Mount Rainier: Schwarmbeben lässt langsam nach

Erdbeben unter dem Mount Rainier lassen nach – fast 500 Beben lokalisiert

Seattle, 12.07.2025Der Erdbebenschwarm, der den Mount Rainier (US-Bundesstaat Washington) seit dem 8. Juli erschüttert, lässt weiter nach, doch noch immer werden stündlich mehrere Erschütterungen detektiert.  Während der Hochphase des Schwarms manifestierten sich bis zu 30 Beben pro Stunde.

Beben am Rainier

Bis zum Morgen des 12. Juli lokalisierten das Cascades Volcano Observatory (CVO) und das Pacific Northwest Seismic Network (PNSN) insgesamt 464 Beben. Darüber hinaus gab es eine große Anzahl schwacher Beben, die aufgrund der geringen Magnitude nicht lokalisiert werden konnten. Das bislang stärkste Beben im Rahmen des Schwarms erreichte eine Magnitude von 2,4 und wurde am 11. Juli gemessen. Die Hypozentren der Erdbeben liegen in Tiefen zwischen zwei und sechs Kilometern unter dem Gipfel des Vulkans.

Geophysikalische Messungen zeigen keine Hinweise auf Bodenverformung oder andere Veränderungen, wie sie mit aufsteigendem Magma in Verbindung stehen könnten. Vulkanologen interpretieren den Schwarm daher als Folge hydrothermaler Prozesse: magmatische Fluide bewegen sich entlang tektonischer Bruchzonen und verursachen die Erschütterungen.

Trotz des auffälligen Erdbebenschwarms sehen die Fachleute derzeit keinen Grund zur Beunruhigung. „Die Aktivität entspricht dem typischen Hintergrundverhalten des Vulkans und zeigt keine Hinweise auf aufsteigendes Magma“, heißt es in einer Mitteilung des CVO. Dennoch werde man die Entwicklung weiterhin genau beobachten und bei veränderten Mustern entsprechend informieren.

Mount Rainier erhebt sich auf über 4.390 Meter und dominiert das Landschaftsbild südöstlich von Seattle im Bundesstaat Washington. Der Vulkan gilt als einer der potenziell gefährlichsten der Vereinigten Staaten – nicht wegen häufiger Ausbrüche, sondern aufgrund seiner mächtigen Eiskappe und der Möglichkeit sogenannter Lahare – hierbei handelt es sich um vulkanisch bedingte Schlammströme. Bei einem zukünftigen Ausbruch könnten solche Ströme das dicht besiedelte Umland in kürzester Zeit erreichen.




Mount Rainier gehört zur Kaskaden-Vulkankette, die sich entlang der Westküste Nordamerikas von Nordkalifornien bis in den Süden British Columbias zieht. Die Vulkane dieser Region , zu denen auch der Mount St. Helens gehört, entstehen durch die Subduktion entlang des Nordamerika-Grabens vor der Westküste der USA.

Der letzte nachgewiesene Ausbruch des Mount Rainier liegt mehrere hundert Jahre zurück, doch sein Potenzial bleibt im Fokus der Überwachung. Gerade weil er in der Nähe dicht besiedelter Gebiete liegt, zählt Rainier für die US Geological Survey (USGS) zu den „Vulkanen mit hoher Priorität“ in der wissenschaftlichen Beobachtung.

Island: IMO bestätigt Störung der GNSS-Messungen

Störung der GNSS-Messungen auf Island von IMO bestätigt – Ursache unklar

Reykjavik 12.07.2025Wer in den letzten Tagen die GNSS-Daten zur Bodenhebung auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel betrachtete, wird sich vielleicht über den starken Sprung zur Bodenhebung gewundert haben, der auf den Grafiken abgebildet ist und fast 50 mm ausmachte. Da sich dieser Sprung auf allen Stationen der Gegend bemerkbar macht, ist klar, dass es sich nicht um einen realen Wert handelt, sondern um einen Messfehler. IMO hat in einem gestern veröffentlichten Bericht diesen Fehler eingestanden. Seine Ursache ist noch unklar.

