Krakatau zeigte thermische Anomalie mit 22 MW Leistung – Vulkan heizt langsam auf
Der indonesische Inselvulkan Anak Krakatau war in den letzten Monaten ruhig und zeigte nur wenig Motivation, wieder auszubrechen. Das könnte sich jetzt aber langsam ändern, denn gestern registrierten die Sentinel-Satelliten eine moderate thermische Anomalie. Laut MIROVA hatte sie eine Leistung von 22 MW. Das Signal stammt direkt von Anak Krakatau und da die Insel seit dem fatalen Ausbruch von 2018, bei dem sie infolge eines Flankenkollapses 2/3 ihrer Höhe verlor, vegetationslos ist, kann man davon ausgehen, dass die Wärmeanomalie von heißen vulkanischen Gasen verursacht wird und nicht etwa durch einen Waldbrand. Magma steht hoch im Fördersystem und könnte sogar offen liegen, denn ansonsten kommt so ein hoher Wärmeflux ohne Eruption nicht zustande.
Das seismische Netzwerk vom VSI registriert nur wenige Erdbeben. Die tägliche Anzahl vulkanisch bedingter Erdbeben liegt im einstelligen Bereich, nur gelegentlich gibt es starke Entgasungsaktivität, die die Anzahl der detektierten Erschütterungen in die Höhe treibt. Anfang des Monats gab es aber eine Phase erhöhter seismischer Aktivität, so wurden am 5. März mehr als 20 vulkanotektonische Beben registriert. Zu diesem Zeitpunkt könnte sich da Magma einen Weg nach oben gebahnt haben, was gestern die thermische Anomalie verursacht hat.
Die letzte stärkere Eruptionsphase ist bereits eine Weile her. Zuletzt berichtete ich Ende 2023 von einer stärkeren Eruptionsserie. Anak Krakatau neigt dazu, zwischen stärkeren Eruptionsphasenlänger zu pausieren, wobei diese Ruhephasen auch mehrere Jahre dauern können. Es gilt die Regel, dass neue Eruptionsphasen umso stärker werden, je länger die Ruhephase zuvor gedauert hat.
Langsame Erholung des Krakatau-Archipels nach Tsunami von 2018
Lange Jahre war Anak Krakatau ein beliebtes Ziel für Vulkanspotter. Die Vulkaninsel konnte man vom Hafen von Charita mit Fischerbooten ansteuern, die einen bis in die Nullerjahre hinein für einen fairen Preis zum Archipel brachten. Dann entdeckten geschäftstüchtige Reiseanbieter das Geschäft für sich und boten Touren mit Schnellbooten an, oft zum Dreifachen des Preises, wie es zuvor üblich war. Doch dieses Geschäftsmodell brach nach der Eruption von 2018 zusammen, die ein Übernachten auf Anak Krakatau praktisch unmöglich machte. Da auch die benachbarten Inseln des Archipels durch den Tsunami infolge der Eruption 2018 stark geschädigt wurden und Strände abgetragen wurden, konnte man auch dort nicht mehr nächtigen. Doch nun gibt es auf Sertung eine neue Livecam, die andeutet, dass Anlanden wieder möglich ist und sich die Küsten der geschundenen Inseln langsam wieder erholen. Möglicherweise können Vulkanbeobachter die nächste eruptive Phase des Vulkans von hier aus beobachten.