Ätna verstärkt Tremor am 12.02.25

Ätna Eruption hält bei verstärktem Tremor an – Lavastrom gut 3 Kilometer lang

Die Eruption am Ätna geht weiter und könnte sich sogar verstärkt haben. Hinweise darauf liefert eine erhöhte Tremoramplitude, die bereits seit gestern leicht, aber stetig ansteigt und sich im unteren Drittel des roten Bereichs bewegt. Ob sich dieser Anstieg 1 : 1 im Lavaausstoß am Lavastrom widerspiegelt, lässt sich aus der Ferne nicht diagnostizieren. Auf der Livecam ist aber ein beständiger Ascheausstoß des alten Teils des Südostkraters zu sehen. Im Allgemeinen unterscheiden die Vulkanologen vom INGV nicht mehr zwischen dem Alten und dem Neuen Südostkrater, sondern schreiben in ihren Berichten nun vom westlichen Teil des Südostkraters, wenn vom Alten Südostkrater die Rede ist. Der Grund liegt darin, dass die beiden Krater durch die starken Paroxysmen der letzten Jahre zusammengewachsen sind und eigentlich einen Kraterkegel bilden.

Der Lavastrom, der seit dem Wochenende aktiv ist, hat inzwischen eine Länge von gut 3 Kilometern erreicht. Die Lavafront hat den Steilhang überwunden und bewegt sich nun in flacherem Gelände, was die Geschwindigkeit der Front verringert.

Das INGV nahm die Eruption zum Anlass, wieder ein Wochenbulletin zu veröffentlichen. Dem ist der genaue Standpunkt des neuen Förderschlots zu entnehmen, von dem es heißt, dass er sich an der östlichen Basis der Bocca Nuova (Zentralkraterkomplex) geöffnet hat. Auf der zugehörigen Karte erkennt man, dass die Öffnung doch vergleichsweise nahe im Sattelbereich zwischen Südostkrater und der Bocca Nuova liegt. Die effusive Tätigkeit ist wahrscheinlich mehr mit dem Südostkrater assoziiert als mit dem Zentralkrater. Diese These wird auch durch die genauere Analyse der Tremorquelle gestützt, die auf einer Höhe zwischen 2800 und 3000 m unter dem Südostkrater ausfindig gemacht wurde. Der Lavaaustritt befindet sich auf dem 3050 m-Höheniveau.

Bereits am 6. Februar, also 2 Tage vor Beginn der effusiven Tätigkeit, setzten strombolianische Eruptionen aus dem Südostkrater ein. Weitere direkte Vorzeichen der Eruptionen gab es kaum, sieht man einmal von einem hohen Kohlendioxidausstoß und einer minimalen Bodenhebung ab, die aber unter einem Mikron lag. Das Geschehen zeigt einmal mehr, wie schwer es am Ätna ist, Vulkanausbrüche zu prognostizieren.

Nyramuragira eruptiert am 12.02.25

Vulkan Nyamuragira steigerte Aktivität – Hohe Wärmestrahlung detektiert

Im Kongo ist der Nyamuragira wieder aktiver geworden und emittiert eine starke Wärmestrahlung. Laut MIROVA hat sie eine Leistung von 1572 MW. Vor zwei Tagen belief sich der Wert auf mehr als 2700 MW. Vom 10. Februar stammt auch das letzte Sentinel-Satellitenfoto, auf dem man in der Caldera des Vulkans eine große thermische Anomalie im Infrarotbereich erkennt. Sie stammt von einer Lavaansammlung, die einen Teil des Calderabodens überflutete. Vom Krater innerhalb der Caldera ging eine starke Dampfwolke aus, die in Richtung Westen zog; ausgerechnet über den dort befindlichen Lavaablauf. Daher kann man nicht erkennen, ob der Lavastrom auf der Westflanke des Vulkans aktiv ist. Der Strom im Norden scheint kalt zu sein. Auf dem Bild kann man aber erkennen, dass es im Bereich des westlichen Lavastroms einen Vegetationsbrand gibt, der wohlmöglich von einem Lavastrom ausgelöst wurde.

Südlich des Nyamuragira liegt der Nyiragongo, in dessen Krater viele Jahre lang ein Lavasee brodelte. Dieser Vulkan hüllte sich in Wolken, so dass man keine Aussagen über seine Aktivität treffen kann.

