Aktivität im Ätna-Hauptkrater hielt gestern an – Heute ist die Situation unklar
Der Ätna auf Sizilien setzte auch gestern Mittag seine strombolianische Aktivität aus dem neuen Schlot im Kraterrand der Voragine fort. Gasreiche strombolianische Eruptionen lockten Schaulustige in geführten Gruppen auf den Hauptkraterkomplex des sizilianischen Vulkans, von wo aus sie das Spektakel aus nächster Nähe beobachteten. Auch Videofilmer vom Local-Team befanden sich unter den Schaulustigen und sendeten einen kurzen Livestream vom Gipfel des höchsten Vulkans des geologischen Europas.
Die Aktivität zeichnete sich durch Phasen starker Entgasungen aus, die durch einen Rohrartigen Schlot in der inneren Kraterwand stattfanden und dabei glühende Tephra und ein wenig Vulkanasche mit sich rissen. Das Ganze glich eher einem pulsierenden Düsentriebwerk und weniger explosiven Eruptionen: Ein zu anfangs stotternder Gasjet, der seinen Ursprung in einiger Tiefe gefunden haben muss, stieß zuerst Asche aus, in der sich mehr und mehr größere Tephrabrocken mischen, bis nach einigen Sekunden nur noch glühende Tephra ausgestoßen wurde.
Ob die Aktivität heute Vormittag anhält, ist nicht ersichtlich. In den sozialen Medien sind mir bis jetzt keine weiteren Aufnahmen untergekommen, was auch daran liegen könnte, dass das Wetter nicht berauschend ist und von Dunst dominiert wird. Die Tätigkeit verursacht weder erhöhten Tremor noch andere seismische Signale, die sich in den öffentlich zugänglichen Daten widerspiegeln würden. Generell bleibt die Seismizität am Ätna ungewöhnlich niedrig, was auch für den Tremor gilt, der sich seit Tagen im oberen grünen Bereich bewegt. Ich weiß gar nicht, wann ich am Ätna zuletzt so einen niedrigen Tremor gesehen habe, der über längere Zeit anhielt. Hier scheint es einen Widerspruch zur Aktivität in der Voragine zu geben, der zeigt, dass glühendes Magma hoch im Fördersystem stehen muss und auch so viel Gas vorhanden ist, dass der Druck ausreicht, um ein wenig der Schmelze ans Tageslicht zu bringen. Vielleicht ist es ja die berühmte Ruhe vor dem Sturm, die wir gerade am Ätna erleben. Die Vulkanologen vom INGV äußerten sich bis jetzt nicht zu den Vorgängen. Offenbar sieht man in den Eruptionen keine größere Gefahr, da auch der Zugang zum Gipfel -der obligatorisch nur in geführten Gruppen erlaubt ist- noch offen ist.