Campi Flegrei: Beben intensivierten sich nach Abschwächung

Campi Flegrei (Solfatara) aus der Vogelperspektive. © Marc Szeglat

Erdbebenaktivität der Campi Flegrei nach kurzer Abschwächung wieder hoch – Weitere spürbare Beben

Datum 19.02.25 | Zeit: 14:55:11 UTC | Koordinaten: 40.8282 ; 14.1420 | Tiefe: 2,4 km | Mb 3,1

Die Nerven in Pozzuoli liegen zusehends blank und die Leute werden von Tag zu Tag nervöser. Das liegt nicht nur an den Beben selbst, sondern auch an der offensichtlichen Ratlosigkeit von Behörden und Forschern, die nicht wissen, was sie tun sollen. Hohe Regierungsbeamte, darunter Vertreter des Zivilschutzes und sogar der zuständige Minister Nello Musumeci, reden in Zeitungs- und Fernsehinterviews um den heißen Brei herum und sprechen von einem „außerordentlich komplexen Phänomen“, allerdings ohne Führungsqualitäten zu beweisen. So bleibt die Bevölkerung ratlos zurück und fragt sich, was sie machen soll: Viele Anwohner der erdbebengeplagten Region haben ihre Heimat aber inzwischen verlassen, aus Angst vor einem starken Erdbeben oder sogar Vulkanausbruch.




Heute Nacht und am Nachmittag gab es weitere Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich, die im Umfeld der Caldera deutlich wahrnehmbar waren. Vor den Dreierbeben ging die Aktivität etwas zurück, nur um sich danach mit großer Intensität fortzusetzen. Tatsächlich dürfte es sich mittlerweile um das stärkste Schwarmbeben der Hebungsphase handeln, zumindest was die reine Anzahl der Beben anbelangt.

Gestern Abend gab es eine Bürgerversammlung, bei der sich Vertreter des Zivilschutzes den Fragen besorgter Bürger stellten. Die Luft vibrierte wohl nicht nur infolge der Erschütterungen, sondern auch vor Spannung zwischen Bürgern und Beamten. Auf die Frage, was bei einem Beben der Magnitude 5 passieren werde, erklärte Fabio Ciciliano, Leiter des Zivilschutzes, dass ein Erdbeben der Stärke 5 zum Einsturz von Gebäuden und zu Todesopfern führen könne. Dennoch betonte er, dass es derzeit keinen Grund gebe, die Alarmstufe von Gelb auf Orange zu erhöhen. Die Erdbeben seien Teil der geologischen Natur der Region, mit der man in den Campi Flegrei seit Jahrtausenden leben müsse. Er fügte hinzu, dass diejenigen, die Erdbeben nicht spüren wollen, das Gebiet verlassen sollten.

Mich persönlich flasht diese Antwort ziemlich und zeigt, dass man in hoher Position nicht willens und fähig ist, Verantwortung zu übernehmen und die Prozesse hinter den Erdbeben nicht verstanden hat. Offenbar hofft man darauf, dass nichts Schlimmeres passiert als das, was wir bereits kennen, was natürlich gut sein kann. Doch ein Minister des Zivilschutzes, der auf das Prinzip Hoffnung setzt und handlungsunfähig ist, ist meiner Meinung nach völlig fehl am Platz!

Die Frage stellt sich nun, welche Vorzeichen einer sich möglicherweise anbahnenden Katastrophe man noch braucht, bevor wenigstens erste Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung eingeleitet werden. Zwischen jetzt und einem 5er-Erdbeben oder einer phreatischen Eruption wird es nicht unbedingt eine weitere Aktivitätssteigerung geben. Also entweder reagiert man -auch auf die Gefahr eines Fehlalarms hin-, oder man kann diesen ganzen Katastrophenschutzzauber ad acta legen und sich die Gelder sparen.

