Liparische Inseln: Erdbeben Mw 4,9

Blick über den Krater von Vulcano in Richtung Lipari und Salina. Bild: Marc Szeglat

Mittelstarkes Erdbeben erschüttert Liparischen Inseln nördlich von Sizilien

Gestern Nachmittag bebte es bei den Liparischen Inseln nördlich von Sizilien mit einer Magnitude von Mw 4,9. Das Hypozentrum lag in etwa 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom GFZ zwischen den Inseln Filicudi und Alicudi im Westen des Archipels verortet. Die Daten, die von den verschiedenen Erdbebendiensten veröffentlicht wurden, weichen teilweise deutlich voneinander ab. So verortete das EMSC das Epizentrum wenige Kilometer westlich von Stromboli und gab eine Magnitude von 5,0 an. Das INGV hingegen berichtet von einer Magnitude ML 4,7, einem Erdbebenherd in 17 Kilometern Tiefe und einem Epizentrum südlich der Inseln Alicudi und Filicudi. Wahrscheinlich sind diese Angaben die genauesten, da in der gleichen Region mehrere Nachbeben registriert wurden, die beim EMSC als eigenständiger Cluster abseits des Hauptbebens erscheinen.

Der Erdstoß war nicht nur auf den Liparischen Inseln deutlich zu spüren, sondern auch entlang der Nordküste Siziliens. Selbst im fast 160 Kilometer entfernten Palermo wurden spürbare Vibrationen gemeldet. Zeugen berichteten darüber beim EMSC.

Eine weitere messbare Auswirkung gab es am Ätna: Das Beben erzeugte auf der Tremorgrafik einen hohen Peak. Danach sackte der bereits zuvor erhöhte Tremor ab und bewegt sich nun etwas oberhalb der Mitte des gelben Bereichs seitwärts. Zuvor sah es so aus, als würde sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereiten. War dies möglicherweise einer der Fälle, in denen ein Erdbeben eine Eruption verhindert? Naheliegend ist, dass sich der Erdstoß möglicherweise auf die deutlich näher gelegenen Vulkane Vulcano (43 km) und Stromboli (73 km) auswirken wird. Zuletzt hatte die magmatisch bedingte seismische Aktivität auf Vulcano nachgelassen, nachdem es im vergangenen Frühjahr dort noch Anzeichen für Fluidaufstieg gegeben hatte. Stromboli zeigte zuletzt im Herbst 2024 eine Phase erhöhter Aktivität, ist seitdem aber – abgesehen von sporadischen Lavaüberläufen – ruhiger geworden.

Das aktuelle Beben war tektonisch bedingt und stand mit einer bei Lipari beginnenden Störungszone in Verbindung, die zwischen den Inseln Filicudi und Alicudi verläuft. Das Störungssystem der Liparischen Inseln hat eine Y-Form: Der untere Arm kommt aus Richtung Ätna, verläuft durch die Inseln Vulcano und Lipari und endet vor der Ostküste von Salina. Vor der Küste Liparis zweigen zwei Seitenarme ab: Der östliche verläuft durch Panarea und Stromboli, der westliche – wie beschrieben – in Richtung Filicudi und Alicudi. Zudem gibt es noch kürzere, parallel zu den Hauptarmen verlaufende Störungen.

In den Medien ist zu lesen, dass die italienische Ministerpräsidentin über der Erdbeben informiert wurde. Generell gibt es derzeit im Mittelmeerraum ungewöhnlich viele Erdbeben.