Beide Vulkane liegen nahe der Stadt Goma, die wiederum am Kivusee im Grenzbereich zu Ruanda liegt. In den letzten Wochen stand die Stadt in den Schlagzeilen, weil dort Rebellen der Miliz M23 wüteten, fast 3000 Menschen abschlachteten, Hunderttausende vertrieben und die Stadt besetzten. Nun löst die Miliz, die von Ruanda unterstützt wird, auch noch Flüchtlingscamps auf. Der Grund für die Kämpfe ist schnell erklärt: Der Kongo verfügt über wichtige Rohstoffe, die heiß begehrt und umkämpft sind, auch wenn natürlich ideologische und politische Gründe vorgeschoben werden.

Die Rebellen schwadronieren schon lange durch das Umland von Goma und machen auch den Urwald auf den Hängen der Virungavulkane unsicher, daher gibt es schon seit Jahren keine oder nur sehr wenige Augenzeugenberichte über das Geschehen an den beiden hier genannten Vulkanen. An Reisen in die Gegend ist vorerst nicht zu denken.

Kilauea tut es wieder

Neunte Eruptionsepisode am Kilauea – Lavafontänen aus 2 Schloten

Der Kilauea auf Hawaii konnte das Magma nicht mehr länger halten und begann gestern mit der neunten eruptiven Episode des seit dem 23. Dezember anhaltenden Ausbruchs im Halemaʻumaʻu-Krater. Die aktuelle Episode begann am 11. Februar um 10:16 Uhr HST. Bei uns war es da bereits abends. Es wurden Lavafontänen freigesetzt, die einen Lavastrom auf dem Boden des Halemaʻumaʻu-Kraters bildeten und bilden.

Wie schon bei den vorangegangenen Episoden zu beobachten war, manifestierte sich bereits früher am Morgen Lavaspattering aus einem der beiden Schlote am Rand des Kraterbodens. Diese Spritzaktivität steigerte sich, bis dann die Lavafontänen einsetzten. Die Lavafontänen aus der nördlichen Öffnung erreichten um 10:45 Uhr eine geschätzte Höhe von etwa 100 Metern und die Lava bedeckte etwa ein Viertel des Kraterbodens. Gegen 10:50 Uhr begann zudem ein langsamer Lavaausfluss aus der südlichen Öffnung. Dieser steigerte sich im Tagesverlauf ebenfalls und aktuell (21:30 HST) wird auch hier eine Lavafontäne gefördert.

Der eruptiven Episode voraus ging eine inaktive Phase, während der das flache Speicherreservoir unter dem Gipfel wieder aufgefüllt wurde. Dabei stieg der Boden an, was die Hangneigung der Vulkanflanke im Gipfelbereich um etwa 9 Mikroradian versteilte. Während die Erdbebentätigkeit auf durchschnittlichem Niveau lag, nahm der Tremor kurz vor der Eruption zu, und die Neigung an der Messstation UWD wechselte kurz nach Eruptionsstart um etwa 10:25 Uhr HST von Inflation zu Deflation.

Seit dem 23. Dezember 2024 dauerten die einzelnen Eruptionsepisoden des Halemaʻumaʻu zwischen 13 Stunden und 8 Tagen, unterbrochen von eruptiven Pausen von weniger als 24 Stunden bis zu 12 Tagen.

Geschehen in anderen Bereichen des Kilaueas

In der East Rift Zone oder Southwest Rift Zone wurden keine Änderungen der geophysikalischen Parameter festgestellt. Das Hawaiian Volcano Observatory (HVO) überwacht den Kīlauea weiterhin genau und wird die Öffentlichkeit über Änderungen des eruptiven Geschehens informieren. Die Vulkan-Warnstufe steht auf „Gelb“ und der Alarmcode für den Flugverkehr auf „Orange“ obgleich es keine Ascheemissionen gibt. Einzig Peles-Haare und Gase steigen vom Krater aus auf.

Beim Kilauea handelt es sich um einen Schildvulkan im Süden der Insel Big Island Hawaii. Seit der großen Leilani-Eruption von 2018 spielen sich die Ausbrüche im Gipfel- und oberen Flankenbereich des Vulkans ab.

