Unerwarteter Tremoranstieg am Ätna – Amplitude bewegt sich im roten Bereich
Am Ätna auf Sizilien stieg gestern Abend die vulkanische Tremoramplitude rasch bis in den unteren roten Bereich an und bewegt sich seitdem auf einem erhöhten Seitwärtsniveau. Das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) erhöhte gegen 18:45 Uhr die VONA-Warnstufe für den Flugverkehr auf „Gelb“. Gleichzeitig wiesen die Vulkanologen darauf hin, dass sich der Vulkan in einer Phase erhöhter Unruhe befinde, ohne bislang genauere Angaben zur Art der Aktivität machen zu können.

Ein Grund für die zurückhaltende Informationslage dürfte die dichte Wolkenkappe über dem Gipfelbereich des Ätnas sein, die visuelle Beobachtungen stark einschränkt. Somit bleibt unklar, welche Prozesse die seismische Aktivität derzeit widerspiegelt. In der Vergangenheit wurde ein vergleichbarer Tremoranstieg, zuletzt im Sommer, von einer subterminalen Eruption begleitet. Damals öffnete sich an der südlichen Basis des Kraterkomplexes eine kurze Eruptionsspalte, aus der über mehrere Wochen hinweg Lava austrat. Der daraus entstandene Lavastrom erreichte schließlich die 1900-Meter-Höhenlinie. Alternativ könnte sich nun auch eine Phase intensiver Intrakratertätigkeit ankündigen, die überwiegend von strombolianischen Explosionen geprägt ist und möglicherweise von kleinen Lavaströmen aus dem Zentralkrater begleitet wird.
In den vergangenen Tagen war – wie bereits berichtet – eine leicht erhöhte seismische Aktivität zu beobachten. Tiefe Erdbeben im Nordwesten sowie Beben in mittleren Tiefen, die sich entlang einer Linie von Westen nach Osten unter dem Vulkan ereigneten, deuten auf einen allmählichen Druckaufbau im Fördersystem hin. Massive Schwarmbeben, wie sie häufig den paroxysmalen Eruptionsserien der vergangenen Jahre vorausgingen, blieben jedoch aus. Dies schließt eine paroxysmale Aktivität zwar nicht vollständig aus, doch ist die aktuelle Tremoramplitude dafür bislang nicht hoch genug.
Der Ätna gilt als aktivster Vulkan Europas und ist für seine häufigen, meist effusiven Eruptionen bekannt. Zudem treten in Phasen starke Paroxysmen auf, die hoch aufsteigende Aschewolken erzeugen können. Aufgrund seiner Größe und der Nähe zu besiedelten Gebieten wird er rund um die Uhr überwacht.









