Kanarische Inseln: Erdbeben M 2,6 bei El Hierro

Datum: 13.04.2025 | Zeit: 01:20:22 UTC | Koordinaten: 27.690 ; -18.278 | Tiefe: 33 km | Md 2,6

Erdbeben M 2,6 an der Westküste von El Hierro – 39 Erschütterungen auf den Kanaren innerhalb von einer Woche

Es ist Ferienzeit und den einen oder anderen wird es wieder auf die Kanarischen Inseln ziehen. Für Kanarenurlauber könnte der folgende Artikel von besonderem Interesse sein, denn es gibt Erdbeben und Kohlendioxid-Emissionen auf mehreren Inseln. Ein unmittelbar drohender Vulkanausbruch wird aber nicht prognostiziert.

Die Kanareninsel El Hierro wurde heute von einem schwachen Erdstoß der Magnitude 2,6 erschüttert, der sich kurz vor der Westküste der Insel ereignete. Das Hypozentrum befand sich in 33 Kilometer Tiefe, also jener Region, in der es häufig zu Erschütterungen kommt, wenn Magma aus der Asthenosphäre dabei ist, in die Erdkruste aufzusteigen. Im Bereich von El Hierro kommt es immer wieder zu vergleichbaren Erschütterungen, größere Erdbebenschwärme blieben zuletzt aber aus.

Anders sieht es auf Teneriffa aus, wo die Seismizität seit Wochen überdurchschnittlich hoch ist. Im Schnitt ereignen sich dort in den letzten 14 Tagen 2 Beben pro Tag. Die meisten Erschütterungen liegen unter dem Teide und an der Nordküste der Insel. Zudem kommt es immer wieder zu Beben unter dem Meer zwischen den Inseln Teneriffa und Gran Canaria. Dort ereignete sich auch das stärkste Erdbeben, das InVolcan in seinem neusten Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum zwischen dem 4. und 11. April 2025 meldete. Insgesamt wurden in dieser Periode vom seismischen Netzwerk der Kanarischen Inseln insgesamt 39 schwache Erdbeben registriert.

Die meisten Beben wurden auf Teneriffa, Gran Canaria, El Hierro und La Palma festgestellt. Die seismische Aktivität auf La Palma wird weiterhin als gering eingestuft und liegt deutlich unter den Werten, die während des Ausbruchs 2021 beobachtet wurden. Dennoch steht die Vulkanwarnampel für La Palma weiterhin auf „Gelb“. Das liegt daran, dass sich auch mehr als zwei Jahre nach dem Ende des letzten Vulkanausbruchs noch keine vollständige Normalisierung der geophysikalischen und geochemischen Parameter zeigt. Insbesondere gibt es in einigen Regionen nahe des ehemaligen Eruptionsgebiets noch erhöhte Kohlendioxid-Emissionen.




Das kanarische geochemische Überwachungsnetz meldet die höchsten diffusen Gasemissionen aktuell auf Teneriffa. Dort wird bereits seit 2016 ein fortlaufender Druckaufbau im vulkanisch-hydrothermalen System beobachtet – ein Prozess, der im Kontext aktiver Vulkansysteme als normal gilt und kurzfristig keine akute Gefahr darstellt, langfristig betrachtet aber auf einen Vulkanausbruch hinsteuern könnte. Dennoch bleibt die Vulkanalarmampel auf Teneriffa auf „Grün“.

Mount Spurr: Unruhen halten an

Seismische Unruhe am Mount Spurr hält an – Medien schüren Panik vor Vulkanausbruch

Der Mount Spurr liegt im US-Bundesstaat Alaska und zeigt seit Monaten Anzeichen eines langsamen Erwachens. Bei diesen Anzeichen handelt es sich um eine moderate Bodenhebung, die mit vulkanotektonischen Erdbeben einhergeht. In den Tagen zwischen dem 4. und 10. April registrierte das AVO 55 Erdbeben geringer Magnituden, die sich in 3 Gebieten des Vulkans konzentrierten, wobei der Crater Peak im Zentrum des Geschehens lag. Dem letzten Update des AVOs zufolge pausierte die Bodenhebung in dieser Woche, doch die neusten Messwerte deuten an, dass die Pause vorbei sein könnte, denn es wurden wieder automatische GPS-Messungen veröffentlicht, die eine Wiederaufnahme der Hebung andeuten. Doch wie immer bei solchen Messungen gilt, dass sie erst von einem Spezialisten überprüft werden müssen und über mehrere Tage hinweg verfolgt werden sollten, bevor man sich ein Urteil erlauben kann.