Europa: Erhöhte Seismizität am 07.02.25

Erhöhte Erdbebentätigkeit in mehreren Regionen Europas – Neue Beben bei Awash

Wie ich schon im vorherigen Artikel erwähnte, bebt es heute nicht nur im Bereich von Santorin, sondern auch in vielen anderen Regionen der Erde einschließlich Europa. Nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand dürfte es aber keine direkte Kopplung der Vorgänge geben. Dennoch finde ich es auffällig, dass es zu einer recht massiven Häufung von Erdbeben kommt. Auffällig ist eine erhöhte Seismizität im Mittelmeerraum, die man mit der Plattenkollision zwischen Europa und Afrika in Verbindung bringen kann. So kam es im Ionischen Meer östlich von Sizilien zu einem Beben Mb 4,5. Schwächere Beben ereigneten sich an der Küste von Kalabrien, im Tyrrhenischen Meer und westlich von Malta. Auch in Spanien und Frankreich gab es heute über die Länder verteilt mehrere Erdbeben.




In der Nordsee, abseits der eigentlichen plattentektonischen Kollisionszone, manifestierte sich zwischen den Niederlanden und Großbritannien ein Erdstoß M 2,9. In Deutschland gab es u.a. ein Mikrobeben beim Laacher-See-Vulkan.

Schaut man an den Westrand Europas, stellt man ein Beben M 4,5 am Mittelatlantischen Rücken fest und natürlich gab es Erdbeben auf Island. Das stärkste ereignete sich am Bardarbunga und hatte eine Magnitude 2,9. Dieses Beben fällt allerdings in die Kategorie für Island normal.

Besorgniserregend sind diese Beben nun nicht, doch vielleicht gibt es äußere Einflüsse wie besondere gravitative Kräfte aufgrund ungewöhnlicher Planetenkonstellationen. Oder die Beben entstehen dadurch, dass die Kollisionszone zwischen Afrika und Europa besonders aktiv ist und zu hohem Spannungsaufbau führt. Doch das ist spekulativ.

Auf Santorin verstärkte sich die Anzahl an Beben wieder. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 4,8. Beben im Fünferbereich blieben weiterhin aus.

Interessanterweise manifestierten sich auch wieder 2 Beben bei Awash in Äthiopien. Gut möglich, dass sich die Aktivität hier auch wieder verstärkt und man auf eine weitere Rifting-Episode zusteuert.

Update: Tatsächliche ereignete sich heute Mittag noch ein Erdbeben M 5,1 westlich vom Stromboli. Es wurden unterschiedliche Herdtiefen kommuniziert. sie reichten zwischen 10 km und 63 km. Außerdem kam es zu einem kleinen Schwarm südlich von Filicudi. Wahrlich erhöhte Seismizität. Morgen früh gibt es ein ausführlicheres Update hierzu.

Fidschi: Erdbeben Mw 6,0 am 07.02.23

Starkes Erdbeben Mw 6,0 bei Fidschi – erhöhte Erdbebenaktivität bis nach Neuseeland

Datum 07.02.25 | Zeit: 0:26:58 UTC | Koordinaten:  -23.924 ; -176.086 | Tiefe: 36 km | Mw 6,0

Heute ist aus seismischer Sicht einiges los auf der Welt und aufgrund der besseren Übersichtlichkeit teile ich das Geschehen in 2 Berichte auf. Das stärkste Beben gab es heute bei Fidschi: Es hatte eine Magnitude von 6,0 und eine Herdtiefe von 36 Kilometern. Witzigerweise wird dieses Beben beim EMSC in der Überschrift dem Fidschi-Archipel zugeordnet, doch als Referenz zur Verortung muss das Tonga-Archipel herhalten. Demnach lag das Epizentrum 320 km südlich von Tatakamotonga. Genau genommen manifestierte es sich südlich der beiden Inselgruppen am Tonga-Graben. Hier gab es noch ein weiteres Beben Mb 4,5 in einiger Entfernung zum ersten Beben, weshalb es sich nicht um ein Nachbeben handelte.

Beim Tonga-Graben handelt es sich um einen Tiefseegraben und er gehört zu den tiefsten Stellen der Erde. Hier senkt sich der Meeresboden bis auf eine Tiefe von 10800 Metern ab. Er erstreckt sich entlang der Kante der Tonga-Platte, die der pazifischen Platte vorgelagert ist. Der Tongagraben ist eine Subduktionszone, entlang der sich die Pazifische Platte unter die Indisch-Australische Platte schiebt. Dieser plattentektonische Prozess verursacht zahlreiche Erdbeben.

