Förderschlot im Zentralkrater Bocca Nuova vergrößerte sich nach Explosion zum Krater
Bei der Explosion am Sonntag, die eine Aschewolke bis auf eine Höhe von 5 Kilometern aufsteigen ließ, vergrößerte sich ein Förderschlot zu einem Pitkrater mit gut 50 Metern Durchmesser. Diese Veränderung wurde gestern von Bergführern dokumentiert, die dem Zentralkrater einen Besuch abstatteten. Bisher gab es erst einen Pitkrater und den große Förderschlot, die sich nach der Verfüllung der Bocca Nuova im Jahr 2020 gebildet hatten. Diese Förderschlote existieren seit vielen Jahrzehnten und setzten sich letztendlich immer wieder durch, wenn es zu Verfüllungen der Bocca Nuova kam. Oft geschah dies mit einer Serie von Schloträumern, die die Kraterfüllung nach und nach ausgeblasen haben. Manchmal waren es aber auch Kollapsereignisse, die zur neuen Kraterbildung im Krater führten. Das Bild von Etna Hiker oben zeigt die beiden Krater in der Bocca Nuova, wobei der linke Krater der stark vergrößerte ist. Wie sehr er sich vergrößerte sieht man gut an dem ersten Bild des eingebundenen FB-Beitrags.
Bei dem aktuellen Ereignis war es sehr wahrscheinlich eine Kombination aus Explosion mit einem Kollaps, der die neue Depression entstehen ließ, denn die Explosion förderte meiner Meinung nach nicht so viel Material, als dass es die Größe des neuen Kraters erklären würde. Das wirft die Frage auf, wann es zu größeren Kollapsereignissen kommt. Für gewöhnlich, wenn es eine Subsidenz infolge von Eruptionen gibt oder wenn Magma unterirdisch abfließt. Hier könnte es einen Zusammenhang mit der Verlagerung der Tremorquelle geben, die sich in den letzten Wochen weiter in Richtung Südostkrater verlagerte und einen Shift der Aktivität in Richtung Südostkrater ankündigen könnte. Doch das ist nur eine Spekulation von mir.
Generell zeigte sich der Ätna seit der letzten großen Paroxysmus-Serie während der Coronazeit relativ ruhig, sieht man einmal von vereinzelten Paroxysmen und kleineren Lavaströmen ab. Die aktuellen Geschehnisse deuten allerdings an, dass die Ruhe nicht mehr allzu lange anhalten könnte. Dafür sprechen auch weitere Erdbeben, die über dem Vulkan verteilt streuen. Das INGV belässt den VONA-Alarmcode auf „Orange“ und begründet dies mit sporadischen Explosionen aus den Gipfelkratern. Mal schauen, welche Erkenntnisse das nächste INGV-Bulletin bringt.