Ätna: Weitere paroxysmale Eruption am Nordostkrater

Ätna erzeugte gestern eine zweite paroxysmale Eruption: Lavafontänen, Explosionen und Lavastrom Richtung Valle del Bove

Der Ätna auf Sizilien generierte gestern Nachmittag eine zweite paroxysmale Eruption, nachdem die erste erst wenige Stunden her war. Der Verlauf des Tremors zeigte am Abend eine weitere Spitze, als der Krater einen weiteren Anlauf nahm, Lavafontänen zu erzeugen, doch diese fiel schnell wieder ab, und es blieb bei intensiven Explosionen. Außerdem ist ein Lavastrom unterwegs, der aus einem neuen Schlot am Fuß der Voragine austritt. Der Gipfelkrater dieses jungen Kegels emittiert weiter geringe Mengen Vulkanasche. Der Tremor bewegt sich heute an der Basis des Roten Bereichs, und eine erneute Verstärkung der Aktivität ist sehr gut möglich. Damit zeigt der alte Nordostkrater, dass er auch nach 28 Jahren ohne Paroxysmen noch in der Lage dazu ist, wieder richtig aufzudrehen.




Tremor am Ätna. © INGV

Nach Angaben des italienischen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) zeigte der Nordostkrater eine rasche Abfolge unterschiedlicher eruptiver Phasen, begleitet von starken Explosionen, Lavafontänen und lang anhaltender Aschefreisetzung.

Bereits in der Nacht zum 27. Dezember war die strombolianische Aktivität am Nordostkrater nahezu kontinuierlich, wenngleich die Sicht durch dichte Bewölkung stark eingeschränkt war. Leuchtende Wolken zeugten jedoch von intensiven Explosionen. Am Vormittag, gegen 09:00 UTC, nahm die Aktivität deutlich zu: Lavafontänen erreichten Höhen von bis zu 200 Metern, begleitet von kontinuierlichen Ascheemissionen. Kurz vor 10:00 UTC schwächte sich die Aktivität vorübergehend wieder ab.
Parallel dazu öffnete sich am oberen Osthang des Voragine-Kraters eine neue Förderöffnung. Von dort aus setzte ein Lavastrom ein, der sich ostwärts in Richtung der oberen Valle del Bove bewegte. Aufgrund anhaltender Wolken war seine genaue Ausdehnung zunächst nicht erkennbar, später bestätigten Satellitendaten jedoch eine Länge von rund 1,8 Kilometern.

Am frühen Nachmittag folgte eine erneute, noch energiereichere Phase: Um 14:15 UTC begann am Nordostkrater eine Lavafontänen-Episode mit Auswurfhöhen von bis zu 400 Metern. Eine dichte, bis zu 12 Kilometer hohe Eruptionssäule wurde vom Wind nach Westen verfrachtet und zog en. Gegen 14:45 UTC ging diese Phase in heftige Explosionen über, bei denen grobes pyroklastisches Material weit über den Kraterkegel hinausgeschleudert wurde.

Am Abend kam es erneut zu starken Explosionen am Nordostkrater. Zeitgleich verstärkte sich die Aktivität an der Voragine-Öffnung, die nun eine kontinuierliche Lavafontäne von mehreren Dutzend Metern Höhe speiste. Messdaten zeigen wiederholt sehr hohe Tremor- und Infraschallwerte, typisch für explosive Lavafontänen. Deformationsmessungen deuten auf kurzfristige Deflations- und Inflationsphasen im Gipfelbereich hin, während das GNSS-Netz keine größeren Bodenbewegungen registrierte.

Am Vormittag des 28. Dezembers zeigt sich die Situation etwas entspannter und der Alarmstatus für den Flugverkehr wurde auf Orange reduziert. Dennoch ist es Lebensgefährlich sich dem Nordostkrater zu nähern, da jederzeit in Paroxysmus einsetzen kann.