Weiter südlich geht der Tongagraben in den Kermadec-Graben über, der wiederum durch Neuseeland zieht. Wenige Kilometer westlich des Kermadec-Grabens verläuft die Backarc-Spreizungszone des Havre Trough, die im Norden Neuseelands in den North Island Dextral Fault Belt übergeht, der wiederum mit der Taupo-Volcanic-Zone assoziiert ist. Der Grund, warum ich hier darauf eingehe, ist, dass es in diesem neuseeländischen Störungssystem 5 Beben mit Magnituden zwischen 3,0 und 4,5 gab. Eines der Beben lag am Rand des Calderavulkans Taupo.

Verlässt man diesen Bereich des Pazifischen Feuerrings und blickt auf der globalen Shakemap nach Westen, dann sieht man, dass es hier auch überdurchschnittlich oft bebt. Vor allem die Beben mit den Magnituden 5,1 und 5,0 bei Papua-Neuguinea sind bemerkenswert, genauso wie das Beben Mw 5,8 südlich von Sumatra.

Santorin: Katastrophenfall ausgerufen

Katastrophenfall auf Santorin ausgerufen – Bodenhebung nachgewiesen

Nachdem sich innerhalb von 2 Wochen mehr als 8000 Erdbeben nordöstlich von Santorin manifestierten, hat das griechische Bürgerschutzministerium über Santorin den Katastrophenfall verhängt. Damit kann nicht nur das Militär zu Hilfe angefordert werden, sondern es können auch offizielle Evakuierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Das Militär könnte sich mit seinen Ressourcen an potenziellen Evakuierungen beteiligen und zudem zum Objektschutz der dann verwaisten Gebäude abkommandiert werden, um sie vor Plünderungen zu schützen. Zudem können unbürokratisch Gelder und schweres Gerät freigegeben werden.

Meiner Meinung nach kommt dieser Schritt ein wenig spät, denn gut zwei Drittel der Bevölkerung Santorins sind bereits geflogen. Außerdem scheint der Zenit der Bebenserie vorerst überschritten zu sein: Seit gestern sank die Zahl der stärkeren Erschütterungen im Viererbereich deutlich, obgleich immer noch sehr viele Beben festgestellt werden. Allerdings ist ein Schwarmbeben ein dynamischer Prozess, und solange keine Gewissheit über den Ursprung der Beben besteht, lassen sich nur Szenarien des denkbar Möglichen entwickeln, aber keine genauen Vorhersagen. Diese sind in Bezug auf Erdbeben, Vulkanausbrüche und andere Erdgewalten de facto bis heute nicht zu treffen. Meistens weiß man nur, dass etwas passieren könnte, aber nicht genau was und wann. In Bezug auf Erdbeben ist es noch um einiges schwerer als wenn es um Vulkanausbrüche geht: Besonders starke Erdbeben treten ohne erkennbare Vorzeichen auf und können in erdbebengefährdeten Gebieten jederzeit auftreten, auch ganz ohne Vorwarnung. Von daher muss man wohl mit dem latenten Risiko leben und Vorsorge treffen. Dazu gehören insbesondere eine erdbebensichere Bauweise und natürlich eine vernünftige Standortwahl dieser Gebäude.

