Campi Flegrei: Schwarmbeben am 07.04.25

Neuer Erdbebenschwarm in den Campi Flegrei – Stärkste Magnitude M 2,4

Datum: 07.04.2025 | Zeit: 07:43:32 UTC | Koordinaten: 40.8372 ; 14.1398 | Tiefe: 2,6 km | Md 2,4




Nach einigen ruhigeren Tagen in der süditalienischen Caldera kam es heute Morgen um 07:43:32 UTC zu einem Erdbeben der Magnitude 2,4. Die Tiefe des Erdbebenherdes wurde vom INGV mit 2,6 Kilometern angegeben. Das Epizentrum lag nördlich der Solfatara, in der Nähe der Tangentiale (Stadtautobahn) Richtung Neapel. Der Erdstoß war in den oberen und unteren Stadtteilen von Pozzuoli deutlich zu spüren gewesen, obwohl er unter der eigentlichen Wahrnehmbarkeitsgrenze von 3,0 lag. Wie ich bereits berichtet habe, spürte ich vor 2 Wochen tatsächlich ein Beben M 1,2, als ich mich an der Solfatara aufhielt. Dass so schwache Erdstöße spürbar sind, liegt einerseits an den geringen Herdtiefen und zum anderen an der Beckenstruktur der Caldera, die Erdbebenwellen verstärkt.

Das Beben kam aber nicht alleine, sondern in Begleitung von 18 weiteren Erschütterungen geringerer Magnituden. Sie verteilten sich auf das Areal in und um die Solfatara und reichten bis zum Astoni-Krater im Norden der Caldera.

Das INGV und die Commune Puzzuoli reagierten schnell und brachten Sondermeldungen heraus. Der Bürgermeister von Pozzuoli wies auf die Notfallrufnummern hin, unter denen sich besorgte Bürger melden können und wo auch Schäden aufgenommen werden.

Die Erdbeben sind Ausdruck des Bradyseismos genannten Phänomens, in dessen Folge sich der Boden im zentralen Calderabereich hebt. Die Hebung begann 2005 und beträgt inzwischen gut 144 Zentimeter. Die Hebegeschwindigkeit betrug zuletzt 20 mm im Monat und reduzierte sich von ihrer Maximalgeschwindigkeit letzten Monat, als sie infolge eines sehr starken Erdbebenschwarms auf 30 mm hochgeschnellt war.

Motor des Phänomens sind magmatische Fluide und auch Magma selbst, das sich auf mehreren Ebenen des Untergrunds der Caldera ansammelt. Es ist durchaus möglich, dass am Ende des Hebungsprozesses ein Vulkanausbruch stehen wird. Ein weiteres Szenario ist ein Abklingen der Hebung und eine anschließende Senkungsphase.

Island: Schwarmbeben Torfajökull

Blick über das Lavafeld bei Landmannalaugar am Nordrand von Torfajökull. © Marc Szeglat

Schwarmbeben beim Torfajökull nahe Landmannalaugar – Änderungen im Hydrothermalsystem vermutet

Gestern Abend ereignete sich im Süden der Torfajökull-Caldera ein Schwarmbeben, das aus gut 20 Einzelerschütterungen bestand. Die Beben hatten geringe Magnituden und bewegten sich im Bereich der Mikroseismizität, wobei sechs Beben Magnituden im niedrigen Einserbereich hatten. Die Hypozentren streuten über einen großen Tiefenbereich, wobei man fragen darf, ob die Hypozentren der Mikrobeben genau bestimmt werden konnten. Bereits am Samstag berichteten isländische Medien von Unruhen in dem Gebiet, die teilweise als Turbulenzen übersetzt wurden. Möglicherweise handelte es sich hierbei um nichtharmonischen Tremor. Insofern kam der Erdbebenschwarm nicht völlig überraschend.

Die IMO-Naturgefahrenexpertin Minney Sigurðardóttir meinte in einem MBL-Interview, dass die Aktivität vermutlich mit einer Änderung der Hochtemperaturzone zusammenhängt. Doch um welche Änderungen es sich genau handelt, bleibt rätselhaft.




