Poás: zahlreiche phreatische Eruptionen

Aktivität am Poás weiter gestiegen – Besucherterrasse geschlossen

In Costa Rica hat die Aktivität des Vulkans Poás weiter zugenommen: Heute Morgen ereignete sich um 7:47 Uhr ein stärkerer phreatischer Ausbruch, bei dem eine gut 150 m hohe Schlammfontäne Sedimente vom Grund des Kratersees aufwirbelte und Gesteinsfragmente aus dem Krater geschleudert wurden.

Zudem berichten die Vulkanologen von OVISCORI-UNA, dass es häufige kleine phreatische Eruptionen und Dampfexhalationen gibt. Ein kontinuierlicher seismischer Tremor mit Frequenzen zwischen 0,6 und 11 Hz ist messbar. Zudem nimmt die Intensität eines akustischen Tremors im Hintergrund zu. Ohrenzeugen beschreiben laute Geräusche, die aus Richtung des Kraters kommen.

Hinsichtlich der vulkanischen Deformation bleibt die Inflation bestehen.

Der Vulkan setzt konstant große Mengen an Gasen frei, insbesondere an den Mündungen A und C. Dort steigen die Verhältnisse von H₂S/SO₂ und CO₂/SO₂ weiter an, besonders in Mündung A.

Aufgrund der hohen Gaskonzentrationen und der verstärkten phreatischen Eruptionen wurde der Nationalpark geschlossen. Die Besucherterrasse am Kraterrand ist vorerst nicht mehr zugänglich. Die Schließung gilt zunächst für 24 Stunden, danach wird die Situation neu bewertet – eine schlechte Nachricht für Vulkanspotter.




Der 2.687 m hohe Poás befindet sich in der Provinz Alajuela, etwa 37 Kilometer nördlich der gleichnamigen Stadt Alajuela. Die Hauptstadt San José liegt ebenfalls in der Nähe. Der letzte größere Ausbruch ereignete sich im April 2017 und führte damals zur vorübergehenden Schließung des Nationalparks. Während der Trockenzeit trocknet der Kratersee immer häufiger aus, was eine erhöhte Aktivität begünstigt. Diese wird zusätzlich durch frisch aufsteigendes Magma verstärkt.

In Costa Rica sind auch noch die Vulkane Rincon de la Vieja und Turrialba seismisch aktiv. Am Turrialba wurden auch Tornillos registriert. Diese schraubenförmigen Erdbebensignale wurden erstmalig vor der bekannten Galeras-Eruption von 1993  detektiert.

Campi Flegrei: Vorhersage von Erdbeben

Fischereihafen von Pozzuoli aufgrund der Bodenhebung weitgehend trocken gefallen. © Marc Szeglat

Methode zur Vorhersage von Erdbeben entdeckt – Bodenhebung verlangsamt sich leicht

Die Wissenschaftler des INGV arbeiten an einer neuen Methode zur Vorhersage starker Erdbebenphasen. Erste Erfolge wurden heute in einer Pressemitteilung verkündet. Demnach stellten die Geowissenschaftler fest, dass es einige Wochen bis Tage vor einer Erdbebenphase zu einem Temperaturanstieg verschiedener Fumarolen kommt, der mithilfe von Thermalbildern detektiert werden kann. Auf dieser Grundlage wird nun eine Methode entwickelt, um stärkere Erdbeben vorherzusagen. Allerdings kann damit lediglich ein Gefahrenzeitraum eingegrenzt werden – der genaue Zeitpunkt eines stärkeren Erdbebens bleibt weiterhin unvorhersehbar. Für die Bevölkerung ist das zwar nur bedingt hilfreich, aber Einsatzkräfte und der Zivilschutz könnten sich so besser auf einen möglichen Einsatz vorbereiten.
Zudem gibt es weiterhin Diskussionen über den Ursprung des Bradyseismos. Tiziana Vanorio, eine Geophysikerin aus Pozzuoli, die an der Universität Stanford forscht, griff eine ältere These auf. Sie vermutet, dass der Bradyseismos durch meteorologisches Wasser verursacht wird, das durch einen tiefsitzenden Magmenkörper erwärmt wird und sich in den Poren des Hydrothermalsystems ausdehnt. Eine oberflächennahe Deckschicht dichte das System ab, sodass die Fluide nicht entweichen können. Dadurch werde der Boden so lange angehoben, bis er Risse bekommt und Erdbeben ausgelöst werden. Ich sehe jedoch ein Problem bei dieser These: Wenn das System an der Oberfläche abgedichtet ist, wie soll dann Regenwasser überhaupt bis ins Hydrothermalsystem gelangen?