Was die Herkunft der Beben angeht, kristallisiert sich nun auch von wissenschaftlicher Seite immer mehr heraus, dass sie magmatisch getriggert werden: Daten, die von den Sentinel-1-Satelliten und den GNSS-Netzwerken des Volcanic Monitoring Institute erhoben wurden, zeigen, dass es auf Santorin selbst zu einer leichten Bodenhebung kam. Zusammen mit den bereits mitgeteilten visuellen Beobachtungen, die Fischer an der Küste von Anydros machten, deutet das auf eine stärkere Bodenhebung im Erdbebengebiet am Meeresgrund hin. Infolge einer größeren Anhebung könnte es in deren Randbereich zur Hebung auf Santorin gekommen sein. Natürlich lässt sich auch nicht ausschließen, dass es unter der Insel selbst zu einer kleineren Magmaansammlung gekommen ist. Hier werden weitere Daten nötig sein, um ein differenzierteres Bild des Geschehens zu machen.

Eine Studie von 2022 entdeckte unter dem submarinen Vulkan Kolumbos, an dem es die ersten Beben des aktuellen Schwarms gegeben hatte, einen größeren Magmenkörper. Sollten Messungen feststellen, dass es hier eine Subsidenz gegeben hat, während es in Richtung Anydros eine Hebung gab, wäre das ein Indiz, dass Magma vom Kolumbos-System aus migrierte.

Klimawandel: Neue Rekordtemperatur für den Januar

Klimawandel bringt Rekordtemperaturen im Januar 2025 – Wärmster Januar seit Beginn der Aufzeichnungen

In Deutschland erlebten wir meiner Meinung nach einen der kältesten Januare seit mehreren Jahren. Zumindest bei uns im Ruhrgebiet gab es ungewöhnlich viele Tage mit Nachtfrost, auch wenn der Schnee meiner Kindertage ausblieb. Doch das war offenbar nicht überall auf der Erde so, denn wie der Klimawandeldienst Copernicus gestern bekannt gab, war der Januar 2025 global betrachtet der wärmste seit Beginn der systematischen Temperaturaufzeichnungen. Die exakte globale Durchschnittstemperatur betrug 13,23 Grad Celsius – 1,75 Grad mehr als im vorindustriellen Zeitraum von 1850 bis 1900. Und das, obwohl Klimaforscher eigentlich mit einem kühlenden Effekt des Wetterphänomens „La Niña“ gerechnet hatten. Aber wer weiß, vielleicht wäre es ohne das Klimaphänomen noch wärmer geworden?

Mit diesen Werten liegt die Temperatur, wie schon in den Vormonaten, über der 1,5-Grad-Marke – dem Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens. Ziel des Abkommens war es, die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts möglichst unter diesem Wert zu halten. Dass er nun bereits überschritten ist, bedeutet laut einigen Klimaforschern nicht, dass er es bis zum Ende des Jahrhunderts auch noch sein muss. Weniger optimistische Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass die Temperatur bis dahin um mindestens 2,5 Grad steigen wird.

Doch was ist das Pariser Klimaschutzabkommen wert, wenn einer der größten Kohlendioxid-Emittenten aus dem Vertrag erneut ausgestiegen ist? Lässt sich das Ziel ohne die Mitwirkung der USA überhaupt ansatzweise erreichen? Viele Experten gehen davon aus, dass die USA nach dem Ende der Trump-Ära wieder dem Abkommen beitreten werden – so wie es unter Biden der Fall war. Doch da Trump das politische System der USA derzeit in eine Oligarchie umwandelt, stellt sich die Frage, ob diese neue Ära zeitnah wieder enden wird. Ich denke nicht – und wenn, dann nur nach einem gewaltsamen Umsturz.

Klimawandel macht sich stark auf Grönland bemerkbar

Doch zurück zum Klima: Besonders warm war es im Januar nicht nur auf der sommerlichen Südhalbkugel, sondern auch in arktischen Regionen, etwa auf Grönland. Dort herrschten zwar immer noch Minusgrade, doch es war bei Weitem nicht mehr so kalt wie in früheren Jahren. Die mehrere Kilometer mächtige Inlandeisschicht verliert an Substanz, und es breiten sich immer größere Risse aus, durch die Schmelzwasser bis in tiefere Eisschichten gelangt und diese schneller auftauen lässt als vermutet. Das destabilisiert den Eisschild, sodass Gletscherzungen schneller zur Küste wandern und dort abschmelzen – was den Meeresspiegelanstieg beschleunigt.