Wie die Forscher des isländischen Wetterdienstes mitteilten, wurde eine ungewöhnliche Signalstörung festgestellt, die das gesamte Messnetz betrifft. Sie äußert sich in einem sprunghaften Anstieg der vertikalen Bewegung – ein Muster, das einer plötzlichen Landhebung ähnelt. Da dieses Signal jedoch gleichzeitig an allen Stationen auftrat, kann eine tatsächliche Hebung der Erdoberfläche ausgeschlossen werden.

Interne Fehler im Messsystem oder in den Datenübertragungen wurden ebenfalls ausgeschlossen. Es handelt sich daher um eine externe Störung, deren Ursache bis jetzt unklar ist.

Die Messung von Landhebungen basiert auf der Berechnung der Zeit, die Signale von Satelliten benötigen, um GPS-Empfänger am Boden zu erreichen. Eine verkürzte Laufzeit deutet auf eine Anhebung der Erdoberfläche hin. Diese Signale können jedoch durch verschiedene äußere Einflüsse gestört werden.

Spekulativ ist, dass es sich um eine Störung der Satellitensysteme handelt. Es könnte zu Bahnabweichungen der künstlichen Trabanten gekommen sein, etwa durch gravitative Kräfte oder durch Sonnenstürme, wie es bereits im Mai vorkam. Allerdings wurde zwar ein außergewöhnlich großes koronales Loch der Sonne beobachtet, ungewöhnlich starke Sonnenstürme wurden aber nicht registriert.

IMO betont, dass die derzeitige Störung die Fähigkeit des isländischen Wetterdienstes nicht beeinträchtigt, potenzielle Magmaintrusionen oder Vulkanausbrüche frühzeitig zu erkennen und entsprechende Warnungen auszugeben.

Nach dem Sprung Anfang der Woche kam es zu einem deutlichen Absacken der Hebung. Mittlerweile scheint sich aber wieder der ursprüngliche Trend der kontinuierlichen Bodenhebung aus den Messungen ablesen zu lassen. Man muss halt die 50-mm-Phantomhebung von den Werten abziehen, um die tatsächliche Hebung zu erfassen.

Die Bodenhebung wird von aufsteigendem Magma verursacht, das sich unter Svartsengi akkumuliert. Seit Anfang April hob sich der Boden um gut 320 mm. Die Erdbeben gehen weiter: In den letzten 24 Stunden gab es entlang von Sundhnúkur 6 schwache Erschütterungen.

Campi Flegrei: Neue Löcher im Asphalt

Neues Loch im Straßen-Asphalt der Campi Flegrei – Fumarole brannte sich durch

Pozzuoli, 12.07.2025In den Campi Flegrei gab es am 9. Juli den bislang letzten Erdbebenschwarm. Er bestand aus 18 Einzelbeben geringer Magnituden. Das stärkste Beben brachte es auf Md 1,8. Am gleichen Tag manifestierte sich ein neues Loch im Asphalt einer frisch sanierten Straße – heiße Gase einer Fumarole hatten sich ihren Weg gebahnt und den Teer geschmolzen.
Bilder des ortsansässigen Fotografen Enzo Buono zeigen das Loch im Asphalt der Via Antiniana, die im südöstlichen Außenbereich der Solfatara liegt und nach Pisciarelli führt, wo die aktivste Fumarole der Campi Flegrei liegt. Wie Enzo in einem FB-Beitrag schreibt, wurde der Asphalt der Straße erst kürzlich saniert. Das kreisrunde Schmelzloch entstand in einem Straßenabschnitt, in dem es immer wieder zu solchen Ereignissen kommt. Bei genauerer Betrachtung der Fotos erkennt man weitere Absenkungen im Asphalt, die sich wie die Perlen einer Kette aneinanderreihen. Entweder wandert die Fumarole unterirdisch auf einer Linie entlang einer Schwächezone, oder der gesamte Hang der Solfatara bewegt sich infolge der Bodendeformation über eine ortsstabile Fumarole hinweg. Unklar ist, ob sich das Fumarolenfeld im Außenhang der Solfatara erst in den letzten Jahren gebildet hat, oder ob man so optimistisch war, die Straße hierdurch zu führen und dann auch noch Fumarolen zu überbauen. Letztendlich ein Zeugnis der Erdgewalten in den Campi Flegrei und ein Anzeichen dafür, dass sich hier Größeres zusammenbrauen könnte.

