Nachrichten über Vulkanausbrüche, Erdbeben und Naturkatastrophen
Marc Szeglat
Marc Szeglat ist der Schöpfer dieser Website. Sie ging im Oktober 2000 online. Seit 1996 arbeitet Marc als Vulkanfilmer und Geonaut und berichtet von der Lavafront. Vorher war er bei der Bundeswehr und studierte anschließend Geologie. Seinen ersten Vulkan erklomm Marc im September 1990. Bei diesem Feuerberg handelte es sich um den Stromboli. Seitdem bereiste er mehr als 50 Länder und berichtete von zahlreichen Vulkanausbrüchen und Naturkatastrophen.
Bezymianny stößt Vulkanasche bis auf 11.000 m Höhe aus – Aschewolke durchbricht Wolkenschicht
Auf Kamtschatka ist der Bezymianny weiterhin hochaktiv und fördert Aschewolken, die bis auf eine Höhe von 11200 m aufsteigen und mehrere hundert Kilometer weit driften. Aus russischen Medienberichten geht hervor, dass es sogar in der Hauptstadtregion Petropawlowsk zu Ascheniederschlag kam.
Die Aschewolken werden von Satelliten des VAAC-Netzwerkes detektiert. Seit gestern wurden vom VAAC Tokio 15 Warnungen für den Flugverkehr ausgegeben. Ein Indiz dafür, dass der Vulkan hochaktiv ist und in kurzen Intervallen eruptiert. Selten gab es bislang mehr Warnungen als aktuell zum Bezymianny.
Dass die Eruptionen durchaus als kraftvoll zu bezeichnen sind, belegt auch ein Youtube-Video, das zeigt, wie gestern eine Aschewolke vom Bezymianny die geschlossene Wolkendecke über Kamtschatka durchbrach. Es handelt sich dabei um Aufnahmen eines Wettersatelliten. Die Schlagzeile des Videos, dass der Vulkan die Asche quasi durch die Atmosphäre geblasen haben soll, ist natürlich Quatsch. Die Asche erreichte gerade den Unterrand der Stratosphäre.
Auf Sentinel-Aufnahmen erkennt man im Infrarotspektrum darüber hinaus eine ausgeprägte thermische Anomalie, die zeigt, das glühende Schuttlawinen die Basis des Vulkankegels erreichen. Auf dem hier eingebundenen Bild sieht man am oberen Bildrand den dampfenden Klyuchevskoy, der aktuell keine thermische Anomalie aufweist und sich nach seinen kurzweiligen strombolianischen Eruptionen wieder beruhigt hat.
Die Livecambilder geben in der letzten Zeit dagegen wenig her, was einerseits daran liegt, dass sie nur selten neue Bilder senden, und zum anderen an hartnäckiger Bewölkung.
Die Vulkanologen von KVERT warnen weiterhin vor stärkeren Explosionen, die Vulkanasche bis auf 15 Kilometer Höhe ausstoßen können, und bestätigen ein Anhalten der effusiven Eruption, die den Dom weiter mit Lava versorgt.
Thermische Anomalie auf Barren Island legt Vulkanausbruch nahe
Der entlegene Inselvulkan Barren Island emittiert aktuell eine sehr hohe thermische Strahlung mit einer Leistung von 1342 MW. Das geht aus satellitengestützten Messungen hervor, die auf der Website von MIROWA veröffentlicht wurden. Bereits in den letzten Tagen wurden schwächere Anomalien detektiert, so dass es wahrscheinlich ist, dass die Wärmequelle vulkanischen Ursprungs ist und nicht von einem Waldbrand herrührt, was allerdings zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden kann. Die Insel besteht eigentlich nur aus dem Vulkan und ist in entlang der Küste bewaldet.
Bei Barren Island handelt es sich um einen 354 m hohen Stratovulkan im Indischen Ozean mit einer Fläche von 8 Quadratkilometern. Die Insel gehört zum Andamanen-Archipel, das zu Indien gehört. Der Vulkan erinnert mich ein wenig an die Fossa von Vulcano, die ebenfalls relativ niedrig ist und sich aus einer Caldera erhebt. Auch die bei beiden Vulkanen vorherrschenden Eruptionstypen sind ähnlich, mit dem Unterschied, dass Barren Island deutlich häufiger eruptiert: In den letzten 10 Jahren ereigneten sich 5 Eruptionsphasen auf Barren Island, wobei die stärksten Ausbrüche zwischen Dezember 2022 und August 2023 erfolgten und einen VEI von 2 erreichten. Wenn die aktuelle Wärmestrahlung von einem Vulkanausbruch verursacht wird, ist es naheliegend, dass glühende Lava gefördert wird. Aschewolken werden bis jetzt nicht gemeldet.
