Island: Erhöhte Ausbruchswahrscheinlichkeit bestätigt

IMO-Forscher bestätigen auf Island erhöhte Ausbruchswahrscheinlichkeit bei inzwischen gleichbleibender Seismizität

Auf der isländische Reykjanes-Halbinsel gab es in den letzten 24 Stunden wieder einige Erdbeben. Sechs Beben manifestierten sich entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe bei Svartsengi. Eins der Erdbeben lag unter Grindavik. Auch an den benachbarten Spaltensystemen Fagradalsfjall und Krysúvik bebte die Erde, sehr wahrscheinlich infolge der erhöhten Spannungen durch die Bodenhebung bei Svartsengi.

Laut den Vulkanologen von IMO besteht entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe weiterhin eine hohe Ausbruchswahrscheinlichkeit. Das geht aus einem heute veröffentlichten Bulletin hervor. Demnach setzt sich die Magmaansammlung weiter fort, obgleich sich die Geschwindigkeit der Bodenhebung in den letzten Tagen etwas verlangsamte. Das kann entweder daran liegen, dass aus der Tiefe weniger Magma aufsteigt, oder an dem immer weiter ansteigenden Gegendruck im flach liegenden Speichersystem, der aufsteigendes Magma quasi ausbremst.

Das derzeitige Magmavolumen unter Svartsengi ist seit Beginn der Eruptionen im Dezember 2023 auf ein neues Höchstmaß angewachsen und war zu keinem Zeitpunkt höher als jetzt. Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass diese Phase der Magmaakkumulation in absehbarer Zeit in eine Gangbildung nebst Eruption mündet, die voraussichtlich zwischen Sundhnúkur und Stóra-Skógfell Platz nehmen wird.

In den vergangenen Wochen hat die seismische Aktivität allmählich zugenommen, was auf steigenden Druck im Bereich der potenziellen Ausbruchsstelle hindeutet. Ein Vulkanausbruch kann daher kurzfristig erfolgen. In den letzten Tagen steigerte sich die Seismizität allerdings nicht mehr und täglich werden zwischen 5 und 7 schwache Beben registriert.

Der Schwerpunkt der Erdbebenaktivität liegt weiterhin im selben Bereich wie vor den jüngsten Ausbrüchen, insbesondere zwischen Sundhnúkur und Stóra-Skógfell. Dort trat bei sechs der sieben Eruptionen seit Dezember 2023 erstmals Magma an die Oberfläche. Die Anfang des Monats gemeldete Verlagerung der Erdbeben in östlicher Richtung hat sich nach einer erneuten Analyse mit genaueren Daten nicht bestätigt. Die Vulkanologen wiesen darauf hin, dass ein fehlerhaft arbeitendes Geophon falsche Daten geliefert hatte. Der Fehler wurde inzwischen behoben.

Die Gefahreneinschätzung hat sich gegenüber der Vorwoche nicht geändert und in den unterschiedlichen Zonen gelten die gleichen Risikoeinschätzungen wie zuvor: Die rote Zone mit dem größten Gefahrenpotenzial ist die Zone 3, in der die Kraterreihe verläuft. Die Blaue Lagune, das Geothermalkraftwerk und Grindavik liegen in der orangen Gefahrenzone.

Campi Flegrei: 340 evakuierte Personen

Folgen der Erdbeben in Campi Flegrei: 340 Menschen vertrieben, Bahnhof gesperrt, Feuerwehr im Dauereinsatz

Nach der jüngsten Erdbebenserie, die den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei in der vergangenen Woche erschütterte, werden weiterhin Häuser inspiziert und Schäden erfasst. Bisher wurden 670 Gebäude begutachtet, während noch 330 auf der „To-Do-Liste“ stehen. Mehrere Gebäude wurden als unbewohnbar erklärt, sodass insgesamt 340 Personen aus 142 Familien evakuiert werden mussten. Während 55 Betroffene vorläufig in Hotels untergebracht sind, fanden die übrigen in unabhängigen Unterkünften Zuflucht.

Gut tausend Feuerwehrleute sind im Einsatz oder in Bereitschaft. Der Bahnhof Gerolomini in Pozzuoli bleibt aufgrund von Erdbebenschäden geschlossen, weshalb dort keine Züge der Cumana mehr halten. Die meisten Schulen sollen in den nächsten Tagen wieder öffnen, sodass die Schüler zum regulären Unterricht zurückkehren können.