Eine alternative These verfolgt einen ähnlichen Ansatz, geht jedoch davon aus, dass die Fluide magmatischen Ursprungs sind. In diesem Modell baut sich im Hydrothermalsystem so lange Druck auf, bis sich der Boden hebt, Risse entstehen und Gase entweichen. Die in den Fluiden enthaltenen Mineralien zementieren die Risse jedoch schnell wieder, sodass der Zyklus von Neuem beginnt.

Die aktuellen Beobachtungen aus den wöchentlichen INGV-Berichten sprechen eher für diese zweite Theorie. Nach den beiden Erdbeben der Magnituden 4,6 und 3,9, die mit einer beschleunigten Bodenhebung von bis zu 3 cm pro Monat einhergingen, deuten die jüngsten Daten darauf hin, dass sich die Hebegeschwindigkeit wieder verlangsamt.




Spaziergang durch Pozzuoli

Heute war ich selbst in Pozzuoli unterwegs, um mir ein Bild von der aktuellen Lage zu machen. Zwar wurde der Schutt aus den Straßen geräumt, doch überall sind große Löcher im Putz der Häuser zu sehen, und viele Balkone wirken schief. Zahlreiche Einsatzkräfte sind im Stadtgebiet unterwegs, ansonsten ist es aber recht ruhig – die Menschen gehen ihrem gewohnten Alltag nach. Die anhaltende Bodenhebung ist am kleinen Fischerhafen besonders gut sichtbar, der mittlerweile fast trockengefallen ist.

Laut dem aktuellen INGV-Bericht betrug die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole in der vergangenen Woche 97 °C. Ich war ebenfalls dort und muss sagen: Der Geruch nach faulen Eiern ist wirklich heftig. So stark habe ich den Schwefelwasserstoff-Geruch hier noch nie wahrgenommen.

Island und das Geheimnis der Crystal Ice Cave

Von Eishöhlen, Nordlichtern und ein viel zu teures Butterbrot – Reportage zur Island-Kurzreise im März 2025

Island, die magische Insel im Nordostatlantik, hat weitaus mehr zu bieten als die mannigfaltigen Erscheinungen des Vulkanismus. Nicht umsonst nennt man die Insel international Iceland und assoziiert sie mit dem Bild von „Feuer und Eis“. Obgleich Leroy und ich auf unserem Kurzurlaub über Karneval hofften, dass der lang erwartete Vulkanausbruch auf Reykjanes beginnen würde, war es doch das Eis, das uns letztendlich lockte und den entscheidenden Anstoß zu unserer Reise gab: Auf der Agenda stand ein Besuch der Crystal Ice Cave am Vatnajökull, und falls genug Zeit sein sollte, auch ein Abstecher zur Katla-Eishöhle. Tatsächlich hofften wir auch, ein paar Nordlichter zu Gesicht zu bekommen, und wir wollten auch unser Bad in der Blauen Lagune nachholen, das uns der Vulkanausbruch im letzten März vermasselt hatte. Wer weiß, vielleicht eine der letzten Chancen, dort im warmen Wasser zu dümpeln, bevor der nächste Ausbruch die Lagune verschlingt und mit Lava verfüllt.

Gesagt, getan – wir machten uns am letzten Februartag auf nach Island, natürlich mit einer Beurlaubung für Leroy in der Tasche, denn die zwei freien Tage um Karneval reichten für unser Vorhaben nicht ganz aus. Im Vorfeld unseres Fluges drehte sich mir beim Checken der Wetternachrichten ein wenig der Magen um, denn es war fast kontinuierlich schlechtes Wetter vorausgesagt.