Die Insel ist unbewohnt und liegt westlich der Hauptinseln der Andamanen. Daher sind Augenzeugenberichte selten. Zudem steht Barren Island unter striktem Naturschutz und ein Betreten des Eilands ist strikt untersagt. Ausnahmegenehmigungen bekommen für gewöhnlich nur Forscher, die das sensible Ökosystem der Insel untersuchen. Hier leben viele geschützte endemische Arten, darunter Vögel, Fledermäuse und Meereslebewesen. Die Mergui-Inselgruppe, zu der Barren Island gehört, ist von einem intakten Korallenriff umgeben, was wohl auch so bleiben soll. Darüber hinaus studieren Wissenschaftler, wie sich das Leben auf einer jungen Vulkaninsel ohne menschlichen Einfluss entwickelt.
Barren Island ist darüber hinaus der einzige Vulkan Indiens und einer der wenigen aktiven Feuerberge in Südasien bzw. dem Indischen Ozean.
Weitere Studie bestätigt hohe Fluiddynamik in geringer Tiefe
Erst heute Morgen habe ich über eine neue Studie berichtet, die einen flach liegenden Magmenkörper unter dem Yellowstone-Vulkan identifizierte. Hierbei wurde das Bildgebungsverfahren der seismischen Tomografie eingesetzt. Einem neuen Bericht beim IGNV zufolge hat man eine vergleichbare Studie auch in den Campi Flegrei durchgeführt. Und ähnlich wie unter der Yellowstone-Caldera wurde auch hier ein Magmenkörper in nur 3,9 Kilometern Tiefe entdeckt.
Die INGV-Forscher untersuchten den Untergrund der Caldera Campi Flegrei in zwei Kampagnen, die 2020–22 und 2023–24 durchgeführt wurden, und verglichen die computergenerierten Modelle des Untergrunds, die dadurch entstanden, dass das Wellenverhalten tausender Erdbeben untersucht wurde. Die Forscher entdeckten unter der Caldera zwei Gebiete, in denen es zu einer anomalen Erhöhung der Ausbreitungsgeschwindigkeit der seismischen Wellen kam. Die erste Anomalie kommt durch eine erhöhte P-Wellen-Geschwindigkeit (Vp) in 3–4 km Tiefe unter Pozzuoli und dem angrenzenden Meer zustande. Die zweite zeigt sich in einer erhöhten S-Wellen-Geschwindigkeit (Vs) in rund 2 km Tiefe unter dem Fumarolengebiet Solfatara-Pisciarelli. Diese Anomalien stehen im Zusammenhang mit der beobachteten Bodenhebung und einer Zunahme der Seismizität. Der Vergleich der Daten der beiden Kampagnen belegte eine hohe Dynamik in dem Gebiet.
Die Vp-Anomalie kann entweder auf eine moderate magmatische Intrusion (< 1 km³), die überkritische Fluide enthält, oder auf die Ansammlung dichter Fluide wie Hochdruckwasser oder Gase zurückzuführen sein. Beide Prozesse erhöhen die seismische Geschwindigkeit gegenüber dem umgebenden porösen Gestein. Einige Studien deuten zudem auf einen Magmaaufstieg von 6 km auf etwa 3,9 km Tiefe hin. Diese Menge des aufgestiegenen Magmas ist jedoch zu gering, um tomographisch sicher nachweisbar zu sein.
Weitere Schwarmbeben unter der Caldera
Seit gestern kommt es auch wieder zu einem weiteren Erdbebenschwarm, der bis jetzt aus gut 30 Erschütterungen besteht. Er ist Ausdruck der dynamischen Prozesse unter den Campi Flegrei. Das stärkste Beben des Schwarms ereignete sich heute Morgen um 06:28:55 UTC und hatte eine Magnitude von 2,7. Der Erdbebenherd lag in 3,7 Kilometer Tiefe, Das Epizentrum wurde nordwestlich der Solfatara an der Tangentiale verortet. Die Bewohner der Region reagieren immer genervter auf die Beben. Es gibt Medienberichte, in denen die Anwohner mit den Worten zitiert werden, dass sie die Beben nicht mehr ertragen könnten.
