Erhöhtes Sonnensturm-Risiko: DLR beobachtet ungewöhnlich große Sonnenfleckenkonstellation
In den letzten Jahren sorgen immer wieder Polarlichtsichtungen in gemäßigten Breiten für Schlagzeilen, die früher extrem selten vorkamen. Polarlichter stehen im Zusammenhang mit dem Verhalten der Sonne und werden durch Sonneneruptionen ausgelöst, die mit einem Sonnensturm eine Partikelwolke ins Weltall schicken. Trifft diese Partikelwolke auf das Erdmagnetfeld, können Polarlichter entstehen. Nun gibt es erneut gute Chancen auf Polarlicht-Sichtungen in Deutschland, doch damit steigt auch das Blackout-Risiko. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sprach gestern eine entsprechende Warnung aus.

Am 28. November 2025 hat ein riesiger Sonnenfleckenkomplex begonnen, den südöstlichen Rand der Sonne zu passieren. Dieser besteht aus drei aktiven Regionen – AR 4294, 4296 und 4298 – von denen insbesondere AR 4294 mit einer Fläche, die zehnmal so groß ist wie die Erdoberfläche, hervortritt. Die Region ist so gewaltig, dass sie das Potenzial für starke Sonneneruptionen der M- oder sogar X-Klasse besitzt. Das DLR beobachtet diese Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit, denn ein Ausbruch könnte in den nächsten Tagen eine Plasmawolke (koronaler Massenauswurf) in Richtung Erde schleudern und kritische Infrastruktur beeinträchtigen.
Sonnenflecken sind Bereiche auf der Sonnenoberfläche mit besonders starken Magnetfeldern. Sie gelten als Hauptquellen für Sonnenstürme, zu denen sogenannte Flares und koronale Massenauswürfe gehören. Ein Sonnenflare ist eine heftige Explosion, die intensive Röntgen- und UV-Strahlung freisetzt. Der anschließende Auswurf von Plasma kann das Magnetfeld der Erde stören und geomagnetische Stürme auslösen. Dabei entstehen Polarlichter, die bei starkem Sonnensturm selbst in mittleren Breiten wie Deutschland sichtbar werden können.
Solche Ereignisse können jedoch auch technische Probleme verursachen. Satelliten, GPS-Systeme, Kommunikationsnetze und die Stromversorgung sind besonders empfindlich gegenüber den geladenen Teilchen und den elektromagnetischen Effekten eines starken Sonnensturms. Ein historisches Beispiel ist das Carrington-Ereignis von 1859, bei dem Polarlichter weltweit sichtbar waren und Telegrafensysteme ausfielen.
Das DLR-Institut für Solar-Terrestrische Physik in Neustrelitz verfolgt diese Vorgänge in Echtzeit. Ziel ist es, rechtzeitig Frühwarnungen zu geben und Schutzmaßnahmen für kritische Infrastrukturen zu ermöglichen. Die Forschung reicht von den physikalischen Grundlagen bis zur Anwendung, um den Schutz moderner Technologien gegen die Kräfte der Sonne zu verbessern.
Verschobenes Sonnenmaximum und unruhiger Zyklus mit vielen Sonnenstürmen
Ursprünglich wurde für den aktuellen Sonnenzyklus 25 ein Maximum um das Jahr 2023 erwartet. Beobachtungen zeigen jedoch, dass sich das Sonnenmaximum nach hinten verschoben hat und sich der Zeitraum erhöhter Aktivität bis 2025 oder sogar darüber hinaus erstrecken könnte. Zudem scheint dieser Zyklus unruhiger zu sein als die vorherigen, mit häufigeren und größeren Sonnenfleckenkomplexen sowie verstärkter Eruptionsaktivität. Solche Schwankungen sind bei Sonnenzyklen zwar üblich, erhöhen jedoch die Wahrscheinlichkeit für starke Sonnenstürme in den kommenden Monaten und Jahren. Deshalb beobachten Forscher das Weltraumwetter besonders genau, um rechtzeitig auf potenzielle Risiken reagieren zu können. Warnungen wirken aber nur bei entsprechender Vorbereitung vor katastrophalen Zuständen, wie sie z.B. bei länger anhaltenden Stromausfällen oder gestörten Navigationssystemen auftreten könnten.