Da ich gerade in den USA unterwegs bin, erscheinen meine Berichte immer etwas zeitversetzt. Wie es für Ätna typisch ist, bricht er immer aus, wenn ich weit, weit weg bin.

Taiwan: Erdbeben Mw 6,6 vor der Nordostküste

Starkes Erdbeben erschüttert Nordost-Taiwan – keine schweren Schäden gemeldet

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,6 hat am späten Samstagabend, dem 27. Dezember 2025, die Nordostküste Taiwans erschüttert. Das Beben ereignete sich um 23:05 Uhr Ortszeit (15:05 Uhr UTC) vor der Küste nahe Yilan und war in weiten Teilen der Insel deutlich zu spüren – bis hin zur Hauptstadt Taipei.

Taiwan. © EMSC

Nach Angaben internationaler Erdbebenüberwachungsstellen lag das Epizentrum rund 33 Kilometer östlich von Yilan und etwa 58 Kilometer südöstlich von Keelung. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von rund 69 Kilometern. Aufgrund dieser vergleichsweise großen Tiefe fielen die Auswirkungen an der Oberfläche weniger zerstörerisch aus, als es bei einem flacheren Beben ähnlicher Stärke der Fall gewesen wäre.

Augenzeugen berichteten von stark schwankenden Gebäuden, klappernden Fenstern und kurzzeitiger Panik in Wohnhäusern und Einkaufszentren. In mehreren Städten verließen Menschen vorsorglich ihre Wohnungen. Vereinzelt fielen Gegenstände aus Regalen, und es kam lokal zu kurzen Stromunterbrechungen. Schwere Schäden an Gebäuden oder Infrastruktur wurden jedoch zunächst nicht gemeldet, ebenso wenig bestätigte Berichte über Todesopfer.

Auch große Unternehmen reagierten vorsorglich. Der taiwanesische Halbleiterkonzern TSMC teilte mit, dass in einigen Produktionsstätten Mitarbeitende kurzzeitig evakuiert wurden, um Sicherheitsprotokolle einzuhalten. Der Betrieb konnte nach ersten Kontrollen jedoch weitgehend fortgesetzt werden.

Eine Tsunami-Warnung wurde von den zuständigen Behörden nicht ausgegeben. Dennoch riefen die taiwanesischen Katastrophenschutzstellen die Bevölkerung dazu auf, aufmerksam zu bleiben und sich auf mögliche Nachbeben einzustellen – ein in der Region nicht ungewöhnliches Szenario nach stärkeren Erschütterungen.

Taiwan liegt an der Nahtstelle zwischen der Eurasischen Platte und der Philippinischen Seeplatte und gehört zum sogenannten Pazifischen Feuerring. Erdbeben sind dort häufig, teils mit erheblichen Folgen. Das aktuelle Beben zählt zu den stärkeren Ereignissen des Jahres, blieb jedoch nach bisherigen Erkenntnissen glimpflich.

Die Behörden setzten ihre Lagebeobachtung fort und kündigten an, weitere Informationen zu veröffentlichen, sobald umfassendere Schadensanalysen vorliegen.

Campi Flegrei: Neue Studie zum Bradyseismos

Solfatara der Campi Flegrei. © Marc Szeglat

Vulkanische Unruhe in den Campi Flegrei: Neue Studie entschlüsselt Zusammenhang von Bodenhebung und Erdbeben

Campi Flegrei ist eine der aktivsten und komplexesten Vulkanregionen Europas. Die Caldera liegt am Rand des Ballungsraums Neapel und ist selbst dicht besiedelt: In der „roten Zone“ der Campi Flegrei, dem von Italiens Zivilschutz als am höchsten gefährdet eingestuften Gebiet bei einem möglichen Vulkanausbruch, leben nach aktuellen Einschätzungen etwa 500 000 Menschen. Seit 20 Jahren hebt sich der Boden der Caldera – zunächst langsam, dann immer schneller. Die Bodenhebung wird von Tausenden Erdbeben jedes Jahr begleitet. Ein aktueller wissenschaftlicher Artikel, veröffentlicht im renommierten Fachjournal Scientific Reports (Nature), liefert nun wichtige neue Erkenntnisse über die Dynamik der vulkanischen Unruhe – insbesondere über den Zusammenhang zwischen der Bodenhebung und der Häufigkeit von Erdbeben.