Die Unruhen am Vulkan bedingten, dass gestern britische Boulevardzeitungen Artikel über einen bevorstehenden Vulkanausbruch mit katastrophalen Folgen für Alaska veröffentlichten, was von den Panikmachern der Sozialen Medien aufgegriffen wurde, die nun von sich anbahnenden Megaeruptionen sprechen, ohne den möglichen Verursacher genau zu benennen. Doch was ist dran an diesen Meldungen? Sie basieren wahrscheinlich auf dem Umstand, dass das Emergency Operations Center (EOC) der Stadt Anchorage am 20. März die Warnstufe 2 ausrief, was bedeutet, dass die Bevölkerung genau über die Ereignisse informiert werden soll. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass ein Vulkanausbruch des Mount Spurr bevorstehen könnte und dass die Bevölkerung Schutzmaßnahmen ergreifen soll. Dazu zählen das Anlegen von Vorräten und die Beschaffung von Staubschutzmasken.

Obwohl der Vulkan gut 130 Kilometer von der Stadt entfernt liegt, könnten große Aschewolken den Flugverkehr beeinträchtigen, was besonders im Winter die Lieferketten in Anchorage unterbrechen könnte. Doch obwohl Mount Spurr bei seinen letzten beiden Eruptionen 1953 und 1992 hoch aufsteigende Aschewolken gefördert hat und der Flugverkehr beeinträchtigt wurde, blieben große Katastrophen aus.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 13.04.2025

Der Solfatara-Krater der Campi Flegrei ist eigentlich ein Maar. © Marc Szeglat

Datum: 12.04.2025 | Zeit: 21:29:15 UTC | Koordinaten: 40.825 ; 14.1355 | Tiefe: 2,2 km | Md 2,9

Weiteres Schwarmbeben erschüttert Campi Flegrei – Stärkste Magnitude 2,9

In Süditalien steht die Caldera Campi Flegrei weiterhin im Zeichen einer erhöhten Erdbebentätigkeit. Seit gestern manifestierten sich fast 60 Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,9 und ein Hypozentrum in Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich am äußeren Südwestrand des Solfatara-Kraters. Einige Hundert Meter südwestlich bildete sich bei der Bebentätigkeit der letzten Tage ein Erdbebencluster. Generell streuten die Erschütterungen über einen größeren Bereich der zentralen Caldera.




In den letzten Tagen steigerte sich die Seismizität wieder deutlich und es steht zu befürchten, dass sie einem neuen intensiven Erdbebenschwarm entgegenstrebt, bei dem dann auch wieder mehrere Erdbeben mit mittelstarken Magnituden größer 3 entstehen werden. Vielleicht sogar auch wieder Beben im Viererbereich. Erst im März wurde vom INGV enthüllt, dass man eine Methode entdeckt hätte, mit der sich diese starken Schwarmbeben vorhersagen lassen, denn einige Tage vor solchen Ereignissen soll es zu einem erhöhten Wärmeflux kommen, den man mit satellitengestützten Sensoren nachweisen könne. Ich bin mal gespannt, ob es zu einer entsprechenden Warnung kommen wird. Mein Optimismus hält sich in Grenzen.