Ein Ende der Hebungsphase ist indes nicht in Sicht und das INGV bestätigte in seinem jüngsten Wochenbericht ein Anhalten der Bodenhebung mit einer Geschwindigkeit von 20 mm pro Monat. Es gibt Hinweise auf eine leichte Reduzierung der Hebegeschwindigkeit. Dennoch hält der langjährige Trend der Druckbeaufschlagung an.
Datum: 25.04.2025 | Zeit: 07:20:04 UTC | Koordinaten: 39.280 ; 28.891 | Tiefe: 8 km | Mb 4,6
Zahlreiche Nachbeben und ein neuer Bebenspot im Westen der Türkei – Angst vor Megabeben
Im Westen der Türkei kommt die Erde nicht zur Ruhe: Zum einen gab es zahlreiche Nachbeben im Erdbebengebiet westlich von Istanbul, wo es vorgestern einen starken Erdstoß der Magnitude 6,2 gegeben hat, zum anderen manifestierte sich weiter südlich beim Ort Simav ein Schwarmbeben, dessen stärkste Einzelerschütterung eine Magnitude von 4,6 hatte. Die Hypozentren dieser Beben liegen in 8 Kilometern Tiefe.
Doch größere Sorgen bereitet die Einschätzung von Seismologen, dass sich östlich des Bebengebiets bei Istanbul ein weiteres starkes Erdbeben ereignen könnte. Grund hierfür ist eine seismische Lücke. Dabei handelt es sich um ein Gebiet, das zwischen zwei Zonen liegt, wo es in den letzten Jahrzehnten bereits starke Erdbeben gegeben hat. Man geht davon aus, dass in einem Areal entlang einer Störungszone zwischen zwei ehemaligen Erdbebengebieten weiterhin große Spannungen im Untergrund existieren, die darauf warten, durch ein Erdbeben abgebaut zu werden, so wie es bei den eingrenzenden Beben zuvor der Fall war. Diese seismische Lücke im Westen der Türkei schließt ausgerechnet die Millionenmetropole Istanbul mit ein. So geht die Sorge vor einem Erdbeben mit einer Magnitude größer als 7 um, denn hier hat es seit über 250 Jahren keinen ausreichend großen Spannungsabbau entlang der Nordanatolischen Verwerfung mehr gegeben. Die aktuellen Beben westlich von Istanbul könnten nun zu einer Kettenreaktion führen und seismische Aktivität in unmittelbarer Nähe der Millionenstadt am Bosporus triggern. Sollte jetzt ein Beben ausbleiben, dann kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren.
Dem nicht genug, so prognostizierte der japanische Seismologe Yoshinori Moriwaki, dass in Istanbul 50 % der Gebäude von schweren Schäden betroffen wären, käme es unter der Stadt zu einem starken Erdbeben. Zudem prophezeite er einen bis zu 3 m hohen Tsunami.
Die Bewohner Istanbuls sind extrem besorgt und viele Menschen fliehen vorsorglich aus der Region. Die Zurückgebliebenen sind äußerst besorgt, insbesondere, da viele der Nachbeben bei Büyükçekmece auch in der Stadt zu spüren sind.
Bei dem starken Erdbeben vor 2 Tagen sprangen zahlreiche Menschen in Panik aus den Fenstern und verletzten sich dabei teilweise schwer. Obwohl bei dem Beben keine größeren Schäden entstanden, gab es mehr als 250 Verletzte.
Der türkische Präsident beschwichtigt und versucht, die Bürger Istanbuls zu beruhigen, wohlwissend, dass ein Megabeben unter Istanbul katastrophale Folgen hätte: Es ist mit Tausenden, wahrscheinlich Zehntausenden Toten zu rechnen. Die Lage ist besonders dramatisch, da Experten seit Jahrzehnten vor einem Starkbeben warnen, doch es wurde nicht genug Geld in die Hand genommen, um erdbebensicher zu bauen. Man kann sogar davon ausgehen, dass bei zahlreichen Gebäuden gefuscht wurde und auch hier Korruption bei den Baugenehmigungen und Gebäudeabnahmen an der Tagesordnung ist. Die Konsequenz wird sein, dass nach einem Beben mit katastrophalen Folgen wieder einige Köpfe rollen werden, aber sicher nicht der von Erdogan.
