Island: Status der Bodenhebung am 09.04.2025

Schnelle Bodenhebung bei Svartsengi auf Island hält an – Vulkanologen vorsichtig bei der Lageeinschätzung

Der Boden auf Island hebt sich derzeit mit einem ähnlichen Tempo wie nach der initialen Gangbildung vom 10. November 2023. Damit dürfte das Hebungsniveau wieder in etwa dem Stand entsprechen, wie er bis ins Frühjahr 2024 hinein beobachtet wurde. Das bestätigen zwei isländische Geowissenschaftler in Zeitungsinterviews sowie in einem Artikel auf der Website des isländischen Wetterdienstes (IMO). Allerdings äußern sich die IMO-Wissenschaftler in ihrer Lageeinschätzung vorsichtig. Sie möchten weder genaue Zahlen nennen noch Prognosen treffen – dafür sei es noch zu früh, so ihre Einschätzung.

Klarer äußert sich hingegen der emeritierte Professor Haraldur Sigurðsson, der zuletzt an der Universität von Rhode Island lehrte und forschte. Er sieht im jüngsten Ausbruch – begleitet von der Bildung eines magmatischen Gangs und eines Rifts – ein Ereignis, das dem vom 10. November 2023 ähnelt. Wie ich ist auch er der Meinung, dass dieser Ausbruch die Karten neu gemischt und eine neue Eruptionsphase eingeleitet hat. Demnach befinden wir uns nun am Beginn der dritten Eruptionsphase, in der sich eine neue Ausbruchsserie entwickeln könnte – ähnlich der, die wir seit Ende 2023 erlebt haben.

Die erste Phase der Ereignisse dauerte bis März 2024. In diesem Zeitraum kam es in rascher Folge zu sechs Episoden mit Gangbildungen und Eruptionen. Die anschließende zweite Aktivitätsphase endete am 1. April mit den jüngsten Ereignissen. Diese Phase war von Eruptionen geprägt, die in größeren zeitlichen Abständen – teils mehr als drei Monate – auftraten und mit einer langsamen, aber stetigen Abnahme des Magmenaufstiegs vom tiefen zum flachen Reservoir einhergingen. Die Aufstiegsrate sank dabei von etwa vier auf 2,5 Kubikmeter pro Sekunde. Gleichzeitig nahmen die Eruptionen an Intensität zu.

Tatsächlich war das Ereignis vom 1. April stärker als das vorangegangene und gilt als das zweitstärkste seit Beginn der Unruhen bei Svartsengi: Rund 30 Millionen Kubikmeter Magma verließen das flach liegende Speicherreservoir unter Svartsengi und strömten in den magmatischen Gang. Nur ein vergleichsweise kleiner Teil der Schmelze gelangte bis an die Oberfläche und wurde eruptiert. Der sichtbare Teil des Ausbruchs dauerte rund vier Stunden.

Bereits zwei Tage nach dem Eruptionsbeginn setzte erneut Bodenhebung ein. Auch wenn viele Wissenschaftler betonen, es sei noch zu früh für eine belastbare Einschätzung der neuen Aufstiegsrate, gehe ich davon aus, dass sie deutlich über vier Kubikmetern pro Sekunde liegt. Ein doppelt so hoher Wert würde mich nicht überraschen. Was sich derzeit allerdings kaum abschätzen lässt, ist, wie lange diese hohe Aufstiegsrate anhalten wird. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass wir in wenigen Wochen einen weiteren Ausbruch erleben werden.

Campi Flegrei: Studie belegt Dauer früherer Aufheizungsphasen

Unruhen in den Campi Flegrei halten an – Studie enthüllt Besorgniserregendes

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei liefert seit Jahren Stoff für zahlreiche Studien und Artikel, da es so aussieht, als würde sich der Vulkan auf einen neuen Ausbruch vorbereiten. Die Symptome sind eigentlich eindeutig, werden allerdings kontrovers diskutiert und unter dem Begriff Bradyseismos zusammengefasst und oft verharmlost. Wohl aus Angst davor, dass man die dichtbesiedelte Region als unbewohnbar deklarieren muss. Auch gestern gab es wieder ein Schwarmbeben und die Vulkanologen bestätigten eine Bodenhebung mit einer Geschwindigkeit von 20 mm pro Monat. Zudem werden große Mengen magmatischer Gase freigesetzt.

Die aktuelle Phase erhöhter Unruhen begann bereits vor 20 Jahren und beschleunigte sich in mehreren Stufen. Bereits im letzten Jahrhundert gab es mehrere Bodenhebungsphasen, die aber nicht länger als 3 Jahre anhielten. Den Bodenhebungen folgten Absenkungen, ohne allerdings das Höhenniveau wie vor den Hebungsphasen zu erreichen.

