Erdbeben Mb 4,6 erschüttert Vulkanregion nahe Awash in Äthiopien
Datum 16.10.24 | Zeit: 20:11:29 UTC | Koordinaten: 9.197 ; 40.190 | Tiefe: 10 km | Mb 4,6
Gestern Abend um 20:11:29 UTC ereignete sich ein weiteres moderates Erdbeben in der äthiopischen Awash-Region, nahe dem Vulkan Fentale, das auch von Bewohnern der Hauptstadt Addis Abeba gespürt wurde. Das Beben hatte eine Magnitude von 4,6 und eine Tiefe von etwa 10 Kilometern. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass der Erdbebenherd flacher lag, da präzise Lokalisierungen in dieser seismologisch schlecht überwachten Region schwierig sind. Aufgrund dieser mangelnden Überwachung bleiben viele schwächere Beben unentdeckt, obwohl die Bevölkerung seit fast vier Wochen von anhaltenden Erdstößen in Unruhe versetzt wird. Berichten aus sozialen Medien zufolge gab es zahlreiche schwächere Erdbeben, und es wurden zunehmend Schäden an der Infrastruktur gemeldet. Jüngst wurde bekannt, dass eine wichtige Bahnstrecke in der Region beschädigt wurde, wodurch sich die Gleise absenkten und teilweise Betonschwellen brachen. Zudem kollabierten einige Hauswände, und es wurden Risse und Spalten im Boden dokumentiert. In der vergangenen Woche kam es in einem Thermalgebiet zu einer phreatischen Eruption. Die dort lebenden Afar rufen die Weltgemeinschaft auf, Wissenschaftler zu entsenden, um die Phänomene zu untersuchen.
Nach dem letzten Erdbeben am 13. Oktober generierten die Kollegen von Erdbebennews ein Satellitenbild mit InSAR-Daten und stellten eine Bodendeformationen in der Region fest. Der Boden hob sich möglicherweise um bis zu 30 Zentimeter, und das Muster der Farbringe erinnert stark an jene, die man von Hawaii oder Island kennt, wo sie während der Intrusion magmatischer Gänge entstehen. Allerdings wurde die Bodendeformation im Bereich des Awash-Nationalparks detektiert und dort lieg der Awash Fluss mit seinen Wasserfällen. Es ist nicht auszuschließen, dass es hier andere Einflüsse als eine Magmaintrusion gegeben haben könnte, die sich in den Farbringen des InSAR-Bildes widerspiegeln.
Wie ich bereits in meinem letzten Update zu diesem Phänomen schrieb, gab es in der Vergangenheit starke Schwarmbeben, die mit der Bildung solcher Gänge in Zusammenhang standen. Das Besondere hier: Solche Gangbildungen treten normalerweise in Gebieten auf, in denen Basalt gefördert wird. Untersuchungen ergaben jedoch, dass in dieser Region rhyolithisches Magma intrudiert sein könnte. Das Afardreieck, das sich im nördlichen Teil des Ostafrikanischen Riftvalleys öffnet, ist eigentlich eine Region, in der vorwiegend Basalt erwartet wird. Der Fentale scheint hier eine Ausnahme zu bilden: Der Stratovulkan wird von einer 5 Kilometer durchmessenden Caldera dominiert, die vor gut 2000 Jahren entstand. Im Gegensatz zu den meisten anderen Vulkanen der Region ist er nicht nur effusiv, sondern auch explosiv aktiv. Zudem ist die Region tektonisch sehr aktiv, da hier die divergente Grenze zwischen der Somalischen Mikroplatte und der Afrikanischen Platte verläuft. Normalerweise werden an divergenten Plattengrenzen basaltische Schmelzen gefördert, die weniger zu Explosionen neigen.