Bei den Campi Flegrei handelt es sich um einen großen Calderavulkan, der sich durch eine beeindruckende geologische Geschichte auszeichnet. Seit den 1950er Jahren kommt es immer wieder zu Phasen von Bodenhebung, bei denen sich der Boden im Zentrum der Caldera um mehrere Meter hebt. Diese Bodenhebung wird von tausenden schwacher bis mäßig starker Erdbeben begleitet, die als Erdbebenschwärme auftreten. Solche Prozesse können Vorboten für größere Vulkanausbrüche sein und sind daher von großem Interesse für Wissenschaft und Bevölkerung.

Die Ursache für die Bodenhebung liegt tief unter der Erdoberfläche verborgen: Magma und heiße Fluide sammeln sich in Reservoiren in der Erdkruste an. Diese Zunahme von Material und starke Entgasungen aus dem Magma üben Druck auf die darüber liegende Erdkruste aus, wodurch sich der Boden langsam hebt. Gleichzeitig verändern sich durch das Einpressen der Magmen oder Fluide die Spannungsverhältnisse im Gestein, was häufig Erdbeben auslöst.

Neue Erkenntnisse aus der Studie

Die nun veröffentlichte Studie analysiert Daten aus den letzten 20 Jahren und zeigt, dass der Zusammenhang zwischen Bodenhebung und Erdbeben nicht einfach linear verläuft. Stattdessen sind die Erdbeben Teil einer komplexen „epidemischen“ Kettenreaktion: Ein Erdbeben kann weitere auslösen, doch dieser Prozess wird durch die Bodenhebung und strukturelle Grenzen im Gestein begrenzt. Das Team konnte mathematisch beschreiben, wie die Häufigkeit der Erdbeben mit der Bodenhebung zusammenhängt – nämlich nicht unendlich steigend, sondern mit einem abnehmenden Effekt, je mehr sich der Boden hebt.

Die Analyse zeigte: Mit zunehmender Bodenhebung nimmt die Effizienz ab, mit der zusätzliche Deformationen neue Erdbeben auslösen können. Dies führt zu einem Sättigungseffekt – die Häufigkeit der Erdbeben steigt also nicht unendlich weiter, sondern flacht relativ zur Zunahme der Bodenhebung ab. Mathematisch bedeutet das, dass die Zunahme der Erdbebenrate eine doppelt exponentielle Funktion der Bodenhebung ist, aber mit einem negativen Parameter, der den abnehmenden Zuwachs beschreibt.

Bedeutet das weniger Erdbeben vor einem Ausbruch?

Das Modell heißt nicht, dass vor einem möglichen Ausbruch keine Zunahme von Erdbeben oder Bodenhebung stattfindet. Vielmehr zeigt es, dass die Beziehung komplex ist: Eine Beschleunigung der Bodenhebung kann weiterhin auftreten – das wurde an zwei Phasen unterschiedlicher Wachstumsraten beobachtet.

Die Erdbebenhäufigkeit steigt zwar zu Beginn der Bodenhebung an, aber der Effekt, dass ein Beben weitere Beben auslöst, wird durch zunehmende Verformung immer stärker begrenzt. Dies könnte durch Veränderungen im Gestein (z. B. plastische Deformation, Versiegelung von Bruchflächen) verursacht werden.

Es ist also möglich, dass sich vor einem größeren Ereignis oder Ausbruch die Bebenrate nicht mehr stark erhöht, obwohl sich der Boden weiter hebt – was eine einfache Interpretation der seismischen Aktivität erschwert und sich negativ auf das Frühwarnsystem vor einem möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch auswirken könnte.