Die Erdbebenserie erreichte am 13. März eine Magnitude von 4,4 – eines der stärksten jemals in den Campi Flegrei gemessenen Beben, zusammen mit einem gleichstarken Ereignis im letzten Jahr. Die jüngsten Erschütterungen schüren Sorgen vor noch stärkeren Beben oder gar einem Vulkanausbruch – ein Szenario, das auch viele Wissenschaftler zunehmend für möglich halten. Zwar gibt es derzeit keine Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch, doch aktuelle Studien deuten auf einen zunehmenden magmatischen Einfluss auf Bodenhebung, Seismizität und Gasausstoß hin.

Theoretisch könnte sich die Lage innerhalb weniger Tage zuspitzen, da Daten auf eine größere Magmenansammlung in etwa acht Kilometern Tiefe hindeuten. Kleinere Mengen Schmelze sind bereits in Tiefen von vier bis fünf Kilometern aufgestiegen. Vor dem letzten Ausbruch in den Campi Flegrei, der 1538 den Monte Nuovo schuf, hob sich der Boden um mehrere Meter – manche Quellen sprechen sogar von bis zu 19 Metern Hebung.

Tatsächlich hoffen immer mehr Anwohner der Caldera, dass sich ein ähnliches Szenario eher früher als später wiederholt. Was paradox klingt, liegt daran, dass der italienische Staat vorsorgliche Evakuierungen nur bei einer sich anbahnenden Eruption finanziert. In diesem Fall würden die Evakuierten staatliche Unterstützung erhalten, einschließlich neuer Wohnungen in anderen Regionen. Viele Menschen, die stärkere Erdbeben fürchten, müssen jedoch in Pozzuoli ausharren – es sei denn, sie können sich eine Umsiedlung aus eigener Tasche leisten. In den vom Bradyseismus betroffenen Gebieten nehmen daher Proteste und hitzige Debatten zu.

Update 19:00 Uhr: Das INGV gab bekannt, dass die Magnitude des Bebens von 4,4 auf 4,6 hochgestuft wurde.

Yellowstone: 42 Erdbeben im Februar

Dampffahne eines neuen Thermalgebiets im August 2024. © YVO

42 Erdbeben im Yellowstone Nationalpark – Leichte Subsidenz detektiert

Die Yellowstone-Caldera in den USA zählt zu den machtvollsten Aschestrom-Calderen der Welt und erzeugte in der jüngeren Erdgeschichte 3 Supervulkaneruptionen, die im Mittel alle 700.000 Jahre auftraten. Zwischen diesen Eruptionen gab es auch normalstarke Ausbrüche, die auch in der Neuzeit wieder auftreten könnten. Momentan befindet sich der Calderavulkan in einem zwischeneruptiven Stadium, das von einer intensiven hydrothermalen Aktivität gekennzeichnet ist: Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es so viele Geysire, heiße Quellen und Schlammbecken zu bewundern wie hier.

Zu den beeindruckendsten hydrothermalen Erscheinungen zählt der mächtigste Geysir der Welt: Der Steamboat-Geysir, der über lange Zeiträume hinweg nur sehr selten sprang, steigerte im Jahr 2019 plötzlich seine Aktivität und sprang alle paar Tage. Mittlerweile haben sich die Pausenintervalle wieder deutlich verlängert, liegen aber dennoch unter dem langjährigen Mittel. Zuletzt sprang er am 3. Februar 2025 nach gut 72 Tagen Ruhe.

Wie aus einem neuen Monatsbulletin des YVO für den Februar 2025 hervorgeht, war der Yellowstone-Vulkan weiterhin seismisch aktiv: Es wurden 42 Erdbeben detektiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,6. Es gab 2 Erdbebenschwärme mit 18 und 11 Erschütterungen, die sich in den Arealen von Mammoth und West Thumb zutrugen. Auch Bodendeformationen in Form einer leichten Subsidenz von bis zu 20 mm wurden nachgewiesen, was den mehrjährigen Trend bestätigt, der nun seit dem Ende der letzten Hebungsphase im Jahr 2019 vorherrscht.


Die Bodendeformationen im Yellowstone stehen in erster Linie mit Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem zusammen, obgleich es in tieferen Erdschichten auch Magmenansammlungen gibt, die sich in den letzten Jahrzehnten in Richtung Westen verlagerten. Insofern ähneln die Prozesse hier den bradyseismodalen Vorgängen in den Campi Flegrei, die in den letzten Monaten für einiges Aufsehen sorgten.