Äthiopien: Intensive hydrothermale Aktivität bei Awash

Hydrothermale Aktivität bei Awash in Äthiopien – Schlammgeysire bildeten sich

Obwohl es nur noch sporadisch zu messbaren Erdbeben in der äthiopischen Erdbebenregion bei Awash kommt – das letzte Erdbeben mit Mw 6,0 ereignete sich am 14. Februar und war das stärkste der Serie –, bleibt es in der Region äußerst spannend! Über der Caldera des Fentale-Vulkans schwebt weiterhin eine Dampfwolke, bei der es sich wahrscheinlich um Methan handelt. Nach der Bodenhebung in Folge der Magmenintrusion im Januar senkte sich der Calderaboden um mehrere Dezimeter, wobei möglicherweise das Hydrothermalsystem offengelegt wurde, von dem nun das Methangas ausströmt. Methan ist zwar kein vulkanisches Gas, kann aber infolge von chemischen Reaktionen, die unter Hitzeeinwirkung erfolgen, in einem Hydrothermalsystem entstehen.




Auch abseits der Fentale-Caldera gibt es starke hydrothermale Phänomene, die mit zwei phreatischen Eruptionen infolge der Gangbildung begannen. Wir erinnern uns: Aus Richtung Fentale kommend migrierte ein magmatischer Gang in Richtung des benachbarten Vulkans Dofan. Der Gang ist etwa 35 Kilometer lang und hob den Boden stellenweise um 130 Zentimeter an. Obwohl es nicht zu einem magmatischen Vulkanausbruch kam und das Magma im Untergrund stecken blieb, entstanden entlang des Ganges mehrere Thermalgebiete bzw. an bereits Vorhandenen verstärkte die Aktivität.

Aktuell ist eine Fotografengruppe unter Leitung des Reiseführers Enku Mulugeta vor Ort. Der Reiseleiter teilte Fotos der hydrothermalen Aktivität. Zu sehen sind nicht nur brodelnde Schlammtöpfe, sondern auch Geysire, die schlammiges Wasser über 10 Meter hoch ausstoßen. Enku berichtet, dass sich die hydrothermale Aktivität zwischen Fentale und dem Ayelu-Vulkan, der sich noch weiter nördlich als der Dofan befindet. Das spricht für eine enorme magmatische Intrusion und es hat sich offenbar ein Gang gebildet, der in seinen Dimensionen der Intrusion am isländischen Vulkan Bardarbunga erinnert, die letztendlich zur bekannten Holuhraun-Eruption führte. Einen ähnlichen Prozess vermute ich auch als Ursache für das Schwarmbeben bei Santorin, wo es momentan etwas ruhiger geworden ist, obwohl immer noch viele Erdbeben registriert werden.

Marapi mit Eruptionen am 19. Feburar

Marapi fördert Aschewolken bis auf 3700 m Höhe

Der indonesische Vulkan Marapi (Sumatra) war in den letzten Tagen relativ ruhig, doch heute förderte er eine Aschewolke, die laut VAAC Darwin bis auf eine Höhe von 3600 m aufstieg und in Richtung Südosten driftete. Dabei breitete sich die Eruptionswolke flächig aus und verursachte leichten Ascheniederschlag in Gemeinden, die in Windrichtung lagen. Zuvor war der Marapi 10 Tage lang ruhig geblieben.

Das VSI brachte heute zwei Meldungen heraus, nach denen eine erste Eruption um 02:49 WIB stattfand. Sie ließ Asche gut 500 m über Kraterhöhe aufsteigen. Eine zweite Eruption manifestierte sich um 07:10 Uhr und förderte Asche 700 m über Kraterhöhe.

In den Tagen vor den Eruptionen war die Seismizität relativ gering und es gab nur sporadisch vulkanotektonische Beben. Ein kleines Schwarmbeben hatte es allerdings am 9. Februar gegeben, als insgesamt mehr als 50 Erschütterungen detektiert wurden. Damals war es auch zu Ausbrüchen gekommen.