Kurz gesagt: Eine steigende Bodenhebung geht meist mit mehr Erdbeben einher, aber die Erdbebenhäufigkeit wächst nicht immer proportional oder exponentiell mit. Dieses Verhalten muss bei der Überwachung und Gefährdungsabschätzung berücksichtigt werden, um Fehleinschätzungen zu vermeiden.

Dieser Befund hat wichtige Konsequenzen für die Vulkanüberwachung: Erdbeben allein geben nicht immer eine lineare Vorhersage der Bodenhebung oder eines möglichen Ausbruchs. Vielmehr ist das Zusammenspiel beider Prozesse entscheidend.

Quelle: Godano, C., Convertito, V., Tramelli, A., et al. (2025). Interplay between ground deformation and seismicity during the 2005–2025 unrest at Campi Flegrei. Scientific Reports, 15, Article 43238. https://doi.org/10.1038/s41598-025-27259-4. Lizenz der CC

Ätna: Kleiner Paroxysmus aus dem Nordostkrater

Paroxysmale Eruption aus dem Ätna-Nordostkrater und Lavastrom aus der Voragine

Am Ätna auf Sizilien schoss morgens gegen 09:00 UTC der Tremor in die Höhe, ganz so, wie wir es von paroxysmalen Eruptionen her kennen. Zeitgleich steigerte sich die Aktivität aus dem Nordostkrater, der bis zu 200 m hohe Lavafontänen förderte. Eine Asche-Dampf-Wolke stieg bis zu 11 Kilometer (FL360) hoch auf und löste beim VAAC Toulouse eine VONA-Warnung aus. Die Alarmstufe wurde auf Rot erhöht. Die Eruptionswolke driftete in Richtung Westen und breitete sich über weite Teile Siziliens aus. Gegen 09:50 UTC stürzte der Tremor ab und die Lavafontäne brach in sich zusammen. Aktuell ist der Tremor noch im roten Bereich, aber nahe der Grenze zum Gelben.

Lavastrom

Neben der Aktivität am Nordostkrater – mit der in dieser Stärke auch die Experten nicht gerechnet haben – stimmten auch die Krater Bocca Nuova und Voragine mit ein. Aus letzterem Krater ergoss sich ein Lavastrom im oberen Teil des Valle del Bove bzw. Valle del Leone. Dieser Lavastrom kontrastiert schön mit der dicken Schneedecke. Das Foto stammt wieder von André Müller.

Lavastrom und Lavafontäne generierten eine hohe Thermalstrahlung mit 2900 MW Leistung, die bei MIROVA einsehbar ist.

Nach Angaben des INGV weisen die Bodenverformungsdaten klare Veränderungen auf, die sowohl in den Klinometernetzen als auch im DRUV-Dilatometer erfasst wurden. Letzteres verzeichnete zwischen 08:30 und 09:40 UTC eine Abnahme von rund 110 Nanostrain, bevor sich die Entwicklung erneut umkehrte. An den Gipfelklinometern sind deutliche Anzeichen einer Deflation im Gipfelbereich erkennbar, während vergleichbare Signale in mittleren Höhenlagen nur abgeschwächt registriert wurden. Besonders aussagekräftig ist das ECP-Gipfelklinometer, an dem zwei klar unterscheidbare Deformationsphasen festgestellt wurden: eine erste Phase am 26.12.2025 mit einer Veränderung von etwa 5 Mikroradian zwischen 16:30 und 21:00 UTC, gefolgt von einer zweiten Phase mit rund 3,5 Mikroradian im Zeitraum von 09:00 bis 10:00 UTC am 27. Dezember. Das hochfrequente GNSS-Messnetz zeigte hingegen keine signifikanten Bodenbewegungen.

Prognosen über das weitere Verhalten des Ätnas sind nur schwer zu treffen. Paroxysmen kommen oft in Serien, wobei das Zeitintervall stark schwanken kann. Manchmal folgen die Paroxysmen mit nur wenigen Stunden Abstand zueinander, manchmal vergehen mehrere Wochen. Weitere Aktivität halte ich für wahrscheinlich.

