Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch
Zunahme der strombolianischen Aktivität am Ätna – Vulkan hängt in Wolken
Heute Nacht hatte der diensthabende Vulkanologe vom INGV Catania ein bisschen was zu tun, als er auf seine Monitore schaute und die Instrumente am Vulkan Ätna überwachte: Via LiveCam beobachtete er eine Zunahme der strombolianischen Aktivität und brachte um 4:22 UTC eine Meldung heraus, die auf der Website des INGV veröffentlicht wurde. Darin hieß es, dass neben glühender Tephra auch etwas Vulkanasche ausgestoßen wurde, die nach Modellberechnungen in Richtung Nordnordost driftete. Die Vulkanasche stieg aber nicht so hoch auf, dass eine VONA-Warnung für den Flugverkehr ausgegeben wurde.
Während die normale Erdbebentätigkeit unter dem Vulkan gering bleibt, fährt der Tremor wieder Achterbahn bzw. versucht sich an dem Zackennahtprogramm einer Nähmaschine. Es gibt einen frequenten Wechsel der Tremoramplitude und die Peaks reichen bis in den roten Bereich hinein. Außerdem registrierte MIROVA nachts eine moderate Wärmestrahlung mit 140 MW Leistung. Für mich sieht es nach wie vor aus, als würde sich der Vulkan auf einen neuen Paroxysmus vorbereiten. Wann es soweit sein wird, lässt sich aber nicht bestimmen.
Lavastrom vom ursprünglichen Südostkrater während Paroxysmus
Aufgrund des Paroxysmus und der gesteigerten Aktivität des Ätnas veröffentlichte das INGV am Dienstag wieder ein Wochenbulletin, das die Aktivität der Periode vom 1. bis 19. November dokumentierte. In erster Linie beschrieb man die Auswirkungen der paroxysmalen Episode vom 12.11.2023 und konzentrierte sich auf die Verbreitung der Lavaströme, die bei diesem Ereignis gefördert wurde. Besonders interessant ist, dass ein kleinerer Lavastrom von einem neuen Förderschlot im ursprünglichen Südostkrater ausging, der seit mindestens 12 Jahren inaktiv war. Eine spannende Entwicklung, wie ich finde. Auf der Karte sieht man auch gut, dass alle Förderschlote -auch die in der Bocca Nuova- praktisch auf einer Linie liegen. Sie markiert wahrscheinlich einen Riss durch den Gipfelbereich des Vulkans Ätna.
Interessant ist auch der Umstand, dass sich der Tremor auf einen Bereich unterhalb des Südostkraterkomplexes konzentrierte, so wie man es schon im letzten Monatsbulletin lesen konnte. Offenbar steckt ein Magmenkörper in einer Tiefe von 2700 bis 2900 m über dem Meeresspiegel. Unklar ist, ob neues Magma aus größerer Tiefe aufsteigt. Wenn dem so ist, dann ist der Aufstiegsweg frei und das Magma migriert ohne größere Blasenbildung nach oben. Dagegen spricht, dass chemische Analysen des paroxysmal eruptierten Materials weiter entwickelt waren als die Lava, die in den vorherigen Eruptionsphasen eruptiert wurde. Das spricht für eine längere Verweildauer der Schmelze in einem Magmenkörper. Kurz vor dem Paroxysmus gab es eine signifikante Bodenhebung von ca. 3 µrad. In erster Linie sprangen Klinometer oberhalb der Höhe der Tremorquelle an, aber auch auf der Nordostflanke gab es Klinometer, die auf 1400 und 1200 m Höhe installiert sind, die eine erhebliche Bodenverformung gemessen haben. Die Vermutung liegt nahe, dass vor dem Paroxysmus Magma aus einem Reservoir aufstieg, das sich im Frühsommer unter der Nordflanke des Vulkans gebildet haben könnte, als es dort zu zwei Schwarmbeben kam. Dass die Schmelze während des finalen Aufstiegs aber keinen Tremor erzeugte oder Erdbeben auslöste, ist schon seltsam.