Heute Mittag wurde das Südsee-Archipel Tonga von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,1 erschüttert. Das Epizentrum lag östlich des Archipels. Der nächstgelegene Ort war Pangai, 76 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Laut Angaben des GFZ befand sich das Erdbebenhypozentrum in 16 Kilometern Tiefe. Dennoch gab das Pacific Tsunami Warning Center in Hawaii einen Tsunamialarm aus, und auf den Inseln heulten die Sirenen. Die Anwohner wurden aufgefordert, sofort höher gelegene Areale aufzusuchen. Eine große Flutwelle blieb jedoch aus, ebenso offenbar größere Schäden an der Infrastruktur der Inseln.
Dem ersten Erdstoß folgten sechs weitere Nachbeben, von denen die beiden stärksten Magnituden von 6,1 und 5,8 erreichten.
Tektonisch betrachtet ereignete sich das Beben westlich der Subduktionszone des Tonga-Kermadec-Grabens, entlang derer die Indo-Australische Platte mit der Pazifischen Platte kollidiert. Die schwerere Pazifische Platte taucht dabei unter den ozeanischen Teil der Australischen Platte ab und wird in der Asthenosphäre teilweise aufgeschmolzen. Dieser Prozess erzeugt Magma, das für die Entstehung der zahlreichen Vulkane entlang des Grabens verantwortlich ist. Viele dieser Vulkane befinden sich unter Wasser. Die aufgetauchten Vulkane bilden den vulkanischen Inselbogen von Tonga-Kermadec. Zu ihnen zählen Hunga-Tonga-Hunga Ha‘apai, Tofua und Home Reef, der derzeit aktiv ist. Die Erdbeben könnten sich auf die Aktivität der Vulkane auswirken – sie sowohl verstärken als auch dämpfen.
Betrachtet man das tektonische Setting genauer, zeigt sich, dass zwischen den beiden großen Erdkrustenplatten zwei Mikroplatten eingespannt sind: die Kermadec-Platte und die Tonga-Platte. Der Kollisionsdruck auf diese Mikroplatten ist enorm, weshalb sie sich extrem schnell bewegen und sich zusätzlich drehen. Die Pazifische Platte taucht hier mit einer Rate von bis zu 24 cm pro Jahr unter die Mikroplatten ab – eine der schnellsten Subduktionsraten weltweit. Darüber hinaus gibt es weitere Mikroplatten in diesem komplexen System, an deren Grenzen sich auch Spreizungszonen befinden.
Erdbebenschäden und Bodenhebung der Campi Flegrei in Fotos dokumentiert – viele Probleme hausgemacht
Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei sorgt seit Monaten für Schlagzeilen, weil er immer wieder Schwarmbeben erzeugt, die sich über die Zeit hinweg in ihrer Intensität steigerten. So manifestierte sich am 13. März der bislang stärkste Erdbebenschwarm, der in den Campi Flegrei in den letzten Jahrzehnten mit modernen Messmethoden erfasst wurde. Das stärkste Einzelbeben dieses Schwarms brachte es auf eine Magnitude von 4,6 und stellte somit ein weiteres Superlativ als das stärkste Beben auf, das je in den Campi Flegrei gemessen wurde. Anfänglich wurde die Magnitude des Bebens mit 4,4 angegeben, zwei Tage später wurde der Wert korrigiert.
Das Beben verursachte einige Schäden an Gebäuden in Pozzuoli und anderen Gemeinden und es gab sogar eine verletzte Person, die in ihrem Bett von herabfallenden Deckenteilen getroffen wurde. Die Menschen gerieten in Panik und stürmten ein leerstehendes NATO-Gelände, in der Hoffnung, sich dort auf sicherem Boden zu befinden. Der Erdbebenschwarm ging mit einer Beschleunigung der Bodenhebung auf eine Rate von 30 Millimetern im Monat einher, was die schnellste Hebungsrate in der aktuellen Phase des als Bradyseismos bezeichneten Phänomens darstellt. Die Hebungsphase begann im Jahr 2005 und beschleunigte sich seit 2011 signifikant. Mit einer Dauer von nun 20 Jahren ist es zudem die längste Hebungsphase seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Die vorherigen Phasen dauerten 2 bis 3 Jahre. Zwischen den Hebungsphasen gab es Senkungsphasen des Bodens, doch netto blieb über die Jahrzehnte hinweg immer eine Hebung vorhanden. Dennoch gab es in der Antike noch stärkere Bodendeformationen als heute, denn es gibt noch Ruinen aus der Römerzeit, die vor der Küste unter Wasser liegen. Seit der Antike muss es also zu einer Bodensenkung gekommen sein, die stärker als die Hebungen bis heute war.
