Kilauea: Episode 8 ist im Gang

Weitere Eruptions-Episode begann am Kilauea – es ist die 8. seit dem 23. Dezember 2024

Am Kilauea auf Hawaii startete heute Morgen (gestern Abend Hawaii-Zeit) die 8. Eruptionsepisode des Vulkanausbruchs, der bereits am 23. Dezember 2024 angefangen hat. Wie bei den anderen Episoden auch, mit Ausnahme des Initialausbruchs, begann die aktuelle Episode wieder mit schwachem Lavaspattering aus dem Nordschlot. Erste Lavaspritzer erschienen auf der Livecam um 18:05 HST. Das Spattering steigerte sich nur langsam, bis gegen 21:52 HST ein Lavastrom sichtbar wurde. Von da an baute sich die Eruption sehr schnell auf und nur 10 Minuten später war aus der müden Spatteraktivität eine kleine Lavafontäne geworden. Innerhalb einer Stunde wuchsen die Fontänen am Nordschlot von 15 Metern auf über 80 Meter an. Später wurde dann auch der zweite Schlot aktiv und es entwickelte sich eine zweite Lavafontäne nebst Lavastrom. Der Boden des Hamea’uma’u-Kraters ist bereits zum Teil mit frischer Lava bedeckt.




Die Erdbebenaktivität der letzten Tage war vergleichsweise gering, täglich wurden ca. 30 Erschütterungen registriert. Mit dem Einsetzen des Lavaspatterings heute nahm der Tremor zu. Die Bodenhebung hatte bereits wieder mit dem Ende der vorherigen Eruptionsepisode eingesetzt und summierte sich bis zum Zeitpunkt des erneuten Ausbruchs auf ca. 8 Mikrorad. Parallel zur verstärkten Aktivität um 21:52 Uhr HST wechselte die Neigung an der Messstation UWD von Aufblasen zu Ablassen – genau in dem Moment, als Lava begann, sich über den Kraterboden auszubreiten. Aktuell sackt der Boden im Gipfelbereich weiter ab und es wurden bereits 4 Mikrorad der vorherigen Hebung abgebaut. Man kann also davon ausgehen, dass die Eruption bereits ihre Halbzeit erreicht hat und enden wird, wenn das Ausgangsniveau der Bodenhebung wieder erreicht ist.

Seit dem 23. Dezember 2024 dauerten die einzelnen Lavafontänen-Episoden zwischen 13 Stunden und 8 Tagen. Die Phasen aktiver Eruption wurden jeweils durch Pausen von weniger als 24 Stunden bis hin zu 12 Tagen unterbrochen.

In der East Rift Zone und Southwest Rift Zone wurden bislang keine Veränderungen festgestellt. Das HVO (Hawaiian Volcano Observatory) überwacht den Kīlauea weiterhin genau und wird morgen früh ein Update veröffentlichen, sofern keine wesentlichen Änderungen auftreten.

Die Vulkanwarnstufe steht auf „Watch“ und der VONA-Flugfarbcode auf „Orange“.

Gefahrenhinweise zur Eruption am Kilauea

Der Ausbruch findet in einem abgesperrten Bereich des Hawaii-Volcanoes-Nationalparks statt. Die Hauptgefahr besteht in den hohen Konzentrationen vulkanischer Gase, insbesondere können Kohlendioxid und Schwefeldioxid für Vulkanbeobachter gefährlich werden. Diese Gase können sich in Windrichtung ausbreiten und dort gesundheitliche Auswirkungen haben. Das aus Schwefeldioxid entstehende Aerosol bildet den sogenannten Vog (vulkanischer Smog), der weiträumig auftreten kann. Durch die Lavafontänentätigkeit kann zudem Peles Haar entstehen, das sich mit dem Wind ausbreitet und für Augenreizungen und Hautirritationen sorgen kann.

Santorin: Weitere Erdbeben mit Magnitude 5,0

Steilküste am Calderarand on Santorin ist besonders Steinschlaggefährdet. © Marc Szeglat

Schwarmbeben bei Santorin hält sein hohes Niveau – 2 weitere Beben mit der Magnitude 5,0

Der Erdbebenschwarm, der sich nordöstlich von Santorin unter dem Meeresboden zuträgt, geht unvermindert weiter. Seit gestern haben sich Hunderte Erdbeben ereignet. 25 Beben hatten Magnituden ab 4. Das bislang stärkste Beben ereignete sich gestern und hatte die Magnitude 5,1. Heute gab es zwei Beben M 5,0. Diese Beben sind als mittelstark einzustufen, doch im Verbund mit den anderen spürbaren Beben wirken sie auf Santorin zunehmend destabilisierend. Dabei werden nicht nur das Gefüge der Gesteine geschwächt, sondern auch das der Bauten, und es kommt zunehmend zu Gebäudeschäden. Die stärksten Schäden wurden bis jetzt aber durch teils massive Steinschläge entlang der Steilküsten verursacht. Besonders entlang der Küstenlinie wurden einige Strandbars und Verkaufsbuden durch Steinschläge demoliert. Ein Aufenthalt hier ist lebensgefährlich. Insbesondere falls sich noch stärkere Erdbeben ereignen sollten, könnten große Felsstürze entstehen. Dieses Risiko ist aber bereits jetzt deutlich erhöht.