Dass sich in dem Areal der Campi Flegrei früher oder später eine bedeutende Naturkatastrophe ereignen wird, ist ziemlich offensichtlich. Letztendlich werden die beobachteten Phänomene in einem Vulkanausbruch resultieren, dem starke Erdbeben vorangehen und die sehr wahrscheinlich mit extremen Bodendeformationen einhergehen werden. Erdrutsche sind in diesem Zusammenhang wahrscheinlich. Die Frage ist nur, in welchem Zeitrahmen sich so eine Katastrophe ereignen wird. Bleibt den Menschen nur noch wenig Zeit, um sich vorzubereiten, oder dauert der Aufheizungsprozess des gigantischen Calderavulkans noch Jahrhunderte? Eine Frage, die die Wissenschaft bis jetzt nicht sicher beantworten kann, da Vergleichsdaten fehlen.




Fest steht, dass die aktuelle Unruhephase seit 20 Jahren anhält und damit signifikant länger ausfällt als vorherige, auch wenn die Bodenhebung langsamer abläuft. Die Erdbeben werden immer stärker und es werden große Mengen magmatischer Gase ausgestoßen, auch wenn deren Konzentration in den letzten Wochen etwas zurückging: Im Juni betrug der Kohlendioxid-Ausstoß 4500 Tonnen am Tag. Im Vormonat waren es 5000 Tonnen am Tag. Die Bodenhebung summierte sich in den 20 Jahren auf 148 Zentimeter. Die monatliche Hebungsrate liegt aktuell bei 15 mm. Nach dem Erdbebenschwarm vom 9. Juli ist die Seismizität vergleichsweise niedrig, was aber kein Grund zur Entwarnung darstellt. Im Gegenteil: Die Bodenhebung geht weiter, wodurch sich Spannungen aufbauen. Je weniger schwache Erdbeben es gibt, desto größer wird die Gefahr, dass sie sich nach einigen Wochen in stärkeren Erdbeben entladen, denen dann ein moderates Zerstörungspotenzial innewohnt.

Ahuachapán: Hydrothermale Explosion in Los Ausoles

Schlamm bedeckt das Gebiet um den Santa-Teresa-Ausol. © DLH

Hydrothermale Explosion am Santa-Teresa-Ausol in El Salvador – Thermalgebiet bei Ahuachapán nach Erdbeben erneut aktiv

El Barro, 11.07.2025Eine unerwartete hydrothermale Explosion im Geothermalfeld Los Ausoles nahe der Stadt Ahuachapán hat am Donnerstagnachmittag für Aufsehen gesorgt. Gegen 16:55 Uhr Ortszeit schoss am sogenannten Santa-Teresa-Ausol eine Fontäne aus Dampf, kochendem Wasser und Schlamm in die Luft. Die phreatische Eruption beschädigte die umliegende Infrastruktur, blockierte eine wichtige Zufahrtsstraße zu den Santa-Teresa-Thermen und führte zur Evakuierung von 17 Anwohnern. Verletzt wurde niemand.

Dampfexplosion am Ahuachapán

Das betroffene Gebiet liegt im Geothermalgebiet Los Ausoles, das über 130 heiße Quellen, Fumarolen und Schlammtöpfe umfasst. Die Erdwärme zieht nicht nur Touristen an, sondern wird auch in einem Geothermiekraftwerk zur Stromgewinnung genutzt. Geologisch betrachtet handelt es sich um ein Überbleibsel vulkanischer Aktivität rund um den Ahuachapán-Vulkan, einem Teil der salvadorianischen Vulkankette im Südwesten des Landes. Der Vulkan selbst gilt heute als inaktiv, denn seine letzte bekannte Eruption liegt über 10.000 Jahre zurück. Dennoch deutet die anhaltend hohe geothermale Aktivität in der Region auf eine noch vorhandene Hitzequelle im Untergrund hin.

Die aktuelle Explosion am Santa-Teresa-Ausol wurde von Überwachungskameras aufgezeichnet. Die Aufnahmen zeigen einen plötzlichen, explosiven Ausstoß heißer Fluide aus dem Untergrund, die als hydrothermale Explosion eingeordnet werden kann. Teilweise wird sie auch als phreatische Eruption eingestuft. Hierbei handelt es sich um eine nicht-magmatische Explosion, die entsteht, wenn Grundwasser durch Kontakt mit Hitzeeinwirkung schlagartig verdampft. Sie hinterließ ein vergleichsweise großes Areal, das mit Schlamm bedeckt ist und Vegetation zerstörte.




