Island: Bodenhebung geht am 14. April weiter

Erdbeben und Bodenhebung auf Island gehen weiter – fast 10 cm Hebung seit letzter Eruption

Auf der Reykjaneshalbinsel auf Island geht die Bodenhebung weiter. Seit dem Ende der Eruption und insbesondere dem Ende der Gangbildung am 3. April hat sich der Boden bei Svartsengi bereits um gut 10 Zentimeter gehoben. Nachdem sich der Boden in den ersten Tagen der neuen Hebungsphase besonders schnell hob, reduzierte sich die Geschwindigkeit zuletzt etwas. Ich schätze den Magmenzufluss in das flach liegende Speichersystem unter Svartsengi auf gut 5 bis 6 Kubikmeter pro Sekunde. Damit erreicht es ähnliche Werte wie im März letzten Jahres. Vorausgesetzt, die Geschwindigkeitskurve verläuft ähnlich wie vor den Eruptionen vor einem Jahr, dann steigt in ca. 4 Wochen das Eruptionsrisiko deutlich an, wobei ich mit dem Einsetzen einer Eruption oder Gangbildung eher in 6 bis 8 Wochen rechne.

Die Erdbebentätigkeit entlang des zuletzt gebildeten magmatischen Gangs ist weiterhin erhöht und lässt nur langsam nach. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde nahe von Keilir ein Erdbeben der Magnitude 3,3 gemessen. Am Sonntag gab es praktisch keine Erdbebenaufzeichnungen, was aber wahrscheinlich schlechtem Wetter geschuldet war, so dass die ganz schwachen Erdstöße nicht detektiert werden konnten. Trotz der Aufzeichnungslücke werden in den IMO-Tabellen für Reykjanes 99 Beben aufgeführt. Sogar unter Grindavík ereigneten sich mehrere Erdstöße.

Ganz im Norden von Island gibt es aktuell auch einen kleinen Erdbebenschwarm an der Tjörnes-Fracture-Zone. Hier wurde am Nachmittag ein Erdbeben M 3,2 registriert, das ein Hypozentrum in 9,8 Kilometer Tiefe hatte. Das Epizentrum befand sich 1,5 km nordöstlich der Insel Grímsey. Entlang der Störungszone gab es 71 Beben.

Im Bereich des Vatnajökulls wurden 16 Erschütterungen festgestellt. Die meisten im Bereich des subglazialen Vulkans Baradarbunga. Aber auch unter der Askja-Caldera bebte es. Hier stagniert die Bodenhebung allerdings.

Auf bzw. unter der ganzen Insel wurden 226 Beben innerhalb von 48 Stunden festgestellt. Ein überdurchschnittlicher Wert.

Shiveluch: Hydrothermaler See entdeckt

Der hydrothermale See am Shiveluch. © FEB RAS/ Ivan Nuschdaev

Hydrothermaler See an der Dombasis des Alten-Shiveluch-Vulkans entdeckt – Wassertemperatur beträgt 52 Grad

Eine russische Forschergruppe hat in einer Depression an der Nordseite des Shiveluch-Doms „300-Jahre-RAS“ in der Karan-Gruppe des Vulkans einen hydrothermalen See entdeckt – eine Nachricht, die in russischen Medien für Aufsehen sorgt.

Das ovale Gewässer misst etwa 70 Meter in Nord-Süd- und 50 Meter in West-Ost-Richtung. An den Ufern wurden Wassertemperaturen von bis zu 52 °C gemessen. Im Zentrum des Sees registrierten die Wissenschaftler einen brodelnden Schlot mit einem Durchmesser von bis zu drei Metern, aus dem bis zu 40 Zentimeter hohe Wassersprudel aufsteigen. Die Oberfläche des Sees ist von einem bläulichen Film bedeckt, bei dem es sich vermutlich um Schwefelverbindungen handelt. Entlang der Uferzone beobachteten die Forscher Fumarolen, aus denen vulkanische Gase entweichen. Die Gaskonzentrationen wurden mithilfe eines tragbaren Analysators gemessen, zudem wurden Wasser- und Oberflächenfilmproben für weitere Laboranalysen entnommen. Außerdem wurde eine Drohne eingesetzt, mit der auch Thermalaufnahmen gemacht wurden.

