Türkei: Starkes Erdbeben Mw 6,2 bei Istanbul

Datum: 23.04.2025 | Zeit: 09:49:11 UTC | Koordinaten:  40.833 ; 28.227 | Tiefe: 15 km | Mw 6,2

Ein starkes Erdbeben Mw 6,2 im Marmarameer nahe Istanbul – Anwohner reagieren in Panik

Heute Vormittag ereignete sich im Marmarameer nahe Istanbul in der Türkei ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,2. Der Erdbebenherd lag in 15 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 37 km südwestlich von Büyükçekmece lokalisiert. In der Stadt leben rund 163.000 Menschen. Die Metropole Istanbul liegt etwa 60 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Es kam zu zahlreichen Nachbeben, darunter eines mit einer Magnitude von 5,0.

Der Erdstoß trat um 09:49:11 UTC (11:49:11 MESZ, 12:49:11 Uhr Ortszeit) auf und wurde in einem Umkreis von mehr als 600 Kilometern wahrgenommen. Das Erdbeben war auch in den Nachbarländern Griechenland und Bulgarien zu spüren gewesen.

Beim EMSC gingen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen ein. Zeugen in der Nähe des Epizentrums beschrieben das Beben als sehr stark. Ein Augenzeuge schilderte seine Eindrücke besonders eindrücklich: Er schrieb, dass er sich an den Albtraum von 1999 erinnert fühlte. Neben dem Hauptbeben spürte er auch mehrere Nachbeben sowie ein Vorbeben. Er berichtete, dass er sich sofort auf ein Beben mit katastrophalen Folgen vorbereitete und eine Fluchttasche packte. Das Erdbeben an das sich der Bebenzeuge erinnert fühlt war das Izmit-Erdbeben von 1999. Es hatte eine Magnitude von 7,5 und forderte ca. 17500 Menschenleben.

Die Schilderung macht deutlich, wie stark die Menschen der Region um Istanbul auf Erdbeben reagieren: Sie sind äußerst sensibilisiert, da in der Gegend ein Starkbeben mit potenziell katastrophalen Folgen erwartet wird. Auch wenn diese aktuell ausblieben, reagierten viele Menschen in Panik. Medienberichten zufolge verletzte sich eine Person beim Sprung von einem Balkon. Einsatzkräfte kontrollierten sofort kritische Infrastruktur wie Autobahnen, Brücken, Gleisanlagen und Flughäfen, doch größere Schäden wurden nicht entdeckt. Auch Meldungen über eingestürzte Wohngebäude blieben aus. Dennoch muss in der Region, besonders in den Orten nahe des Epizentrums mit Gebäudeschäden gerechnet werden.

Ein Video, das in den sozialen Medien geteilt wurde, zeigt, wie mehrere größere vom Erdbeben ausgelöste Wellen gegen die Küsten liefen. Aufgrund des Charakters der betroffenen Verwerfung ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass bei einem Beben hier große Tsunamis ausgelöst werden, obgleich bei dem Beben von 1999 Wellen mit einer Höhe von 2,5 Metern entstanden.




Das Erdbeben steht im Zusammenhang mit der Nordanatolischen Verwerfung (NAF). Dabei handelt es sich um eine große Transformstörung im Norden der Türkei, die südlich von Istanbul verläuft und das Marmarameer quert. Die Störung teilt sich zuvor in zwei Arme: Ein Arm verläuft durch das nördliche Marmarameer, der zweite entlang der Südküste. Die aktuelle Bebensequenz ereignete sich am nördlichen Arm, unweit der Region, in der sich die Spur der Störung verliert. Die Nordanatolische Verwerfung weist große Ähnlichkeiten mit dem San-Andreas-Fault in Kalifornien auf. An beiden Störungen verschiebt sich die Erdkruste horizontal und nicht vertikal, wie es entlang von Tiefseegräben der Fall ist. Der Verschiebungssinn ist dextral (rechtseitig). Die NAF ist etwa 1500 Kilometer lang, das Pendant in den USA ist gut 200 Kilometer kürzer. An beiden Störungszonen wird in den nächsten Jahrzehnten ein Starkbeben erwartet.

Entlang der NAF verschiebt sich die anatolische Mikroplatte bzw. der anatolische Block relativ zur eurasischen Platte in Richtung Westen, während die eurasische Platte fast ortsfest ist und sich nur minimal nach Süden bewegt. Die Relativbewegung beträgt ca. 20 bis 25 mm im Jahr und entspricht in etwa der Geschwindigkeit, in der die Fingernägel wachsen.

