Ätna: Lavastrom und ein aktiver Südostkrater

Lavastrom am Ätna erreicht 1900 m Höhenniveau – Südostkrater eruptiert glühende Tephra

Der Ätna zeigt seit dem Wochenende weiterhin ein ungewöhnliches Eruptionsverhalten, da er einen Lavastrom fördert, der aus einer kurzen Spalte an der Südbasis des Zentralkraterkomplexes quillt und in südwestlicher Richtung fließt. Die Lavafront erreichte in den frühen Morgenstunden die Basis des Steilhanges und befindet sich in etwa auf dem Höhenniveau der unteren Seilbahnstation, die auf gut 1900 m liegt. Ich schätze die Länge des Stroms auf über 2 Kilometer. Damit zählt er nicht mehr zu den kleinen Vertretern seiner Art, sondern hat bereits eine respektable Länge erreicht. Er emittierte gestern Abend eine hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von über 900 MW.




Die Eruption ist aber nicht nur wegen dem subterminalen Austrittsort ungewöhnlich, sondern insbesondere, weil der seit gut 20 Jahren inaktive Teil des Südostkraters wieder aktiv geworden ist. Tatsächlich wurden von den Etnaguides Bilder von letzter Nacht geteilt, die die Asche-Eruptionen dieses Kraters dokumentieren. In der Dunkelheit war zu sehen gewesen, dass der Krater nicht nur Asche emittierte, sondern auch glühende Tephra. Damit wurde bestätigt, dass es sich um aktive Eruptionen handelt und nicht um passive Exhalationen infolge von Kollaps-Ereignissen.

Wenn ich spekulieren würde (was ich natürlich niemals mache), würde ich vermuten, dass dieser Aktivitäts-Shift ein Indiz dafür ist, dass sich am Ätna wieder etwas geändert hat. Die Aktivität scheint sich aus dem Nordwesten des Vulkans wieder in den mittleren Südosten zu verlagern. Wodurch dieser Wechsel hervorgerufen wird, vermag ich nicht zu sagen. Seitdem im Herbst die ersten tiefen Erdbeben im Nordwesten auftauchten, die sich in den letzten Monaten in flachere Regionen verlagerten, sieht es so aus, als würde frisches Magma aufsteigen und sich unter dem Vulkan akkumulieren. Vielleicht tritt der Ätna in einen neuen Eruptionszyklus ein.