In der Übersetzung des Originalberichts der Forscher auf Telegram heißt es, es handele sich um einen „schwimmenden See“. Was genau damit gemeint ist, bleibt ebenso rätselhaft wie die genaue Entstehungsgeschichte des Sees. Bei der Depression könnte es sich um einen Krater handeln, der durch Explosionen entstanden ist. Auf der Luftaufnahme oben sind zwei solche Depressionen nebeneinander zu erkennen. In der linken könnte ebenfalls ein See entstanden sein. Das Wasser könnte entweder Niederschlags- oder Schmelzwasser sein, das sich in der Depression angesammelt hat. Es ist jedoch auch denkbar, dass es sich um hydrothermale Tiefenwässer handelt. Der Sprudel in der Mitte des Sees lässt auf eine große Fumarole oder einen entgasenden Förderschlot schließen.

Die Entdeckung wurde von drei Forschern des Instituts für Vulkanologie und Seismologie der Fernöstlichen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften gemacht. Ivan Nuschdaev, Yana Bakhmatova und Victor Frolov wagten sich in das gefährliche Gebiet vor und bestiegen dabei auch die Kuppel des Doms. Ihr Ziel war es, Spuren der Eruption vom 7. November 2024 zu untersuchen und Proben zu sammeln. Die Expedition war möglich, da der Shiveluch in den vergangenen Wochen weniger aktiv war als zuvor. Dennoch gelten aktive Lavadome als unberechenbar, und es kann jederzeit zu gefährlichen Situationen kommen.

Beim Shiveluch handelt es sich um einen Komplexvulkan in Zentralkamtschatka, der aus einem alten und einem jungen Vulkanteil besteht. Bis vor wenigen Jahren war nur ein Dom im Jungen Shiveluch aktiv, bis nach einer starken Eruption im Jahr 2023 auch der bis dahin ruhige Karan-1-Dom im älteren Teil des Vulkans wieder aktiv wurde. Zu Ehren des 300-jährigen Bestehens der Russischen Akademie der Wissenschaften erhielt dieser Dom den Namen „300-Jahre-RAS“.




Nach einer längeren Ruhephase erwachte der Shiveluch 1999 erneut zum Leben. Seither kommt es regelmäßig zu Eruptionen, bei denen Aschesäulen bis zu 15 Kilometer hoch aufsteigen – ein erhebliches Risiko für die Luftfahrt. Die Untersuchung des neu entstandenen hydrothermalen Sees soll neue Erkenntnisse über die Prozesse im magmatischen System liefern und dazu beitragen, die zukünftige Aktivität des Vulkans besser vorhersagen zu können.

Auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka gibt es rund 160 Vulkane, von denen 28 als aktiv eingestuft werden. Manche Quellen berichten auch von bis zu 30 aktiven Vulkanen. Kamtschatka ist eigentlich ein Eldorado für Vulkanbeobachter, doch die Halbinsel war zu Zeiten des Kalten Krieges für westliche Besucher off limits. Nach dem Mauerfall und der Öffnung Russlands blühte hier ein reger Vulkantourismus auf und auch andere Naturliebhaber besuchten die menschenleere Halbinsel. Mit dem Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffs auf die Ukraine sind die Besucherzahlen westlicher Touristen stark rückläufig.

Damals war ich natürlich auch auf Kamtschatka und filmte auch am Shiveluch. Auf einem der Videos sieht man, dass eine Expedition zum Shiveluch nicht ganz so einfach ist.

Kanlaon: Vulkanasche bis auf 3400 m Höhe eruptiert

Weitere Eruptionen am Kanlaon fördern Vulkanasche auf 3400 m Höhe – wichtiges Abkommen unterzeichnet

Der philippinische Vulkan Kanlaon eruptierte heute erneut mehrmals Vulkanasche. Sie steig bis auf eine Höhe von 3400 m auf und dritte mit dem Wind in Richtung Westen. Dabei überquerte die Aschewolke bewohnte Gebiet und es kam zu leichten Ascheniederschlägen.

Die Wahrscheinlichkeit für ein Anhalten der Aktivität ist hoch, wobei es auch zu einer Verstärkung der Eruptionen kommen kann. Dafür sprechen die geophysikalischen Parameter. Das seismische Netzwerk von PHILVOLCS registrierte in den letzten 24 Stunden 33 vulkanotektonische Erdbeben, die über einen größeren Bereich des Vulkans streuten. Der Gasausstoß steigerte sich auf fast 2000 Tonnen am Tag und es wird weiterhin eine Bodenhebung detektiert. Infolge des Magmaaufstiegs gilt der Kanlaon als aufgebläht und der Druck im Vulkaninneren ist hoch. Der Alarmstatus steht auf „3“ und es gilt eine Sperrzone mit einem 6-Kilometer-Radius um den Vulkan. Ferner besteht ein Überflugverbot, da jederzeit mit stärkeren Explosionen gerechnet werden muss. Erst am 8. April kam es zu einer stärkeren Eruption, deren Aschewolke so hoch aufgestiegen war, dass es eine Gefährdung für den Flugverkehr gab.