Ätna: Spektakulärer Vulkanausbruch am Nordostkrater

Platzende Lavablase im Ätna-Nordostkrater. © André Müller. Screenshot aus Video

Ätna ist weiterhin aktiv – spektakuläre Lavablasen im Nordostkrater fotografiert

Dass der Ätna auf Sizilien zu Heiligabend aus seinem Dornröschenschlaf erwacht ist, hat sich inzwischen rumgesprochen. Den meisten unbekannt dürften aber die spektakulären Bilder sein, die Vulkanspotter André Müller gestern am Ätna mithilfe seiner Drohne schoss: Im Nordostkrater sind mindestens zwei Schlote aktiv. Während der eine kleine Lavafontäne förderte, generierte der andere phänomenale Lavablasen, die beim Platzen sich kugelförmig ausbreitende Lavafetzen ausbreiteten. Im Krater bildet sich unterdessen ein sekundärer Lavasee. Bilder, wie man sie nur selten zu Gesicht bekommt!




Das INGV hat in einem neuen Update die Daten vom Vortag bestätigt. Inzwischen wurde auch eine VONA-Warnung vom VAAC Toulouse ausgegeben: Auf Satellitenbildern tauchte bis jetzt keine Vulkanasche auf, dennoch wurde vorsichtshalber der Warncode Orange ausgegeben. In einigen Ortschaften, darunter Taormina, kam es zu leichtem Ascheregen.

Neben dem Nordostkrater zeigte auch der Krater Bocca Nuova in der Nacht sporadische strombolianische Explosionen.

Nachdem es gestern Morgen zunächst zu einer leichten Verringerung der Tremoramplitude kam, steigerte sie sich mittags deutlich und verläuft seitdem konstant seitwärts. Die oben beschriebene Tätigkeit dürfte mit der Tremorsteigerung eingesetzt haben.

Nachts verhüllte sich der Gipfel des Ätnas wieder mit Wolken, so dass die Livecams keine Beobachtungen zuließen.

Die Messinstrumente lieferten gestern noch Anzeichen für eine deutliche Bodenhebung im Gipfelbereich, was auf magmatische Prozesse in geringer Tiefe schließen lässt.

Die Vulkanologen vom INGV beobachten den Ätna engmaschig. Dennoch bleibt es schwierig, das Verhalten des Vulkans vorauszusagen. Der Ätna ist für schnelle Änderungen seines Aktivitätsniveaus bekannt – und dafür, dass auf scheinbar ruhige Phasen jederzeit neue Ausbrüche folgen können.

Für Anwohner und Besucher bedeutet die aktuelle Lage vor allem eines: erhöhte Aufmerksamkeit, aber keinen Anlass zur Panik. Der Ätna zeigt einmal mehr, warum er seit Jahrhunderten als eines der faszinierendsten Naturphänomene Europas gilt.

Der Ätna ist nicht der einzige aktive Vulkan in Italien. Nördlich von Sizilien liegt der Stromboli, der gestern erneut mit der Förderung eines kleinen Lavastroms begann, der aus dem Nordkrater überläuft und über die Sciara del Fuoco fließt.

USA: Schlammlawinen verwüsteten Bergdorf in Kalifornien

Schlammlawinen nach Weihnachtssturm: Wrightwood schwer getroffen

Ein heftiger Wintersturm hat am Weihnachtstag den Bergort Wrightwood im Süden Kaliforniens besonders hart getroffen. Ein sogenannter atmosphärischer Fluss – ein schmaler, aber extrem feuchter Luftstrom aus den Tropen – brachte innerhalb kurzer Zeit enorme Regenmengen in die Region. Die Folge waren Sturzfluten und Schlammlawinen, die sich durch Straßen und Wohngebiete wälzten und teils massive Schäden verursachten.

