Am 18. März 2011 machten sich die Geonauten Martin, Richard und Marc auf den langen Weg nach Indonesien, um den Vulkanausbruch des Bromo zu dokumentieren. Der mythische Vulkan liegt in der Tengger-Caldera im mittleren Westen Javas und ist von Surabaya aus bequem per Auto zu erreichen. Am Caldera-Rand wurde eigens für Vulkanneugierige Touristen die „Lava View Lodge“ errichtet und in dieser quartierten wir uns für die nächsten 4 Nächte ein um die Eruptionen zu beobachten. Eigentlich ist der Name der Lodge ein wenig irreführend, denn so häufig sind Vulkanausbrüche in der Tengger-Caldera nicht; die letzte Eruption des Bromo erfolgte im Jahr 2004. Damals gab es nur einen vergleichsweise kleinen Ausbruch, der sich auf wenige Explosionen beschränkten. Da die Eruption unvermittelt kam, befanden sich zahlreiche Touristen am Kraterrand und 2 verloren ihr Leben. Der Bromo ist ein recht flacher Vulkan und über eine Treppe leicht zu besteigen. Er ist Wohnsitz des Gottes Brahma. Zahlreiche hinduistische Pilger kommen jedes Jahr hierhin, um ihren Gott zu verehren und jedes Jahr wird das große Opferfest „Kasada“ abgehalten. Als ich so am Rand der Caldera stand und auf den gut 2 km entfernten Bromo starrte, fragte ich mich, ob das Fest dieses Jahr wohl auch wieder abgehalten werden wurde. Laute Detonationen ließen mich zusammenzucken und die Fensterscheiben der Lodge klirren. Glühende Lavabomben flogen weit über den Kraterrand hinaus und eine beständige Aschesäule jagte über einen Kilometer hoch in den Himmel. Brahma musste sehr wütend sein! In der ersten Nacht beobachteten wir den Vulkan vom Caldera-Rand aus und legten uns gegen 2 Uhr zum Schlafen nieder. Kurz vor 6 Uhr kam Richard ins Zimmer gestürzt und riss mich aus meinen Träumen; Bromo hatte seine Aktivität gesteigert. Unter lautem Getöse stieg eine Aschewolke gut 2,5 km in den Himmel. Wir schnappten unsere Kameras und machten uns ans Werk. Wir wollten die Hochphase nutzen um den Ausbruch von möglichst vielen Perspektiven zu dokumentieren. So ließen wir uns von Motoradtaxis zu diversen Aussichtspunkten fahren. Ich war der festen Überzeugung, dass ein Ritt auf dem Motorrad gefährlicher war als der Vulkanausbruch. Nach gut 2 Stunden verringerte sich die Aktivität plötzlich und für mehrere Stunden stieg nur ein schwaches Dampfwölkchen aus dem Krater des Bromo auf. Wir nutzten die Pause für einen ausgiebigen Brunch in der Lodge, mit tollem Ausblick auf den Vulkan.
Gegen Mittag pilgerten wir hinab in die Caldera und zum Tempel am Fuße des Bromo. Die Eruptionen hatten sich zwischenzeitlich wieder etwas verstärkt und aus knapp 250 Metern Entfernung war der Lärm ohrenbetäubend. Allerdings landete weitaus weniger große Lavabrocken auf dem Kraterrand als angenommen und in uns keimte der Gedanke einen Blick in den Krater zu Riskieren.
Nach einer durchwachten Nacht am Tempel, die uns außer beständigem Ascheniederschlag nicht viel einbrachte, kehrten wir zur Lodge zurück und beschlossen es abends zu riskieren und auf den Kraterrand zu steigen. Dazu hatten wir uns die höchste Stelle des Bromo ausgesucht, da hier praktisch keine Lavabomben landeten. Schnell hoch und schnell runter war die Devise. Dazu nur leichtes Gepäck. Wir wählten eine Aufstiegsroute über den benachbarten Kraterkegel des Bromo, der über einen schmalen Grat mit diesem Verbunden war. Der Weg hierauf erwies sich aufgrund dichter Vegetation und steiler Schluchten als unangenehm. Von Ästen und Laubwerk rieselte ständig Asche auf uns nieder, besonders, wenn wir auf allen Vieren durch Lücken im Gehölz kriechen mussten. Vorsichtig wanderten wir über den schmalen Grat der die beiden Kegel miteinander verbindet und riskierten einen ersten Blick in den Krater. Es stieg nur ein wenig Asche auf, aber aus der Nähe betrachtet war das schon beeindrucken. Langsam steigerte sich die Aktivität und strombolianische Eruptionen schickten Lavabomben bis weit über Augenhöhe. Vom Vulkanfieber gepackt beschlossen wir die Nacht hier zu verbringen. Das Risiko schätzten wir als noch vertretbar ein, da hier auf der höchsten Stelle des Kraterrandes keine frischen Bomben lagen. Trotzdem war die Nacht voller Spannung, besonders als der Vulkan begann Gas auszustoßen. Die Gaseruptionen dröhnten wie ein Startender Düsenjet und die Verzweiflung trieb uns dazu Tempotücher in die Ohren zu stopfen. Morgens dann der Abstieg über eine direktere Route an der Flanke des Bromo hinab. Dazu mussten wir gut 150 Meter durch eine Hochrisikozone am Kraterrand rennen. Als wir diese gerade passiert hatten und die ersten Meter auf der Flanke geschafft hatten, schepperte es hinter uns gewaltig. Kürbisgroße Lavabomben flogen bis hoch auf den Kraterrand und landeten dort, wo wir noch vor wenigen Sekunden langgerannt sind. Uns war klar, dass auch der obere Hang ein gefährlicher Ort zum verweilen war und so legten wir einen blitzabstieg hin, der uns dummerweise direkt in ein Labyrinth aus Canyons führte. Das ständige Auf und Ab durch die Canyons kostete mehr Zeit, als die lange Route über den Nachbarvulkan, verdiente aber einen Abenteuerpunkt.
An unserem letzten Tag war es vorbei mit dem schönen Wetter, dafür drehte Brahma aber noch mal kräftig auf und wütete so stark im Vulkan, dass die Fensterscheiben klirrten und Türen wie von Geisterhand zuschlugen.
Was für die Geonauten eine abenteuerliche Exkursion war, stellt für die Bevölkerung ein Desaster dar: der Ascheniederschlag bedeckte die Felder der Bauern und vernichtete die Ernte. Der Flughafen von Surabaya musste zeitweise gesperrt werden. Doch bereits im August waren die meisten Schäden wieder behoben und auf den frisch gedüngten Feldern wuchsen neue Feldfrüchte heran. Zum Kasadafest pilgerten wieder Tausende auf den Kraterrand des Bromo.