In diesem Zusammenhang meldete der philippinische Zivilschutz (OCD), dass zwei bedeutende Kooperationsvereinbarungen mit lokalen Behörden auf Negros Island geschlossen wurden, die zur  Verbesserung der Katastrophenvorsorge führen sollen. Gemeinsam mit der Stadt Victoria und dem Verbund der Bürgermeister von Negros wurden Maßnahmen vereinbart, um lokale Kapazitäten im Bereich Katastrophenrisikomanagement auszubauen. Die Stadt Victoria erhält künftig Zugang zu technischen Ressourcen, Schulungen und wissenschaftlichen Daten des OCD. Der  Beschluss wurde gefasst, nachdem der Ausbruch vom 8. April erneut über 25.000 Menschen zur Flucht zwang.

Der Kanlaon ist seit letztem Jahr mehrmals größer ausgebrochen, wobei auch pyroklastische Ströme entstanden. Der anhaltende Ascheniederschlag bedingt auch Ernteschäden und vor allem während der Regenzeit drohen Lahar-Abgänge. Sollte sich die Aktivität weiter steigern, sind auch direkt Menschenleben in Gefahr.

Neben dem Kanlaon zeigt auch der Taal-Vulkan wieder eine erhöhte seismische Aktivität. in den letzten 24 Stunden wurden 18 vulkanische Erdbeben detektiert, am Vortag waren es 10. Die Gefahr, dass es zu phreatischen Eruptionen kommt, steigt somit wieder an.

Lanzarote: Schwere Unwetter verwüsteten Touristenorte

Kanareninsel Lanzarote von schweren Unwettern getroffen – Notstand ausgerufen

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr wurden die Kanarischen Inseln von schweren Unwettern heimgesucht, in deren Folge es zu Sturzfluten kam, die mehrere Orte unter Wasser setzten und sowohl Einheimische als auch Touristen in Bedrängnis brachten. Anfang März war Gran Canaria besonders stark betroffen, am vergangenen Samstag traf es die östlichste Vulkaninsel Lanzarote.

Das Unwetter brachte Sturmböen und Starkregen mit sich, wobei örtlich bis zu 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gemessen wurden. Besonders betroffen war die beliebte Urlaubsregion Costa Teguise, wo sich auch während der Osterferien zahlreiche deutsche Touristen aufhielten. In der Umgebung der Inselhauptstadt Arrecife wurden immerhin noch 60 Liter pro Quadratmeter registriert.<

Infolge der Regenmassen verwandelten sich Straßen in reißende Flüsse, die Müllcontainer und allerlei Unrat mit sich rissen. Zahlreiche Tiefgaragen, Keller und Erdgeschosse liefen voll, und die Schlammfluten machten auch vor den Pools der Ferienanlagen nicht halt – sie verwandelten sich in braune Seenlandschaften. Vorübergehend wurde der Notstand ausgerufen. Verletzte oder Todesopfer gab es jedoch glücklicherweise nicht. Bei den Einsatzkräften gingen mehr als 300 Notrufe ein.

Inzwischen sind die Wassermassen größtenteils zurückgegangen, und mit den Aufräumarbeiten wurde begonnen. Der Notstand wurde wieder aufgehoben. Dennoch bleibt bei vielen Menschen ein ungutes Gefühl zurück – war das nur ein Ausreißer, oder kommt da noch mehr?

In den letzten Jahren kommt es deutlich häufiger zu vergleichbaren Unwettern als früher. Neben den Kanaren und Madeira im Atlantik sind inzwischen auch die spanischen Mittelmeerinseln der Balearen regelmäßig von Starkregenereignissen betroffen. Eine Mitschuld tragen dabei ungewöhnlich hohe Meerwassertemperaturen: Sie lassen große Mengen Wasser verdunsten und speichern Energie. Treffen dann Tiefdruckgebiete mit kalten Luftmassen ein, bilden sich über dem warmen Wasser rasch heftige Gewitter.

Lanzarote ist eigentlich eine sehr trockene Insel. Im Weinanbaugebiet von La Geria werden daher besondere Anbautechniken verwendet: Die Weinreben werden in Mulden gepflanzt, die von kleinen Mauern umgeben sind. Diese dienen als Windschutz und leiten die Kondensationsfeuchte in den Boden. Die vulkanischen Lapilli speichern zusätzlich die Feuchtigkeit.