So viele Bodendeformationen und Erdbeben gehen natürlich nicht spurlos an den Bauten in den Campi Flegrei vorbei. So stattete ich der Region einen Kurzbesuch ab, um die Schäden an den Gebäuden zu dokumentieren und ein paar Aufnahmen der vulkanischen Manifestationen zu machen. Da ich hier als Jugendlicher meinen Erstkontakt zu aktiven Vulkanen hatte, fühle ich mich der Gegend besonders verbunden und besuchte sie auch als Erwachsener immer wieder gerne, wobei ich am liebsten auf dem Campingplatz im Solfatara-Krater campierte. Leider wurden der Platz und die Solfatara nach einem tragischen Unfall im Jahr 2018 gesperrt und es sieht auch nicht so aus, als würde sich daran wieder etwas ändern. Umso erstaunlicher finde ich es, dass man die (touristische) Infrastruktur im Krater nicht zurückbaut, sondern einfach vor sich her gammeln lässt. Ein Phänomen, das leider in ganz Süditalien weit verbreitet ist und sich nicht nur auf Bänke und Zaunpfähle beschränkt, sondern auch Hotels, Sportstadien und Fabrikgebäude umfasst, einmal ganz abgesehen von normalen Wohnhäusern, die von ihren Besitzern aufgegeben wurden. Solch aufgegebene und verwahrloste Infrastruktur nimmt nicht nur Platz weg und verschandelt die Gegend, sondern stellt auch eine zusätzliche Gefahrenquelle in Bezug auf Naturkatastrophen dar: Die nicht gepflegten und damit in ihrer Substanz geschwächten Gebäude reagieren natürlich besonders empfindlich auf Erdbeben und Bodenverformungen und könnten im schlimmsten Fall bei mittelstarken Erdbeben kollabieren, bei denen es in gesünderen Gebäuden bestenfalls ein paar Risse geben würde. Aber offenbar sind italienische Kommunen und der Staat so pleite, dass Gelder für Abriss und Sanierungen fehlen. Natürlich verschwinden entsprechende Gelder auch in mafiosen Strukturen. Davon betroffen sind auch Gelder in Millionenhöhe (vielleicht sogar in Milliardenhöhe) die von der EU für Infrastrukturprojekte zur Verfügung gestellt werden!
Spaziergang durch Pozzuoli
Bei meinem Spaziergang durch Pozzuoli, den ich 2 Wochen nach dem Beben machte, stieß ich noch auf zahlreiche Spuren der Erschütterung. Vor allem handelte es sich hierbei um abgeplatzten Putz von Hauswänden, aber auch um festere Trümmerstücke, die von Fassaden und Dachgiebeln abbrachen. Es gab auch geplatzte Leitungen und Erdfälle und ich sah mehrere Teams, die Gasleitungen auf ihre Dichtigkeit überprüften.
Bei genauerer Betrachtung der abgeplatzten Putzflächen an den Häusern fiel mir auf, dass man hier teilweise nachträglich unter dem Putz Kabel und Rohre verlegt hatte, was natürlich den Putz schwächte. Zudem können andere Materialien in einer Hauswand durch unterschiedliches Schwingungsverhalten während eines Erdbebens diese destabilisieren. Darüber hinaus sah ich aber auch genügend tiefgehende Risse und Balkone in einem desolaten Zustand, wo rostige Metallarmierung sichtbar war. Selbst ohne Erdbeben sind diese Balkone einsturzgefährdet, und bei einem Erdbeben im Fünferbereich wird die eine oder andere dieser baufälligen Konstruktionen einstürzen. Auch hier sehe ich die Probleme hausgemacht, indem man seit Jahrzehnten nichts in Sanierungsarbeiten investiert hat oder diese stümperhaft ausführte. Patina ist ja schön und gut, aber wenn es an die Substanz geht, wird es halt lebensgefährlich und schäbig. Von wegen Dolce Vita! Und wo bitte ist mein Helm?