Wie das GFZ in einer Pressemeldung mitteilt, manifestierte sich in der gleichen Region der Verwerfung bereits am 26. September 2019 ein ähnlich starkes Erdbeben der Magnitude 5,7. Das aktuelle Erdbeben erweitert die damalige Bruchzone, und zwar auch in Richtung Istanbul. Insgesamt ist auf dieser Verwerfung Energie für ein Erdbeben der Magnitude bis zu 7.4 gespeichert, erklärt Marco Bohnhoff vom GFZ. Die Befürchtungen der Anwohner, dass sich ein noch stärkeres Erdbeben ereignen könnte sind also nicht unberechtigt.

Momentan scheinen sich wieder die stärkeren Erdbeben zu häufen, denn gestern gab es bereits einen Erdstoß Mw 6,2 bei den Talaud-Inseln, die zwischen den Philippinen und Indonesien liegen. Auch das Inselreich Vanuatu wurde von einem Erdstoß Mw 6,1 heimgesucht. Wir hatten innerhalb von 24 Stunden gleich 3 Beben mit einer Magnitude über 6,0.

Update: In Istanbul ist ein leerstehendes Haus eingestürzt und ein Krankenhaus musste evakuiert werden. Mehr als 150 Personen erlitten Verletzungen. Die meisten Menschen verletzten sich offenbar selbstverschuldet, indem sie in Panik aus Fenstern sprangen um die wackelnden Gebäude schnell zu verlassen.

Philippinen: Starkes Erdbeben Mw 5,9 im Süden

Datum: 19.04.2025 | Zeit: 16:11:15 UTC | Koordinaten: 5.796 ; 124.106 | Tiefe: 18 km | Mw 5,9

Erdbeben Mw 5,9 erschüttert Philippinen – Bewohner von Mindanao aus dem Schlaf gerissen

Die philippinische Region Mindanao im Süden des Archipels wurde von einem starken Erdbeben der Magnitude 5,9 erschüttert. Der Erdstoß ereignete sich am 19. April um 16:11:15 UTC in einer Tiefe von 18 Kilometern. Das Epizentrum lag etwa 51 Kilometer südwestlich von Maitum. Es folgten mehrere Nachbeben, darunter zwei spürbare Erschütterungen mit Magnituden von 5,3 und 5,1.

Auf den Philippinen war es zum Zeitpunkt des Hauptbebens bereits 00:11:15 Uhr Ortszeit. Berichte über größere Schäden liegen bislang nicht vor, doch zahlreiche Inselbewohner wurden aus dem Schlaf gerissen. Wahrnehmungsmeldungen wurden aus einem Umkreis von bis zu 200 Kilometern um das Epizentrum gemeldet – das Hauptbeben wurde vielerorts als stark empfunden.

Tektonisch standen die Erdstöße – die auf der Shakemap einen markanten „Haufen“ bilden – in Zusammenhang mit der Störungszone des Cotabato Grabens. Dabei handelt es sich um eine weniger bekannte Subduktionszone, an der die ozeanische Sangihe-Mikroplatte unter den Philippine Mobile Belt, speziell unter Mindanao, subduziert wird. Diese Subduktion ist mitverantwortlich für den Vulkanismus der südlichen Philippinen.

Der Philippine Mobile Belt (PMB) ist eine hochkomplexe geologische Zone, die den Großteil der philippinischen Hauptinseln umfasst. Diese sind tektonisch wie in einem Schraubstock eingespannt – zwischen der Eurasischen Platte im Westen und der Philippinischen Platte im Osten. Dazwischen befinden sich zahlreiche kontinentale Krustenblöcke und Mikroplatten, die durch die gegenläufigen Plattenbewegungen gequetscht und deformiert werden. Infolge dieser Prozesse entstanden die heutigen Inseln des Archipels.

Die westliche Grenze des PMB wird vom Manilagraben, die östliche vom Philippinengraben gebildet. Der Cotabato-Graben liegt dabei in südlicher Verlängerung des Manilagrabens.