Da wir wieder von Amsterdam aus flogen (die Flugpreise von deutschen Flughäfen aus sind inzwischen nur noch als unverschämt zu bezeichnen), ging der erste Tag doch fast ganz für die Anreise drauf. Erst am späten Nachmittag konnten wir auf Island unseren Minicamper in Empfang nehmen und uns auf den Weg machen, um etwas zu essen zu fassen.

Essen gehen ist auf Island so eine Sache, denn wenn man nicht unbedingt über 100 € für ein Abendessen bezahlen möchte, geht man am besten in einen American Diner, um Burger zu essen, oder zu KFC. Wir wählten Letzteres, das man in Keflavik findet. Von dort aus fuhren wir dann zu den Gunnuhver Hot Springs nahe am Reykjanestá-Leuchtturm. Zum einen gibt es hier einen abseits der Straße gelegenen Parkplatz, auf dem man ganz gut nächtigen kann, zum anderen finde ich das Rauschen und Zischen der Hochdruckgasaustritte dort beruhigend. Natürlich hoffte ich insgeheim auch auf ein spürbares Erdbeben, die hier vor der Küste immer ganz gerne in Schwärmen auftreten. Tatsächlich gab es nachts auch einen scharfen Ruck im Auto, der durch ein Erdbeben ausgelöst worden sein könnte. Oder war es doch nur eine der brutalen Windböen, die uns nachts erfassten und am Wagen rüttelten?

Grindavik und das Bad in der Blauen Lagune – 15 € für ein Butterbrot

Morgens drehten wir im eiskalten Wind eine Runde um das Thermalgebiet und besichtigten dann Grindavík, bevor wir zu unserem Termin in der Blauen Lagune fuhren, den wir bereits zu Hause online (obligatorisch) gebucht hatten. Nur durch das Glück einer Stornierung eines anderen Gastes des Resorts hatten wir eine Woche vor Reiseantritt einen freien Platz für Samstag um 13 Uhr ergattert – für den schlappen Preis von 104 €, wobei der 12-jährige Leroy noch kostenlos durchkam. Im letzten Jahr hatte ich noch 77 € für das Ticket bezahlt, das ich dann ja aufgrund des Ausbruchs und der Schließung der Lagune nicht wahrnehmen konnte – und das natürlich trotz anderslautender Versicherungen vonseiten der Blauen Lagune nicht zurückerstattet wurde. Naja, irgendwie muss man die von Vulkankatastrophen heimgesuchten Isländer ja unterstützen, wobei ich denke, dass der Vulkanausbruch und das unter der Blauen Lagune aufsteigende Magma den Besucheransturm gefördert, anstatt ausgebremst haben. Aber immerhin schafften wir es diesmal.

Da wir vor unserem Termin noch etwas Zeit hatten und noch nicht gefrühstückt hatten, wagten wir einen Besuch im Self-Service-Restaurant der Lagune. Mich lachte ein eingepacktes Sandwich an, doch in dem Moment, in dem meine Hand sich ihm näherte, erspähte ich den Preis von umgerechnet ca. 15 €! Wie von einem Elektroschocker getroffen, zuckte meine Hand zurück, und ich schlenderte kopfschüttelnd zur Kaffeebar, um dort den teuersten Kaffee zu bestellen, den ich wohl jemals in einer mäßig gemütlichen Atmosphäre zu mir genommen hatte. Irgendwie fühlte ich mich an deutsche Flughäfen erinnert, wobei ein Butterbrot dort etwa die Hälfte kostet. Vielleicht war ich in der Apotheke eines Flughafens gelandet? Leroy und ich schlenderten zu unserem Camper zurück und bereiteten erst einmal eine Brotzeit zu, bevor wir dann endlich schwimmen gehen konnten.