Oberflächennaher Magmenkörper unter dem Yellowstone entdeckt – trägt zur Stabilisierung des Systems bei
Seit vielen Jahren bemühen sich Geowissenschaftler, die Geheimnisse des Yellowstone-Vulkans zu entschlüsseln, und tatsächlich machen sie in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte. Diese wurden in erster Linie durch das vergleichsweise neue Bildgebungsverfahren der seismischen Tomografie ermöglicht, bei dem Erdbebenwellen dazu genutzt werden, ein computergeneriertes Bild des Untergrunds zu modellieren. Mit dieser Methode wurde nun ein flach liegender Magmenkörper entdeckt, der das Vulkansystem stabilisieren könnte
Bei der seismischen Tomografie nutzt man die Eigenschaft aus, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit und Reflexion von Erdbebenwellen materialeralspezifisch sind. Passiert eine Erdbebenwelle unterschiedliche Gesteine oder sogar Fluide und Schmelzen, ändert sich ihre Geschwindigkeit. Anhand von Laufzeitunterschieden können Wissenschaftler und ihre Computer so z. B. erkennen, ob sich im Untergrund ein Magmenkörper befindet. Bislang werteten Forscher meistens eine Vielzahl natürlicher Erdbeben aus, deren Wellen durch ein besonders dichtes seismisches Netzwerk aufgefangen und analysiert wurden. Nun kam eine Forschergruppe der Rice-Universität auf die Idee, Erdbebenwellen selbst zu erzeugen, und bediente sich eines Verfahrens, das schon seit Jahrzehnten bei der Rohstoffexploration eingesetzt wird: Vibroseis. Mit Hilfe schwerer LKWs, die mit Rüttelplatten ausgestattet sind, wurden niederfrequente Vibrationen in den Untergrund des Yellowstones geschickt und ein Array aus 650 Geofonen ausgelegt. Mit den so gewonnenen seismischen Daten modellierte man am Computer ein neues Bild des flacheren Untergrunds der Yellowstone-Caldera.
Die Forscher entdeckten einen Magmenkörper, dessen kuppelförmige Oberfläche in nur 3,8 Kilometer Tiefe im nordöstlichen Teil der Caldera liegt. Sie besteht aus silikatischer Schmelze und Fluiden, die sich in einem porösen Gestein sammelten. Laut den Forschern könnte diese Magmakappe eine regulierende Wirkung auf den tiefer liegenden Magmenspeicher haben und diesen stabilisieren, indem sie Druck und Wärme zurückhält und den Ausstoß an Fluiden über das Hydrothermalsystem reguliert. So soll diese Magmakappe einen Vulkanausbruch (vorläufig) verhindern.
Bei der Entdeckung von Schmelze und Fluiden spielten nicht nur Laufzeitunterschiede eine Rolle, sondern auch die Reflexionen von P-Wellen und ihre Umwandlung in S-Wellen. Es gibt Hinweise darauf, dass sich die Fluide in einem überkritischen Zustand befinden und ca. 375 Grad heiß sind.
Struktur der Magmakappe baut Druck über Fluidefluss ins Hydrothermalsystem ab Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass in der geringen Tiefe, in der sich die Oberseite des Magmenkörpers befindet, aufgrund des geringen Umgebungsdrucks Gase wie Wasser und Kohlendioxid aus der Schmelze freigesetzt werden und Blasen bilden, die sich im oberen Bereich des Reservoirs ansammeln. Solche Blasenansammlungen gelten als mögliche Auslöser für explosive Vulkanausbrüche, vor allem, wenn sie sich nicht an der Oberseite des Magmenkörpers bilden, sondern in tieferen Regionen des Reservoirs. Computermodelle und seismische Daten deuten darauf hin, dass die Blasen im Yellowstone-Magmenkörper nicht in gefährlichen Mengen zurückgehalten werden, sondern effizient über Risse und poröses Gestein entweichen können.
Zudem werden große Mengen magmatischer Gase über das hydrothermale System an die Oberfläche transportiert. Diese kontinuierliche Entgasung verhindert, dass sich Druck im Reservoir gefährlich aufbaut. Das Magmenreservoir selbst wird als kristallreich mit einer Porosität von weniger als 30 % beschrieben – Eigenschaften, die laut Modellierungen eine Entweichung der Gase begünstigen.