Im Süden Mindanaos erheben sich einige große Vulkane, die jedoch seit mehreren Jahrhunderten nicht mehr aktiv waren. Einer der bekanntesten ist der Mount Mélébingóy (auch bekannt als Mount Parker), der einen beeindruckenden Calderasee beherbergt. Weiter nördlich liegt der Mount Ragang, dessen letzter Ausbruch 1916 dokumentiert wurde. Es ist aber unwahrscheinlich, dass sich das Beben auf die Aktivität einer dieser Vulkane auswirken wird.

Campi Flegrei: 36 Erdbeben infolge anhaltender Bodenhebung

Fischereihafen Darsena von Pozzuoli weitgehend trockengefallen. © Marc Szeglat

Neues Schwarmbeben erschüttert Campi Flegrei – 36 Erschütterungen bis zum Nachmittag

Nach einigen Tagen geringer Seismizität wird der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei erneut von einem Schwarmbeben erschüttert. Es setzte kurz nach Mitternacht ein und erzeugte bis um 16 Uhr MESZ 36 Einzelbeben.

Die meisten Magnituden bewegten sich im Bereich der Mikroseismizität, wobei die stärkste Erschütterung eine Magnitude von 1,8 hatte. Dieses Beben manifestierte sich in nur 800 m Tiefe unter dem Südrand der Solfatara. Die meisten Beben streuten in einem größeren Bereich um das Maar herum, wobei auch Pisciarelli nicht ausgenommen wurde.

Der Schwarm fand bis jetzt vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit in den sozialen Medien, was daran liegen könnte, dass man besonders in Italien damit beschäftigt sein dürfte, Ostern zu feiern. Das INGV und die Kommunen Pozzuoli brachten aber ihre üblichen Warnungen und Statements heraus und erklärten das Ereignis auch wieder für beendet.

Der Erdbebenschwarm stand im Zusammenhang mit der weiterhin anhaltenden Bodenhebung, deren Rate seit einigen Wochen bei 20 mm pro Monat liegt. Dieser Wert wurde im letzten Wochenbulletin des INGV bestätigt. Die an der GPS-Station von RITE (RIONE TERRA) aufgezeichnete Bodenhebung beträgt seit Januar 2024 ca. 260 mm. Betrachtet man die Bodenhebung seit dem Einsetzen der aktuellen Hebungsphase im Jahr 2005, kommt man inzwischen auf 144 Zentimeter.

Im Beobachtungszeitraum vom 7. bis 13. April 2025 gab es 118 Beben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,9. Die Gastemperatur bei Pisciarelli lag im Durchschnitt bei ca. 97 Grad, was nach wie vor ein hoher Wert ist, aber ein Stück von den Höchsttemperaturen, die hier gemessen wurden, entfernt liegt. Im März lag der Kohlendioxidausstoß weiterhin bei mehr als 5000 Tonnen am Tag.

Die geophysikalischen Parameter bestätigen den seit langem anhaltenden Trend der Druckbeaufschlagung des Hydrothermalsystems. Auch wenn es die letzten stärkeren Erdbeben Mitte März gegeben hat und sich die Bodenhebung von damals 30 mm entschleunigt hat, gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Zwar sieht es momentan nicht so aus, als würde ein Vulkanausbruch unmittelbar bevorstehen, könnte es langfristig betrachtet auf einen hinauslaufen. Phreatische Eruptionen könnten jederzeit einsetzen, besonders in Phasen mit stärkerer Erdbebentätigkeit.

Sizilien: Erdbeben Mw 4,5 am 16. April

Datum: 16.04.2025 | Zeit: 01:26:08 UTC | Koordinaten: 37.586 ; 16.170 | Tiefe: 39 km | Mw 4,5

Mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,5 vor der Ostküste Siziliens – Menschen aus dem Schlaf gerissen

Nachdem gestern der Ätna auf Sizilien ausgebrochen war, ereignete sich in der vergangenen Nacht ein Erdbeben der Magnitude Mw 4,5. Das Epizentrum lag im Ionischen Meer östlich von Sizilien. Der nächstgelegene Ort war San Carlo-Condofuri Marina in einer Entfernung von 47 Kilometern. Catania und der Ätna befanden sich etwa doppelt so weit vom Epizentrum entfernt. Der Erdbebenherd lag in 39 Kilometern Tiefe. Die Daten stammen vom GFZ. Andere Erdbebendienste bezifferten die Magnitude mit Mb 4,8.