Der Optimismus hält sich auch bei den Anwohnern der Campi Flegrei in Grenzen, wo man auf jedes neue Erdbeben aufs Empfindlichste reagiert: Die sozialen Medien sind voll mit Wahrnehmungsmeldungen und Schicksalsberichten: Immer mehr baufällige Häuser, die von den Erdbeben zerrüttet wurden, wurden inzwischen von Zivilschutz und Feuerwehr inspiziert und evakuiert. Die Bewohner sind oft finanziell nicht gut aufgestellte Bürger, die vorläufig in Hotels unterkommen, aber langfristig betrachtet schlechte Aussichten auf eine neue Wohnung haben. Durch die sich summierenden Erdbebenschäden an den Gebäuden werden immer mehr Häuser unbewohnbar und da Neubauten fehlen, steht immer weniger Wohnraum zur Verfügung. Die Folge ist, dass die Mieten steigen und gerade Arbeitslose und Rentner immer öfter wohnungslos sind. Langfristig betrachtet werden wohl zig Tausende umgesiedelt werden müssen.

Vogtland: Erdbeben M 2,2 am 12.04.25

Datum: 12.04.2025 | Zeit: 20:06:32 UTC | Koordinaten: 50.278 ; 12.423 | Tiefe: 1 km | Mb 2,2

Weiteres Schwarmbeben im Vogtland – Stärkste Erschütterung M 2,2

Das Grenzgebiet des Vogtlands zwischen Deutschland und Tschechien ist erneut Schauplatz eines Erdbebenschwarms, in dessen Rahmen in den letzten Tagen mehrere Erdbeben mit Magnituden über 1 auftraten. Das stärkste Erdbeben ereignete sich am Abend des 12. April um 20:06:32 UTC. Das Hypozentrum wurde in nur 1000 m Tiefe lokalisiert. Das Epizentrum lag laut EMSC 10 km südlich von Klingenthal, einem Ort auf der deutschen Seite der Grenze, weswegen der Erdstoß Deutschland zugerechnet wird. Tatsächlich befindet sich das Epizentrum jedoch bereits auf tschechischem Boden.

Das Geophysikalische Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften verortete den Erdstoß westlich des Ortes Luby, mitten in einem Erdbebenhaufen, der sich bereits in der letzten Märzwoche gebildet hatte. Dieser Cluster ist Zeugnis eines sehr intensiven Schwarmbebens, das sich aus mehr als 1200 Erdstößen zusammensetzt. Die aktuellen Beben von gestern mitgerechnet kommt man auf 1218 Erschütterungen. Ich würde die aktuellen Beben ebenfalls diesem Schwarm zurechnen, denn der Untergrund hat sich seit dem starken Ereignis nicht wieder beruhigt.

Die Angaben zum oben erwähnten stärksten Erdstoß der Sequenz weichen bei den Tschechen etwas von jenen des EMSC/GFZ ab: Hier wird eine Magnitude von 2,8 angegeben und ein Hypozentrum in knapp 10 km Tiefe.

Der Erdstoß wurde von Anwohnern des Vogtlandes wahrgenommen. So liegen dem EMSC mehrere Wahrnehmungsmeldungen vor. Ein Bebenzeuge in fast 40 km Entfernung beschreibt seine Wahrnehmung so: „Ein längeres Grollen war zu vernehmen. Keine Erschütterungen gespürt.“ Menschen näher am Epizentrum hörten das Beben nicht nur, sondern spürten auch den Erdstoß. Das beschriebene Grollen kenne ich von meinen bisherigen Erdbebenwahrnehmungen ebenfalls gut: Es ist sehr niederfrequent und trifft meistens vor den Erschütterungen ein, sodass einem einige Sekunden Zeit bleiben, um in Deckung zu gehen – vorausgesetzt, man ordnet das Geräusch einem nahenden Erdbeben zu.




Die Schwarmbeben im Vogtland sind ein seit Jahrhunderten bekanntes Phänomen, das immer phasenweise auftritt. Forschungen der letzten Jahre legen nahe, dass Fluidaufstieg aus der Tiefe Spannungen im Untergrund erzeugt, die dann lokale Störungszonen aktivieren, welche die Spannungen in Form von Erdbeben abbauen. Das stärkste gemessene Erdbeben ereignete sich Mitte der 1980er-Jahre und hatte eine Magnitude von 4,6.