Der Katastrophenschutz war in den letzten Tagen nicht untätig und hat bereits angefangen, Personal und Material für den Notfall auf die Insel zu schaffen. Darunter befinden sich auch Notstromaggregate. Es wurden besonders gefährdete Gebiete ausgewiesen, die man dringend meiden sollte. Die Bevölkerung wird über SMS-Nachrichten gewarnt und informiert. Im Falle eines Starkbebens soll man wegen der Tsunamigefahr umgehend den Küstenbereich verlassen und höher gelegenes Gelände aufsuchen, was auf Santorin einfach sein sollte. Aber auch umliegende Inseln wären in diesem Fall betroffen.

Weiterhin versuchen viele Anwohner und Besucher, Santorin zu verlassen. Fähren und Flüge von der Insel sind praktisch ausgebucht. Mir stellt sich die Frage, ob man die Insel nicht komplett evakuieren will, doch kurzfristig so viele Schiffe aufzutreiben dürfte schwierig werden.



Tektonik des Erdbebengebiets bei Santorin

Der größte Teil der Beben manifestiert sich immer noch nordöstlich des Unterwasservulkans Kolumbos. Genauere Barymethirsche-Karten zeigen, dass es in dem Bereich eine Kette kleinerer Unterwasservulkane gibt, die zum Kolumbos-System gehören. Sie liegen nördlich eines Segments der Santorin-Amorogos-Fault-Zone, die das tektonisch bestimmende Element der Region ist und für das Starkbeben von 1956 verantwortlich gemacht wird. Während inzwischen die meisten Seismologen wohl davon ausgehen, dass die Beben rein tektonischer Natur sind, halte ich das betroffene Störungssegment eigentlich für zu klein, um die Erdbeben ohne magmatischen Einfluss hervorbringen zu können. Allerdings zeigt eine Studie vom letzten Jahr, dass das Erdbeben Mw 7,8 von 1956 ein Stück Meeresboden zerbrach: Es entstand ein neuer 75 Kilometer langer Riss entlang der Amorgos-Verwerfung, an dem der Boden bis zu 16,8 m angehoben worden war. Dieser Bodenversatz trat urplötzlich auf und regte einen Tsunami an, ähnlich wie man es vom großen Sumatrabeben im Jahr 2004 her kennt. Allerdings befindet sich die Amorgos-Verwerfung nördlich des aktuellen Erdbebenclusters. Dieser liegt an dem beschriebenen kleineren Segment des Störungssystems, das im Norden von der Amorgos-Verwerfung und im Süden von der Anafi-Astypalea-Störung begrenzt wird. Zwischen diesen beiden Störungen entstand der Graben, in dem die Vulkane Santorin und Kolumbos liegen.

Island: Status Bodenhebung am 04.02.25

Bodenhebung bei Svartsengi hält an – Eruption wird immer wahrscheinlicher

Während alle Augen gespannt in Richtung der griechischen Insel Santorin blicken, gerät eine andere Insel ein wenig aus dem Fokus der Berichterstattung. Neben der Konkurrenz aus Südeuropa liegt das am anderen Ende des Kontinents auch am schlechten Wetter: Seit letztem Freitag stürmt es im Süden von Island so stark, dass nur noch vergleichsweise wenige Erdbeben detektiert werden. Hierbei handelt es sich dann um die stärksten Erschütterungen oberhalb der Mikroseismik, die sicherlich die größte Fraktion der Erdbeben stellt. Dennoch lässt sich anhand der noch detektierten Erdbeben ablesen, dass die Seismik unverändert weitergeht. Vereinzelte Erdbeben gibt es auch bei Svartsengi und Sundhnukur. Sie zeigen, dass die Spannungen im Untergrund infolge der Magmaakkumulation größer werden. Schaut man sich die Grafik zur Bodenhebung an, dann gibt es aktuell wieder einen Entschleunigungstrend zu sehen, wobei nicht klar ist, ob er durch Messungenauigkeiten hervorgerufen wird oder ob sich die Bodenhebung tatsächlich entschleunigte. Im aktuellen Hebungsstadium wäre eine Verlangsamung der Bodenhebung nicht untypisch, denn der Gegendruck des Magmas im flach liegenden Speichersystem nimmt zu, weshalb es dem aus größerer Tiefe aufsteigenden Magma schwerer fällt, aufzusteigen, und der Magmastrom gebremst wird.

Die Bodenhebung nähert sich der Parität mit der Hebung vor der letzten Eruption und sollte im Laufe der nächsten Woche den Gleichstand herstellen. Obgleich das Eruptionsrisiko bereits seit letzter Woche zugenommen hat, weil so viel Magma ins Speichersystem aufgestiegen ist, wie bei der letzten Eruption ausgestoßen wurde, steigt ab dem Zeitpunkt der Parität das Eruptionsrisiko ein weiteres Mal an. Bei den meisten vorherigen Eruptionen verhielt es sich so, dass die Bodenhebung noch einmal 2–4 Wochen weiterging, nachdem die Parität mit dem vorherigen Hebungsniveau erreicht war. Das würde bedeuten, dass ein Ausbruch Ende Februar/Anfang März zu erwarten ist. Die isländischen Vulkanologen rechnen aber eigentlich bereits jetzt mit einer Eruption.




Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es nur einen sehr schwachen Erdbebenschwarm vor Eruptionsbeginn geben. Dieser könnte zudem dank des schlechten Wetters erst spät zu erkennen sein. Es gibt als u. U. nur eine kurze bzw. gar keine Vorwarnung unmittelbar vor dem Einsetzen einer Eruption. Daher sollte man das Svartsengigebiet aktuell meiden.