Das interessante ist, dass es einen Zusammenhang mit den Erdbeben im benachbarten Guatemala geben könnte, die sich mittlerweile zwar abgeschwächt haben, aber immer noch andauern. Zwischen dem Erdbebengebiet am Vulkan Agua südlich von Guatemala City und dem Thermalgebiet Los Ausoles liegen gerade einmal 110 Kilometer, also eine Entfernung, in der sich die stärkeren Erdbeben des Schwarms auf vulkanische Aktivität auswirken können. Dem nicht genug, manifestierte sich am Donnerstagmorgen ein Erdbeben Mb 5,0 bei Santa María Ixhuatán (Guatemala), das nur ca. 60 Kilometer vom Thermalgebiet in El Salvador entfernt liegt. Die Vibrationen der Erdbeben könnten also die Dampfexplosion getriggert haben.

Der Santa-Teresa-Ausol ist die aktivste Thermalquelle des Feldes und misst rund 70 Meter im Durchmesser. Temperaturen zwischen 300 und 350 Grad Celsius machen ihn zu einem der heißesten Punkte Mittelamerikas. Bereits 1989 kam es hier zu einer verheerenden Explosion, bei der mindestens 32 Menschen ums Leben kamen.

Behörden und Einsatzkräfte reagierten schnell auf die aktuelle Eruption und richteten eine 75 Meter breite Sperrzone ein. Der Zugang zum beliebten Thermalbereich Santa Teresa bleibt vorerst gesperrt.

Island: Gletscherlauf am Mýrdalsjökull hat Höhepunkt überschritten

Die Gletscherfut zu ihrem Höhepunkt. ©Njáll Fannar Reynisson/ IMO

Gletscherlauf am Mýrdalsjökull lässt nach – trotzdem Erdbeben unter Katla

Vík í Mýrdal, 11.07.2025Der Gletscherlauf am Mýrdalsjökull lässt nach und hatte seinen Höhepunkt bereits am Donnerstagabend erreicht. Gestern und im Laufe des heutigen Tages sanken die Pegel der Flüsse Leirá Syðri und Skálm, ebenso nahmen die konduktive Leitfähigkeit und der Tremor am Austmannsbunga ab.

Obwohl der Tremor nachgelassen hat und sich auf niedrigem Niveau bewegt, treten weiterhin schwache Erdbeben unter der Katla auf: Laut dem isländischen Wetterdienst (IMO) wurden seit dem 8. Juli im Gebiet des Mýrdalsjökull fast 100 Erschütterungen registriert. Das bislang stärkste Beben ereignete sich am 10. Juli um 7:00 Uhr mit einer Magnitude von 2,7. Heute wurden 13 schwache Erdbeben gemeldet.

Die Forscher des IMO gehen davon aus, dass das Hochwasser weiter zurückgeht und die Wasserstände der Flüsse wieder das übliche Sommerniveau erreichen. Aufgrund des Druckabfalls nach dem Gletscherlauf besteht jedoch die Möglichkeit, dass es in den geothermischen Systemen unter dem Gletscher zu einem Anstieg des Wärmeflusses kommt. Solche Prozesse könnten erneut Gletscherschmelze auslösen und zu einem kurzfristigen Anstieg des Abflusses führen.

Die Flutwelle dürfte ihren Ursprung in geothermischen Vertiefungen südlich von Austmannsbunga unter dem Mýrdalsjökull haben, insbesondere in den Kesseln 13 und 14 des Kötlukettle-Systems. Diese waren bereits im Juli des Vorjahres Auslöser einer starken Flut. Radarmessungen von Eyjólfur Magnússon vom Institut für Geowissenschaften der Universität Island aus dem Mai deuten darauf hin, dass sich unter diesen Kesseln ein subglazialer Wasserspeicher gebildet haben könnte, der als Quelle des aktuellen Hochwassers infrage kommt.

