Weitere Erdbeben und signifikant Beschleunigung der Bodendeformation im Awash-Gebiet in Äthiopien
In Äthiopien, genauer in der Awash-Region des beginnenden Afar-Dreiecks, gab es seit gestern acht Erdbeben mit Magnituden zwischen 4,5 und 4,8. Gegenüber der heißen Phase des Erdbebenschwarms ist die Seismizität deutlich zurückgegangen, dennoch ist sie ungewöhnlich hoch und könnte sich wieder verstärken.
Unser FB-Gruppenadministrator Mike Schüler war wieder fleißig im Netz unterwegs und hat auf der Social-Media-Plattform „X“ Das oben eingebettete Interferogramm ausgegraben. Es wurde vom Nutzer Gianfranco Argandoña Cornejo aus Peru in Umlauf gebracht. Weitere Informationen zur Herkunft der Grafik sind mir bislang nicht bekannt. Die zugrundeliegenden Satellitendaten sollen zwischen dem 29.12.24 und dem 10.01.25 akquiriert worden sein. Die Visualisierung der Radar-Abstandsdaten zwischen Satellit und dem Erdboden zeigt im Zeitverlauf deutliche Änderungen, die im Zusammenhang mit starken Bodendeformationen stehen. Es gibt sowohl Auf- und Abschiebungen als auch einen vertikalen Bodenversatz, was auf starkes Rifting hindeutet. Zwischen einem Farbdurchlauf der konzentrischen Kreise liegt eine Höhenänderung von 28 mm. Gianfranco sieht eine maximale Bodenhebung von ca. 1,3 m, die sich im nördlichen Bereich des Bildausschnittes im Gebiet des Dofen-Vulkans summieren. Im Süden hingegen deutet die Umkehr der Farbfolge auf eine Bodensenkung hin. Die Längsterstreckung des betroffenen Gebietes liegt bei ca. 30 Kilometern.
Zur Veranschaulichung des Phänomens werden gerne die Vorgänge auf der isländischen Reykjaneshalbinsel am 10. November 2023 herangezogen, als es zu einer Riftingepisode mit Magmenintrusion kam, die ihre Finger bis in den Ort Grindavik ausstreckte und dort für große Schäden an der Infrastruktur sorgte. Dort gab es auch ein starkes Schwarmbeben mit ähnlichen Maximalmagnituden. Der große Unterschied in den beiden Lokationen liegt allerdings in der Dauer der Episode. Während sie auf Island innerhalb weniger Stunden vorbei war, dauert es hier bereits mehrere Wochen.
Wie es weitergeht, ist völlig ungewiss. Es kann ähnlich wie auf Island zu einem Vulkanausbruch kommen, muss es aber nicht. Doch die hydrothermalen (phreatischen) Eruptionen und die Bildung neuer Schlammsprudel zeigen, dass die Erdwärme so groß ist, dass Wasser im Boden verdampft und die Heißwasser-Phänomene verursacht. Die Schmelze wird sich in wenigen Kilometern Tiefe befinden und steht an manchen Stellen vielleicht sogar kurz unter der Oberfläche.