Intensive hydrothermale Aktivität

Trotz der Subsidenz gab es im letzten Jahr einige bislang selten beobachtete hydrothermale Phänomene, die eigentlich auf eine Verstärkung des Hitzeflusses im Untergrund hindeuten. Hierzu zählen die starke hydrothermale Eruption vom 23. Juli 2024, die sich im Biscuit Basin ereignete, und die schwächere Dampfexplosion vom 15. April im Norris Geyser Basin. Darüber hinaus wurden mehrere neue Fumarolen und Dampfaustritte entdeckt, von denen ein gestern veröffentlichter Bericht erzählt. Das prägnanteste dieser Phänomene manifestierte sich im Roadside Springs Thermal Area und wurde am 5. August des vergangenen Jahres entdeckt, als ein Wissenschaftler des Nationalparks von Mammoth Hot Springs in Richtung Norris-Geysir-Becken fuhr. Die Forscher sahen im Vorbeifahren eine Dampffahne zwischen Bäumen aufsteigen, wo es zuvor keine hydrothermalen Manifestationen gab. Die Erscheinung wurde später von Geologen untersucht, die am Fuße eines Rhyolith-Lavastroms ein neues, etwa 60 m langes Thermalfeld vorfanden. Heute steigt zwar keine Dampfwolke von diesem Feld mehr auf, aber es gibt heiße Quellen mit einer Temperatur von 77 Grad Celsius.

Home Reef: Thermische Anomalie und Wachstum detektiert

Inselvulkan Home Reef in Tonga vergrößerte sich und zeigt thermische Anomalie

Das junge Vulkaneiland Home Reef gehört zum Südseearchipel Tonga und liegt in der Tonga-Kermadec-Subduktionszone, einer Region mit hoher tektonischer Aktivität. Home Reef erblickte erst im Jahr 2022 das Licht der Welt. Seitdem wuchs die Insel in mehreren Phasen weiter an. Die jüngste dieser Phasen begann im letzten Dezember. Seitdem werden immer wieder thermische Anomalien registriert, die auf Satellitenfotos im Infrarotspektrum sichtbar sind. Eine dieser Anomalien erzeugt heute eine schwache Thermalstrahlung mit 3 MW Leistung. Auf einem Sentinel-Satellitenfoto von gestern erkennt man, dass die Anomalie vom Krater ausgeht, der sich am südwestlichen Inselrand befindet. Zudem ist das Wachstum der Insel zu erkennen, das hier anhand von Bildern vom Dezember 2024 und Februar 2025 dokumentiert wird.

Der Unterwasservulkan, der 2022 erstmals über die Meeresoberfläche hinausragte, hat seither mehrfach neues Land gebildet. Nach Ausbrüchen in den Jahren 2023 und 2024 erreichte die Insel eine Fläche von 12,2 Hektar, bevor sie während der jüngsten Aktivitätsphase von Dezember 2024 bis Januar 2025 um weitere 3,7 Hektar wuchs.

Satellitenbilder zeigen nicht nur, wie sich das neue Land durch ausströmende und erkaltende Lava formte, sondern auch dass sich das Wasser entlang der Küsten durch freigesetzte Gase und Schwefel verfärbte. Während einige der emittierten Stoffe das Wachstum von Phytoplankton fördern, sind die heißen, sauren Fontänen für viele Meereslebewesen schädlich. Bis das neu entstandene Land von höheren Tierarten dauerhaft besiedelt wird, werden noch Jahre vergehen, doch schon heute dient die Insel als Rastplatz für Seevögel und amphibische Meeresbewohner.

Frühere Eruptionen in diesem Gebiet bildeten oft instabile Inseln aus leicht erodierbarem Material. So wurden die jungen Vulkaninseln innerhalb von Monaten wieder auf Unterseetiefe abgetragen. Die aktuelle Insel besteht jedoch aus widerstandsfähigerem Gestein, weshalb Geologen von einer längeren Beständigkeit ausgehen.

Die Eruptionen des Home-Reef-Vulkans waren nicht stark genug, um die Bevölkerung des Inselreiches Tonga zu beeinflussen. Anders sieht es mit den Eruptionen des weiter südlich gelegenen Inselvulkans Hunga Tonga-Hunga Ha‘apai aus, der im Jahr 2022 groß ausbrach und explodierte. Diese Eruption löste Tsunamis und Ascheregen aus, unter denen die Bevölkerung Tongas litt.