Campi Flegrei: Weiteres Schwarmbeben am 11. Februar

Calderavulkan Campi Flegrei erzeugte weiteren Erdbebenschwarm – 60 Erschütterungen innerhalb von 2 Tagen

In Süditalien kommt die Erde nicht zur Ruhe! Nach den Erschütterungen am Ätna und Vesuv stimmten nun auch die Campi Flegrei (Phlegräische Felder) in den Reigen der unruhigen Vulkane ein und erzeugten am 10. und 11. Februar insgesamt 60 schwache Erdbeben. Heute haben sich bereits 13 weitere Beben dazugesellt. Die Magnituden der meisten Beben lagen im Bereich der Mikroseismizität, es gab jedoch auch einige Erdbeben mit einer Magnitude von über 1,5. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 2,3 und eine Herdtiefe von 2300 m. Das Epizentrum befand sich auf halber Strecke zwischen Solfatara und Monte Nuovo. In diesem Areal kam es zu einer kleinen Clusterbildung. Viele der weiteren Erdbeben verteilten sich zwischen diesen Epizentren und der Solfatara. Während man davon ausgehen kann, dass die Mikrobeben auf Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem des Vulkans zurückzuführen sind, könnten die stärkeren Beben infolge von Rissbildung durch den Aufstieg dieser Fluide entstanden sein. Langsam aber sicher wird die stabile Deckschicht des Calderadeckels zermürbt – ähnlich wie die Bausubstanz an der Oberfläche.

Bereits in der letzten Woche war die Erdbebenaktivität überdurchschnittlich hoch. Aus dem aktuellen Wochenbericht des INGV geht hervor, dass in der Zeit vom 3. bis 9. Februar 2025 insgesamt 118 Erdbeben verzeichnet wurden. Das stärkste hatte eine Magnitude von 3,2. Die Bodenhebung blieb an der Messstation RITE bei 10 mm pro Monat. Betrachtet man die zugehörige Grafik, erkennt man eine leichte Beschleunigung der Hebegeschwindigkeit in den letzten Tagen. Genauere Berechnungen werden zeigen, ob sie tatsächlich zugenommen hat. Die geochemischen Parameter zeigen keine Abweichungen gegenüber den letzten Messungen, und die gesamten Daten bestätigen eine weitere Erwärmung sowie eine zunehmende Druckbeaufschlagung des Hydrothermalsystems. Die Fumarolentemperatur von Pisciarelli lag im Durchschnitt bei 97 Grad, gemessen im Gasstrom 5 m entfernt vom Fumarolenmund.

In der Facebook-Gruppe zur roten Gefahrenzone der Campi Flegrei wurden erneut Bilder geteilt, die den immer weiter trockenfallenden kleinen Hafen zeigen – ein deutliches Zeugnis der Bodenhebung, die sich bis an die Küste und den Meeresboden auswirkt.

Die Campi Flegrei sind eine aktive Caldera in der Region Kampanien, westlich von Neapel. Der Name bedeutet „brennende Felder“ und verweist auf die zahlreichen Fumarolen, heißen Quellen und vulkanischen Aktivitäten in der Region. Die Caldera entstand durch mehrere große Eruptionen, von denen die letzte größere vor etwa 39.000 Jahren stattfand und als eine der stärksten bekannten Eruptionen Europas gilt. Seitdem zeigen die Campi Flegrei wiederkehrende Phasen magmatischer Aktivität, darunter Bodenhebungen, Seismizität und Gasaustritte.

Ätna: Lavastrom und ein aktiver Südostkrater

Lavastrom am Ätna erreicht 1900 m Höhenniveau – Südostkrater eruptiert glühende Tephra

Der Ätna zeigt seit dem Wochenende weiterhin ein ungewöhnliches Eruptionsverhalten, da er einen Lavastrom fördert, der aus einer kurzen Spalte an der Südbasis des Zentralkraterkomplexes quillt und in südwestlicher Richtung fließt. Die Lavafront erreichte in den frühen Morgenstunden die Basis des Steilhanges und befindet sich in etwa auf dem Höhenniveau der unteren Seilbahnstation, die auf gut 1900 m liegt. Ich schätze die Länge des Stroms auf über 2 Kilometer. Damit zählt er nicht mehr zu den kleinen Vertretern seiner Art, sondern hat bereits eine respektable Länge erreicht. Er emittierte gestern Abend eine hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von über 900 MW.