An der Gletscheroberfläche sind bislang keine sichtbaren Auswirkungen des Gletscherlaufs zu erkennen. Insbesondere gibt es keine Hinweise auf Eisabsenkungen über den geothermischen Kesseln.

In der Umgebung von Skálm wurde jedoch Schwefelgeruch gemeldet. Der isländische Wetterdienst rät Reisenden zu besonderer Vorsicht in Flussnähe, da dort mit Gasemissionen zu rechnen ist. Auch abseits der Flüsse ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten.

Situation bei Svartsengi

Aufmerksamkeit ist meiner Meinung nach auch im Svartsengi-Gebiet auf der Reykjanes-Halbinsel geboten. Nachdem gestern kaum Erdbeben aufgrund von starken Regenfällen registriert wurden, gab es heute bereits 10 Erdbeben im Bereich der Sundhnúkur-Kraterreihe. Ein leichter, aber deutlicher Anstieg gegenüber der Aktivität Anfang der Woche. Die Daten zur Bodenhebung sind ungenau und aktuell nicht zu gebrauchen.

Vulkanausbruch am Shiveluch: Asche in 4200 m Höhe

Shiveluch eruptiert Vulkanasche bis auf 4200 m Höhe – VONA-Warnungen ausgegeben

Petropawlowsk-Kamtschatski, 11.07.2025Der Shiveluch ist seit einigen Tagen wieder vermehrt aktiv und erzeugt mehrmals täglich Aschewolken. Heute Nacht stiegen sie bis auf eine Höhe von 4200 m auf und wurden vom Wind in Richtung Süden geweht. Die Vulkanasche wehte dabei bis südlich der Regionalhauptstadt und sorgte für Ascheniederschlag.

Beim VAAC Tokio wurden seit gestern 5 VONA-Warnungen für den Flugverkehr ausgegeben. Tatsächlich könnten tief fliegende Flugzeuge in diese Aschewolken geraten und Triebwerksprobleme bekommen.

Satellitenfoto Shiveluch

Auf dem letzten wolkenfreien Sentinel-Bild vom 6. Juni erkennt man am Dom des Jungen Shiveluch (Bildmitte) im Infrarotspektrum zwei kleine Hotspots. Sie zeugen davon, dass der Dom aktiv ist. Auf jüngeren Bildern erkennt man Gaswolken, die eine dünne Wolkenschicht durchbrechen. Der Karan-1-Dom (links unten) ist kalt.

Das war es auch schon mit den Informationen vom Shiveluch, denn leider ist die Website von KVERT seit einigen Tagen offline, so dass es keine Berichte mehr von den Vulkanologen in Kamtschatka gibt. Woher das kommt, ist spekulativ: Eine Möglichkeit ist eine technische Störung oder aber, dass Gelder aufgrund von Sparmaßnahmen gestrichen wurden, damit Putin mehr für seine Kriegskasse übrig hat. Möglicherweise wurde der Dienst auch nur für Nutzer aus dem westlichen Ausland geblockt. Sollte das ein Dauerzustand sein, sieht es in Zukunft schlecht aus mit dem Informationsfluss zu den Vulkanen Kamtschatkas. Dann sind wir – ähnlich wie bei den Vulkanen in Afrika – auf Daten der Satellitenfernerkundung beschränkt. So macht sich Russland selbst zum Entwicklungsland.

Der 3283 Meter hohe Shiveluch ist ein komplexer Stratovulkan mit einer 9 Kilometer großen Caldera, in der sich der Junge Shiveluch befindet. Er ist das nördlichste Glied der Vulkane Kamtschatkas. Es kommt immer wieder zu Kollapsereignissen am Lavadom, die große pyroklastische Ströme und hochaufsteigende Aschewolken erzeugen.

Taal: Steigender Druck und Tremor

Dauerhafter Tremor zeugt von steigendem Druck im Fördersystem – phreatischer Vulkanausbruch droht am Taal

Manila, 11.07.2025Das seismische Netzwerk von PHILVOLCS registriert seit dem 6. Juli einen dauerhaft anhaltenden Tremor am Taal-Vulkan, der auf der philippinischen Insel Luzon liegt. Zugleich gibt es eine Inflation unter Volcano Island, von der vor allem die Südwestflanke der Vulkaninsel betroffen ist. Der Tremor zeugt von starken Fluidbewegungen und steigendem Druck im Fördersystem. Man rechnet mit einer phreatischen Eruption.

