White Island: Erhöhung der Alarmstufe am Whakaari

Vulkanische Aktivität am Whakaari auf White Island nimmt zu – Alarmstufe auf Stufe 3 angehoben

Auf dem neuseeländischen Inselvulkan White Island/Whakaari hat die Vulkanaktivität in den letzten Wochen deutlich zugenommen. Darum hat die Überwachungsbehörde GNS Science die Vulkanalarmstufe auf Stufe 3 angehoben. Das bedeutet, dass es jederzeit und ohne weitere Vorwarnung zu starken Eruptionen kommen kann. Auch der Alarmcode für den Flugverkehr steht auf „Orange“, was auf eine mögliche Beeinträchtigungen des Luftverkehrs durch Vulkanasche hinweist.

Die Entscheidung zur Anhebung der Warnstufe basiert auf einer Reihe von Beobachtungen: Sowohl Webcams in Whakatāne und Te Kaha als auch Satellitenbilder zeigen vermehrt dunklere Dampfwolken die geringe Mengen Vulkanasche enthalten. Auch bei jüngsten Überflügen wurden neu entstandene Kraterstrukturen entdeckt, die auf kleinere Explosionen hinweisen. Außerdem wurden frische Lavabrocken entdeckt, die mehrere Hundert Meter weit aus dem Hauptschlot geschleudert  wurden. Es gibt also explosive Aktivität, die mit den Methoden der Fernerkundung nicht immer dokumentiert werden können.

„Die Aktivität bleibt derzeit auf einem niedrigen eruptiven Niveau, aber sie hat zugenommen“, heißt es in der Mitteilung von GNS Science. Besonders auffällig sei der leichte, aber kontinuierliche Anstieg der Schwefeldioxid-Emissionen, wie Satellitendaten belegen. In Küstennähe kann bei bestimmten Windverhältnissen ein starker Schwefelgeruch wahrgenommen werden. Derzeit gehen die Experten jedoch nicht davon aus, dass Ascheregen bewohnte Gebiete erreicht.
Gefährlicher Ort mit dramatischer Vergangenheit

White Island ist ein aktiver Stratovulkan rund 48 Kilometer vor der Küste der neuseeländischen Nordinsel in der Bay of Plenty. Rund 70 % des Vulkans liegen unter Wasser – nur der Kraterbereich ragt als Insel aus dem Meer. Trotz seiner abgelegenen Lage zählt Whakaari zu den aktivsten Vulkanen Neuseelands und steht unter ständiger Beobachtung.

Traurige Bekanntheit erlangte die Insel im Dezember 2019, als eine plötzliche Explosion 22 Touristen tötete, die auf White Island unterwegs waren. Seitdem ist der Zugang zur Insel -die sich in Privatbesitz befindet- für Besucher gesperrt. Auch die Überwachung wurde erschwert, da sämtliche Messinstrumente vor Ort durch die Eruption zerstört wurden. GNS Science stützt sich seither auf Ferndaten, Drohnenflüge und Satellitenmessungen.

Island und die Katastrophen vom Breiðamerkurjökull

Blick über den Sander, der Gletscherzunge Breiðamerkurjökull bis zum Vulkan Öræfajökull. © Marc Szeglat

Breiðamerkurjökull: Wie eine Klimakatastrophe und ein Vulkanausbruch eine der faszinierendsten Landschaften Island prägten

Nirgendwo sonst auf der Erde liegen Schöpfung und Zerstörung so dicht beisammen wie an Vulkanen. Und kaum eine andere Landschaft der Erde ist von den Kräften des Vulkanismus mehr geprägt als Island, wo Feuer und Eis zusammen treffen. Hier die Geschichte eines einst blühenden Tals, dass heute eisige Touristenattraktionen liefert und Brennpunkt des Klimawandels ist.

Island wurde seit der Landnahme durch die Wikinger im Jahr 870 von zahlreichen Naturkatastrophen heimgesucht. Eine der schwerwiegendsten verwandelte ein bis dahin bewaldetes Tal im Osten der Insel in eine Ödnis – ein Ort, der heute paradoxerweise zahlreiche Touristen anzieht. Die Rede ist vom Tal zu Füßen der Gletscherzunge Breiðamerkurjökull, die vom größten Gletscher Europas, dem Vatnajökull, ausgeht. Heute befindet sich dort die Sanderfläche Breiðamerkursandur, in der die Gletscherlagune Jökulsárlón liegt – ein Relikt besagter Katastrophe.

