Erdbeben Mw 6,7 im brasilianischen Erdmantel des Amazonasbeckens
Datum 20.01.2024 | Zeit: 21:31:06 UTC | Lokation: -7.253 ; -71.495 | Tiefe: 615 km | Mw 6,7
Vorgestern kam es im Westen Brasiliens zu einem starken Erdbeben der Magnitude 6,7. Das Epizentrum wurde 137 km ostnordöstlich von Cruzeiro do Sul verortet. Hierbei handelt es sich um einen Ort im Amazonasbecken. Das Besondere an dem Erdstoß war seine große Tiefe, denn das Hypozentrum wurde in 615 km Tiefe verortet. Somit lag das Beben in einer ungewöhnlichen Tiefe im Oberen Erdmantel und fernab großer Störungszonen. Aller Wahrscheinlichkeit nach manifestierte sich der Erdstoß an einem Stück subduzierter Erdkruste, das an der pazifischen Subduktionszone unter dem Südamerikanischen Kontinent abtauchte. Man kann davon ausgehen, dass das betroffene Krustenstück bereits vor sehr langer Zeit seine Reise ins Erdinnere antrat. Dass es inzwischen nicht plastisch verformbar geworden ist, zeugt von besonderen Gegebenheiten in diesem Teil des Erdmantels oder von einem ungewöhnlichen Erdkrustenstück.
Serie von Mantelbeben
Dieses Beben war zwar das stärkste Mantelbeben der letzten Tage, doch bei weitem nicht das einzige. Bei den Marianneninseln gab es einen Erdstoß Mw 6,1, der sich in einer Tiefe von 196 km zutrug. In dieser Region des Pazifiks kommt es immer wieder zu Mantelbeben, die in Phasen gehäuft auftreten. Noch häufiger sind Mantelbeben bei Fidschi. Hier gab es zuletzt heute ein moderates Mantelbeben der Magnitude 4,7. Das Hypozentrum befand sich in 564 km Tiefe. Bereits vorgestern gab es hier eine Erschütterung Mb 4,8 in 373 km Tiefe. In der Region von Papua Neuguinea manifestierte sich ein Erdstoß mit Mb 4,8 in 219 km Tiefe und bei den Philippinen bebte es mit Mb 4,6 in einer Tiefe von 198 km. Die Liste lässt sich weiter fortführen. Erwähnen möchte ich nur noch 2 Mantelbeben unter den argentinischen Anden: Sie hatten die Magnituden Mb 5,7 und 4,3 und ereigneten sich ebenfalls in Tiefen um 200 km. Zwar gibt es immer auch Erdbeben im Bereich des Erdmantels, momentan scheint es hier allerdings zu einer Häufung zu kommen. Ob es ein statistischer Zufall ist oder ob dahinter ein unerklärtes Phänomen steckt, ist mir nicht bekannt.
Neben Erschütterungen an subduzierter Erdkruste gibt es Überlegungen, nach denen es auch andere Entstehungsweisen von Mantelbeben geben könnte. Hierzu zählen:
- Schmelzprozesse: In einigen Tiefen des Erdmantels gibt es Regionen, in denen partielle Schmelzprozesse auftreten können. Wenn sich Magma in diesen Tiefen bildet und sich durch den Mantel bewegt, kann dies zu seismischer Aktivität führen.
- Thermische Konvektion: Die Bewegung von Materie durch thermische Konvektion im Erdmantel könnte zu Strömungen führen, die seismische Aktivität hervorrufen.
- Phase-Übergänge: Im Erdmantel können sich Mineralien unter extremen Druck- und Temperaturbedingungen in andere Phasen umwandeln. Diese Phasenübergänge könnten Spannungen und damit verbundene Mantelbeben verursachen.
Diese Prozesse lösen aber wahrscheinlich nur schwache Erschütterungen aus und keine starken Erdbeben, die Zerstörungen an der Oberfläche verursachen könnten.