Nun ja, was soll ich sagen – Umkleide und Dusche des Spas haben sicherlich schon bessere Zeiten erlebt und sind zudem viel zu klein dimensioniert für die Besuchermassen, weshalb wohl auch immer nur eine begrenzte Anzahl an Terminen ausgegeben wird. Außerdem gab es nicht einmal Umkleidekabinen, sondern man musste sich vor den Spinden umziehen. Im Eintrittspreis inbegriffen sind aber Handtücher und ein Freigetränk, das man an der Bar im kieselgurgefärbten blauen Wasser zu sich nehmen kann. Das Wasser selbst war deutlich wärmer, als ich es von meinem letzten Besuch hier vor gut 20 Jahren in Erinnerung hatte. Vielleicht kommt das ja durch die zusätzliche Erdwärme des unter einem aufsteigenden Magmas. Baden in einem gigantischen Kochtopf – und man selbst ist die Fleischeinlage. Ein pikanter Gedanke.

Durch das warme Wasser und die kalte Luft dampfte es gewaltig, sodass man hier nicht nur im Wasser, sondern auch im Nebel saß und von der bizarren Landschaft drumherum kaum etwas sah. Apropos Kieselgur: Dieser lagerte sich früher als Schlamm am Boden der Lagune ab, und wer mochte, konnte ihn vom Boden aufnehmen und sich damit einschmieren. Jetzt war der Boden blitzblank, und den Schlamm gab es an einer Ausgabestelle. Im Eintritt inbegriffen war ein Löffel voll Schlamm, um ihn sich als Gesichtsmaske ins Gesicht zu schmieren. Wer mehr wollte, musste dafür nun halb so viel wie für ein Butterbrot bezahlen. Sagt mir mal einer, die Isländer seien nicht geschäftstüchtig!

Nach gut drei Stunden beendeten wir unser Bad und machten uns auf den Weg Richtung Vík, denn für den nächsten Tag stand der Besuch der Eishöhle auf dem Programm. Sie liegt in der Nähe der Gletscherlagune Jökulsárlón am Fuße des mächtigen Vatnajökull – eine ca. sechsstündige Fahrt von Grindavík aus. Wenigstens die Hälfte der Strecke wollte ich noch schaffen. Unser Nachtquartier bezogen wir am Skógafoss unweit der Katla, ein Ort, an dem ich immer wieder gerne bin. Nachts regnete es in Strömen, doch am nächsten Morgen überraschte uns Sonnenschein. Gut gelaunt brachen wir in Richtung Vatnajökull auf, aber nicht, ohne im Einkaufszentrum von Vík zu frühstücken.

Natürlich muss man heutzutage den Besuch einer Eishöhle im Voraus online buchen. Ich erledigte das jedoch erst am Vortag und hatte Glück noch zwei Plätze zu bekommen. Ein nicht ganz billiges Vergnügen, das mit 150 € pro Person zu Buche schlug. Ebenso selbstverständlich war es, dass wir zu einer bestimmten Zeit am Treffpunkt erscheinen mussten, was uns ein wenig unter Zeitdruck setzte. Die Tour-Veranstalter werben damit, dass die Kristall-Eishöhlen auf dem Breiðamerkurjökull liegen und man Helm und Steigeisen braucht, was aber von den Veranstaltern zur Verfügung gestellt werden kann. Nur entsprechend stabile Wanderstiefel und wasserdichte, warme Kleidung sollte man mitbringen.

Schock an der Gletscherlagune Jökulsárlón: Wo sind all die Eisberge geblieben?

Um 12 Uhr – eine Stunde vor Tourbeginn – erreichten wir die Gletscherlagune Jökulsárlón, auf deren Parkplatz der Treffpunkt lag. Als ich auf den Parkplatz einbog, traf mich der Schlag! Es kam einer Nahtoderfahrung gleich, bei der vor dem inneren Auge der Film des Lebens abläuft. Ich erinnerte mich, wie ich hier vor 20 Jahren nur einer Handvoll Autos begegnet war. Tagelang campierte ich damals auf einem Feldweg am Ufer der Gletscherlagune und beobachtete den Tanz der Eisberge. Nun waren die Eisberge bis auf einige kümmerliche Reste verschwunden, stattdessen war der große Schotterparkplatz randvoll mit Autos. So voll, dass ich 15 Minuten lang kreiste, ohne einen Stellplatz zu ergattern. Vollkommen entnervt steuerte ich die Küste auf der anderen Seite der Ringstraße an, wo es noch einen Parkplatz gab, von dem aus man etwa zehn Minuten zur Lagune lief. Da der Tourbeginn näher rückte, packten wir hastig unsere sieben Sachen und kramten Steigeisen und Helme hervor – schließlich sollte es auf den Breiðamerkurjökull gehen. Diese gewaltige Gletscherzunge des Vatnajökulls prägte wie kaum eine andere Eismasse das Schicksal der Isländer.