Das Beben ereignete sich um 01:26 UTC (MESZ +2) und riss zahlreiche Bewohner der süditalienischen Küstenregionen aus dem Schlaf. Der Erdstoß war nicht nur in der Ätna-Region deutlich zu spüren, sondern sogar bis auf das südlich von Sizilien gelegene Malta.

Auf den Seismogrammen der Messstationen am Ätna zeigte sich das Beben als ausgeprägtes Signal und verursachte einen scharfen Tremor-Peak. Es ist nicht auszuschließen, dass sich das Ereignis auf die vulkanische Aktivität des Ätna auswirkt. Der Vulkan befindet sich derzeit in einer eruptiven Phase und könnte möglicherweise zu stärkeren Ausbrüchen neigen.
Das Erdbeben steht im Zusammenhang mit den plattentektonischen Prozessen im Ionischen Meer, die letztlich auch für den Vulkanismus Siziliens mitverantwortlich sind. Es wurde durch Bewegungen entlang der Ionischen Störung ausgelöst – einer der bedeutendsten Störungszonen im Ionischen Raum. Diese ist als dextrale Transformstörung ausgeprägt und verläuft grob in Nordwest-Südost-Richtung, wobei sie Sizilien nördlich des Ätna streift. Ein südlich des Vulkans verlaufendes Pendant ist als Alfeo-Etna-Fault bekannt. Der Ätna liegt im Zwickel dieser beiden dominanten Störungen, die ihrerseits mit der Kollision der Afrikanischen und Eurasischen Platte in Zusammenhang stehen. Hier gibt es eine Karte der tektonischen Situation.

Santorin: Erdbeben am 15.04.25

Datum: 14.04.2025 | Zeit: 17:42:01 UTC | Koordinaten: 36.320 ; 25.650 | Tiefe: 12 km | Mb 3,6

Weitere Erdbeben östlich von Santorin – Stärkste Erschütterung M 3,6

Heute gibt es mal wieder eine Meldung von Santorin, denn in den letzten zwei Tagen haben sich 11 Erschütterungen in dem Gebiet ereignet, das im Februar Schauplatz des starken Schwarmbebens war. Dabei kam es gestern Nachmittag zu einer Erschütterung der Magnitude 3,6. Die meisten Beben konzentrierten sich in einem Cluster, der etwas weiter südlich lag, als es die meisten Beben des Schwarms vom Februar taten. Das Epizentrum wurde 23 km ostsüdöstlich von Thira lokalisiert. Das Hypozentrum lag in 12 Kilometern Tiefe. Offenbar haben sich die Spannungen im Untergrund immer noch nicht ganz abgebaut.

Auch 2 Monate nach dem Höhepunkt der Aktivität konnten die Wissenschaftler den Grund hinter den Ereignissen nicht zur Gänze klären. Die gängigste, aber nicht von allen Wissenschaftlern favorisierte Meinung ist, dass magmatische Fluide in die Erdkruste intrudierten, die dann Spannungen verursachten, die sich in Erdbeben entlang von Störungszonen entluden. Im Vorfeld der Erdbebenserie wurde im Bereich von Santorin eine leichte Bodenhebung detektiert, die auf eine Magmenakkumulation unter dem Calderavulkan hindeutete. Doch vor allem gab es die Befürchtung, dass der submarine Vulkan Kolumbos, der vor der Küste Santorins liegt, ausbrechen könnte. Doch damit rechnet man inzwischen nicht mehr.

Ende März besuchte die griechische Tourismusministerin Olga Kefalogianni die Insel. Im Anschluss an ihre Besichtigungstour und Gespräche mit Behördenvertretern kam sie zu dem Schluss, dass Santorin wieder ein sicheres Reiseziel sei. Ihr könnt also nun wieder unbesorgt Eure Urlaubsreisen nach Santorin buchen – wenigstens wenn es nach der Ministerin geht.

KI identifizierte mindestens 20.000 Erdbebensignale bei Santorin

Inzwischen wurden viele der Erdbebendaten ausgewertet und eine genaue Analyse der Vorgänge, bei der auch eine KI zu Rate gezogen wurde, ergab, dass sich mindestens 20.000 Erschütterungen ereignet hatten. Auf der am 13. April angehaltenen Konferenz des Delphi Economic Forum soll einem Medienbericht zufolge davon die Rede gewesen sein, dass weitere KI-Analysen sogar 50.000 Erschütterungen aus den seismischen Daten ausgelesen hätten. Die Mehrzahl dieser Beben dürfte allerdings extrem schwach gewesen sein.