Die Eruption ist aber nicht nur wegen dem subterminalen Austrittsort ungewöhnlich, sondern insbesondere, weil der seit gut 20 Jahren inaktive Teil des Südostkraters wieder aktiv geworden ist. Tatsächlich wurden von den Etnaguides Bilder von letzter Nacht geteilt, die die Asche-Eruptionen dieses Kraters dokumentieren. In der Dunkelheit war zu sehen gewesen, dass der Krater nicht nur Asche emittierte, sondern auch glühende Tephra. Damit wurde bestätigt, dass es sich um aktive Eruptionen handelt und nicht um passive Exhalationen infolge von Kollaps-Ereignissen.

Wenn ich spekulieren würde (was ich natürlich niemals mache), würde ich vermuten, dass dieser Aktivitäts-Shift ein Indiz dafür ist, dass sich am Ätna wieder etwas geändert hat. Die Aktivität scheint sich aus dem Nordwesten des Vulkans wieder in den mittleren Südosten zu verlagern. Wodurch dieser Wechsel hervorgerufen wird, vermag ich nicht zu sagen. Seitdem im Herbst die ersten tiefen Erdbeben im Nordwesten auftauchten, die sich in den letzten Monaten in flachere Regionen verlagerten, sieht es so aus, als würde frisches Magma aufsteigen und sich unter dem Vulkan akkumulieren. Vielleicht tritt der Ätna in einen neuen Eruptionszyklus ein.

Island: Bodenhebung bei Svartsengi entschleunigt

Bodenhebung bei Svartsengi auf Island verlangsamte sich – Zahl der Erdbeben bei Sundhunkur steigt langsam

Obwohl sich die Welt momentan um Santorin zu drehen scheint, sollten wir das Geschehen auf Island nicht ganz aus den Augen verlieren: Die Zahl der Mikrobeben entlang der Sundhnukur-Eruptionsspalte ist zwar noch gering, doch es gibt einen leichten Trend der Aktivitätszunahme. So manifestierten sich in den letzten 6 Stunden 3 Beben östlich der Erhebung Sylingafell, also in etwa dort, wo bei den letzten Eruptionen der Hauptförderkanal des Magmas lag.

Die Bodenhebung bei dem westlich gelegenen Gebiet von Svartsengi hat sich in der vergangenen Woche verlangsamt und reduzierte sich auf eine Rate von geschätzten 1,5 bis 2 Kubikmetern pro Sekunde. Das kann zum einen daran liegen, dass tatsächlich weniger Schmelze aus der Tiefe aufsteigt, zum anderen aber auch daran, dass der Gegendruck im flachen Speicherreservoir so groß ist, dass der weitere Magmenzustrom gebremst wird. In diesem Fall wird das Magma früher oder später seitlich ausweichen und zu einer Gangintrusion führen, die letztendlich in einer Eruption gipfeln kann. Sollte sich der Boden mit gleichbleibender Geschwindigkeit heben, dann wird frühestens in einer Woche die Parität zur Hebung vor der letzten Eruption erreicht sein. Meiner Meinung nach steigt dann das Eruptionsrisiko signifikant an.

Die isländischen Vulkanologen sahen den Anstieg des Eruptionsrisikos bereits in der letzten Januar- bzw. ersten Februarwoche. Tatsächlich kann es jederzeit zur Gangbildung oder Eruption kommen, doch bei den meisten Eruptionen überstieg die Bodenhebung das Niveau der Hebung vor der letzten Eruption. Sollte es sich auch diesmal wieder so verhalten, dann müssen wir bestimmt noch 3–4 Wochen warten, bis es losgeht. Andererseits zeigen die leichte Erdbebenzunahme und die Verlangsamung der Bodenhebung, dass es schneller gehen kann.

Die Seismizität auf Island ist momentan vergleichsweise gering: Innerhalb von 48 Stunden wurden nur 49 Beben registriert, darunter ein kleiner Schwarm bei Borganes.

