Die Bildergalerie zeigt den Lavasee des Vulkans Masaya in Nicaragua. Die Fotos wurden zwischen dem 20. und 26. April 2016 aufgenommen.
Im April 2016 machten sich die Geonauten Martin, Thorsten, Richard und Marc auf den Weg zum Vulkan Masaya in Nicaragua. Zuvor hatten wir Kontakt zum Reisespezialisten Oliver Wiesenegger aufgenommen. Der gebürtige Österreicher lebt in der Hauptstadt Managua und unweit des Vulkans. Oliver vermittelte den Kontakt zum Chefseismolgen Dr. Wilfried Strauch von INETER, der uns eine Drehgenehmigung erteilte. Wilfried und Oliver empfingen uns am Flughafen von Managua. Sie waren in Begleitung lokaler Medienvertreter, die uns in Bezug auf unser Vorhaben interviewten: wir waren gekommen um Material für eine Aufklärungskampagne über Vulkangefahren zu sammeln, die wir im Rahmen der International operierenden Vulkanologischen Gesellschaft e.V. durchführen. Unnötig zu erwähnen, dass wir ein wenig baff waren über dieses Medieninteresse.
Nach den Interviews und einem Abendessen ging es in unser Hotel, was recht klein, aber gemütlich war und vor allem nur ca. 20 Minuten Fahrzeit vom Vulkan Masaya entfernt lag. Am nächsten Tag ging es mit dem Chefseismologen auf Entdeckungstour in Managua und anschließend zum Vulkan. Am Parkeingang wurden wir registriert und hatten fortan freien Zutritt und durften auch nachts rein. Ein unschätzbarer Vorteil, denn seit ein paar Wochen war der Zugang zum Vulkan gesperrt. Grund hierfür war der Lavasee, der seit Dezember 2015 im Krater Santiago brodelte. Da es bei früheren Aktivitätsphasen des Vulkans auch immer mal wieder zu Explosionen gekommen war, wollten die Verantwortlichen kein Risiko eingehen und schlossen den Nationalpark. Angenehmer könnte sich unsere Arbeit am Vulkan kaum gestalten: nach der Registrierung am Eingang fuhr uns Oliver die schmale Straße zum Krater hinauf. Direkt am Kraterrand befand sich ein großer Parkplatz und nach ein paar Schritten guckte man in das gewaltige Loch des Kraters: drive in volcano!
Am Tage war der Anblick des Lavasees wenig spektakulär. In gut 300 m Tiefe brodelte die Lava auf einer Fläche von ca. 30 x 20 Metern. Zudem stand der Kraterkessel voller Dampf. Am späten Nachmittag wechselten wir die Position und machten uns auf den Weg zur gegenüberliegenden Seite des Kraters. Von hier gestaltete sich der Blick schon spannender, denn man befand sich fast über den Lavasee. Die Sonne stand bereits relativ niedrig und der Krater lag im Schatten. Die Rotglut setzte sich mehr und mehr gegen das Tageslicht durch und der Blick wurde atemberaubend: eine so munter brodelnde Lavamasse hatte ich bisher selten gesehen! Normalerweise sind Lavaseen von einer flexiblen Kruste sich abkühlender Lava bedeckt die nicht mehr glüht. Nur an Rissen in der Kruste und über Schlote am Rand brodelt es. Doch dieser Lavasee bekam soviel Nachschub frischer Lava, dass er keine Kruste bilden konnte. Von einer Seite strömte ständig neue Lava in den Pool. Stellte sich die Frage, wohin die alte Lava abfloss. Es musste ein Kreislaufsystem existieren!
Die einmalige Stimmung am Kraterrand wurde durch lautes Schreien grüner Papageien verstärkt. Zusammen mit Fledermäusen flatterten sie durch den nächtlichen Krater. Im Kamerasucher zeichneten sich ihre Silhouetten immer wieder vor dem Lavasee ab.
Die Papageien lebten in kleinen Höhlen in den steilen Kraterwänden. Jahrelang machte ihnen die starke Dampfentwicklung des Vulkans scheinbar nichts aus. Oliver berichtete uns, dass die Population der Vögel schon kurz vor dem Ausbruch stark zurück gegangen sei. Ob sie vielleicht die bevorstehende Eruption ahnten? Die Fledermäuse wohnten in den Lavahöhlen, die sich nur wenige Hundert Meter vom Krater entfernt befanden.
Während unserer Tage am Vulkan änderte sich die Aktivität nur minimal und unsere Film- und Fotoarbeiten gestalteten sich ohne Probleme. An einem Tag unternahmen wir einen Abstecher zu den Vulkanen Momotombo und Telicia, die sich allerdings recht ruhig präsentierten. Ein heftiges Gewitter hielt mich von einer Besteigung des Telicia ab, während ein Teil der Geonauten den Gang zum Krater trotzdem wagten. Sie berichteten von einigen glühenden Stellen am Kraterboden und starker Dampfentwicklung.
Spannend war die Besichtigung prähistorischen Fußabdrücke mitten in Managua. Sie zeugten davon, dass auch das Gebiet der heutigen Hauptstadt im Gefahrenbereich des Masaya liegt, denn die Füße hinterließen ihre Spuren in vulkanischen Ablagerungen. Sie zeigen auch, wie sehr sich die Aktivitätsform eines Vulkans ändern kann.