Obwohl Studien in den letzten Jahren herausfanden, dass unter Yellowstone wesentlich mehr Magma vorhanden ist, als früher vermutet wurde, und sich diese Schmelze in relativ geringer Tiefe befindet, sehen die Forscher derzeit keine Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch. Vielmehr scheint sich das System in einem Gleichgewichtszustand zu befinden, in dem Gas- und Wärmeaustausch aktiv reguliert werden – ein Zustand, der vom Leiter der Studie, Prof. Brandon Schmandt, als „stabil atmend“ beschrieben wird.
Darüber, wie lange das Vulkansystem des Yellowstones stabil bleibt, gibt die Studie keine Auskunft. Die angewendeten Techniken sollte man meiner Meinung nach auch in den Campi Flegrei anwenden, um den dortigen Bradyseismos besser zu verstehen. (Quellen: Nature, Pressemeldung Rice Universität)
Brodelnder Lava-Pool am Erta Alé wird zur Touristenattraktion – Fragwürdiges Verhalten gefilmt
Im Krater des äthiopischen Vulkans Erta Alé gibt ein teilweise kollabierter Hornito den Blick auf einen Lava-Teich frei, der in seinem Inneren brodelt. Der Lava-Pond oder auch Pool hat einen geschätzten Durchmesser von 5 bis 7 Metern und befindet sich in dem Bereich des früheren Pitkraters, der bei den Ausbrüchen der letzten 2 Jahre verfüllt wurde. Früher brodelte in diesem Krater ein Lavasee, der zu seinen Spitzenzeiten etwa 100 m im Durchmesser maß und an dessen Rand ich mich mit einigen Vereinsmitgliedern aus wissenschaftlichen Gründen im Jahr 2002 abgeseilt hatte. Eine Aktion, die mich um ein Haar das Leben gekostet hätte.
Nicht zuletzt aus diesem Grund betrachte ich die aktuellen Entwicklungen am Erta Alé mit ein wenig Skepsis, denn neue Videoaufnahmen vom Reiseführer Seifegebreil Shifferaw belegen das unvorsichtige Verhalten von Touristengruppen, die sich bis auf den Rand der Hornitos wagen, um für ein Foto zu posieren. Dabei tragen die meisten T-Shirts, Shorts und leichte Wanderschuhe, was zeigt, dass sich diese Menschen komplett unvorbereitet und ahnungslos auf ein Abenteuer einlassen, von dessen Gefahrenpotenzial sie offenbar null Ahnung haben. Wer sich auf eine Vulkanexpedition in Äthiopien begibt, sollte sich wenigstens rudimentär über die Gefahren des Vulkanismus informieren und sein Hirn nicht beim Führer abgeben. Ich persönlich finde es schön, dass der Besuch des Kraters noch möglich ist und von den Behörden noch nicht verboten wurde, aber selbst in Äthiopien ist mit einem Aufstiegsverbot zu rechnen, wenn es erst einmal zu schweren Unfällen und Klagen gekommen ist.
Die glutflüssige Lava ist gut 1000 Grad heiß und kann infolge von Lavaspattering mehrere Zehnermeter weit spritzen. Lappilligroße Tropfen können schwerste Verbrennungen verursachen und sich bis auf die Knochen durchbrennen. Der Boden am Rand des Hornitos dürfte so heiß sein, dass er den Kleber von Schuhsohlen und evtl. auch Kunstfasereinsätzen schmilzt, darum sollte man an einem Vulkan immer lange Kleidung aus flammenhemmendem Material (Wolle, Baumwolle, Nomex) und Vollleder-Wanderschuhe oder Arbeitsstiefel tragen. Ein Helm, Gasmaske und Schutzbrille sind ebenfalls obligatorisch, wenn man so nahe an einem aktiven Hornito steht. Außerdem sollten sich unter Aufsicht immer nur 3 bis 4 Leute gleichzeitig in der Nähe des Hornitos aufhalten, wenn Laien denn überhaupt unbedingt so nahe dran gehen müssen. Aber auch die beste Kleidung schützt nicht bei größeren unerwarteten Ereignissen, die an einem aktiven Vulkan immer auftreten können.
Neue heiße Quellen in Michoacán (Mexiko) entdeckt – Sorge vor Vulkanausbruch beim Paricutín wächst
In der Gemeinde Uruapan im mexikanischen Bundesstaat Michoacán hat ein plötzlicher Austritt von Dampf und heißem Wasser in einem Garten des ländlichen Siedlungsraums El Zapien für Aufsehen gesorgt. Anwohner befürchten, dass es sich um frühe Anzeichen eines neuen Vulkanausbruchs handeln könnte – und das nur wenige Kilometer vom bekannten Paricutín entfernt, der erst 1943 entstand.