Santorin: Erdbeben Mw 5,3 am 10.02.25

Wasserverfärbungen Nea Kameni in der Santorin-Caldera (Archiv). © Marc Szeglat

Weitere Erdbeben bei Santorin – Stärkste Erschütterung Mw 5,3

Datum 10.02.25 | Zeit: 20:16:28 UTC | Koordinaten: 36.67, 25.7 | Tiefe: 8 km | Mw 5,3

Der Erdbebenschwarm nordwestlich von Santorin geht weiter. Die Aktivität fluktuiert zyklisch und alle 10 bis 12 Stunden kommt es zu einer Verstärkung der Aktivität, bei der nicht nur die Anzahl der Erdbeben zunimmt, sondern auch ihre Stärke. Während einer dieser Hochphasen ereignete sich gestern Abend um 20:16:28 UTC ein vergleichsweise starkes Erdbeben der Magnitude 5,3. Der Erdbebenherd lag in 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag nördlich der kleinen Insel Anydros und gefährlich nahe an der Amorgos-Störung, an der sich 1956 das Starkbeben Mw 7,2 ereignete. In den letzten Tagen verlagerte sich die Erdbebenaktivität weiter nach Nordwesten. Schaut man sich die Shakemap an, dann erkennt man, dass sich die meisten Beben nun nordöstlich von Anydros ereignen. Vor ein paar Tagen lag das Eiland noch im Zentrum des Bebenclusters und am Anfang des Schwarms lag der Schwerpunkt des Schwarms südwestlich der Insel. Tatsächlich verläuft die Migration der Beben nicht linear, sondern es gab mehrere Hin-und-her-Bewegungen entlang einer Linie, die an der Ostflanke des Unterwasservulkans beginnt.

Migration der Erdbeben entlang einer Linie

Das EMSC hat eine Animation der Epizentren-Verlagerung im Zeitverlauf gemacht, bei der man die oben beschriebene Migration sehr gut erkennen kann. Die Animation wurde von den Kollegen von „Volcanoes y Ciencia Hoy“ ausfindig gemacht. Schade, dass man versäumte, eine Reliefkarte des Meeresbodens unter die Animation zu legen. Dafür gibt es aber inzwischen eine tektonische Karte des Meeresbodens, auf der die Lage der Erdbeben eingezeichnet wurde. Sie zeigt, dass die Erdbebenmigration zwar parallel zur Hauptstörungsrichtung des Grabens verläuft, aber nur in seinem nordöstlichsten Verlauf mit der Santorin-Anafi-Störung übereinstimmt. Von den Erdbebenmarkierungen verdeckt ist eine kleinere tektonische Bruchlinie, die am Kolumbos beginnt und von der Erdbebenmigration leicht geschnitten wird.

Die Erdbeben könnten nun mit einer tektonisch bedingten Rissöffnung in Zusammenhang stehen oder aber von einem magmatischen Gang verursacht werden, der sich entlang von tektonischen Schwächezonen ausbreitet. Die eingangs erwähnten Verstärkungsintervalle deuten auf Letzteres hin und konnten u.a. bei der Ausbreitung der Intrusionen an den Vulkanen Bardarbunga und Fagradalsfjall, sowie im Vorfeld der La Palma-Eruption beobachtet werden.

Dass das Beben Mw 5,3 gestern Abend so nahe an der Amorgos-Störung lag, ist beunruhigend, denn es besteht die Gefahr, dass auch diese Störung aktiviert werden könnte. Wie erwähnt hat sie ein deutlich größeres Potenzial, starke Beben hervorzubringen, als die Störungen am Boden des Grabens.

Ätna: Erdbeben und Ascheemissionen

Ascheemissionen aus Bocca Nuova und Südost-Krater

Der Ätna auf Sizilien wird zusehends unruhig und stößt nicht nur Lava aus einem neuen Schlot an der Basis des Zentralkraters aus, sondern emittiert auch Vulkanasche. Das Interessante ist, dass die Asche erstmalig seit langem aus dem Alten Südostkrater zu kommen scheint. Auch die Bocca Nuova ist seit dem Mittag beteiligt. Es können passive Emissionen infolge von Kollapsereignissen sein, aber auch aktive Eruptionen.

Der Südostkrater ist eigentlich seit fast 2 Jahrzehnten stillgelegt und die Aktivität im Osten des Vulkans schuf mit dem Neuen Südostkrater einen Anbau an den ursprünglichen Südostkrater. Der Krater entstand erst 1979 und ich sah ihn einige Jahre lang wachsen und war auch bei der Geburt des Neuen Südostkraters zugegen.

