Eruptionen aus mehreren Ätna-Kratern – Jetzt stimmt auch der Südostkrater mit ein
Der Ätna auf Sizilien zeigt sich zur Reise-Hochsaison von seiner besten Seite und begeistert zahlreiche Touristen, die mit der Hoffnung nach Italien reisten, einen Vulkanausbruch miterleben zu dürfen. Der mächtige Ätna feuert inzwischen aus allen vier Gipfelkratern, da heute auch der Südostkrater in die Eruptionen einstimmte. Der Gipfelbereich dieses Kraterkegels zeigte heute Morgen eine thermische Anomalie, die auf der INGV-Livecam sichtbar war. Zwar gehen von der Bocca Nuova keine Explosionen aus, doch dieser Krater förderte während der paroxysmalen Eruptionen aus der Voragine Lavaströme. Ich frage mich generell, wie sinnvoll die Unterteilung des zentralen Kraterkomplexes in Bocca Nuova und Voragine noch ist, da die beiden Krater zunehmend verschmelzen. Die Tatsache, dass die Lavaströme während des Paroxysmus aus Schloten am Westrand der Bocca Nuova austreten, zeigt, dass es sich hier um ein zusammenhängendes Fördersystem handelt. Teilweise ist noch der ehemalige Rand der Voragine zu erkennen, doch anstelle des Kraters ist nun ein Schlackenkegel getreten, der mit einer Gipfelhöhe von 3369 m den höchsten Punkt des Ätnas bildet.
Satellitenaufnahmen zeigen im Infrarotspektrum eine ausgeprägte thermische Anomalie im Bereich der Voragine. Dieser Krater ist seit Tagen strombolianisch tätig und hat die Frequenz der Eruptionen seit gestern deutlich gesteigert. Zudem stieg der Tremor an und bewegt sich im oberen Drittel des gelben Bereichs. MIROVA detektierte heute Nacht eine starke Thermalstrahlung mit 127 MW Leistung. Diese wird entweder von einer größeren Menge heißer Tephra abgestrahlt, die sich auf dem neuen Kegel in der Voragine ablagerte, oder es fließt sogar wieder ein Intrakraterlavastrom. Die Stärke der Thermalstrahlung spricht für letzteres Szenario. Da das Betreten des Kraterbereichs verboten ist, fehlen jedoch visuelle Bestätigungen des Geschehens.
Der aktuell veröffentlichte INGV-Bericht zum Ätna, der den Beobachtungszeitraum 22.-28. Juli abdeckt, beschreibt die Paroxysmen vom 23. Juli ausführlich. Besonders interessant ist, dass es im Zusammenhang mit dem Ausbruch zu einer Bodenhebung von 2,5 µrad gekommen ist.
Die Analyse der Tremorquelle verdeutlichte, dass der Tremor aus einem Bereich unter dem südlichen Rand des Zentralkraters stammt, wo das Magma bis auf eine Tiefe von 3000 m über dem Meeresspiegel aufgestiegen war. Damit befindet sich die Oberseite des Magmenkörpers auf Augenhöhe mit der Basis des Zentralkraterkomplexes. Es würde mich nicht wundern, wenn es demnächst zu subterminalen Lavastromausbrüchen käme.
Erdbeben in Bereich von Vulcano
Nicht nur am Ätna tut sich einiges sondern auch im Bereich der Lipareninsel Vulcano. Hier ist die Erdbebentätigkeit weiterhin erhöht und das seismische Netzwerk vom INGV registrierte seit dem 6. Juli 8 Beben im Bereich der Vulkaninsel. Das Stärkste manifestierte sich am 22. Juli und hatte eine Magnitude von 2,7. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 7310 m angegeben. Dsa Epizentrum lag offshore, gut 10 Kilometer westlich von Porto di Ponente.