Prognosen, wie es in dem Gebiet des Calderavulkans weitergeht, hat wohl auch keine KI parat. Sollten die Beben im Zusammenhang mit Magmaaufstieg in der Erdkruste gestanden haben, dann könnte sich sehr wohl ein Vulkanausbruch vorbereiten. Allerdings könnten Jahrzehnte vergehen, bis es dann letztendlich zu einer Eruption kommt. Eine neue Studie in Bezug auf die La-Palma-Eruption im Jahr 2021 ergab, dass die Magmenakkumulation mindestens 15 Jahre vor der Eruption begann. Später folgt hierzu ein ausführlicher Bericht.

Bárðarbunga: Zwei Erdbeben mit Magnituden größer 4

Zwei mittelstarke Erdbeben erschütterten die Bárðarbunga-Caldera auf Island – Magnituden 4,4 und 4,1

In der vergangenen Nacht ereigneten sich unter der isländischen Bárðarbunga-Caldera zwei Erdbeben mit den Magnituden 4,4 und 4,1. Die Hypozentren lagen in 7,8 bzw. 6,6 Kilometern Tiefe nahe des Ostrands der Caldera. Es folgten mehrere schwächere Nachbeben.




Das Isländische Meteorologische Amt (IMO) bezeichnete die Magnituden als typisch für die Bárðarbunga, auch wenn die Situation auf Island durchaus mit gewisser Besorgnis beobachtet wird. Tatsächlich sollte man das „typisch“ differenziert betrachten – es bezieht sich auf die Phase erhöhter seismischer Aktivität, in der sich der Vulkan seit mehreren Jahren befindet. Diese Seismizität steht im Zusammenhang mit der Bildung eines Magmenkörpers in größerer Tiefe. Dabei entstehen Spannungen, die sich vor allem entlang der radialen Störungen am Calderarand in Form von Erdbeben entladen. Dennoch könnten noch Jahre oder sogar Jahrzehnte vergehen, bis es zu einem erneuten Ausbruch des Vulkans kommt.

Die Bárðarbunga ist ein großer subglazialer Zentralvulkan unter dem Gletscher Vatnajökull. Hier wird der aus dem Erdmantel aufsteigende Magmaschlauch des Island-Mantelplumes vermutet. Entsprechend hoch ist die vulkanische Aktivität, die von den Vulkanen unter dem Vatnajökull ausgeht.

In den letzten Stunden bebte es nicht nur unter der Bárðarbunga: Heute Morgen kam es auch zu einem Erdbeben der Magnitude 3,7, das mit den Vulkansystemen der Snæfellsnes-Halbinsel assoziiert wird. Das Epizentrum lag 26,6 Kilometer nördlich von Borgarnes. Der Erdbebenherd befand sich laut ersten Einschätzungen in 18 Kilometern Tiefe – für isländische Verhältnisse eine ungewöhnlich große Tiefe. Bereits am Freitag hatte es im Bereich von Grjótárvatn ein Schwarmbeben gegeben. Auch dort vermuten Geoforscher eine Magmenakkumulation in größerer Tiefe.

In der vergangenen Nacht ereigneten sich zudem weitere Erdbeben entlang des magmatischen Gangs auf der Reykjanes-Halbinsel. Die Beben konzentrierten sich sowohl auf das Nordende des Gangs als auch auf dessen Südende bei Grindavík. Die Bodenhebung hält weiterhin an. Betrachtet man die Grafen der GPS-Messungen, zeigt sich allerdings, dass sich die Hebegeschwindigkeit bereits zweimal verlangsamt hat. Dennoch liegt sie noch deutlich über dem Niveau vor der letzten Eruption am 1. April.

USA: Erdbeben Mb 5,2 bei San Diego

Datum: 14.04.2025 | Zeit: 17:08:28 UTC | Koordinaten: 33.042 ; -116.575 | Tiefe: 10 km | Mb 5,2

Ein Mittelstarkes Erdbeben Mw 5,2 erschütterte San Diego – Beben am San-Andreas-Störungssystem

Der Großraum San Diego wurde gestern von einem Erdbeben der Magnitude 5,2 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 5 km südöstlich des kleinen Ortes Julian verortet, in dem ca. 1500 Einwohner leben. Die südkalifornische Metropole San Diego liegt etwa 60 Kilometer südwestlich des Epizentrums.