Die Spuren der Bodenhebung werden am deutlichsten am kleinen Bootshafen Darsena sichtbar, der direkt an die historischen Gebäude von Rione Terra grenzt. Dort ist auch die Messstation RITE installiert, die die höchste Bodenhebung von nun mehr als 142 Zentimetern registriert. Rione Terra und Darsena liegen nahe des geografischen Zentrums der Caldera und parallel zur Bodenhebung senkte sich relativ betrachtet der Meeresspiegel, weshalb der Hafen fast trockengefallen ist.
Trocken präsentierte sich auch das Schlammbecken in der Solfatara, das ich tatsächlich zum ersten Mal seit 30 Jahren komplett trockengefallen sah. Mit Hilfe einer kleinen Thermalkamera, die man via USB an einem Smartphone andocken kann, machte ich einige Thermalbilder vom Südhang der Caldera und musste feststellen, dass es fast überall heiße Gasaustritte zu geben scheint. Wenigstens deutete das der hohe Wärmefluss in einem Großteil des Hangs an. Irgendwo müssen ja die fast 5000 Tonnen Kohlendioxid ausströmen, die hier täglich emittiert werden.
Doch nicht nur der Kohlendioxid-Ausstoß ist erhöht, sondern auch die Emissionen an Schwefeldioxid und Schwefelwasserstoff. Letzteres Gas mit der Formel H₂S ist für den prägnanten Geruch nach faulen Eiern verantwortlich, der im Allgemeinen als Schwefelgeruch bekannt ist. Noch nie habe ich diesen im Bereich der Solfatara so stark wahrgenommen wie dieses Mal. Besonders während meiner letzten Nacht in der Region, in der es stark regnete, drang der Gestank bis in mein Zimmer ein. Am Abend zuvor, als ich auf meinem Bett saß, merkte ich ein leichtes Erzittern der Matratze, das wie ein schwacher Windhauch gerade so zu spüren gewesen war. Da ich keine Blähungen hatte, dachte ich mir: Nanu, ein Erdbeben! Als ich die Erdbebendaten beim INGV checkte, stellte ich fest, dass sich ca. 400 m von meinem Hotel entfernt, inmitten der Solfatara, ein schwacher Erdstoß der Magnitude 1,2 ereignet hatte, dessen Erdbebenherd in knapp 1000 m Tiefe lag. Dass man so schwache Erdstöße tatsächlich spüren kann, war neu für mich.
Fazit
Obgleich die Bewohner von Pozzuoli nichts dafür können, dass sie von den Naturgewalten in besonderem Maße heimgesucht werden, tragen sie eine gewisse Mitschuld an dem Zustand ihrer Gebäude. Viele der betagten Gemäuer, die ursprünglich wohl ziemlich robust waren, wurden im letzten Jahrhundert auf dilettantische Art und Weise und unter Missachtung jeglicher Bauvorschriften mit Stromleitungen und Gas- und Wasseranschlüssen nachgerüstet. Von außen wurden Halterungen für Klimaanlagen angebracht und Metallmatten zwischen Putz und Hauswand eingearbeitet. Durch feinste Risse im Putz dringt Wasser ein, das aufgrund des Salzgehaltes der Seeluft und der Schwefelaerosole aus der Solfatara besonders korrosiv wirkt. Dadurch rostet das Metall, dehnt sich aus und schafft Schwachstellen im Putz, durch die weiteres korrosives Wasser eindringt. Das destabilisiert die Außenverkleidung der Gebäude in einem Maße, dass sie bei den moderaten Erdbeben en masse abplatzt. Stellt sich die Frage, wie stabil oder instabil das darunter liegende Mauerwerk noch ist. Spätestens wenn es zu Erdbeben ab 5,4 kommen sollte, sehe ich einige Gebäude zumindest teilweise kollabieren.
Weitere Ascheemission am Kanlaon – vulkanotektonische Erdbeben registriert
Der Kanlaon ist derzeit der aktivste Vulkan der Philippinen und stößt weiterhin sporadisch Aschewolken aus. So kam es vorgestern zu zwei Emissionen, bei denen laut VAAC Tokio Vulkanasche bis auf 3000 m Höhe aufstieg. Laut einer Meldung bei PHILVOLCS erreichte eine Aschewolke eine Höhe von 500 m über dem Krater, was niedriger ist als das VAAC angab.
