Gestern Nachmittag begann der Tremor am Ätna zu steigen und erreichte spätabends einen neuen Höhepunkt. Vor-Ort-Beobachter berichteten in unserer FB-Gruppe, dass visuell keine Aktivitätszunahme zu verzeichnen war. Es gab nur gelegentliche strombolianische Eruptionen aus dem Neuen-Südostkrater zu sehen. Nachts fiel der Tremor dann wieder auf das Niveau der letzten Monate ab. Gegenüber dem langjährigen Mittel ist dieses immer noch erhöht und mit der Aktivität im Zentralkrater assoziiert. Bereits in der Vergangenheit gab es Tremor-Spitzen, ohne dass sich die Aktivität sichtbar steigerte. Dennoch markierte der Tremor Magmenbewegungen im Untergrund. Magma versuchte aufzusteigen, verfügte im Endeffekt aber nicht über genug Druck um die Gesteine zu durchdringen und auszubrechen. Erfahrungsgemäß wird es in der nächsten Zeit einen neuen Versuch eines Ausbruchs geben.
Auf dem Sentinel-Satellitenfoto von gestern erkennt man, dass nun auch wieder der Nordostkrater eine thermische Anomalie aufweist. Zudem sieht man frische Ascheablagerungen auf dem Schnee im Valle del Bove. Es muss also Ascheeruptionen aus dem NE-Krater gegeben haben. Die thermischen Anomalien in der Bocca-Nuova und Voragine sind nicht mehr so stark, wie noch 2 Tage zuvor. Zumindest gestern floss dort kein Lavastrom mehr. In den Schloten des Neuen Südostkraters erkennt man nur sehr schwache Wärmeabstrahlung. Insgesamt registriert MIROVA eine moderate Wärmeemission mit einer Leistung von 97 MW.
White Island: Hoher Tremor
Auf dem Inselvulkan vor der Küste Neuseelands drohen weitere Eruptionen. Der Tremor steigerte sich im Laufe des gestrigen Tages und erreichte während der europäischen Nacht einen Höhepunkt. Seitdem nimmt er wieder etwas ab, ist aber noch deutlich erhöht. Der Tremor zeigt, dass sich magmatische Fluide im Untergrund bewegen, bzw. dass sich Magma in geringer Tiefe befindet und entgast. Die Vulkanologen von GeoNet (GNS) analysieren das Gas derzeit und wollen bald Ergebnisse verkünden. Daten über Bodendeformation wurden nicht öffentlich gemacht, so dass eine Fernanalyse schwierig ist. Die Vulkanologen räumen dem Vulkan eine 40-60 prozentige Chance ein, innerhalb der nächsten 24 Stunden zu eruptieren.
Paradoxer Weise soll in den nächsten Stunden eine Bergungsaktion gestartet werden. 4 Tage nach dem Ausbruch ist wohl nicht mehr damit zu rechen Überlebende der Katastrophe zu finden. Von daher stelle ich mir die Frage, warum man das Zeitfenster mit geringem Tremor am Tag nach der Eruption nicht nutzte und statt dessen die Insel betreten will, während der Tremor hoch ist? Irgendwie scheint man vor Ort die Nerven zu verlieren.