Daten zum Taal

Kurz vor Beginn der kontinuierlich anhaltenden Tremorphase wurden besonders niedrige Schwefeldioxid-Konzentrationen am Krater von Volcano Island gemessen. Sie betrugen am 4. Juli nur noch 344 Tonnen am Tag. Das legte nahe, dass der Gasstrom stark nachgelassen hatte, was auf eine Verstopfung des Fördersystems hindeutete. Inzwischen hat sich der Gasfluss wieder etwas stabilisiert, so dass der Druckanstieg im Fördersystem langsamer abläuft, als es noch am Wochenende der Fall gewesen ist. Dennoch dürfte sich ein enormer Druck aufgebaut haben, wovon der Tremor zeugt: Im Untergrund bewegen sich Gas und andere Fluide und suchen einen Weg zur Oberfläche. Früher oder später wird es wahrscheinlich zu einer phreatischen oder sogar magmatophreatischen Eruption kommen, so wie es bereits im letzten Jahr öfters vorkam. Sehr wahrscheinlich wird es aber eine Aktivität sein, die sich auf Volcano Island beschränkt und keine Auswirkungen darüber hinaus hat: Im Gesamtbereich der Caldera wird eine anhaltende Deflation beobachtet und außerhalb von Volcano Island gibt es keine Anzeichen einer größeren Magmenakkumulation.

Der Alarmstatus bleibt auf der niedrigsten Stufe „1“. Das Betreten von Volcano Island ist verboten. In einem Medienbericht zu den Vorgängen am Taal heißt es, dass das Sperrgebiet nicht die Suche nach vermissten Fans eines Hahnenkampfes beeinträchtigt. Die Polizei geht davon aus, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden sind und im Taal-See entsorgt wurden.




Der Taal-Vulkan steht seit der letzten größeren Eruption im Januar 2020 besonders unter Bewachung. Damals war es nach einer mehrmonatigen Inflationsphase zu einem stärkeren Vulkanausbruch gekommen, dessen Ascheausstoß auch den Flugverkehr gefährdete und Ascheregen auslöste, der bis nach Manila und darüber hinaus reichte. Die Millionenmetropole liegt ca. 50 bis 60 Kilometer nördlich vom Taal.

Guatemala: Erdbeben am Vulkan Agua halten an

Weitere Erdbeben am Agua in Guatemala – Zahl der Todesopfer gestiegen

Guatemala City, 11.07.2025Eingestürzte Hauswände, demolierte Autos, geborstene Leitungen und abgerutschte Straßen prägen das Bild der Erdbebenregion in Amatitlán, wenige Kilometer südlich von Guatemala City. Und ein Ende der Beben war gestern noch nicht in Sicht. Die Intensität des Nachbebenschwarms hatte zwar nachgelassen, doch es wurden immer noch spürbare Beben generiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 4,0 und ein Hypozentrum in nur 3 Kilometern Tiefe. Dieses Beben manifestierte sich im Bereich der unteren Nordostflanke des Vulkans Agua. Ein Beben Mb 3,8 lag sogar im Gipfelbereich des ruhenden Feuerbergs.

Die Nähe der Erdbeben zum Vulkan wirft natürlich die Frage auf, ob sie rein tektonischen Ursprungs sind oder ob ein Zusammenhang mit Fluidbewegungen unter dem Vulkan bestehen könnte.

Kaputte Straße
In diesem Jahr haben wir bereits einige interessante Erdbebenschwärme gesehen, die vermutlich mit Magmenintrusionen in Verbindung standen. Allen voran die Schwärme bei Santorin und im äthiopischen Afar-Dreieck. Doch in Guatemala ist die Situation nicht so eindeutig, denn im Gegensatz zu den beiden anderen Ereignissen gab es hier ein klar definiertes Hauptbeben, das sich in der Nähe einer Störungszone ereignete, die den Westrand des Guatemala-City-Grabens markiert. Tatsächlich ereigneten sich die anderen Erdbebenschwärme auch in vulkanisch geprägten Grabensystemen. Hier ist man davon ausgegangen, dass steigernder Druck im Untergrund infolge von Magmenintrusionen Spannungen verursachte, die an den tektonischen Randstörungen Erdbeben verursachten. Während die Erdbeben in Griechenland und Äthiopien mit Bodenverformungen einhergingen, liegen aus Guatemala diesbezüglich noch keine Daten vor, so dass wir uns bis zur endgültigen Einschätzung der Lage noch gedulden müssen.