Forscher aus aller Welt arbeiten daran, die Prozesse im Untergrund zu entschlüsseln, und versuchen, Vorhersagemodelle zu entwickeln, ob und wann es zu einem neuen Vulkanausbruch in den Campi Flegrei kommen könnte. Der letzte Ausbruch manifestierte sich im Jahr 1538, als der Schlackenkegel Monte Nuovo entstand. Hierbei handelte es sich um einen als normal groß einzustufenden Vulkanausbruch, der vermutlich einen VEI 2 hatte. Deutlich größer waren da die beiden Eruptionen von vor 15.000 Jahren (VEI 7) und 39.000 Jahren (VEI 7–8), die enorme Auswirkungen auf die Umwelt hatten. Bei dem älteren Ausbruch wurden etwa 300 Kubikkilometer Tephra freigesetzt. Während in dem Ballungsraum bei Neapel bereits ein normalgroßer Ausbruch besorgniserregend wäre, fürchtet man doch vor allem eine dieser superstarken Eruptionen mit hohem Explosivitätsindex, die europaweite Auswirkungen hätte und den Großraum Neapel komplett zerstören würde. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass es in den nächsten Jahrzehnten zu so einem Ausbruch kommen könnte?

Forscher der Universität Göttingen veröffentlichten nun eine Studie, die sich vor allem mit der Eruption von vor 39.000 Jahren beschäftigte. Sie fragten sich, wie lange die Aufheizungsphase des Vulkans dauerte, und lieferten ein beunruhigendes Ergebnis. Sie untersuchten Gesteinsproben des Kampanischen Ignimbrit. Hierbei handelt es sich um ein Vulkangestein, das während der Eruption meterhoch abgelagert wurde. Die Forscher setzten hochpräzise Elektronen-Mikrosonden ein und untersuchten die chemischen Wachstumsringe magmatischer Kristalle, die im unterirdischen Magmaspeicher kurz vor der Eruption entstanden. Diese Ringe wirken wie geologische Zeitzeugen der Prozesse im Erdinneren.

BSE-Bilder von Sanidinkristallen mit homogener Zusammensetzung. © Gerhard Wörner/Springer-Nature

Finale Aufheizungsphase der Supervulkaneruption vor 39.000 Jahren dauerte nur ca. 60 Jahre

Im Fokus der Analyse stand die Verteilung des Spurenelements Barium entlang der Ränder von Sanidin-Kristallen. Die Daten deuten darauf hin, dass ein Zustrom frischen Magmas aus der Tiefe unmittelbar vor der Eruption erfolgte. Modellierungen dieser chemischen Profile legen nahe, dass dieser letzte Magmen-Nachschub das bereits vorhandene, ältere Magma innerhalb von nur etwa 60 Jahren zur Explosion brachte.

Entscheidend für die Dauer dieses Zeitraums ist jedoch die Temperatur des aufsteigenden Magmas. Die Studienergebnisse zeigen, dass bei Temperaturen von etwa 970 Grad Celsius der Zeitraum von der Magmazufuhr bis zur Eruption sogar auf wenige Monate bis maximal vier Jahre schrumpfen kann. Liegt die Temperatur hingegen niedriger, zum Beispiel bei 850 Grad, kann sich die Vorwarnzeit auf bis zu mehrere Jahrhunderte ausdehnen.

Angesichts der seit Jahren zunehmenden Bodenhebung und damit einhergehenden Erdbebenaktivität der seit 20 Jahren dauernden Unruhephase unter den Phlegräischen Feldern werfen diese Erkenntnisse ein neues Licht auf die Vorgänge im Untergrund. Die Ergebnisse liefern zwar keine Hinweise auf eine unmittelbar bevorstehende Eruption, zeigen aber, dass es nicht unbedingt Jahrhunderte dauern muss, bis es zu einer neuen extrem starken Eruption kommen könnte.




Meine Interpretation

Geht man von einer 60-jährigen Aufheizungsphase aus und impliziert, dass man sich aktuell in einer befindet, wäre bereits 1/3 dieser Zeit verstrichen und es würden noch 40 Jahre verbleiben, um die Menschen des Großraums Neapel umzusiedeln und Europa katastrophenfest zu machen. Freilich weiß man nicht (oder will es nicht wissen), ob es sich bei der aktuellen Unruhephase bereits um die finale Aufheizungsphase des Calderavulkans Campi Flegrei handelt.
(Quellen: Pressemeldung Uni Göttingen; Springer-Nature-Link)

Kilauea: Eruptive Episode Nr. 17 läuft

Episode Nr. 17 ist am Kilauea in Gang – Bis zu 60 Meer hohe Lavafontänen beobachtet

Der Kīlauea-Vulkan auf Hawaii ist erneut zum Leben erwacht: Am Abend des 7. Aprils begann um 22:15 Uhr HST die 17. Episode des anhaltenden Halemaʻumaʻu-Ausbruchs, der seinen Anfang am 23. Dezember 2024 nahm.

