Starkes thermisches Signal am Nyamuragira – Lavastrom fließt über den Westhang
Der kongolesische Vulkan Nyamuragira emittiert heute wieder ein starkes thermisches Signal mit einer Leistung von 2322 MW. Die Hitzestrahlung wird nicht nur bei MIROWA angezeigt, sondern ist auch auf Satellitenbildern von Copernicus sichtbar, allerdings nur im gefilterten Lichtspektrum. Dort erkennt man auch, dass der größte Teil der Strahlung von einem Lavasee ausgeht, der sich in einem Pitkrater der Gipfelcaldera gebildet hat. Über den Calderaboden fließt aber auch Lava, die sich im Westen über den Vulkanhang ergießt und dabei der Spur des Lavafelds folgt, das in den vergangenen Monaten entstanden ist. Das Lavafeld im Norden des Vulkans ist inaktiv. Auf dem Satellitenbild erkennt man südlich des Nyamuragira eine thermische Anomalie, die vom Nachbarvulkan Nyiragongo ausgeht. Hier hat sich mittlerweile wohl wie der ein stabiler Lavasee etabliert. Wie groß er genau ist, lässt sich anhand der Satellitenfotos nur schwer abschätzen, insbesondere weil es häufig bewölkt ist und die Krater beider Vulkane stark entgasen, weswegen das Infrarotsignal gestreut wird und keine scharfen Umgrenzungen liefert. Während der Lavasee im Nyiragongo eher klein sein wird, ist jener im Nyamuragira deutlich größer. Auf einem wolkenfreien Foto vom Februar erkennt man die Umrisse des Pikrates deutlich: Dieser ist in seiner größten Längserstreckung gut 300 m groß. Im normalen Lichtspektrum sieht man im südlichen Teil des Kraters einen roten Flecken, der tatsächlich von glühender Lava stammt, auf der sich noch keine Erstarrungshaut gebildet hat. Diesen Bereich schätze ich auf 60 m.
Augenzeugenberichte aus den Kraterregionen beider Vulkane waren in den letzten Jahren extremselten, da die beiden Vulkane von Rebellen kontrolliert werden, die alles niederschießen, was sich bewegt. Nun wurde berichtet, dass zwischen der mächtigsten Rebellengruppe M23 und der Regierung ein Friedensvertrag geschlossen wurde. Diese Rebellengruppe war zuletzt auch in der Kivu-Region sehr aktiv. Ob das freilich auch Frieden für die Virunga-Vulkane bedeutet, ist noch nicht sicher, denn es gibt Hunderte Rebellengruppen im Kongo. Die nächsten Monate werden aber zeigen, ob es dort wieder ruhiger geworden ist.
Explosionen förderten Vulkanasche am Nevado del Ruiz bis in 7300 m Höhe – Zunahme vulkanotektonischer Beben
Aus einer VONA-Meldung des VAAC Washington geht hervor, dass der kolumbianische Vulkan Nevado del Ruiz Vulkanasche bis auf eine Höhe von 7300 m förderte. Sie driftete westwärts und verursachte leichten Ascheniederschlag in der Umgebung des Vulkans.
Der 5321 m hohe Nevado del Ruiz ist der zweithöchste aktive Vulkan auf der Nordhalbkugel und hat trotz seiner Nähe zum Äquator einen vergletscherten Gipfel. Größere Eruptionen können das Eis schmelzen, wodurch es eine besonders hohe Lahar-Gefahr gibt. So ein Schlammstrom zerstörte im Jahr 1985 die Stadt Armero, die über 40 Kilometer vom Vulkan entfernt liegt. Damals starben ca. 25.000 Menschen. Aufgrund des hohen Gefahrenpotenzials steht der Nevado del Ruiz unter besonderer Beobachtung der Vulkanologen vom SGC.
In ihrem aktuellen Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum zwischen dem 15. und 21. April 2025 attestierten die Vulkanologen vom SGC dem Nevado del Ruiz eine anhaltende Instabilität.