Klar ist inzwischen aber, dass die Folgen der Erdbeben und vor allem des Initialbebens Mb 5,6 schlimmer ausfielen, als zuerst angenommen: Die Zahl der Todesopfer ist auf 4 gestiegen. Zahlreiche Gebäude wurden beschädigt, manche so stark, dass sie unbewohnbar geworden sind. Es gab nicht nur Risse in Straßen, sondern auch Abrutschungen, von denen auch Berghänge betroffen waren. Zudem kamen Steinschläge. Last but not least wurden die künstlich angelegten Terrassen am Acatenango beschädigt, auf denen Beobachter des Vulkans Fuego zu nächtigen pflegen. Der Fuego selbst reagierte jedenfalls nicht mit einer gesteigerten Aktivität auf die Erschütterungen in seiner Nähe. Im Gegenteil: In den letzten Tagen gab es keine Explosionen, nur starke Entgasungen mit leichten Ascheexhalationen.

Vulkanausbruch: Pyroklastischer Strom am Semeru

Pyroklastischer Dichtestrom am Semeru glitt 4 Kilometer weit

Malang, 10.07.2025Der Semeru auf Java ist weiterhin daueraktiv und erzeugt Dutzende explosive Eruptionen am Tag. Gestern wurde bei einem dieser Vulkanausbrüche ein pyroklastischer Dichtestrom freigesetzt, der laut Medienberichten eine Gleitstrecke von 4 Kilometern gehabt haben soll. Eine Aschewolke stieg gut 1000 m über Kraterhöhe auf. Menschen kamen nicht zu Schaden.

Pyroklastischer Strom am Semeru

Die Vulkanologen vom VSI veröffentlichten einige Daten zu den Vorgängen gestern. Demnach verursachte der Dichtestrom ein seismisches Signal mit einer Maximalamplitude von 22 mm, das 214 Sekunden lang anhielt. Die Seismizität bewegte sich auf niedrigem Niveau und es gab keine ungewöhnlichen Vorkommnisse, die es ermöglicht hätten, das Ereignis vorherzusagen. Vermutlich brach bei einer etwas stärkeren Explosion ein Stück vom Lavadom ab, der sich immer wieder in kurzen Lavaströmen über den Kraterrand ergießt und bis in die Depression auf der Südwestflanke vordringt.

Im Extremfall können die pyroklastischen Ströme am Semeru 13 Kilometer weit durch Schluchten und Flusstäler fließen und besiedeltes Gebiet erreichen. Momentan gibt es eine 8-Kilometer-Sperrzone um den Gipfelkrater. Das Flussufer entlang des Besuk Kobokan ist auf einer Breite von 500 m beiderseits des Flusses gesperrt.

Neben den pyroklastischen Strömen drohen hier Lahar durchzufließen, die entstehen, wenn starke Regenfälle niedergehen und sich das Regenwasser mit der abgelagerten Vulkanasche vermischt. Am Semeru gab es bereits mehrere Lahare, die Zerstörungen anrichteten.

Im Tagesverlauf hatte es 36 explosive Eruptionen gegeben, was eher am unteren Spektrum dessen lag, was der Vulkan in den vergangenen Monaten zu bieten hatte. Darüber hinaus wurde der Abgang einer Schuttlawine gemeldet und 2 vulkanotektonische Beben registriert.

Der Semeru gehört zum Tengger-Massiv im Südosten der indonesischen Insel Java. Er liegt südlich der Tengger-Caldera, in der wiederum der Bromo liegt. Hierbei handelt es sich um einen der bekanntesten Vulkane Indonesiens, der ein beliebtes Pilgerziel von Hindus ist. Auf Satellitenfotos, die Anfang Juni gemacht wurden, erkennt man im Infrarotspektrum eine thermische Anomalie. Wenigstens zu dieser Zeit stand Schmelze im Fördersystem, allerdings ohne dass es zu einem Vulkanausbruch gekommen wäre.