Anzahl der Erdbeben unter dem Ätna steigt – Kleiner Erdbebenschwarm im Valle del Bove
In den letzten Wochen war es um den mächtigsten Vulkan Siziliens still bestellt und der Ätna fiel nur durch seine ungewöhnliche Stille auf, die ausgerechnet zur Weihnachtszeit abnahm, als der Vulkan wieder lauter wurde und durch eine Zunahme der Seismizität auffiel: Gab es in der ersten Dezemberhälfte ungewöhnlich wenige Erdbeben bei schwachem Tremor, der kürzlich sogar bis in den grünen Bereich abfiel, so nahm die Bebentätigkeit vor einigen Tagen wieder zu. Am 18. Dezember manifestierte sich ein kleiner Erdbebenschwarm unter dem Valle del Bove. Das „Tal des Ochsen“, so die Übersetzung des Namens ins Deutsche, entstand durch den Kollaps der Ostflanke des Vulkans und gilt auch heute noch als eine der Schwächezonen des 3400 m hohen Vulkans, der übrigens in diesem Jahr einige Meter an Höhe dazugewonnen hat. Die Beben im Valle del Bove lagen überwiegend in Tiefen zwischen 10 und 15 Kilometern. Die höchste Magnitude lag bei 1,4.
In den vergangenen Tagen manifestierten sich dann vermehrt Erdbeben im Süden des Ätna etwa bei den Ortschaften Ragalna und Pedara. Dort hatte das stärkste Beben eine Magnitude von ML 2,1. Das Hypozentrum dieses Bebens lag in ca. 7 Kilometern Tiefe. Als Bezugspunkt der Verortung galt Trecastagni, die Wahlheimat eines bekannten Ätna-Vulkanologen aus Deutschland.
Der Tremor arbeitet sich gerade aus dem tiefen Grün ins mittlere Gelb hoch. Ich halte es für nicht ausgeschlossen, dass uns der Vulkan zum Jahreswechsel vielleicht mit einer Eruption erfreut, denn vor den letzten Paroxysmen verhielt es sich mit der Seismizität ähnlich, wie es aktuell der Fall ist. Doch ich muss zugeben, das ist ein recht schwaches Indiz. Verlässlichere Anzeichen für einen bevorstehenden Paroxysmus wären etwa strombolianische Gipfelaktivität, doch darüber liegen keine Berichte vor. Der Gipfelbereich des Ätnas ist nicht nur durch den vielen Schnee, der in den letzten Tagen fiel, kalt, sondern besticht auch auf Satellitenbildern durch das Fehlen thermischer Anomalien. Ein Umstand, der in den letzten Jahren eher selten zu beobachten war.
Vor einigen Tagen stellte eines unserer FB-Gruppenmitglieder die Frage, wie hoch wir die Wahrscheinlichkeit für ein Ätna-Jahresendspurtfeuerwerk halten. Ich antwortete damals: Dafür gibt es keine Anzeichen. Diese Antwort muss ich nun auf „nicht völlig ausgeschlossen“ revidieren.
Neue Daten der INGV-Vulkanologen liegen übrigens nicht vor, denn der Vulkan war zuletzt so ruhig, dass das letzte Wochenbulletin am 3. Dezember erschien.
By the Way: Auf dem Kartenabschnitt der Liparischen Inseln gibt es aktuell keine Erdbebenmarkierungen zu sehen. In diesem Monat wurden bislang nur 2 Erdbeben bei Vulcano angezeigt. Das letzte manifestierte sich am 16. Dezember. Die tiefer sitzenden Beben im Tyrrhenischen Meer werden auf der INGV-Karte nicht angezeigt, da sie nur Beben im direkten Umfeld der Inseln erfasst.