Von der bewegten Geschichte des Breiðamerkurjökull erzähle ich an anderer Stelle mehr. Hier nur so viel: Die ersten Siedler Islands fanden an seiner Stelle ein bewaldetes Tal vor, das erst durch einen Kälteeinbruch und eine Vulkankatastrophe entwaldet und für Jahrhunderte unbewohnbar wurde. In dieser Phase drang die Gletscherzunge bis zur Küste vor. Heute zieht sich der Gletscher dank des menschengemachten Klimawandels im Rekordtempo zurück – so weit, dass kaum noch Eisberge in die vom Gletscher geschaffene Schmelzwasserlagune Jökulsárlón kalben, oder besser gesagt kalbten, denn ich habe die Gletscherlagune noch nie so Eisbergfrei gesehen wir jetzt.

Aufgerödelt und overdressed erreichten Leroy und ich den Parkplatz und fanden den Superjeep, der uns auf das Eis bringen sollte – oder zumindest dachten wir das. Mit uns versammelten sich 13 weitere Reisende, von denen die wenigsten für eine Gletschertour gewappnet schienen. Doch der Jeep war es: mit einem Meter durchmessenden Reifen, deren Luftdruck sich vom Fahrersitz aus regulieren ließ. Vom Parkplatz aus fuhren wir gut drei Kilometer über die Ringstraße, bevor wir auf eine Piste abbogen. Mit großem Brimborium ließ der Fahrer Luft aus den Reifen ab – schließlich könne man nur mit einem Superjeep diese Strecke bewältigen. Ich beobachtete etwas zweifelnd einen normalen SUV, der uns entgegenkam.




Das Geheimnis der Kristall-Eishöhle – Sie liegt nicht auf dem Breiðamerkurjökull

Während der Fahrt erzählte der Guide, dass sich die Eishöhlen ständig verändern und sie immer wieder neue entdeckten. Nach gut sechs Kilometern Pistenfahrt stoppten wir auf einer Schotterfläche, etwa einen Kilometer vom Rand der Gletscherzunge entfernt. „Nanu, schon Pinkelpause?“, dachte ich. Doch nichts da – im Eiltempo marschierten wir auf einen nahegelegenen Bergrücken zu. Dessen Rand war noch vor wenigen Jahren vom zurückweichenden Gletscher geschliffen worden, und auf ihm hatten sich Massen von Schotter aus den Seitenmoränen abgelagert. Genau auf diese Moräne steuerte unser Guide zielsicher zu. Nach fünf Minuten standen wir vor einem unscheinbaren Loch im Schotter, unter dem sich offenbar noch Resteis befand. Einer nach dem anderen verschwand in dieser Öffnung. Eine der Mitreisenden hielt kurz vor der Schwärze inne und fragte den Guide ernsthaft, ob es in der Höhle dunkel und eng sein könnte, denn sie und ihr Mann litten ein wenig unter Klaustrophobie. Meine Steigeisen hatte ich übrigens im Jeep gelassen.

Die ganze Tour erinnerte mich immer mehr an den Besuch des Antelope Canyons, den ich im Sommer nach 30 Jahren ein zweites Mal besucht hatte, was ich hätte besser sein lassen sollen! In der Resteishöhle war es ähnlich voll, sodass sich bei mir kein richtiges Abenteuergefühl einstellen wollte. Das Eis war jedoch stellenweise von einem beeindruckend klaren Blau, wie man es in der Natur nur selten sieht. Ich kam mir vor wie im Inneren eines riesigen Wick-Blau-Hustenbonbons und wartete darauf, jeden Moment ausgespuckt oder runtergeschluckt zu werden.