Der Erdstoß ist als mittelstark bis stark einzustufen, verursachte aber keine in den Medien erwähnten Schäden. In den Cuyamaca Mountains kam aber zu Steinschlägen und Felsen landeten auf einem Highway.

Der Erdstoß war in einem großen Umkreis von mehr als 300 Kilometern zu spüren gewesen: Es liegen Hunderte Wahrnehmungsmeldungen vor, die bis in die Region nördlich von Los Angeles reichen. Einige Bebenzeugen aus dem direkten Umfeld des Epizentrums berichteten von sehr starken Erschütterungen, die Gegenstände aus Regalen hatten fallen lassen. Sichtbare Schäden blieben aber aus. Eine Zeugin in ca. 30 Kilometer Entfernung zum Epizentrum schrieb, dass sie ein lautes Grollen hörte, kurz bevor die Erdbebenwellen eintrafen. Ihre Haustiere rannten aus dem Haus und so tat es auch sie und ihr Sohn. Als sie draußen waren, hörte das Beben auf. Andere Anwohner der Gegend suchten Schutz unter Türrahmen und anderen stabilen Strukturen.

In den sozialen Medien geht ein Video herum, das von einer Überwachungskamera am Zoo San Diego stammt und zeigt, wie die Elefanten durch das Erdbeben aufgescheucht wurden und flüchten wollten.

Das Beben sorgte im Allgemeinen für Beunruhigungen. Es manifestierte sich an der Elsinore-Verwerfungszone, die sich bei Los Angeles von der bekannteren San-Andreas-Verwerfung abspaltet und zu deren Störungssystem gehört. Der Hauptarm der San-Andreas-Verwerfung verläuft am Nordufer des Salton-Sees, wo sich die Spur der Störung langsam verliert.




In Kalifornien wartet man seit Jahrzehnten auf ein „Big One“, ein Starkbeben an der San-Andreas-Fault. Entsprechend groß ist die Sorge, dass der aktuelle Erdstoß ein Vorbeben zu einem Megabeben sein könnte. Erst in der letzten Woche gab es ein Schwarmbeben am Salton-See, der gut 70 Kilometer nordöstlich von Julian liegt. Die Region steht offenbar unter großen Spannungen.

Interessanterweise liegt das alte Goldgräberstädtchen Julian südlich vom „Volcan Mountain Peak“. Doch hierbei handelt es sich nicht um einen Vulkan, sondern um einen Granitdom magmatischen Ursprungs. Die magmatische Intrusion dürfte nicht nur der Grund für heiße Quellen in der Gegend sein, sondern auch für das Gold, das man hier früher gefunden hat.

Kanarische Inseln: Erdbeben M 2,6 bei El Hierro

Datum: 13.04.2025 | Zeit: 01:20:22 UTC | Koordinaten: 27.690 ; -18.278 | Tiefe: 33 km | Md 2,6

Erdbeben M 2,6 an der Westküste von El Hierro – 39 Erschütterungen auf den Kanaren innerhalb von einer Woche

Es ist Ferienzeit und den einen oder anderen wird es wieder auf die Kanarischen Inseln ziehen. Für Kanarenurlauber könnte der folgende Artikel von besonderem Interesse sein, denn es gibt Erdbeben und Kohlendioxid-Emissionen auf mehreren Inseln. Ein unmittelbar drohender Vulkanausbruch wird aber nicht prognostiziert.

Die Kanareninsel El Hierro wurde heute von einem schwachen Erdstoß der Magnitude 2,6 erschüttert, der sich kurz vor der Westküste der Insel ereignete. Das Hypozentrum befand sich in 33 Kilometer Tiefe, also jener Region, in der es häufig zu Erschütterungen kommt, wenn Magma aus der Asthenosphäre dabei ist, in die Erdkruste aufzusteigen. Im Bereich von El Hierro kommt es immer wieder zu vergleichbaren Erschütterungen, größere Erdbebenschwärme blieben zuletzt aber aus.

Anders sieht es auf Teneriffa aus, wo die Seismizität seit Wochen überdurchschnittlich hoch ist. Im Schnitt ereignen sich dort in den letzten 14 Tagen 2 Beben pro Tag. Die meisten Erschütterungen liegen unter dem Teide und an der Nordküste der Insel. Zudem kommt es immer wieder zu Beben unter dem Meer zwischen den Inseln Teneriffa und Gran Canaria. Dort ereignete sich auch das stärkste Erdbeben, das InVolcan in seinem neusten Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum zwischen dem 4. und 11. April 2025 meldete. Insgesamt wurden in dieser Periode vom seismischen Netzwerk der Kanarischen Inseln insgesamt 39 schwache Erdbeben registriert.

