Santorin: Forscher arbeiten mit Hochdruck

Mehrere Forschergruppen arbeiten auf Santorin – Weitere Erdbeben detektiert

Es ist nun gut einen Monat her, dass die außergewöhnlich starke Erdbebenserie nordwestlich der griechischen Insel Santorin für Unruhe sorgte und eine Katastrophenstimmung hervorrief. Zwar hat die Hochphase der seismischen Aktivität nachgelassen, doch der Untergrund bei Santorin ist noch immer nicht völlig zur Ruhe gekommen: Täglich werden weitere Erschütterungen registriert. Das stärkste Beben von gestern erreichte eine Magnitude von 3,2.

Inzwischen sind mehrere internationale Forscherteams in der Erdbebenregion eingetroffen. Sie messen u.a. die seismische Aktivität, um die Ursache der starken Beben zu ergründen. Eine zentrale Hypothese ist, dass aufsteigendes Magma zumindest teilweise für die Erdbeben verantwortlich war. Unklar ist jedoch, ob das Magma der treibende Faktor der Aktivität war oder lediglich einen sekundären Effekt darstellte – etwa durch das Auffüllen von Rissstrukturen eines Rifting-Prozesses.

Präzise Erfassung kleinster Erdbeben mit neuen Messgeräten des GFZ

Fest steht, dass die unbewohnte Insel Anydros im Zentrum der seismischen Aktivität lag und sich derzeit weiter hebt. Entlang dort verlaufender Bruchzonen kann Magma aufsteigen. Es gibt Hinweise darauf, dass sich in einigen Kilometern Tiefe ein Magmakörper bildet. Während die stärkeren Beben allmählich nachlassen, treten weiterhin schwächere Erschütterungen auf, die mit herkömmlichen Messstationen nur unzureichend erfasst werden. Um diese besser zu detektieren, hat ein Team des GFZ Potsdam kürzlich ein Seismometer-Array und Deformations-Sensoren auf Anydros installiert.

Neben vulkanotektonischen Erdbeben sollen auch sogenannte Slow-Slip-Events erfasst werden: diese extrem langsam ablaufenden Erdbeben lassen die Wegbahnung von Magma erkennen. Zusätzlich wurde in Zusammenarbeit mit dem griechischen Institut NOA eine GPS-Station eingerichtet, um geodynamische Veränderungen der Insel zu überwachen.

Projektleiter Prof. Dr. Marco Bohnhoff erklärt in einer Pressemeldung:
Dank mehrerer hochfrequenter Seismometer können wir Mikrobeben lokalisieren und verfolgen, ob das Magma weiter zur Oberfläche aufsteigt oder sich stabilisiert. Auch eine Bewegung in Richtung Santorin wurde beobachtet.

Diese Daten helfen den griechischen Behörden, Gefährdungsszenarien zu bewerten und gegebenenfalls Warnungen auszugeben.

Ozeanografische Mission HYDROMOX untersucht hydrothermale Aktivität

Das Forschungsteam des Santorini Submarine Observatory (SANTORY) gab am Samstag in einer Presseerklärung bekannt, dass es an der ozeanografischen Expedition HYDROMOX (Hydrothermale Modulation der Caldera-Explosivität) teilnimmt. Die Mission wird mit dem britischen Forschungsschiff DISCOVERY in der Santorin-Caldera durchgeführt.

Ein zentrales Ziel ist die Untersuchung des hydrothermalen Feldes am Unterwasservulkan Kolumbos, das seit dem Erdbeben im Februar 2025 erstmals wieder mit dem autonomen Unterwasserfahrzeug IRIS erforscht wird. Dabei werden mit Hilfe eines ferngesteuerten Tauchroboters Flüssigkeiten und Gase aus hydrothermalen Schloten entnommen sowie die Temperaturen der hydrothermalen Austritte und des Vulkankraters gemessen. Natürlich werden auch Wasserproben für chemische Analysen gesammelt.