Auf die Frage, ob sich ein Vullkanausbruch anbahnen könnte, antwortete die Expertin ausweichend und meinte, dass man die Entwicklungen weiter beobachtet und diskutieren wird.

Sollte sich dort ein Vulkanausbruch zusammenbrauen, steht man noch ganz am Anfang einer Entwicklung, die sich über Jahre hinziehen könnte. Zudem sind kleine Erdbebenschwärme in dem Areal nicht ungewöhnlich. Zuletzt berichtete ich im August 2023 über Erdbeben am Torfajökull. Damals gab es auch eine Bodenhebung, doch die Aktivität verlief sich im Sande bzw. war ein erstes Anzeichen der beschriebenen Aufheizungsphase.

Die Caldera beherbergt eine der faszinierendsten Vulkanlandschaften Islands. Am Nordrand der Caldera liegt das bekannte Landmannalaugar, wo man in einem von heißen Quellen geheizten Bach baden kann. Hier startet man auch zu Wanderungen durch die Lavafelder und Rhyolith-Kuppen des Brennisteinsalda, wo es auch ein Thermalgebiet mit Fumarolen gibt.

Der letzte Ausbruch des Torfajökull ereignete sich 1477 und bildete Laugahraun und Námshraun. Der Calderavulkan mit dem kleinen Gletscher liegt wenige Kilometer nördlich der Katla und des Myrdalsjökull.

Erta Alé: Lava kocht im Hornito

Lavateich kocht in einem offenen Hornito am Erta Alé – Mann im T-Shirt stellt sich an seinem Rand

Der äthiopische Schildvulkan Erta Alé liegt in der Wüste Danakil und zählt zu den aktivsten Vulkanen des afrikanischen Kontinents. Jahrzehnte lang brodelte in seinem Pitkrater ein großer Lavasee, bis er im Jahr 2017 ausfloss. Seitdem kämpft der Lavasee um eine Renaissance, doch trotz aller Bemühungen schaffte es Erta Alé nicht mehr, einen stabilen Lavasee zu etablieren. Stattdessen füllte sich der Pitkrater in den letzten 2 Jahren infolge einer kleineren Eruptionsserie auf, so dass sich auf absehbare Zeit kein neuer Lavasee mehr bilden kann. Ein wenig Entschädigung liefert gerade ein Hornito, der sich auf dem früheren Krater gebildet hat und dessen Spitze kollabiert ist: er gibt den Blick auf auf brodelnde Lava frei, die sich in seinem Inneren angesammelt hat.

Videoaufnahmen, die der äthiopische Reiseleiter Seifegebreil Shifferaw online stellte, zeigen das Naturphänomen, das langsam zur Touristenattraktion wird. Ob man am Rand des Lavateichs allerdings mit T-Shirt und Turnschuhe (immerhin keine Sandalen) gut aufgehoben ist, darf bezweifelt werden, obgleich evtl. Lavaspritzer auch nicht von einem Hemd davon abgehalten werden sich in die Haut einzubrennen. Generell sollte man es sich gut überlegen, welches Risiko man für ein Foto auf sich nehmen will.





Der Erta Alé war bis Anfang des Jahres deutlich aktiver, als er es jetzt ist, und frequente Lavastrombildungen waren an der Tagesordnung. Dann kam die Erdbebenserie im ca. 500 Kilometer entfernten Awash, das am Rand der Danakil und des Afar-Dreiecks liegt, und die Aktivität am Erta Alé reduzierte sich signifikant. Im Januar/Februar kam es zu einer großen Intrusion eines magmatischen Gangs, die vom Vulkan Fentale ausging und in ihrer Dimension in etwa mit den jüngsten Ereignissen auf Island vergleichbar war, nur dass die Erdbewegungen in Äthiopien mit einem noch stärkeren Rifting-Ereignis einhergingen. Auf Satellitenfotos der Region erkennt man dampfende Fumarolen am Calderarand des Fentale, während es am Erta Alé nur schwache thermische Anomalien zu sehen gibt, die auf insgesamt 3 heiße Hornitos hindeuten.