Sie äußerte sich neben den Ascheeruptionen vor allem durch seismische Unruhen, die im Zusammenhang mit Gesteinsbruchprozessen stehen. Im Vergleich zur Vorwoche nahm die Anzahl vulkanotektonischer Erdbeben leicht zu. Die meisten Erschütterungen ereigneten sich in unmittelbarer Nähe des Arenas-Kraters, in Tiefen zwischen weniger als einem Kilometer und sieben Kilometern unterhalb des Gipfels. Die meisten Magnituden lagen im Bereich der Mikroseismizität. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 1,4. Auch ein leichter Anstieg bei der Aktivität im Bereich der Fluidbewegungen innerhalb des Fördersystems wurde registriert.
Visuelle und thermografische Überwachungssysteme dokumentierten pulsierende Ascheemissionen, die von entsprechenden seismischen Signalen begleitet wurden. Die ausgestoßenen Gas- und Dampfsäulen erreichten Höhen von bis zu 1300 Metern. Besonders auffällig war ein Anstieg der Schwefeldioxid-Emissionen am 17. April, bei dem einige der höchsten Tageswerte seit Januar festgestellt wurden. Konkrete Zahlen liefert das SGC leider nicht.
Trotz aktuell überwiegend niedriger thermischer Anomalien am Kraterboden weist der SGC darauf hin, dass der Vulkan jederzeit in eine höhere Alarmstufe wechseln könnte. Insbesondere der hohe Gasausstoß und die Zunahme vulkanotektonischer Erdbeben deuten auf eine bevorstehende Steigerung der eruptiven Aktivität hin.
Derzeit gilt weiterhin der gelbe Alarmstatus. Der SGC ruft die Bevölkerung dazu auf, die offiziellen Mitteilungen aufmerksam zu verfolgen und den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten, um im Falle einer Eskalation rechtzeitig reagieren zu können.
Mit Glasfaser gegen die Lava – Wie Island die Vulkanüberwachung revolutioniert
Island, die Insel aus Feuer und Eis im Nordatlantik, ist zum Vorreiter einer bahnbrechenden Technologie geworden, die hilft, Vulkanausbrüche schneller und präziser vorherzusagen. Geowissenschaftler setzen dort auf ein Netzwerk aus Glasfaserkabeln, die ursprünglich für den Datenverkehr des Internets verlegt wurden und nun auch dazu genutzt werden, um kleinste Bodenbewegungen zu messen – und so die Vorzeichen von Magmaintrusionen wie jene vom 10. November 2023 in Grindavik frühzeitig zu erkennen.
Das Prinzip nennt sich Distributed Acoustic Sensing (DAS). Dabei werden bestehende – und mittlerweile auch neu verlegte – Glasfaserkabel mit speziellen Analysegeräten verbunden, die aus winzige Laufzeitunterschiede von Lichtimpulsen Veränderungen im Untergrund ableiten können. Jedes Kabel wird so zu Tausenden virtueller Sensoren. Auf Island hat diese Technik bereits erste große Erfolge erzielt: Besonders auf der Reykjanes-Halbinsel, wo sich der Boden seit 2020 immer wieder hebt, Risse bildet und neue Vulkanspalten aufbrechen, konnten Forscher Intrusionen von Magma in Echtzeit verfolgen und so Warnungen aussprechen. In einem Fall erkannte man auch, dass nur eine kleine Intrusion im Gang war, und verhinderte so einen Fehlalarm.
Eine aktuelle Studie zeigte, wie das Glasfasernetz half, die Entwicklung eines Dykes – eines magmatischen Gangs im Untergrund – zwischen den Sundhnúkur-Kratern und Grindavík aufzuzeichnen. Aus den gemessenen Dehnungen konnten die Wissenschaftler sogar die Geschwindigkeit berechnen, mit der sich das Magma im Untergrund ausbreitet. In einigen Fällen betrug sie zunächst fast einen Meter pro Sekunde, verlangsamte sich dann, als das Magma näher an die Oberfläche kam. Besonders eindrucksvoll: Schon bevor sich erste oberflächennahe Erdbeben zeigten, registrierte das Glasfaserkabel tiefere Bewegungen.