In mehreren Vierteln wurden Autos vollständig von Schlamm, Geröll und Holzresten begraben. Bilder und Videos aus Wrightwood zeigen Fahrzeuge, aus denen nur noch Dächer oder Seitenspiegel herausragen. Auch zahlreiche Häuser wurden beschädigt: Schlamm drang in Garagen und Wohnräume ein, einige Gebäude standen zeitweise bis zu den Fenstern im braunen Wasser. Straßen verwandelten sich in reißende Bäche, wichtige Zufahrtswege waren stundenlang oder sogar tagelang unpassierbar.

Rettungskräfte und freiwillige Helfer waren im Dauereinsatz, um Anwohner in Sicherheit zu bringen. Die Behörden verhängten Evakuierungsanordnungen für besonders gefährdete Gebiete, da der durchnässte Boden weitere Erdrutsche begünstigte. Nach ersten Angaben gab es in Wrightwood keine bestätigten Todesopfer, doch der Sachschaden ist erheblich. Viele Bewohner verbrachten die Feiertage ohne Strom oder mussten ihre Häuser vorübergehend verlassen.

Der Sturm war Teil einer größeren Unwetterlage, die weite Teile Kaliforniens über die Weihnachtstage erfasste. Meteorologen warnten vor den Risiken solcher Wetterereignisse, die durch gesättigte Böden und steile Hänge besonders gefährlich werden. Zwar ließ der Starkregen nach den Feiertagen allmählich nach, doch die Gefahr von Nachrutschungen bestand zunächst weiter.

Für Wrightwood beginnt nun die Aufräumphase. Schlamm muss von Straßen entfernt, beschädigte Infrastruktur repariert und die Sicherheit der Häuser überprüft werden. Gleichzeitig wirft das Ereignis erneut Fragen auf, wie gut Berggemeinden auf extreme Wetterlagen vorbereitet sind, die in Kalifornien zunehmend häufiger und intensiver auftreten.

Wie es der Zufall will, verweile ich gerade in New York City, wo es eine Schneesturmwarnung gibt. Aktuell schneit es bei kräftigen Minustemperaturen und es liegen bereits mehrere Zentimeter Schnee. Morgen wird sich zeigen, wie gut die Millionenmetropole auf den Schneefall vorbereitet ist. Erste Unfälle hat es bereits gegeben.

Ätna: Strombolianische Eruptionen im Nordosten

Anhaltende Unruhe am Ätna: Strombolische Eruptionen prägen das Weihnachtswochenende

Der Ätna lebte nach Monaten der Ruhe zum Jahresende 2025 wieder auf. Was sich in meinem letzten Bericht bereits andeutete, wurde nun durch klare Sicht auf das Geschehen bestätigt: Es gibt definitiv strombolianische Eruptionen aus dem Nordostkrater!




Nach Angaben des INGV, zeigt der höchste aktive Vulkan Europas weiterhin eine ausgeprägte strombolianische Aktivität, die sich überwiegend m Nordostkrater abspielt. Dort kommt es seit zwei Tagen zu intensiven, anhaltenden Explosionen, bei denen glühendes Material ausgeworfen wird und teilweise auf den Außenflanken des Kegels niedergeht. Begleitet wird diese Tätigkeit vom Ausstoß kleiner Mengen Vulkanasche.

Die vom Wind nach Nordosten getragene Aschewolke führte zu leichten Ascheniederschlägen in Piano Provenzana sowie in der bei Touristen beliebten Stadt Taormina – ein sichtbares Zeichen dafür, dass die aktuelle Aktivität nicht nur auf den Gipfelbereich beschränkt bleibt. sondern auch das Umland beeinflusst. Auch am Krater Bocca Nuova wurde in der Nacht sporadische strombolische Aktivität beobachtet. Vor allem aus dem Schlot BN-2 schleuderten Explosionen glühendes Material mehrere Dutzend Meter über den Kraterrand hinaus.