Erdbeben M 3,7 im Norden des Ätnas

Dem nicht genug, manifestierte sich heute Nachmittag ein kleiner Erdbebenschwarm an der unteren Nordflanke des Ätnas. Das EMSC zeigt 5 Beben mit Magnituden zwischen 3,7 und 2,0. Da die Anzeige überwiegend auf Beben ab M 2,0 beschränkt ist, könnten auch schwächere Beben aufgetreten sein. Die Ebben standen sehr wahrscheinlich mit tektonischen Prozessen entlang der Pernicana-Störung in Verbindung. Vor den letzten größeren Flankeneruptionen 2001 und 2002/03 ereigneten sich an dieser Störung mehrere Erdbeben, die auch zu Schäden an der Infrastruktur der Region führten. Es kann also Wechselwirkungen mit aufsteigendem Magma geben. Bei diesen Gelegenheiten wurde auch ein verstärktes Gleiten der Ostflanke des Ätnas beobachtet, die sich um bis zu 1 m hangabwärts Richtung Meer verschob. Phasen beschleunigten Hanggleitens können ihrerseits Einfluss auf das eruptive Verhalten des Ätnas nehmen.

Ich will mit diesen Zeilen nicht implizieren, dass eine Flankeneruption ansteht. Außer den beschriebenen Phänomenen der Subterminaleruption, den Ascheexhalationen und Erdbeben entdeckten die Vulkanologen vom INGV bislang keine Anzeichen für sich anbahnendes Ungemach. Sehr wahrscheinlich bleibt es bei der beobachteten Phänomenologie, obwohl der Ätna immer für Überraschungen gut ist.

Fentale: Starke Methangas-Emissionen detektiert

Starke Methan-Emissionen vom Vulkan Fentale – Seltenes Phänomen gibt Rätsel auf

Die Ereignisse im äthiopischen Afar-Dreieck, wo es Anfang des Jahres zu einer Magmenintrusion entlang des auslaufenden Riftvalleys kam, die mit einer Bodenhebung und Extension der Awash-Region einherging, sind durch die Vorgänge bei Santorin etwas in den medialen Hintergrund gerückt. Zu Unrecht, wie ich finde: Zwar hat die Erdbebentätigkeit entlang des Gangs nachgelassen, doch noch immer schwebt eine mysteriöse Wolke über der Caldera des Vulkans Fentale, der am Anfang der Region mit der Bodenhebung liegt.

Am Fentale selbst wurde zu Beginn der Erdbebenserie eine Bodenhebung festgestellt, die sich im späteren Verlauf in eine Absenkung verwandelte, während sich der Boden in Richtung Nordosten auf einer Strecke von 35 Kilometern um bis zu 130 Zentimeter hob. Es kam zu einer Magma-Intrusion, in deren Folge hydrothermale Explosionen entstanden und Schlammvulkane tätig wurden. Zudem bildete sich gegen Ende der Erdbebenphase die beschriebene Wolke über der Caldera des Fentale.

Nach vielen Spekulationen über die Natur der Wolke scheint zumindest die Frage nach ihrer Zusammensetzung beantwortet zu sein: Wie am Wochenende bekannt wurde, überflog ein Satellit von GHGSat in Zusammenarbeit mit SRON den Fentale und hielt im Auftrag des europäischen Klimafolgeforschungsdienstes Copernicus nach Methan Ausschau. Tatsächlich wurde ein starker Methanausstoß am Vulkan entdeckt. Die Förderrate betrug etwa 58 Tonnen pro Stunde bzw. 1400 Tonnen pro Tag.

Der Nachweis von Methan in Verbindung mit der geologischen Aktivität könnte Aufschluss über unterirdische Prozesse geben. Laut Prof. John Stix von der McGill University könnte Magma in den vergangenen Wochen durch Risse in der Erdkruste nach Nordosten geflossen sein, was die Erdbeben in der Region erklären würde. Das Absinken der Erdoberfläche könnte durch das Abfließen des Magmas verursacht worden sein.

Normalerweise sind Magmabewegungen mit Kohlendioxid- und Schwefeldioxidemissionen verbunden. Der Methannachweis deutet jedoch auf ein hydrothermales Reservoir unter der Caldera hin, das durch die Bodensenkung freigesetzt wurde. Das Reservoir enthielt magmatische Fluide, die von dem einen Stockwerk tiefer gelegenen Magmenspeichersystem stammten. Während normalerweise vom Magma selbst kein Methan ausgeht, kann es in einem Hydrothermalsystemen durch chemische Reaktionen mit Kohlenstoff oder wassereichen Gesteinen entstehen. (Quelle: Pressemeldung GHGSat)