In einigen Siedlungen kam es zu schwachen Ascheregen, doch im Großen und Ganzen geht von diesen schwachen Eruptionen ein geringes Gefahrenpotenzial aus. Allerdings könnte sich das schnell ändern, denn der Vulkan ist geladen und zu größeren Eruptionen bereit. Darauf deuten verschiedene geophysikalische und geochemische Parameter hin. Hierzu gehört eine anhaltende Inflation des Vulkans, die durch aufsteigendes Magma verursacht wird, das sich unter dem Kanalon ansammelt und so den Boden anhebt. Dies geht einher mit einer erhöhten Seismizität. So wurden gestern 14 vulkanotektonische Beben registriert, die sich vor allem unter der Nordflanke des Vulkans abspielten. Der Schwefeldioxid-Ausstoß lag gestern bei 2458 Tonnen. Am Vortag wurden sogar 3300 Tonnen SO₂-Ausstoß festgestellt. Damit ist der Kanlaon derzeit der größte vulkanische Emittent an Schwefeldioxid und liegt sogar deutlich vor dem Taal, der im letzten Jahr im Durchschnitt mehr als 4000 Tonnen Schwefeldioxid ausgestoßen hat. In diesem Jahr werden am Taal nur noch ca. 10 % des Ausstoßes vom Vorjahr registriert.
Doch zurück zum Kanlaon: PHILVOLCS hält die Warnstufe „3“ (Orange) aufrecht und es gilt weiterhin eine Sperrzone mit einem Radius von 6 Kilometern um den Krater. Man warnt vor diversen Vulkangefahren, zu denen der Ausstoß größerer Aschemengen gehört, aber auch die Generierung von pyroklastischen Strömen und Laharen. Zudem gilt ein Überflugverbot, da starke Explosionen mit hoch aufsteigenden Aschewolken den Flugverkehr gefährden könnten. Mehrere Siedlungen innerhalb des Sperrgebiets wurden letztes Jahr evakuiert.
Erhöhung der Alarmstufe am Kirishima – Eruption könnte bevorstehen
Heute erhöhte das JMA die Alarmstufe des Vulkans Kirishima von „2“ auf „3“ (Orange) und etablierte eine Sperrzone mit einem 4 Kilometer Radius um den Krater Shinmoe-dake, da dieser erhöhte Anzeichen eine bevorstehenden Vulkanausbruchs zeigt. Der Vulkan darf also nicht mehr bestiegen werden.
Shinmoe-dake ist ein aktiver Schlackenkegel des 1.421 Metern hohen Komplexvulkans Kirishima, der sich aus mehreren Kraterkegeln zusammensetzt und ein beliebtes Erholungsgebiet in einem Nationalpark auf der japanischen Insel Kyūshū darstellt. Am Fuß des Vulkans gibt es auch ein Thermalgebiet mit einem Onsen.
Grund dafür die Erhöhung der Alarmstufe ist eine zunehmende seismische Aktivität, die seit dem 28. März festgestellt wird. Es wurde eine hohe Anzahl vulkanisch bedingter Erdbeben direkt unter dem Shinmoe-dake registriert. Bereits seit November 2024 zeigen GNSS-Messungen, dass sich ein Magmenkörper akkumuliert hat, wodurch es zu leichten Verformungen des Vulkans kam.
Aktuell sieht am auf der Livecam Dampf aufsteigen, die von Fumarolen am Kraterrand ausgehen.
Durch die zunehmende Aktivität besteht im Umkreis von 4 km um den Krater die Gefahr herabfallender großer Gesteinsbrocken. Vulkanische Ströme können sich bis zu 2 km weit ausbreiten. Zudem könnten Asche und kleinere Schlackenpartikel durch den Wind auch weiter entfernte Gebiete erreichen. Bewohner und Besucher der betroffenen Städte und Gemeinden, darunter Miyakonojo, Kobayashi, Ebino, Takaharu (Präfektur Miyazaki) sowie Kirishima (Präfektur Kagoshima), werden dringend gebeten, vorsichtig zu sein und die Anweisungen der lokalen Behörden zu befolgen.
Die letzten größere Eruptionen des Shinmoe-dake ereignete sich 2011 und 2018. Damals kam es zu starken Explosionen infolge paroxysmaler Tätigkeit. Vulkanbomben flogen sogar bis zu einem vielbefahrenen Highway in mehreren Kilometern Entfernung zum Vulkan. Starke Druckwellen ließen Fensterscheiben in der Umgebung bersten und pyroklastische Ströme entstanden. Ein ähnliches Szenario ist auch diesmal nicht ausgeschlossen. Bewohner und Besucher werden daher gebeten, sich von den Gefahrenzonen fernzuhalten und regelmäßig offizielle Warnmeldungen zu verfolgen.