Äthiopien: Wärmeanomalie nahe Dofen-Vulkan

Wärmenanomalie nahe Vulkan Dofen im Awash-Erdbebengebiet detektiert

Im äthiopischen Teil des Riftvalleys kam es im Anfangsbereich des Afar-Dreiecks bei Awash in den letzten Monaten zu zahlreichen mittelstarken Erdbeben mit Magnituden im Vierer- und Fünferbereich. Sie standen mit einer Magmenintrusion in Verbindung, die den Boden auf einer Länge von ca. 35 Kilometern um bis zu 130 Zentimeter anhob. Durch die Intrusion stieg der geothermische Gradient und es kam zu hydrothermalen Erscheinungen, zu denen 2 phreatische Eruptionen und die Neubildung von heißen Quellen bzw. Mudpools zählten. Heute wird auf MIROVA erstmalig eine mittelstarke thermische Anomalie angezeigt. Sie hat eine Leistung von 59 MW und geht von einem Gebiet südlich des Vulkans Dofen aus, in dem sich die zuletzt aufgetretene phreatische Eruption ereignet haben muss. Die Quelle der Wärmeanomalie ist bis jetzt unklar, doch es könnte sich um eine weitere phreatische Eruption handeln, obgleich diese normalerweise nicht so eine starke Wärmequelle darstellen. Möglich ist daher auch ein Vegetationsbrand als Quelle der Wärmestrahlung. Die nächsten Messungen bringen vielleicht neue Erkenntnisse.




Bereits am Wochenende berichtete ich über ein weiteres Phänomen, das mit der Intrusion in Verbindung gebracht wird: Am Fentale-Vulkan im Süden des von der Intrusion heimgesuchten Gebiets wurde auf Satellitenbildern eine vermeintliche Dampfwolke entdeckt. Neue Bilder bestätigten das Phänomen und zeigten, dass es ortsstabil ist. Allerdings ändern sich die Strukturen an seinem Rand. Die australischen Kollegen von Extrem Pursuit vertreten nun die neue Theorie, dass sich in der Fentale-Caldera ein Kratersee gebildet haben könnte, von dem eine starke Dampfentwicklung ausgeht. Wobei bei den Lufttemperaturen in der Gegend schon sehr heißes Wasser austreten muss, damit man eine starke Dampfentwicklung erkennt. Gestützt wird die These durch eine Kombination von mehreren Filtern, die unterschiedliche Wellenlängen des Lichts untersuchen und auf ein Wasservorkommen schließen lassen. Zudem gab es am 17. Januar eine schwache thermische Anomalie, die ebenfalls von MIROVA detektiert wurde. Schwefeldioxidwolken konnten noch nicht nachgewiesen werden. Bis jetzt gibt es keine Bestätigungen des Phänomens von Beobachtern vor Ort, von daher muss man die Erklärungsversuche zur Anomalie noch als Spekulationen ansehen.

Die Erdbebentätigkeit im Awash-Gebiet geht auf verringertem Niveau weiter: Gestern manifestierten sich 4 Beben mit Magnituden zwischen 4,4 und 4,6. Erdbeben mit Magnituden kleiner als 4 können aufgrund des Fehlens eines vernünftigen seismischen Netzwerkes nicht detektiert werden.

Taiwan: Erdbeben Mw 6,0 am 20.01.24

Starkes Erdbeben erschüttert Süden von Taiwan – 15 Personen verletzt

Datum 20.01.25 | Zeit: 16:17:26 UTC | Koordinaten:  23.230 ; 120.570 | Tiefe: 10 km | Mw 6,0

Der Süden von Taiwan wurde gestern Nachmittag um 16:17:25 Uhr UTC (12:17:25 Uhr am 21. Januar Ortszeit) von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,0 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in gut 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 16 Kilometer nördlich von Yujing verortet. In dem Ort leben ca. 16.500 Menschen. Die nächstgrößere Stadt ist Tainan mit gut 771.000 Einwohnern. 15 Personen erlitten Verletzungen, da die Erschütterungen Schäden anrichteten. Unter ihnen waren sechs Menschen, darunter ein Kind, die aus einem eingestürzten Gebäude im Stadtbezirk Nanxi in Tainan gerettet wurden. Zudem wurde eine Brücke auf einer Provinzstraße beschädigt und es kam zu kleineren Beschädigungen an mehreren Gebäuden. Todesopfer wurden bislang nicht gemeldet.

Neben den beschriebenen Beschädigungen fielen zahlreiche Gegenstände um, und in Supermärkten stürzten Waren aus den Regalen zu Boden. Dem EMSC liegen auch zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor. Sie stammten aus einem Umkreis von mehr als 300 Kilometern Entfernung zum Epizentrum. Einige Bebenzeugen befanden sich sogar auf dem chinesischen Festland.




Taiwan liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring, einer Zone mit intensiver seismischer und vulkanischer Aktivität, die den Pazifik umspannt und für die meisten Erdbeben weltweit verantwortlich ist.

Komplexe Tektonik in Taiwan bedingt hohe Seismizität

Die Tektonik Taiwans ist komplex, da an der Westküste zwei große Störungszonen aufeinandertreffen und eine sogenannte Triplejunction bilden. Bei diesen Störungszonen handelt es sich um die aus östlicher Richtung kommende Ryukyu-Subduktionszone, die auf die nord-südlich verlaufende Manila-Subduktionszone trifft, welche aus dem Okinawa-Graben hervorgeht. Zwar ist es auf den tektonischen Karten so dargestellt, dass es zu keinem direkten Kontakt der beiden senkrecht aufeinander stehenden Störungszonen kommt, doch de facto ziehen durch Taiwan zwei weitere große Störungen, die parallel zur Manila-Subduktionszone verlaufen und sich entlang der Westküste der Insel erstrecken. Dabei handelt es sich um die Störungen von Chukou und Lishan. Das Epizentrum lag im Bereich der erstgenannten Störung.

Dem Hauptbeben folgten bislang 9 Nachbeben. Sie hatten überwiegend Magnituden im Viererbereich. Ein Beben brachte es auf Mb 5,1. zudem gab es ein Vorbeben. Weitere Erschütterungen könnten folgen.

Erst im vergangenen April erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,4 die östliche Bergregion von Hualien. Damals kamen mindestens 13 Menschen ums Leben, und über 1.000 wurden verletzt. Dieses Beben war das stärkste in Taiwan seit 25 Jahren und wurde von Hunderten Nachbeben begleitet.