Der Marapi liegt im Südwesten der Insel Sumatra und wird gerne mit dem bekannteren Merapi verwechselt, der auf der benachbarten Insel Java liegt. Der Merapi ist in den letzten Wochen ruhiger geworden. Schuttlawinenabgänge und starke Entgasungen zeugen zwar noch davon, dass der Lavadom mit frischem Magma versorgt wird, doch die Seismizität ist auf einem relativ niedrigen Stand: Gestern wurden 17 Hybriderdbeben registriert, was dem Durchschnitt im Februar darstellt. 113 seismische Signale zeugten von Schuttlawinenabgängen.

Der momentan aktivste Vulkan Indonesiens ist nach wie vor der daueraktive Ibu, der frequente Explosionen erzeugt und Aschewolken ähnlich hoch ausspeit wie der Marapi, mit dem Unterschied, dass dieser Vulkan gestern über 80 Explosionen erzeugte.

Zusammenfassend kann man sagen, dass im indonesischen Archipel alles seine gewohnten Wege geht, zumindest was den Vulkanismus betrifft. In Bezug auf die Erdbebentätigkeit habe ich gestern einen Post gelesen, nach dem es gerade ungewöhnlich viele Erdbeben gibt. Die Seismizität befindet sich auf vergleichsweise hohem Niveau, aber das ist schon seit Monaten der Fall, sieht man einmal von ein paar ruhigeren Tagen ab. Man muss sich generell auch fragen, ob die Registrierung zahlreicher Erdbeben nicht auch mit einem Ausbau der seismischen Netzwerke zusammenhängen könnte, den es in vielen Teilen der Welt letztendlich gegeben hat.

Südamerika: Hitzewellen und Waldbrände

Waldbrände in Argentinien und Chile – Hitzewelle in Brasilien

Auf der Südhalbkugel ist jetzt Sommer, und in mehreren Staaten leiden die Menschen unter Hitze und Dürre. Dies führt nicht nur zu gesundheitlichen Problemen, sondern begünstigt auch Waldbrände. In den letzten Tagen wüteten diese besonders heftig in Argentinien und Chile, wo zehntausende Hektar Wald zerstört wurden und Menschen vor den Flammen flüchten mussten.

Besonders betroffen ist die Region Patagonien, die sich über den Süden beider Länder erstreckt. Aufgrund starker Winde und anhaltender Trockenheit breiten sich die Flammen ähnlich rasant aus, wie es zuletzt aus Los Angeles in den USA berichtet wurde – mit dem Unterschied, dass hier keine Luxusvillen in Flammen aufgehen, sondern unter Naturschutz stehende Wälder.

In Argentinien meldete Greenpeace die schlimmsten Waldbrände der vergangenen 30 Jahre. Nach Angaben örtlicher Behörden stehen mehr als 37.000 Hektar in Flammen. Greenpeace-Sprecher Hernán Giardini warnte in einem Statement, dass man sich darauf einstellen müsse, dass sich die Situation infolge des Klimawandels weiter verschärfen wird. Laut der Organisation sind rund 95 Prozent der Brände auf menschliches Handeln zurückzuführen – sei es durch Fahrlässigkeit, Unachtsamkeit oder vorsätzliche Brandstiftung. Die Regierung macht unter anderem radikale Gruppen des indigenen Mapuche-Volkes für die Brände verantwortlich und stufte die Organisation Resistencia Ancestral Mapuche (RAM) als terroristische Vereinigung ein.

Auch in Chile ist die Lage kritisch. In der Region La Araucanía im Süden des Landes ordneten die Behörden die Evakuierung von rund 860.000 Menschen an. Die Brände haben dort bereits über 33.000 Hektar Land verwüstet und mindestens ein Todesopfer gefordert. Präsident Gabriel Boric erklärte, einige Feuer seien absichtlich gelegt worden, und forderte eine umfassende Untersuchung.