Das SANTORY-Team hatte das submarine Hydrothermalfeld von Kolumbos bereits im Herbst 2023 untersucht und festgestellt, dass sich sowohl die chemische Zusammensetzung der Fluide als auch ihre Temperatur bereits damals verändert hatten. Diese Beobachtungen deuteten auf einen aktiven Magmakörper unter dem Vulkan hin, von dem im Februar möglicherweise eine Intrusion ausging.




Die Arbeit der Forscher konzentriert sich als im Wesentlichen darauf Magmaansammlungen im Untergrund aufzuspüren und zu lokalisieren. Auch wenn bislang keine Daten veröffentlicht wurden, die direkt bestätigen, dass die Beben durch magmatische Aktivität ausgelöst wurden, scheint man das in der Fachwelt doch stark anzunehmen.

Puyehue-Cordón Caulle heizt auf

Erhöhte seismische Aktivität am Puyehue-Cordón Caulle – Vulkan könnte ausbrechen

In Chile sorgt der Vulkan Puyehue-Cordón Caulle für Besorgnis bei den Anwohnern, denn es gibt vermehrt Anzeichen dafür, dass sich der Komplexvulkan auf eine Eruption vorbereiten könnte. Zu diesen Anzeichen gehört eine Bodendeformation mit einer Hebungsrate von 9 mm im Monat, die ihrerseits mit Erdbeben einhergeht. So berichteten gestern lokale Medien über ein vulkanotektonisches Erdbeben der Magnitude 3,6, das den Vulkan am 12. März erschütterte. Der Erdbebenherd befand sich in 7 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde nordwestlich des Kraters lokalisiert. Es war eines von 23 Beben, die sich in den letzten 30 Tagen am Puyehue-Cordón Caulle ereigneten. Die meisten Erschütterungen manifestierten sich unter der Nordwestflanke, wo sich der Boden auch am stärksten verformt. Im Februar-Bulletin von SERNAGEOMIN ist nachzulesen, dass sich in diesem Monat 90 vulkanotektonische Beben ereigneten.

Laut einem Geologen der Päpstlichen Katholischen Universität von Valparaíso (PUCV) gilt ein Erdbeben dieser Magnitude als ungewöhnlich hoch für vulkanisch bedingte Beben. Es wird als vulkanotektonisch eingestuft und hängt mit der Bewegung von Magma zusammen, das Risse im Gestein erzeugt. Das Beben deutet eine Druckerhöhung im magmatischen System an, die letztendlich zu einem Vulkanausbruch führen könnte.

Die Magnitude von 3,6 liegt über dem Durchschnitt für vulkanische Beben, bleibt jedoch innerhalb des für aktive Vulkane typischen Bereichs. Im Jahresverlauf war es das zweitstärkste Beben, das am Puyehue-Cordón Caulle gemessen wurde. Das stärkste hatte eine Magnitude von 3,7 und manifestierte sich am 8. August 2024.

Generell sind Erdbeben in vulkanischen Regionen nicht ungewöhnlich und deuten nur dann auf eine erhöhte magmatische Aktivität hin, wenn sie mit weiteren Anzeichen wie erhöhten Gasemissionen oder Bodenverformungen einhergehen. Tatsächlich tauchen am Puyehue-Cordón Caulle bereits thermische Anomalien auf, die aller Wahrscheinlichkeit nach von heißen Fumarolen verursacht werden.

Eine kontinuierliche Überwachung ist entscheidend, um potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen. Die Alarmstufe des Vulkans steht auf „Gelb“.

Der Puyehue-Cordón Caulle liegt in den Anden im Süden Chiles, nahe der Grenze zu Argentinien. Der Vulkan erreicht eine Höhe von etwa 2.236 Metern und gehört zu den aktivsten Vulkanen des Landes. Die letzte große Eruption fand im Juni 2011 statt, als eine massive Aschewolke die Region und weite Teile Argentiniens bedeckte. Der Ausbruch führte zur Evakuierung zahlreicher Anwohner und hatte erhebliche Auswirkungen auf den Flugverkehr.