Wie sensibel der grönländische Eisschild auf Erwärmung reagiert, zeigen Studien aus dem Jahr 2023: In alten Gesteinsbohrkernen von Grönland, die bereits in den 1960er-Jahren entnommen wurden, fanden neue Analysen organisches Material. Sie bewiesen, dass Grönland vor rund 400.000 Jahren eisfrei war. Damals kam es zu einer zwischeneiszeitlichen Warmperiode, in der der Meeresspiegel bis zu 13 Meter höher lag als heute. Interessanterweise war die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre damals etwa 40 Prozent niedriger als heute. Was diese Warmzeit ausgelöst hat, ist bislang unklar. Gegner der Theorie des anthropogenen Klimawandels nutzen diese Erkenntnis als Beweis dafür, dass auch heute der Anstieg des Kohlendioxidgehalts nicht für den Klimawandel verantwortlich sei – ohne jedoch eine schlüssige alternative Erklärung zu liefern.

Übrigens: Nicht nur die Lufttemperatur ist überdurchschnittlich hoch, sondern auch die globale Meeresoberflächentemperatur. Sie erreichte im Januar 20,78 Grad Celsius – der zweithöchste jemals gemessene Wert nach Januar 2024.

Santorin: Schwarmbeben legt Bausünden offen

Dicht drängen sich die Häuser entlang der Steilküste von Santorin. © Marc Szeglat

Erdbebenschwarm geht etwas abgeschwächt weiter – Katastrophenszenario enthüllt Bausünden

Der Erdbebenschwarm nordöstlich der griechischen Insel Santorin ist noch voll im Gange, allerdings sind Erdbeben mit Magnituden im Fünferbereich seit gestern Abend nicht mehr aufgetreten. Das letzte dieser Beben hatte eine Magnitude von 5,1 und manifestierte sich um19:38 UTC in nur 4 Kilometern Tiefe. Das stärkste Beben heute brachte es auf Mw 4,6. Es ereignete sich in den frühen Morgenstunden. Seitdem hat die Energie der Beben etwas nachgelassen. Dennoch kann man noch nicht von einer Entspannung der Situation sprechen. Massive, magmatisch bedingte Schwarmbeben kommen in Schüben und dauern lange an, können aber auch schnell nachlassen, wenn der Magmennachschub ins Stocken kommt.

Ich bin mir inzwischen ziemlich sicher, dass die Beben durch eine Intrusion magmatischer Fluide ausgelöst werden, die eine Störungszone aktivieren. Damit widerspreche ich der Einschätzung der meisten griechischen Seismologen, die von rein tektonischen Beben ausgehen. Tektonisch bedingte Schwarmbeben dauern für gewöhnlich nicht so lange, es sei denn, es ging ein Starkbeben voran, doch dann spricht man nicht von einem Schwarmbeben, sondern von Nachbeben. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Starkbeben halte ich zwar nicht für ausgeschlossen (das ist es im Wirkungsbereich des Hellenischen Bogens nie), aber auch nicht für dramatisch höher als sonst, denn wenn sich Starkbeben durch Vorbeben ankündigen, dann nicht durch so einen extensiven Schwarm wie diesen. Rein tektonisch bedingte Schwarmbeben geht irgendwann die Energie aus bzw. haben die Spannungen im Gestein abgebaut. Im vorliegenden Fall wurde bereits so viel Energie freigesetzt, dass es einem starken Beben entspricht. Für solch eine Bebenserie braucht es eine beständige Energiequelle, die immer neue Spannungen aufbaut, und diese Energiequelle heißt Magma! Aber auch im Falle magmatisch bedingter Schwarmbeben können starke Beben mit Magnituden im Sechserbereich auftreten und dann ist es besser, nicht in deren Nähe zu sein.