Inzwischen wird die DAS-Technik weltweit an Vulkanen getestet: am Ätna in Italien, am Kilauea auf Hawaii und sogar im Yellowstone-Gebiet der USA. Es gibt auch Überlegungen diese Technik in den italienischen Campi Flegrei anzuwenden. Überall dort versprechen sich Geophysiker neue Einblicke in die Entstehung von Ausbrüchen. Noch stehen viele dieser Projekte am Anfang – Island ist aktuell der einzige Ort, wo DAS bereits in einem operativen Überwachungsbetrieb eingesetzt wird.
DAS wird aber nicht nur in der Vulkanüberwachung eingesetzt. Ursprünglich wurde es zu Überwachung von Infrastruktur wie Pipelines, Gleisanlagen, Brücken und Tunneln entwickelt. Die Geoforscher haben die bereits existierende Technik adaptiert.
Wie funktioniert Distributed Acoustic Sensing (DAS)
Die Grundprinzipien von DAS sind einfach: Ein sogenannter Interrogator wird an ein Glasfaserkabel angeschlossen und sendet kontinuierlich Laserimpulse durch die Faser. Natürliche Unregelmäßigkeiten in der Glasfaser verursachen eine geringe Rückstreuung des Lichts (Rayleigh-Streuung). Wenn das Kabel durch externe Einflüsse wie Vibrationen, akustische Wellen oder Dehnungen beeinflusst wird, verändern sich die Eigenschaften des rückgestreuten Lichts minimal. Diese Veränderungen werden vom Interrogator erfasst und analysiert, um den Ort und die Art der Störungen entlang der Faser zu bestimmen. Dadurch ermöglicht DAS eine kontinuierliche und präzise Überwachung großer Netzwerke in Echtzeit.
Durch die Kombination von DAS-Daten mit Satellitenaufnahmen (InSAR), GNSS-Messungen und klassischen Seismometern entsteht ein nahezu lückenloses Bild der unterirdischen Vorgänge. Künftig könnten Bewohner gefährdeter Gebiete noch früher gewarnt werden – vielleicht Stunden oder sogar Tage vor einer Eruption.
DAS bietet den Vorteil, dass es gegenüber den satellitengestützten Messmethoden eine deutlich höhere zeitliche Auflösung bietet und bereits kleinere Bodendeformationen erfassen kann. Besonders bei InSAR-Messungen können Tage zwischen zwei Überflügen eines Satelliten über eine bestimmte Region vergehen. Dafür bietet diese Methode aber den Vorteil, dass sie überall auf der Welt funktioniert. Die DAS-Technik kommt vor allem im urbanen Siedlungsbereich zum Einsatz, dort, wo schon Glasfaserkabel liegen. Und natürlich auf Vulkanen, wo mittlerweile extra entsprechende Kabel verlegt werden. Das ist allerdings nicht ganz unkritisch zu betrachten, denn die Verlegung von Glasfaserkabeln geht nicht ohne Eingriff in die Natur vonstatten und diese Kabel verrotten natürlich nicht und bleiben lange Zeiträume erhalten. (Quelle: Studie science.org)
Aktuelle Situation auf Island
Apropos Island: Dort hat sich die Bodenhebung deutlich verlangsamt und nähert sich weiter den Werten an, die wir vor der Eruption Anfang des Monats gesehen haben. Auch die Erdbebentätigkeit der letzten Tage war geringer als in der Vorwoche, was aber zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass es durch starke Winde zu einer Beeinträchtigung in der Erdbebenerfassung kam. Unter Bardarbunga manifestierte sich gestern ein Erdbeben M 3,2.