In sozialen Medien geteilte Videos zeigen, wie aus einem mit einer Laubharke freigelegten Loch Dampf austritt, der mit zunehmender Tiefe von brodelndem Wasser begleitet wird. Die Behörden sowie Wissenschaftler der Universität von Michoacán und der UNAM leiteten Untersuchungen ein. Der Zivilschutz warnte die Bevölkerung und bat darum, das Gebiet bis auf Weiteres zu meiden.
Die Region ist geologisch hochaktiv. Zwischen den Vulkanen Tancítaro und Paricutín wurden in den letzten mehrere seismische Schwärme registriert, die von aufsteigendem Magma verursacht worden sein könnten. Der Forscher Denis Legrand warnt, dass Magma bei geringer Tiefe rasch aufsteigen könnte, was eine ständige Überwachung erforderlich macht.
Das Phänomen wurde in einem Gebiet entdeckt, in dem ein junges Vulkanfeld liegt. Hier entstand 1943 der jüngste Vulkan Mexikos: der Schlackenkegel des Paricutín war ein selten dokumentierter monogenetischer Ausbruch.
Erste von Forschern durchgeführte Messungen ergaben im Bereich der heißen Quelle eine Oberflächentemperatur von 50 °C, während in 40 Zentimetern Tiefe lediglich 22 bis 24 °C gemessen wurden. Diese Werte deuten eher auf eine lokale Störung als auf tiefgreifende vulkanische Aktivität hin. Daher ziehen die Forscher auch andere Ursachen in Betracht: ein Leck in einer unterirdischen Leitung oder brennbare Materialien im Boden.
Ob es sich bei dem Phänomen um geothermische Aktivität, vulkanische Prozesse oder etwas völlig anderes handelt, sollen die kommenden Untersuchungen klären. Die Region bleibt unter intensiver Beobachtung.
Ich persönlich halte einen magmatischen Ursprung der hydrothermalen Aktivität für wahrscheinlich. Wobei magmatisch heißt, dass der erhöhte Wärmefluss im Untergrund von einem Magmenkörper ausgeht, der in der Erdkruste steckt. Ob er weiter aufsteigt und einen Vulkanausbruch verursachen wird, ist indes ungewiss. Die meisten magmatischen Intrusionen erreichen nicht die Erdoberfläche. Zuletzt gab es im Michoacán-Vulkanfeld eine Serie stärkerer Schwarmbeben in den Jahren 2020/21. Damals vermutete man die Intrusion eines Magmenkörpers als Ursache.
Waldbrand in New Jersey auf über 3.400 Hektar – Großeinsatz der Feuerwehr dauert an
Ein großflächiger Waldbrand hat in Ocean County, New Jersey, eine Fläche von mehr als 3.400 Hektar verwüstet und ist auch auf Gebäude übergesprungen. Starke Winde, trockene Vegetation und niedrige Luftfeuchtigkeit führten dazu, dass sich das Feuer rasant ausbreitete und zeitweise sogar den Garden State Parkway überquerte – eine der meistbefahrenen Verkehrsadern des Bundesstaats.
Ausgebrochen war der Brand am Dienstag gegen 9:45 Uhr Ortszeit in der Greenwood Forest Management Area südlich des Toms River. Innerhalb kürzester Zeit erfassten die Flammen eine Fläche von mehreren Hektar. Trotz eines schnellen Einsatzes von Feuerwehrkräften am Boden und aus der Luft geriet der Brand außer Kontrolle und entwickelte sich zu einem der schwersten Waldbrände in der Region seit zwei Jahrzehnten.
Am Mittwochnachmittag war das Feuer nach offiziellen Angaben zu etwa 50 Prozent eingedämmt. Dennoch blieb die Lage angespannt: Ein Gewerbegebäude wurde bereits vollständig zerstört, mehrere weitere Bauten, darunter Hütten, erlitten Schäden. 18 Gebäude stehen im unmittelbaren in Gefahrenbereich.
Die Behörden verhängten einen lokalen Notstand, wodurch zusätzliche Ressourcen mobilisiert werden konnten. In der Spitze waren rund 100 Feuerwehrleute im Einsatz, unterstützt durch Löschflugzeuge. Es kam zu Stromausfällen und Tausende Menschen mussten zwischenzeitlich ihre Häuser verlassen.