Geophysikalische Messdaten unterstreichen die anhaltende Unruhe im Inneren des Vulkans. Die Stärke des Tremors bewegt sich weiterhin auf hohem Niveau und zeigte nach Mitternacht sogar einen leichten Anstieg. Die Quellen dieses Tremors liegen stabil im Bereich des Nordostkraters in etwa 3000 Metern Höhe über dem Meeresspiegel, was auf aktive Magmenbewegungen nahe der Oberfläche hinweist.

Auch Infraschallsignale, die mit Explosionen und Gasfreisetzungen zusammenhängen, treten weiterhin sehr häufig auf. Zwar endete eine ausgeprägte Tremor-Episode am Vorabend, doch folgte in den frühen Morgenstunden bereits eine weitere, was auf anhaltend Magmenaufstieg schließen lässt.

Messungen der Bodenverformung bestätigen diesen Eindruck: Seit dem 24. Dezember setzen sich langsame, aber deutliche Deformationstrends fort, die auf einen zunehmenden inneren Druck hindeuten. Größere Veränderungen an den GNSS-Stationen blieben bislang jedoch aus. Insgesamt zeichnet sich damit das Bild eines Vulkans, der weiterhin aktiv und aufmerksam zu beobachten bleibt.

Jerk revolutioniert Vulkanausbruchsvorhersage am Piton Fournaise

Lava schießt aus einer Tube amm Pion de la Fournaise. © Marc Szeglat

Neue Methode könnte Vulkanfrühwarnsysteme revolutionieren – Forscher entwickeln „Jerk“ zur frühzeitigen Erkennung von Eruptionen

Ein internationales Forschungsteam hat eine vielversprechende neue Methode vorgestellt, um bevorstehende Vulkaneruptionen frühzeitig und in Echtzeit zu erkennen. Die Studie „Jerk, a promising tool for early warning of volcanic eruptions“ wurde am 17. Dezember 2025 in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

Die Herausforderung, bevorstehende Vulkanausbrüche zuverlässig vorherzusagen, ist nach wie vor groß und gelingt oft nur bedingt. Trotz moderner Überwachungssysteme liefern viele Signale nur unklare Vorwarnungen und Vulkanologen wissen meistens, ob ein Vulkan zur Eruption bereit ist, können den genauen Zeitpunkt einer bevorstehenden Eruption meistens nicht genau vorhersagen. Die neu entwickelte Methode namens „Jerk“ soll dieses Problem lösen. Sie setzt auf die Detektion extrem subtiler Bewegungen im Untergrund, die entstehen, wenn Magma durch Gesteinsformationen drückt und dabei Brüche erzeugt. Diese Bewegungen zeigen sich als sehr niederfrequente Signale in Bodenbewegung und Neigung, die nur wenige Nanometer pro Sekunde³ betragen. In der Physik bezieht sich der Begriff „Jerk“ auf die zeitliche Ableitung der Beschleunigung und beschreibt wie schnell sich eine Beschleunigung ändert.

Ein entscheidender Vorteil von Jerk ist, dass es mit nur einem einzigen breitbandigen Seismometer funktioniert, was die Anwendung an schlecht überwachten Vulkanen vereinfacht. Mit speziellen Datenverarbeitungsalgorithmen kann das System diese schwachen Signale in Echtzeit erkennen. Die Forscher haben die Methode am gut überwachten Piton de la Fournaise auf der Insel La Réunion getestet, wo sie als automatisches Modul in das bestehende WebObs-Überwachungssystem integriert wurde.

Die Ergebnisse sind vielversprechend: Von den 24 Eruptionen zwischen 2014 und 2023 wurden 92 % korrekt im Vorfeld erkannt, wobei die Warnzeiten zwischen wenigen Minuten und bis zu 8,5 Stunden lagen, bevor das Magma die Oberfläche erreichte.

