Erdbeben signalisieren erhöhte Ausbruchswahrscheinlichkeit bei der Sundhúnkur-Kraterreihe auf Island
Die Lage auf der isländischen Reykjaneshalbinsel spitzte sich in den letzten Stunden zu, da es eine signifikante Zunahme der Seismizität entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe gab. Innerhalb der letzten 24 Stunden manifestierten sich 15 Erschütterungen im Gebiet von Svartsengi, wobei nicht alle Beben entlang der Kraterreihe lagen, sondern einige auch streuten und Grindavik erschütterten. Die Beben hatten geringe Magnituden und lagen in Tiefen von ca. 3 Kilometern und somit bereits ziemlich flach. Die Bodenhebung hält noch weiter an, eine seitliche Intrusion lässt sich aus den Werten noch nicht ableiten.
In einem RUV-Interview äußerte sich IMO-Naturgefahrenexpertin Steinunn Helgadóttir dahingehend, dass eine Eruption bevorzustehen scheint. Sie verwies auch explizit auf die Beben bei Grindavik. Es kann nicht als ausgeschlossen angesehen werden, dass sich ein magmatischer Gang in dem Bereich bilden wird. Obwohl sich vergleichsweise wenige Anwohner der Stadt auch dort aufhalten, ist sie nicht evakuiert. Einige Betriebe, besonders die Fischverarbeitung am Hafen, scheinen ihren Betrieb wieder aufgenommen zu haben. Als ich vorletzte Woche Samstag dort unterwegs war, sah ich zahlreiche Fahrzeuge dort geparkt.
Interessanterweise äußerte sich der isländische Vulkanologe Ármann Höskuldsson erst gestern in einem VISIR-Interview dahingehend, dass er denkt, dass die Eruptionsserie bei Sundhnúkur bereits vorbei ist. Allerdings wollte er sich nicht ganz festlegen und schloss noch einen weiteren Ausbruch bei Sundhnukur nicht ganz aus. Für wahrscheinlicher hält er aber eine Verlagerung der Eruption auf eines der anderen Spaltensysteme auf Reykjanes.
Von diesen scheint mir das Krysúivik-System ein guter Kandidat zu sein. Das Schwarmbeben von gestern schwächte sich zwar ab, dennoch gibt es dort auch heute noch Erdbeben. Innerhalb der letzten 48 Stunden registrierte IMO auf Reykjanes 113 Erschütterungen. Unter ganz Island waren es 173.
IMO brachte soeben ein Update der Gefahrenlage heraus und bestätigt im Wesentlichen das oben Aufgeführte. Ergänzend wiesen die Vulkanologen darauf hin, dass es seit Beginn der Ausbruchsserie im Dezember 2023 keine größere Bodenhebung und Magmenakkumulation gab als jetzt. Daraus lässt sich ableiten, dass ein besonders starker Ausbruch droht, von dem einige Forscher annehmen, dass er eher nicht kommt. Geheimnisvolle Welt der Uneinigkeit!