In den ersten Monaten des Jahres hatten die Einsatzkräfte in New Jersey bereits mit ungewöhnlich vielen Bränden zu kämpfen. Mit über 660 registrierten Waldbränden und rund 6.700 Hektar verbrannter Fläche ist das laufende Jahr bereits jetzt eines der schwersten für die Feuerwehr im Bundesstaat. Die Trockenheit, insbesondere im Süden, verschärft die Lage zusätzlich.
Die Behörden warnen vor anhaltender Waldbrandgefahr und rufen die Bevölkerung zur Vorsicht auf. Eine vollständige Eindämmung des Feuers wird bis zum Wochenende angestrebt.
New Jersey liegt an der Ostküste der Vereinigten Staaten gehört zu den am dichtesten besiedelten. Trotz seiner urbanen Dichte – insbesondere in Nachbarschaft der Metropolregion New York City – bietet New Jersey große zusammenhängende Waldflächen, die anfällig für Waldbrände sind, besonders bei Trockenheit und starkem Wind.
Erst im März hatte es in der benachbarten Region Long Island schwere Waldbrände gegeben. Es sieht so aus, als würde nicht nur der Westen der USA immer trockener werden, sondern auch der Osten. In der Mitte kommt es hingegen immer häufiger zu Überflutungen durch Starkregen.
Die schwerste Naturkatastrophe in der Geschichte von New Jersey war Hurrikan Sandy, der am 29. Oktober 2012 mit voller Wucht auf die Ostküste traf. Obwohl er bei Landfall offiziell „nur“ als tropischer Sturm klassifiziert wurde, hatte Sandy verheerende Auswirkungen. Damals waren 38 Todesopfer zu beklagen gewesen.
Starke Explosion am Bezymianny gefährdet Flugverkehr – Vulkanasche in 11 Kilometern Höhe
Der russische Vulkan Bezymianny liegt auf der Halbinsel Kamtschatka und hat in den vergangenen zwei Wochen seine Aktivität kontinuierlich gesteigert. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag kam es zu einer Serie von Eruptionen, bei denen starke Explosionen Vulkanasche bis in eine Höhe von 11.200 Metern förderten. Das geht aus einer VONA-Meldung des VAAC Tokio hervor. Die Aschewolke erreichte eine Flughöhe, in der sie eine ernsthafte Gefahr für den Luftverkehr darstellt. Daher wurde der Alarmstatus auf „Rot“ erhöht.
Die Vulkanologen von KVERT bestätigten das Geschehen und teilten mit, dass die Eruption am 23. April um 23:10 UTC begann und am 24. April gegen 03:00 UTC endete. Die Aschewolke breitete sich zunächst 232 Kilometer weit in südwestlicher Richtung aus und folgte in etwa dem Küstenverlauf Kamtschatkas. In den Dörfern Atlasovo, Lazo und Milkovo wurde Ascheregen beobachtet. Bis zum Morgen hatte die Vulkanasche eine Strecke von 320 Kilometern zurückgelegt. Derzeit werden keine weiteren Explosionen registriert, jedoch ist davon auszugehen, dass der effusive Anteil der Eruption anhält und der Dom weiterhin mit frischer Lava versorgt wird. Weitere Ereignisse sind daher wahrscheinlich. Da der Ausbruch nicht visuell beobachtet wurde, bleibt unklar, ob pyroklastische Ströme abgingen – ein Verhalten, das für den Bezymianny allerdings typisch wäre.
Der Bezymianny gehört zur zentralen Vulkangruppe Kamtschatkas und befindet sich in direkter Nachbarschaft zu drei weiteren Feuerbergen: Ushkovsky, Kamen und Klyuchevskoy. Nur Letzterer war in den vergangenen Jahrzehnten aktiv und zeigte auch in der vergangenen Woche strombolianische Eruptionen. In relativer Nähe zum Bezymianny liegen zudem die Vulkane Tolbatschik und Shiveluch. Während Shiveluch derzeit an zwei Lavadomen wächst, ist der Tolbatschik aktuell ruhig – sein letzter Ausbruch ereignete sich im Jahr 2014. Tolbatschik hat eine gewisse Bekanntheit erlangt, da in seiner Lava Gold gefunden wurde.