Besonders starke, magmatisch bedingte Schwarmbeben können Wochen dauern und gipfeln dann oft (aber nicht immer) in einer Eruption. Jüngste Beispiele hierfür sind die isländischen Vulkane Eyjafjallajökull, Bardarbunga und die Spaltenvulkane auf Reykjanes. Aber auch vor der submarinen Mayotte-Eruption gab es langanhaltende Schwarmbeben, wie wir sie jetzt sehen. Das sind Vulkane, die überwiegend basaltische Schmelze eruptieren. Hier könnte aber eine weniger fließfähige Schmelze involviert sein, was einen Ausbruch infolge einer Intrusion weniger wahrscheinlich macht. Doch sollte das Magma die Oberfläche erreichen, steht ein explosives Ereignis an. Der letzte starke Erdbebenschwarm ohne magmatische Eruption ereignete sich übrigens im Januar im äthiopischen Riftvalley.




Steinschläge gefährden Gebäude auf Santorin

Die Erdbeben lösten auf Santorin vermehrt Steinschläge aus, und auf einmal wird es dem dümmsten Bauherren klar, dass so manches Gebäude und sogar ganze Ansiedlungen am Fuß von Klippen besser nicht gebaut worden wären! Im Prinzip gilt das nicht nur für die Gebäude am Fuß der Klippen, sondern auch für die oben auf den Klippen. Und das sind auf Santorin verdammt viele! Der gesamte Calderarand, der die pittoreske Steilküste von Thira bildet, ist bei einem Starkbeben potenziell partiell abrutschgefährdet. Und spätestens bei einem starken Ausbruch liegt man im Trajektor großer Lavabomben und ist dem Ascheregen vollends ausgesetzt. Geht man rein vom Sicherheitsaspekt aus, dessen Messlatte ja zumindest in Bezug auf Vulkanbesteigungen immer höher gesteckt wird, dürften solche Vulkaninsel aber auch Gegenden wie die Campi Flegrei überhaupt nicht besiedelt sein. Die größten Katastrophen ereignen sich meisten übrigens, wenn niemand damit rechnet.

Stromboli mit Lavaüberlauf am 06.02.24

Winzige thermische Anomalie am Stromboli. Foto vom 5. Februar. © Copernicus

Lavaüberlauf am Stromboli – Tremor leicht erhöht

In den letzten Wochen war es am Stromboli relativ ruhig und der Vulkan bestach durch seine schwachen strombolianischen Eruptionen, die man früher schön vom Rand der Cima aus aus nächster Nähe beobachten konnte. Spätestens seit dem Einsetzen der paroxysmalen Phasen 2018 ist damit Schluss gewesen und der Zugang zum Krater wurde gesperrt. In ruhigen Zeiten darf man noch in geführten Touren bis zum Aussichtspunkt auf Quota 400 m steigen. Wer ohne Führer geht, für den ist bei 290 Höhenmetern Schluss. Ob es mit diesen Reglementierungen bald noch genug Nachwuchs an Vulkanologen geben wird? Für viele dieser vom Aussterben bedrohten Spezies war Stromboli der Einstieg ins Vulkangeschäft. Heute dürfte es immer schwieriger sein, junge Menschen für den Vulkanismus zu begeistern, denn in fast allen Staaten der Welt wurden die Daumenschrauben angezogen, so dass man von einer weltweiten Verbotskultur sprechen kann. Sicherlich gibt es noch ein paar entlegene Vulkane, die man auf eigene Faust besteigen kann, doch Reisen hierhin sind meistens teuer und aus politischer Sicht nicht unbedingt empfehlenswert. Aber zurück zum Stromboli und dem eigentlichen Grund für diesen Artikel.