Die Waldbrände in beiden Ländern verdeutlichen die zunehmende Bedrohung durch extreme Wetterbedingungen in Südamerika, die durch den Klimawandel verstärkt werden. Eine weitere Folge der Erderwärmung konnte unser Vereinsmitglied Manfred Meyer selbst beobachten: Er ist derzeit in Patagonien unterwegs und besuchte den Perito-Moreno-Gletscher, dessen Eiszunge dramatisch geschrumpft ist.

Auch Brasilien bleibt von den Folgen des Klimawandels nicht verschont. Teile des Landes werden von einer extremen Hitzewelle heimgesucht. In Rio de Janeiro stiegen die Temperaturen auf bis zu 44 Grad – ein neuer Rekord für dieses Jahrzehnt. Aufgrund der extremen Hitze mussten bereits erste Karnevalsumzüge abgesagt werden, und auch für die kommenden Tage ist keine Abkühlung in Sicht.

Ein möglicher Grund für die immer weiter steigenden Extremtemperaturen ist die Erwärmung der Ozeane. Da sich das Meerwasser zunehmend aufheizt, kann es immer weniger als Puffer für den atmosphärischen Temperaturanstieg dienen. Bisher haben die Ozeane etwa 92 % der zusätzlichen Wärme aus der Luft aufgenommen. Verlieren sie diese Fähigkeit, steigt die Lufttemperatur umso schneller an.

Mount Spurr mit Erdbeben und Inflation

Seismische Unruhen am Mount Spurr – Vulkan heizt auf

Der Mount Spurr in Alaska bleibt unruhig und setzt seine Aufheizungsphase fort. Das AVO meldete in der letzten Woche mehr als 80 schwache Erdbeben unter dem Vulkan und die seismische Tätigkeit setzte sich auch in den letzten Tagen unverändert fort. Die Erdbeben sind Ausdruck einer wachsenden Magmaansammlung unter dem Vulkan, die das Vulkangebäude aufbläht, die Flanken versteilt und den Boden anhebt.

Im Krater des vergletscherten Vulkans befindet sich ein See, der jetzt im Winter normalerweise zugefroren ist, nun aber nur mit Eisschollen bedeckt ist. Am 7. Februar unternahmen Forscher des VAO einen Observierungsflug über den Vulkan und hatten eine Infrarotkamera dabei, mit der Wärmebilder gemacht wurden. Die visuellen Beobachtungen ergaben, dass der Pegel des Kratersees gefallen war, was ein an seinem Ufer befindliches Fumarolenfeld weiter freilegt. Die Gastemperaturen betrugen an den Fumarolenmündern ca. 160 Grad Celsius.

Aufgrund anhaltender Erdbeben, Bodenverformungen und Eisschmelze im Gipfelkrater befindet sich der Mount Spurr derzeit auf der Alarmstufe „Gelb“. Das AVO überwacht den Vulkan genau auf mögliche Anzeichen eines bevorstehenden Ausbruchs. Die beschriebene Phänomenologie deutet darauf hin, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereitet.

Mount Spurr ist ein 3.374 m hoher Stratovulkan, der keine 130 Kilometer westlich von Anchorage liegt. Sein letzter großer Ausbruch ereignete sich 1992. Damals wurden große Mengen Vulkanasche ausgestoßen, die bis in große Höhen aufstiegen und den Flugverkehr störten. Zudem kam es zu Aschenniederschlägen in bewohntem Gebiet, die nicht nur das öffentliche Leben, sondern auch die Gesundheit der Anwohner beeinträchtigten. Daher steht der Vulkan unter besonderer Beobachtung der Vulkanologen.

In Alaska steht auch der Vulkan Great Sitkin unter besonderer Beobachtung. Obwohl der Vulkan in einem entlegenen Teil der Aleuten liegt, könnten auch hier starke Eruptionen den Flugverkehr beeinträchtigen. Momentan ist Great Sitkin effusiv tätig und fördert kleine Lavaströme. Der Alarmstatus steht auf „Orange“.