Die meisten Beben wurden auf Teneriffa, Gran Canaria, El Hierro und La Palma festgestellt. Die seismische Aktivität auf La Palma wird weiterhin als gering eingestuft und liegt deutlich unter den Werten, die während des Ausbruchs 2021 beobachtet wurden. Dennoch steht die Vulkanwarnampel für La Palma weiterhin auf „Gelb“. Das liegt daran, dass sich auch mehr als zwei Jahre nach dem Ende des letzten Vulkanausbruchs noch keine vollständige Normalisierung der geophysikalischen und geochemischen Parameter zeigt. Insbesondere gibt es in einigen Regionen nahe des ehemaligen Eruptionsgebiets noch erhöhte Kohlendioxid-Emissionen.

Das kanarische geochemische Überwachungsnetz meldet die höchsten diffusen Gasemissionen aktuell auf Teneriffa. Dort wird bereits seit 2016 ein fortlaufender Druckaufbau im vulkanisch-hydrothermalen System beobachtet – ein Prozess, der im Kontext aktiver Vulkansysteme als normal gilt und kurzfristig keine akute Gefahr darstellt, langfristig betrachtet aber auf einen Vulkanausbruch hinsteuern könnte. Dennoch bleibt die Vulkanalarmampel auf Teneriffa auf „Grün“.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 13.04.2025

Der Solfatara-Krater der Campi Flegrei ist eigentlich ein Maar. © Marc Szeglat

Datum: 12.04.2025 | Zeit: 21:29:15 UTC | Koordinaten: 40.825 ; 14.1355 | Tiefe: 2,2 km | Md 2,9

Weiteres Schwarmbeben erschüttert Campi Flegrei – Stärkste Magnitude 2,9

In Süditalien steht die Caldera Campi Flegrei weiterhin im Zeichen einer erhöhten Erdbebentätigkeit. Seit gestern manifestierten sich fast 60 Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,9 und ein Hypozentrum in Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich am äußeren Südwestrand des Solfatara-Kraters. Einige Hundert Meter südwestlich bildete sich bei der Bebentätigkeit der letzten Tage ein Erdbebencluster. Generell streuten die Erschütterungen über einen größeren Bereich der zentralen Caldera.




In den letzten Tagen steigerte sich die Seismizität wieder deutlich und es steht zu befürchten, dass sie einem neuen intensiven Erdbebenschwarm entgegenstrebt, bei dem dann auch wieder mehrere Erdbeben mit mittelstarken Magnituden größer 3 entstehen werden. Vielleicht sogar auch wieder Beben im Viererbereich. Erst im März wurde vom INGV enthüllt, dass man eine Methode entdeckt hätte, mit der sich diese starken Schwarmbeben vorhersagen lassen, denn einige Tage vor solchen Ereignissen soll es zu einem erhöhten Wärmeflux kommen, den man mit satellitengestützten Sensoren nachweisen könne. Ich bin mal gespannt, ob es zu einer entsprechenden Warnung kommen wird. Mein Optimismus hält sich in Grenzen.

Der Optimismus hält sich auch bei den Anwohnern der Campi Flegrei in Grenzen, wo man auf jedes neue Erdbeben aufs Empfindlichste reagiert: Die sozialen Medien sind voll mit Wahrnehmungsmeldungen und Schicksalsberichten: Immer mehr baufällige Häuser, die von den Erdbeben zerrüttet wurden, wurden inzwischen von Zivilschutz und Feuerwehr inspiziert und evakuiert. Die Bewohner sind oft finanziell nicht gut aufgestellte Bürger, die vorläufig in Hotels unterkommen, aber langfristig betrachtet schlechte Aussichten auf eine neue Wohnung haben. Durch die sich summierenden Erdbebenschäden an den Gebäuden werden immer mehr Häuser unbewohnbar und da Neubauten fehlen, steht immer weniger Wohnraum zur Verfügung. Die Folge ist, dass die Mieten steigen und gerade Arbeitslose und Rentner immer öfter wohnungslos sind. Langfristig betrachtet werden wohl zig Tausende umgesiedelt werden müssen.