Wie immer auf Gruppenführungen blieb zu wenig Zeit, um in Ruhe vom Stativ zu fotografieren und Leute anzumotzen, die einem durchs Bild rennen, also begnügte ich mich damit, mit dem Smartphone einige Bilder zu knipsen. Jetzt, wo ich wusste, dass man die Höhle bequem mit einem SUV erreichen konnte und sie außerhalb der Tourenzeiten wohl menschenleer wäre, nahm ich mir vor, bei meiner nächsten Islandreise hierher zurückzukehren, um ungestört Bilder zu schießen.

Als wir die Höhle nach gut 30 Minuten verließen, schien es, als träten wir in eine andere Zeit: Der Sonnenschein war einem beginnenden Schneesturm gewichen, die Sicht war eingeschränkt. Zurück an der Gletscherlagune peitschte uns auf dem Weg zum Auto Hagel ins Gesicht – und Leroy erfuhr, was echtes Wetter ist. Auf der Rückfahrt zum Skógafoss wurde es immer heftiger, und im Nu verwandelte sich die Ringstraße in einen Eiskanal. Da hatte ich ihn, den Abenteueraspekt, den ich in der Eishöhle vermisst hatte. Aus der eigentlich dreistündigen Fahrt wurden fünf Stunden mit Sichtweiten von teilweise unter 50 Metern. Als wir – ohne Schneeketten dabei zu haben – den steilen Straßenabschnitt hinter Vík passiert hatten und uns dem Campingplatz bei Skógafoss näherten, war ich verdammt froh.

Der Schneefall ging erst in den Morgenstunden in Regen über, und da das Wetter nicht besser wurde, verwarfen wir die Idee, die Katla-Eishöhle zu besuchen, und entschieden uns stattdessen für das Eyjafjallajökull-Vulkanmuseum mit seiner Lava-Show. Angesichts des horrenden Eintrittspreises begnügten wir uns aber damit, einen Kaffee aus dem Automaten zu trinken und den 20-minütigen Vulkanfilm zu gucken, was bereits mehr kostete, als ein Kinoabend in Deutschland.

Mittags machten wir uns auf den Weg zum Haukadalur und dem Geysir Strokkur. Doch auch hier war es bewölkt, sodass das Fotografieren des Geysirs wenig Sinn machte – zumal er trotz des schlechten Wetters von unzähligen Touristen umringt war. Beeindruckt hat mich jedoch die wild sprudelnde Quelle Blesi, die im vergangenen Sommer plötzlich einen Hitzeschub bekam und anfing zu kochen.

Einmal Sky-Lagoon bitte sehr

Am Nachmittag fuhren wir zurück nach Reykjavik und bezogen in einem kleinen Ort vor der Stadt Quartier. Da keine Wetterbesserung in Sicht war, beschlossen wir, unseren letzten Tag noch einmal dem Baden zu widmen und testeten die Sky Lagoon. Einmal baden gehen für ca. 150 € ist zwar verrückt, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Natürlich musste man auch hier online reservieren und eine feste Eintrittszeit einhalten. Im Gegensatz zur Blauen Lagune war das Spa jedoch modern ausgestattet, und der in einem Lavastrom an der Küste angelegte Poolbereich war ansprechend gestaltet – wäre da nicht der unablässige Wind gewesen, der einem das Gehirn gefror und Hagel ins Gesicht peitschte. Das siebenstufige Saunaritual, das hier zelebriert wird, sollte man sich aber nicht entgehen lassen.

Am Abend fuhren wir zurück nach Keflavik, wo unser Flieger am frühen Morgen startete. Unser Quartier war ein beschrankter Campingplatz, dessen Schranke sich nur nach Online-Zahlung öffnete. Wie ich es hasse! Doch nachts hatten wir dann doch noch Glück: Gegen Mitternacht rissen die Wolken auf, und wir konnten über der Reykjanes-Halbinsel und dem wilden Nordatlantik eine spektakuläre Nordlicht-Show erleben, womit Leroys größter Wunsch für diese Reise in Erfüllung ging!