Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Paroxysmus
Ätna erzeugte nachts unerwartet einen paroxysmalen Vulkanausbruch
Heute Nacht konnte am Ätna erneut die spektakuläre Szenerie einer paroxysmalen Eruption aus dem neuen Südostkrater bewundert werden. Der Ausbruch begann am Abend gegen 20:30 Uhr UTC (Mitteleuropäische Sommerzeit +2 Stunden) mit einer strombolianischen Aktivität des Vulkans. Diese Aktivität nahm rasch zu, und bereits eine Stunde später stiegen Aschewolken auf, die vom VAAC Toulouse gemeldet wurden und eine Höhe von bis zu 1000 m über der Kraterhöhe erreichten. Die Hauptphase des Paroxysmus begann dann gegen 00:00 Uhr UTC und erreichte um 01:20 Uhr UTC ihren Höhepunkt. Während dieser Phase wurde Asche bis in eine Höhe von 6100 m ausgestoßen, und eine mehrere Hundert Meter hohe Lavafontäne erhellte den Nachthimmel über Sizilien. Gegen 03:20 Uhr UTC brach die Lavafontäne zusammen, jedoch stieg die Asche weiter auf. Eine Stunde später erreichte die Asche eine Höhe von 8200 m und driftete in südliche Richtung. Der Ausstoß von Asche endete um 05:50 Uhr UTC. Die Lavafontänen-Aktivität ging mit einem Lavaüberlauf einher, wobei der Lavastrom nicht ins Valle del Bove floss, sondern in Richtung Südwesten verlief. Dies entspricht dem Pfad aus der Spalte im Neuen Südostkrater, den bereits frühere Lavaströme eingenommen hatten.
Bezüglich der geophysikalischen Parameter berichtet das INGV in seinen Eruptions-Updates, dass der vulkanische Tremor parallel zur Eruption anstieg und hohe Werte erreichte, die sich mittlerweile wieder normalisiert haben. Die Hauptquelle des Tremors lag im Magmenkörper, der sich in einer Tiefe von 2700 m unterhalb des Neuen Südostkraters befand. Dieser Magmenkörper war bereits bei früheren Ereignissen die Quelle des Tremors. Nicht nur der Tremor nahm zu, sondern auch die Infraschallaktivität aufgrund der Explosionen. Am heutigen Morgen verlagerte sich die Infraschallaktivität vom Neuen Südostkrater in Richtung Bocca Nuova. Dies könnte darauf hinweisen, dass entweder tiefe Explosionen im Schlot stattfinden oder sogar strombolianische Aktivität generiert wird.
Parallel zur Eruption wurde eine Bodendeformation von weniger als einem Mikrorad beobachtet, die von den Inklinometern erfasst wurde. Die Dilatometer zeigten zwischen 21:00 Uhr und 03:20 Uhr eine Dekompression an.
Natürlich interessiert uns alle, wie es am Ätna weitergehen wird. Dennoch lassen sich praktisch keine verlässlichen Prognosen erstellen. Oft treten Paroxysmen in Serien auf, aber in diesem Jahr scheinen sie nur mit großem zeitlichem Abstand von mehreren Monaten aufzutreten. Die Dampfringe, die in den letzten Wochen häufig gesichtet wurden, deuten jedenfalls eher auf einen hohen Magmenstand hin als auf einen niedrigen.