Wie bei den vorherigen Episoden auch begann die Aktivität mit Lavaspatttering, das sich im Verlauf mehrerer Stunden steigerte, bis dann schließlich Lavafontänen generiert wurden. Diese steigen aktuell aus dem südlichen Förderschlot auf und erreichen eine durchschnittliche Höhe von 30 Metern. Es gibt kurzweilige Hochphasen, während derer die Lavafontänen doppelt so hoch aufsteigen. Sie speien einen Lavastrom, der sich über den Boden des Halemaʻumaʻu-Kraters ausbreitete. Am Morgen das 8. Aprils (bei uns Abend) bedeckte der Strom rund 20 Prozent der Kraterfläche.

Auch im Nordschlot wurden gegen 4 Uhr HST erste Lavaspritzer beobachtet und es kam zur Bildung eines Lavapools im Schlot. Die Eruption verläuft bislang ausschließlich innerhalb des Hawaii-Volcanoes-Nationalparks – entlang der östlichen und südwestlichen Riftzonen bleibt es weiterhin ruhig.

Vor der neuen eruptiven Episode kam es erneut zu einer Versteilung der Vulkanflanke im Gipfelbereich von fast 10 µrad. Absolut gemessen hob sich der Boden aber nicht so weit an wie sonst, was daran liegen kann, dass die Subsidenz während der 16. Episode stärker war als bei den vorangegangenen. Da dieser Wert noch nicht erreicht worden war, zeigten sich einige Vulkanbeobachter vom Einsetzen der Eruption überrascht.

Inzwischen zeigen die Neigungsmesser der Stationen UWD und SDH wieder eine deflationäre Tendenz. Am UWD wurden seit Mitternacht etwa 2,6 Mikroradian an Bodenabsenkung gemessen. Gleichzeitig nahm die seismische Aktivität spürbar zu – ein deutliches Zeichen für den verstärkten Magmazufluss unter dem Krater.




Die Eruption wird von einer anhaltend hohen Freisetzung vulkanischer Gase begleitet. Die Schwefeldioxid-Emissionen erreichen in aktiven Phasen bis zu 50.000 Tonnen pro Tag. Derzeit wird der Gasstrom in südwestliche Richtung getragen.

Eine besondere Gefahr stellen dabei feine Glasfasern dar – sogenanntes Pele-Haar, benannt nach der hawaiianischen Vulkangöttin Pele. Diese entstehen durch die Zerstäubung der Lava in der Luft und wurden bereits in früheren Phasen im gesamten Gipfelbereich sowie in umliegenden Gemeinden nachgewiesen. Durch aufkommende Winde können sie erneut aufgewirbelt und verbreitet werden.

Klyuchevskoy: Vulkanasche in 6100 m Höhe

VONA-Warnung über Vulkanasche am Klyuchevskoy – Eruption stammt möglicherweise vom Nachbarvulkan

Auf der russischen Halbinsel Kamtschatka kam es möglicherweise zu einer Eruption des Vulkans Klyuchevskoy, denn das VAAC Tokio veröffentlichte eine VONA-Warnung, nach der Vulkanasche in 6100 m Höhe detektiert wurde und in Richtung Osten driftete. Es ist die erste VONA-Warnung zum Klyuchevskoy in diesem Jahr.

Der Grund, warum ich die Meldung vorsichtig präsentiere, liegt darin, dass es von den für die Beobachtung des Klyuchevskoy zuständigen Vulkanologen der KVERT-Einsatzgruppe bisher kein Statement zur Aktivität des Vulkans gibt. Auf der Livecam sieht man aktuell nur eine Dampfwolke aufsteigen. Über dem benachbarten Vulkan Bezymianny hingegen hängt eine Dunstwolke, die von einer sich auflösenden Aschewolke stammen könnte. Anders als der Klyuchevskoy war der Bezymianny in den letzten Monaten weiterhin aktiv und baute an seinem Lavadom. Von diesem können jederzeit Explosionen oder pyroklastische Ströme ausgehen, sodass es zur Bildung von Aschewolken kommen kann. Es ist nicht auszuschließen, dass eine Aschewolke von diesem Vulkan fälschlicherweise dem Klyuchevskoy zugeordnet wurde. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass der Klyuchevskoy dabei ist, zu erwachen, oder dass eine von starken Winden aufgewirbelte Wolke bereits abgelagerter Asche detektiert wurde. Dagegen spricht allerdings, dass auf Kamtschatka immer noch recht viel Schnee liegt.

Die Vulkanologen von KVERT berichten zwar nicht vom Klyuchevskoy, wohl aber vom erwähnten Bezymianny und bestätigen das Domwachstum an diesem Vulkan. Auch der etwa 60 Kilometer entfernte Shiveluch bleibt aktiv und fördert sogar zwei Lavadome. Beide Vulkane stoßen zudem Dampfwolken aus und zeigen thermische Anomalien. Da auch Explosionen drohen, steht der Alarmstatus beider Feuerberge auf „Orange“.

Der Karymsky ist ein weiterer aktiver Vulkan Kamtschatkas, dessen Warnstufe auf „Gelb“ steht. Die Aktivität wird als moderat beschrieben und zeigt sich in erster Linie in thermischen Anomalien und leichtem Gasausstoß. Explosive Eruptionen hat es von diesem Vulkan im Jahr 2025 noch nicht gegeben.