Das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV), Observatorium Etneo, teilt mit, dass anhand der Überwachungskameras seit 06:08 UTC ein effusiver Lavaüberlauf aus dem nördlichen Kraterbereich stattfindet. Diese Aktivität ist auf eine in den vergangenen Tagen verstärkte Spattering-Phase zurückzuführen. Der Lavastrom erreicht derzeit den oberen Abschnitt der Sciara del Fuoco. Gleichzeitig setzt die gewöhnliche explosive Aktivität sowohl im nördlichen als auch im zentral-südlichen Kraterbereich fort.

Aus seismischer Sicht schwankte die mittlere Amplitude des vulkanischen Tremors im Tagesverlauf zwischen mittleren und hohen Werten und liegt aktuell auf mittlerem Niveau. Es sind keine bedeutenden Veränderungen in der Häufigkeit oder Stärke der Explosionsbeben zu verzeichnen. Die Deformationsmessungen zeigen derzeit keine signifikanten Veränderungen.

Aus den täglichen Updates des LGS geht hervor, dass der Aktivitätsindex auf Mittel hoch steht. Es gibt eine vergleichsweise geringe Anzahl an VLP-Erdbeben, die am unteren Durchschnittsbereich angesiedelt ist. Messdaten zu der eruptiven Aktivität lagen zuletzt nicht vor. Auch der Gasflux ist relativ unauffällig. Einzig der Tremor ist erhöht. Ob sich die Aktivität weiter steigern wird, lässt sich nicht prognostizieren. Allerdings gab es in den letzten Tagen tief sitzende Erdbeben in der Nähe des Strombolis. Gut möglich, dass diese den Lavaüberlauf triggerten.

Ätna mit Thermalstrahlung am 6. Februar

Moderate Thermalstrahlung nach Tremor-Peak am Ätna-Gipfelkrater

Der Ätna auf Sizilien scheint langsam aus seinem mehrmonatigen Dornröschenschlaf zu erwachen und zeigt Anzeichen des Aufheizens. Zu diesen Anzeichen gehört ein Tremoranstieg, der gestern sogar in einem Peak gipfelte, der um 19:00 UTV bis in den roten Bereich hineinragte, inzwischen aber seinen Zenit überschritten hat. Dennoch bewegt sich der Tremor heute Morgen im oberen gelben Bereich. Verhält er sich wie bei früheren Aufheizungsphasen, müsste er bald die Talsohle erreicht haben und wieder steigen.

Letzte Nacht registrierten die Satelliten eine moderate Thermalstrahlung. Sie hatte laut MIROVA eine Leistung von 12 MW und ging vom Gipfelbereich aus. Auf dem letzten Sentinel-Bild von gestern erkennt man noch keine Hotspots in den Kratern, so dass unklar bleibt, welcher Gipfelkrater erwacht. Zuletzt war im Sommer der Zentralkrater aktiv, als von der Voragine ausgehend ein neuer Schlackenkegel wuchs, der den neuen Gipfelpunkt des Ätnas markiert. Im Zuge dieser Eruption ereigneten sich auch einige Paroxysmen. Der letzte manifestierte sich am 10. November. Der Südostkrater ist schon seit mehreren Monaten kalt, zeigt aber heute starke Entgasungen, die sicher aufgrund der kalten Luft besonders gut sichtbar sind, weil es zu vermehrter Dampfbildung kommt. Dennoch lässt sich nicht ausschließen, dass dieser Krater bald wieder erwachen könnte. Dafür spricht auch die Verlagerung der Tremorquelle, weg vom Zentralkrater in Richtung Südostkrater.





Neue Meldungen vom INGV gibt es nicht und auch Wochenberichte zum Ätna werden zurzeit nicht veröffentlicht. Dafür gab es vorgestern den neuen Monatsbericht für Januar. Die meisten geophysikalischen und chemischen Parameter waren unauffällig, dennoch lieferte der sich verlagernde Tremor ein Abbild der Magmenbewegungen im oberen Speicherreservoir unter dem Gipfel. Dort gab es einiges an Aktivität, was auf Magma-Akkumulation hindeutet. Außerdem wurden hohe Kohlendioxid-Emissionen festgestellt und ein steigendes Helium-Isotopenverhältnis. Das sind Frühindikatoren für Magmenaufstieg aus größerer Tiefe. Gepaart mit den Erdbebenschwärmen im Januar lässt sich daraus schließen, dass der Ätna nicht mehr lange ruhig bleiben wird.