Die Studie betont zudem, dass Jerk nicht nur Eruptionen vorhersagen kann, sondern auch magmatische „Intrusionen“ erkennt, bei denen Magma aufsteigt, ohne die Oberfläche zu erreichen. Solche Intrusionen gehen in der Regel einer Eruption voran und stellen ein wertvolles Signal für Vulkanologen dar. So gab das System auch eine Warnung bei der Intrusion vom 5. Dezember 2025 aus. Das registrierte Signal war sehr klein und betrug 0.1 nm/s3.

Während Piton de la Fournaise bereits gut überwacht ist, könnte diese Methode insbesondere für schlecht instrumentierte Vulkane weltweit ein einfacher und effektiver Frühwarnindikator werden. Zukünftige Arbeiten sollen die Anwendung von Jerk auf andere aktive Vulkane prüfen und weiter optimieren. So soll das System im nächsten Jahr am Ätna eingesetzt werden.

Quellen: Beauducel et al. Jerk, a promising tool for early warning of volcanic eruptions, Nature Communications, 17 Dezember 2025.
Nature & Institut de Physique du Globe de Paris DOI: 10.1038/s41467-025-66256-z & Hintergrundartikel zur Jerk-Methode.ipgp.fr

Ätna: Neuer Vulkanausbruch bestätigt

Intensive strombolianische Tätigkeit am Ätna Nordostkrater – Neben Tremor auch Bodendeformation registriert

Was gestern noch mit etwas Spekulation behaftet war, ist heute Gewissheit: An den Gipfelkratern des Ätnas setzte intensive strombolianische Aktivität ein. Zwar hüllte sich der Gipfel weiterhin meist in Wolken, doch kurzzeitig aufgelockerte Wolken erlaubten einen Blick auf das Geschehen: Schauplatz der Eruptionen ist der Nordostkrater, in dem es bereits in den vergangenen Tagen schwache intracraterische Aktivität gegeben hatte. Diese hat sich nun deutlich verstärkt.




Ätna

Die Vulkanologen des INGV veröffentlichten am Abend ein Bulletin, wonach seit Einbruch der Dämmerung Überwachungskameras starke, kontinuierliche Gluterscheinungen dokumentierten. Um 18:10 UTC wurde das Auswerfen von glühendem Material über den Kraterrand beobachtet. Die Eruption produziert einen dichten Dampfstrahl, Vulkanasche ist bisher jedoch nicht sichtbar.
Seismische Aktivität und Infraschall

Der vulkanische Tremor bleibt auf erhöhtem Niveau und zeigt einen relativ stabilen Verlauf. Das Epizentrum liegt im Bereich des Nordost-Kraters auf etwa 2800–2900 Metern Höhe. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Infraschall-Ereignisse zu, vor allem am Nordost-Krater und teils an der Bocca Nuova. Seit etwa 21:50 UTC ist der Infraschall-Tremor deutlich wahrnehmbar.

Bodendeformation

Laut Dr. Boris Behncke vom INGV zeigte der Ätna bereits in den letzten Monaten eine deutliche Inflation, etwas, das seit 2023 in dieser Form nicht mehr beobachtet wurde.

Die neuesten Messungen der Deformation liefern folgende Werte:

  • Der Dilatometer DRUV verzeichnet seit dem Morgen des 24. Dezember eine positive Bodenverformung von etwa 80 Nanostrain.
  • Das Klinometer ECP zeigt im gleichen Zeitraum eine Änderung der Flankenneigung von über 1,5 Mikroradianten.
  • Die GNSS-Messstationen melden bislang keine signifikanten Bewegungen.

Zusätzlich zeigen Satellitendaten eine moderate Wärmestrahlung von rund 25 MW, was auf oberflächennahe Lavaaktivität hinweist.

Interpretation

Diese Kombination aus erhöhter seismischer Aktivität, Infraschall, Bodendeformation und sichtbarer Glut deutet auf ein dynamisches Magmasystem im Nordost-Krater hin. Eine weitere Intensivierung der Aktivität sowie ein mögliches Einsetzen anderer Krater ist gut vorstellbar.