 130.000 betroffenen Haushalten die Rede.
In den Newstickern wird auch berichtet, dass Schulen aufgrund des Schneechaos geschlossen blieben. Scheinbar haben die armen Schüler in Bosnien noch keine Weihnachtsferien.
Vielerorts kam es zu Verkehrschaos und kleinere Gemeinden in Höhenlagen könnten sogar von der Außenwelt abgeschnitten worden sein.
Kemal Ganic, der Bildautor des Fotos oben, schrieb auf X: „Das wird langsam besorgniserregend, der Schnee hört nicht auf zu fallen. Wenn wir das überleben, werden wir weitermachen.“ Das Bild entstand in Vlašić und zeigt ein komplett eingeschneites Auto.
Zu einem starken Wintereinbruch kam es aber auch in anderen Balkanstaaten, etwa in Kroatien. Und selbst in Norditalien und Österreich und Süddeutschland schneite es in den Höhenlagen der Alpen stark, was viele Winterurlauber freuen dürfte, sofern sie aufgrund der Witterungsbedingten anreisen können.
Bosnien-Herzegowina, ein gebirgiges Land auf der Balkanhalbinsel, ist für seine raue Topografie bekannt, die bei extremen Wetterlagen wie starken Schneefällen oder Überschwemmungen schnell zu Problemen führen kann. Im Winter stellen die Dinarischen Alpen im Landesinneren häufig eine Wetterscheide dar, die Schneestürme und heftigen Frost begünstigt. Das Meteorologische Institut der Republik Srpska warnte, dass bis Dienstagabend in bergigen Regionen bis zu ein Meter Neuschnee fallen könnte.
Extremwetter ist in Bosnien-Herzegowina keine Seltenheit. Bereits im November führten Schneestürme in Bosnien und anderen Balkanländern zu Stromausfällen. Auch der Herbst brachte schwere Naturkatastrophen mit sich: Im Oktober starben 27 Menschen im Südwesten des Landes bei verheerenden Überschwemmungen, die durch sintflutartige Regenfälle ausgelöst wurden.
Solche Ereignisse verdeutlichen die Verwundbarkeit Bosnien-Herzegowinas gegenüber den Folgen von Naturkatastrophen. Die Kombination aus steilen Berghängen, dichten Flusstälern und oft unzureichender Infrastruktur macht das Land besonders anfällig für die Auswirkungen von Extremwetterlagen. Angesichts der sich häufenden Wetterextreme wächst der Druck auf die Regierung, langfristige Maßnahmen zur Anpassung und besseren Katastrophenvorsorge zu ergreifen.