Santorin: Möglicherweise Bodenhebung festgestellt

Schwarmbeben bei Santorin geht etwas abgeschwächt weiter – Möglicherweise Bodenhebung festgestellt

Der Erdbebenschwarm nordöstlich der griechischen Insel Santorin geht weiter, allerdings werden nicht mehr die Spitzenmagnituden von gestern erreicht, die Beben sind alle kleiner als M 5,0. Das sind allerdings normale Variationen eines Erdbebenschwarms und bedeutet nicht, dass die Gefahr, dass stärkere Erdbeben entstehen könnten, vorbei ist. Nach wie vor ist es ungewiss, was für den Erdbebenschwarm verantwortlich ist, und man diskutiert, ob es tektonische Erdbeben sind oder ob sie durch unterirdische magmatische Aktivität ausgelöst werden. Sollte letzteres der Fall sein, dann ist die Wahrscheinlichkeit eines Starkbebens gering, doch dafür könnte ein submariner Vulkanausbruch drohen.

Von Wissenschaftlern bislang unbestätigt sind Berichte in den sozialen Medien, nach denen sich der Meeresspiegel in der Region scheinbar absenkte. Scheinbar, weil sich der Meeresspiegel außerhalb der normalen Gezeiten und bei bestimmten Wetterlagen nicht einfach so absenkt. Im Umkehrschluss kann es also zu einer Hebung der Küstenlinien gekommen sein, die vor allem entlang der Küste der kleinen Insel Anydros sichtbar geworden ist. Gestern Abend lag Anydros im Zentrum des Erdbebenclusters. Auf Fotos ist zu sehen, dass die üblichen Wasserstandsmarkierungen 30 bis 40 Zentimeter über der aktuellen Wasserlinie liegen. In dem zugehörigen Bericht von „Meteo Hellas“, der in unserer FB-Gruppe geteilt wurde, heißt es dann, dass sich seit August letzten Jahres der Boden um 3 Zentimeter hob, während sich die Distanz zwischen Santorin und Anydros um 4 Zentimeter vergrößerte. Demnach gibt es offenbar eine messbare Bodendeformation, die nun mit dem Schwarmbeben in Verbindung gebracht wird.  Bodenhebungen können ihren Ursprung freilich auch in tektonischen Bewegungen finden, doch meistens kommt so etwas in vulkanisch aktiven Gebieten infolge einer Magmenakkumulation zustande. Aber wie gesagt, diese Informationen stammen aus sozialen Medien und sind noch nicht von offizieller Seite bestätigt.

Bestätigt ist hingegen, dass inzwischen gut 2/3 der Bewohner von Santorin geflüchtet sind und ihre Insel verlassen haben. Zudem kam es durch die stärkeren Erdbeben gestern zu Steinschlägen, von denen auch der bekannte „Rote Strand“ betroffen war. Auch wenn man verhältnismäßig schnell von offizieller Seite reagierte, gab es im Vorfeld offenbar keine vernünftig ausgearbeiteten Notfallpläne für so einen Fall wie jetzt. Anwohner und Touristen waren ebenfalls nicht hinreichend darüber aufgeklärt, was auf einer Insel wie Santorin passieren könnte.

Last but not least, scheinen die griechischen Forscher nicht vorbereitet gewesen zu sein und man wurde quasi kalt erwischt, obwohl man in einem seismisch und vulkanisch aktiven Gebiet lebt. Ich denke, die hochgepokerten Immobilienpreise dürften hier in nächster Zeit fallen.