Nach der Landnahme war die Region um den Breiðamerkurjökull unter dem Namen Litlahérað bekannt. Damals waren der Vatnajökull und auch seine Gletscherzungen deutlich kleiner als heute, denn Island erlebte ein milderes Klima. Die ersten Siedler nutzten die fruchtbaren Ebenen und Täler am Rand des Vatnajökull für Viehzucht und Ackerbau.

Doch das änderte sich im 13. Jahrhundert – zunächst allmählich, dann schlagartig: Es setzte eine Kälteperiode ein, die als „Kleine Eiszeit“ bekannt wurde und das Klima zwischen ca. 1300 und 1850 prägte. In dieser Phase wuchs der Breiðamerkurjökull erheblich an und rückte immer weiter ins Tal vor. Die Siedler mussten ihre Höfe nach und nach aufgeben und wurden vom Eis verdrängt.




Im Jahr 1362 wurde der Prozess durch den Ausbruch eines am Rand des Gletschers liegenden Vulkans signifikant beschleunigt. Der Ausbruch des Öræfajökull – dem höchste Vulkan Islands –  zählt zu den verheerendsten Katastrophen in der isländischen Geschichte. Gewaltige Mengen Asche und Bimsstein wurden über weite Teile des Landes verteilt, und es kam zu starken Gletscherläufen, die ganze Siedlungen zerstörten.

Die Region Litlahérað wurde infolge der Eruption endgültig unbewohnbar und erhielt fortan den Namen Öræfi, was „Ödland“ bedeutet – ein Begriff, der später auch den Vulkan selbst prägte. Mit dem Ausbruch setzte ein beschleunigter Vorstoß des Gletschers ein, der um 1890 seine größte Ausdehnung in historischer Zeit erreichte: Die Gletscherzunge reichte damals fast bis an den Atlantik.

Mit der darauf folgenden Klimaerwärmung zog sich der Gletscher allmählich zurück. Um 1935 entstand durch das Abschmelzen eine kleine Lagune – der Beginn der heutigen Jökulsárlón. Seither hat sich die Lagune stark vergrößert und bedeckt mittlerweile über 25 Quadratkilometer. Gewaltige Eisbrocken brechen regelmäßig von der Gletscherfront ab und treiben durch die Lagune in Richtung Meer, wo sie an den schwarzen Stränden von Breiðamerkursandur angespült werden – darunter auch der bekannte Diamond Beach. Beides, Strand und Gletscherlagune sind beliebte Touristenhotspots. Eine weitere Touristenattraktion sind die kristallblauen Eishöhlen am Rand des Gletschers.

Diese Gletscherlandschaft ist heute ein eindrucksvolles Beispiel für den rasanten Wandel im Zeitalter des Klimawandels. Sie zeigt, wie eng Natur, Klima und menschliche Geschichte miteinander verflochten sind – und wie stark sich Island in nur wenigen Jahrhunderten verändert hat.

Zugleich macht die Geschichte aber auch deutlich, wie dynamisch das Erdklima schon immer war – ganz unabhängig vom Menschen. Nicht selten hatten mächtige Vulkanausbrüche einen entscheidenden Einfluss. Im Fall der Kleinen Eiszeit wirkten vermutlich mehrere Faktoren zusammen, die vor allem auf der Nordhalbkugel für eine Abkühlung sorgten:
Neben zahlreichen Vulkanausbrüchen trug vermutlich auch das sogenannte Maunder-Minimum (1645–1715) zur Abkühlung bei – eine Phase mit besonders geringer Sonnenaktivität und wenigen Sonnenflecken. Auch eine mögliche Abschwächung des Golfstroms wird diskutiert. Dennoch ist bis heute nicht vollständig geklärt, welche Mechanismen genau zur Kleinen Eiszeit führten.

Bemerkenswert ist, dass die Kältephase ausgerechnet in dem Zeitraum endete, den man heute als Referenzwert für die vorindustrielle Temperatur im Kontext des anthropogenen Klimawandels heranzieht. Das macht es – aus meiner Sicht – nicht ganz einfach, den menschlichen Anteil an der aktuellen Klimaerwärmung exakt zu bestimmen.