Ätna und die Aktivität der Voragine am 17. Juni

Lavaspattering aus der Voragine am Ätna geht weiter – Schlot erweitert sich langsam zum Riss

Die eruptive Aktivität am Ätna auf Sizilien ging auch gestern Abend weiter. Videoaufnahmen belegen die Tätigkeit, die am Freitag begann und das Wochenende über anhielt. Auf dem aktuellsten Video ist zu sehen, dass sich der neue Förderschlot im oberen Bereich der Kraterinnenflanke zu einem kleinen Riss ausdehnt, entlang dem an drei Stellen Lava unter Hochdruck aus dem Boden emporspritzt.

Die Tremoramplitude stieg in den letzten Stunden minimal an und bewegt sich jetzt an der Basis des gelben Bereichs. Es ereigneten sich auch einige schwache Erdbeben, die sich über den gesamten Vulkan verteilten. Im Großen und Ganzen sind Tremor und Seismizität aber weiterhin vergleichsweise niedrig, was eine Vorhersage kommender Ereignisse schwierig macht. Bevor das Lavaspattering einsetzt, dachte ich: „Der Ätna ist sowas von tot, da tut sich in nächster Zeit nichts.“ Allerdings darf man nicht vergessen, dass manche Prozesse an Vulkanen für unser Empfinden langsam ablaufen können, obwohl sie in geologischen Zeiträumen betrachtet natürlich kurzweilig sind. So gab es im Januar ein kleines Schwarmbeben im Südwesten des Vulkans, das durch Magmenaufstieg ausgelöst worden sein konnte. Diese Schmelze könnte nun an der Voragine austreten.

Aus dem Weltraum lässt sich die Aktivität in Form einer geringen thermischen Anomalie detektieren, die nur einige Pixel groß ist. Der Südostkrater bleibt (noch) kalt.

Bei der Voragine handelt es sich um einen der vier Hauptkrater des Ätnas. Zusammen mit dem Krater Bocca Nuova, von dem die Voragine nur durch einen vertieft liegenden Rand getrennt ist, bildet sie den zentralen Kraterkomplex des Ätnas. Die Voragine war zuletzt im Jahr 2019 aktiv. Die Aktivität begann im September und hielt mehrere Monate an. In der Voragine wuchs ein neuer Krater. Später stimmte die Bocca Nuova in die Eruptionen ein und der Krater verfüllte sich. Ob sich die bis jetzt geringe Aktivität wieder soweit steigern wird, ist nicht vorhersagbar.

Übrigens hat es zuletzt einige schwache Erdbeben im Bereich der Liparischen Insel gegeben. Zu diesem Archipel nördlich von Sizilien gehören die Vulkaninseln Vulcano und Stromboli.

Weiterführender Link: Mein Bildbericht aus 2019