Der Ätna auf Sizilien brach gestern Abend überraschend aus und erzeugte einen Paroxysmus. Die Eruption begann um 21.20 Uhr und steigerte sich innerhalb von einer halben Stunde zu einem ausgewachsenen Paroxysmus. Es wurde eine mehrere Hundert Meter hohe Lavafontäne gefördert. Das VAAC registrierte Vulkanasche in 4900 m Höhe über dem Meeresspiegel. MIROVA verzeichnete eine sehr starke Thermalstrahlung mit einer Leistung von 6088 MW.
Laut einem Bericht des INGVs stammte die Lava nicht alleine aus der Lavafontäne, sondern es öffneten sich zudem 2 Risse auf der Südseite des Neuen Südostkraterkegels. Im Zuge der Rissöffnung gingen 3 pyroklastische Ströme ab und es entstanden 2 Lavaströme. Einer der Ströme floss durch die Scharte zwischen den Schlackenkegeln Barbagallo und Monte Supino. Diesen Weg schlugen die Ströme auch bei einigen der letzten Ausbrüche ein. Wie weit die Front hinabragte wurde noch nicht kommuniziert. Die Vulkanologen beobachteten eine schnell stattfindende Inflation und die Hangneigung vergrößerte sich um 0,1 Mikrorad. Um 22:50 Uhr ließen die Explosionen wieder stark nach und der Tremor viel ab. Bis jetzt ist er allerdings noch moderat erhöht.
Es war der erste richtige Paroxysmus am Ätna seit 2015. Danach gab es zwar noch stärkere Ausbrüche, doch sie wiesen nicht den typischen Ablauf einer paroxysmalen Eruption auf. In der Vergangenheit kam es immer zu Phasen mit mehreren Paroxysmen. Wir können also gespannt sein, was uns die nächsten Wochen und Monate bescheren werden. Doch es ist praktisch unmöglich Paroxysmen vorherzusagen: selbst wenn sich ein Intervall herauszukristallisieren scheint, kann es sich unvermittelt ändern. Unnötig zu betonen, dass es während eines Paroxysmus im Bereich des Torre del Filosofo gefährlich ist. In unserer Gruppe „volcanoes and volcanism“ wurden wieder zahlreiche Medien geteilt.
Update: Interessant ist der aktuelle Livecam-Blick aus dem Süden Richtung Gipfel. Man erkennt, dass der Schnee bis hinunter zur Montagnola-Seilbahnstation mit einer dünnen Ascheschicht bedeckt ist. Es herrscht wohl Nordwind vor. Die Asche könnte auch von den pyroklastischen Strömen stammen. Ab und an kann man eine kleine Aschewolke aus dem NSEC aufsteigen sehen.