Tremor am Ätna ist im roten Bereich – strombolianische Eruptionen vermutet
Am Ätna auf Sizilien könnte die nächste Eruption im Gang sein, denn der Tremor ist über Nacht schnell in den roten Bereich gestiegen und hat inzwischen ähnliche Werte wie während der kurzen, aber intensiven Phase strombolianischer Eruptionen eingenommen, die sich am 19. März manifestierte. Anders als in der letzten Woche ist das Wetter aktuell schlecht, so dass es keine visuellen Observierungen gibt und die Form der Aktivität unklar ist.
Das INGV brachte eine kurze Notiz heraus, in der beschrieben wird, dass der Tremor gegen 04:00 UTC zu steigen begann. Der Schwerpunkt der Tremorquellen liegt im Bereich des Südostkraters auf einer Höhe von etwa 2900 m über dem Meeresspiegel. Das deutet an, dass sich das unter dem Südostkrater akkumulierte Magma in Bewegung gesetzt hat. Es wurde aber keine Infraschalltätigkeit festgestellt, die auf Explosionen hingedeutet hätte. Man wies darauf hin, dass das aber auch dem schlechten Wetter am Gipfel des Ätnas geschuldet sein könnte. Dennoch wurden vorsorglich Prognosemodelle zur Ausbreitung einer potenziellen Aschewolke erstellt, die zeigten, dass sich eine Aschewolke in Richtung Nordosten ausbreiten würde und den Flugrouten nahekommen würde. Eine VONA-Warnung vom VAAC Toulouse gibt es aber noch nicht, offenbar wurde noch keine Vulkanasche detektiert.
Daten aus den klinometrischen und GNSS-Bodendeformationsüberwachungsnetzwerken des Ätna zeigten bei keinem der gemessenen Parameter signifikante Abweichungen.
Alles in allem ist die Datenlage recht dünn und einzig der Tremor liefert einen Hinweis darauf, dass eine Eruption im Gang sein könnte. Die Schnelligkeit des Tremoranstiegs entspricht dem, was wir von Paroxysmen her kennen, doch in diesem Fall hätte es wahrscheinlich eine messbare Bodendeformation gegeben und es wären Berichte zu Ascheniederschlag eingegangen. So ist es am wahrscheinlichsten, dass es strombolianische Eruptionen gibt und vielleicht auch ein Lavastrom zu fließen anfängt, obgleich in solchen Fällen der Tremor meistens langsamer ansteigt.
Update 12:30 Uhr: Das INGV bestätigte inzwischen, dass nach einer Wetterbesserung Explosionen am Südostkrater beobachtet werden konnten. Zudem wurde inzwischen auch Infraschalltätigkeit detektiert. Der Tremor hat seinen Höhepunkt offenbar erreicht und evtl. auch schon überschritten.