Ätna: Das war der 6. Paroxysmus

Strombolianische Aktivität am Ätna steigerte sich nachts zum 6. Paroxysmus aus der Voragine

Am Ätna auf Sizilien manifestierte sich gestern Nacht der 6. Voragine-Paroxysmus in Folge. Bereits am Spätnachmittag fing der höchste Vulkan des geologischen Europas an, seine Aktivität zu steigern. Am späten Abend berichtete ich über die Vorgänge, doch nach Redaktionsschluss war es zwar wahrscheinlich, dass ein weiterer Paroxysmus am Start war, aber es war noch nicht 100-prozentig sicher, dass sich tatsächlich alle Symptome dieser Ausbruchsart entwickeln würden. Grund für Zweifel lieferten kurze Unterbrechungen im steilen Anstieg des Tremors. Bei früheren Paroxysmen aus dem Südostkrater erlebte ich, dass der Ätna Anlauf zu einem Paroxysmus nahm, dieser dann aber abbrach und es stattdessen eine Periode anhaltender Strombolianer gab. Auch wissenschaftlich konnte nachgewiesen werden, dass der Tremor einen gewissen Schwellenwert im unteren roten Bereich überschreiten musste, um definitiv in einen Paroxysmus überzugehen. Solange dieser Schwellenwert nicht überschritten wird, kann die Aktivität wieder runterfahren.

Wie auch immer, der Paroxysmus war gestern Abend nicht mehr zu stoppen und startete letztendlich mit einer schönen Lavafontäne durch. Der Höhepunkt des Ausbruchs wurde erst nach Mitternacht erreicht. Das VAAC meldete Vulkanasche in einer Höhe von gut 9000 Metern. Der Wind wehte auf unterschiedlichen Höhen in zwei verschiedenen Richtungen, sodass Vulkanasche nach Südosten und Südwesten driftete. Letztere Aschewolke verfrachtete die Tephra in Richtung Catania, wo der Flughafen massivem Aschefall ausgesetzt war und geschossen werden musste. Voraussichtlich ruht der Flugbetrieb bis heute 18 Uhr.

Die Aschewolke, die in südöstlicher Richtung driftete, sorgte für starke Ascheniederschläge in den Ortschaften Piano Vetore, Nicolosi und Ragalna.

Laut INGV kam es zu einem Lavaüberlauf vom westlichen Rand des Bocca Nuova-Kraters und ein Lavastrom floss über die äußere Kraterflanke. Somit erzeugte der Vulkan alle Phänomene, die für einen Paroxysmus typisch sind. Besonders starke Paroxysmen generieren zudem noch pyroklastische Ströme, die in der aktuellen Serie bislang aber ausblieben.

Die Standorte der Tremorquellen lagen im Bereich der Voragine in einer Höhe von etwa 3000 Metern. Das Klinometernetzwerk verzeichnet Schwankungen an den Gipfelstationen CPN und PDN, jeweils in der Größenordnung von 1,5 und 0,4 µrad. Es kam also zu einer Versteilung der Vulkanflanke infolge des Durchgangs eines Magmenkörpers.