Island: Erdbeben und Gletscherlauf am Vatnajökull

Gletscherzunge des Vatnajökull. © Marc Szeglat

Diffus streuende Erdbeben im Kartenabschnitt Vatnajökull auf Island – Gletscherlauf am Grimsvötn

Schaut man sich heute die IMO-Erdbebenkarte an, dann erkennt man eine erhöhte Seismizität im Bereich des Kartenausschnitts vom Vatnajökull. Unter dem größten Gletscher Europas verbergen sich mehrere Calderavulkane, von denen die drei größten und bekanntesten (Bardarbunga, Grimsvötn und Öræfajökull) in den letzten Jahren immer mal wieder Zeichen der Unruhe von sich gaben und geben und sich auf Eruptionen vorbereiten könnten. Tatsächlich stufte IMO erst Anfang der Woche den Alarmfarbcode für den Flugverkehr am Bardarbunga auf „Gelb“ hoch, da es zu einem Schwarmbeben gekommen war.

Auch am Grimsvötn steht der Alarmstatus auf „Gelb“, da es hier aktuell zu einem Gletscherlauf kommt und IMO-Experten eine erhöhte Ausbruchswahrscheinlichkeit sehen. Bis jetzt erreichten die abfließenden Wassermassen wohl noch nicht das Gletschertor am Skeiðarárjökull, so dass der Pegel des  Flusses Gígjukvísl nicht signifikant angestiegen ist, doch das soll sich am Wochenende ändern. Dennoch handelt es sich wohl um einen vergleichsweise kleinen Gletscherlauf.




Doch zurück zu den Erdbeben: Ein halbes Dutzend Erdbebenmarkierungen ist diffus im Bereich des Gletschers verteilt. Diese Beben könnte mit dem Gletscherlauf in Verbindung stehen. Eine Konzentration von Erdbeben gibt es im Bereich des Calderavulkans Askja, der nördlich der Gletscherkappe liegt. Dort manifestierte sich fast ein dreckiges Dutzend Beben, die sich bis in die Herdubreid-Region erstreckten. Die GNNS-Messstationen in der Askja-Caldera senden im Winter meistens keine Signale, doch der Station KASK entschlüpfte nach einer Pause ein Ping, und die hiermit übermittelten Daten zeigen, dass die Bodenhebung anhält.

Situation auf Reykjanes

Eine anhaltende Hebung registriert man auch nach wie vor bei Svartsengi auf der Reykjanes-Halbinsel. Hier fehlen noch gut 6–7 Zentimeter zur Parität mit der Hebung vor dem letzten Ausbruch, der am 20. November begann und bis zum 9. Dezember dauerte. Ab einem Zeitpunkt kurz vor Erreichen der Parität steigt das Ausbruchsrisiko signifikant. Aktuell verläuft die Hebungskurve zwar stetig, aber weniger steil als vor den anderen Eruptionen, und der Druckaufbau im Speichersystem geschieht langsamer als vorher. Von daher gerät das Gestein auch nicht so schnell unter Spannungen und könnte mehr Druck aushalten als zuvor. Von daher gehe ich davon aus, dass die Eruption noch ein paar Wochen auf sich warten lassen wird.

Bei Svartsengi und Grindavik gehen die baulichen Maßnahmen zur Verstärkung der Schutzwälle weiter. Ziel ist es, sie bis auf 9 m Höhe aufzustocken. Der letzte Ausbruch hätte es fast geschafft, die Deiche bei der Blauen Lagune nachhaltig zu überwinden. Ein paar kleinere Lavaüberläufe hatte es bereits gegeben.

Ibu: Anwohner verweigern Evakuierung

Situation am Ibu alarmierend – Anwohner ignorieren Evakuierungsanordnung

Der indonesische Vulkan Ibu auf Halmahera ist weiterhin sehr aktiv und fördert in kurzen Intervallen Aschewolken, die mehrere Hundert Meter über den Krater aufsteigen. Aufgrund eines signifikanten Anstiegs der vulkanisch bedingten Erdbebentätigkeit und einiger Eruptionen, die stärker als üblich waren, wurde am Dienstag die Alarmstufe „Rot“ über den Vulkan verhängt. Damit einher ging auch eine Evakuierungsanordnung des Zivilschutzes für mehrere Siedlungen in Vulkannähe. Gut 3000 Personen aus 6 Dörfern wurden aufgefordert, ihre Heimat zu verlassen, um sich vor einem möglicherweise drohenden großen Vulkanausbruch in Sicherheit zu bringen. Doch wie jetzt in lokalen Medien berichtet wird, folgten bisher nur 517 Personen der Evakuierungsanforderung. Die meisten dieser Menschen stammten aus dem Dorf, das dem Vulkan am nächsten liegt. Die anderen Anwohner des Ibu begründeten ihre Weigerung mit dem Argument, dass sie die Eruptionen des Vulkans gewohnt seien. Offenbar glauben sie nicht an die Vorhersagen der ortsansässigen Vulkanologen, dass es zu einem starken Ausbruch kommen könnte.

Gegenüber der Jakarta Post äußerte sich Milka Sehe, eine 43-jährige Bewohnerin des Dorfes Todoke: „Wir sind an die Ausbrüche des Vulkans gewöhnt, und bislang gab es keine Auswirkungen auf unser Dorf. Deshalb sehen wir keinen Grund, unsere Häuser zu verlassen“. Eine andere Anwohnerin äußerte sich ähnlich: „Wir hoffen, dass der Vulkan bald zur Ruhe kommt, damit wir unser Leben normal weiterführen können.“




Doch die Lage wird von den örtlichen Vulkanbeobachtern als ernst eingestuft, denn im Extremfall könnten die Explosionen so stark werden, dass sie den Lavadom im Gipfel des Vulkans ausblasen und pyroklastische Ströme generieren, die innerhalb von Minuten die Dörfer erreichen und alles zerstören, was auf ihrer Bahn liegt. Die Behörden stehen vor der schwierigen Aufgabe, die Menschen von der Gefahr zu überzeugen und gleichzeitig ihre Lebensweise und Ängste zu respektieren.

Einen Lichtblick gibt es für die Verweigerer: Die Erdbebentätigkeit hat gestern wieder leicht abgenommen und folgt damit dem Trend der letzten Erhöhungsphase im November 2024. Es ist also alles andere als gewiss, dass ein starker Ausbruch folgt, der eine Katastrophe auslöst. Dennoch liegt so ein Ausbruch im Bereich des Möglichen.

Der Ibu ist ein 1325 m hoher Stratovulkan und zählt zu den aktivsten Vulkanen des Indonesischen Archipels, der auch oft von Vulkanspottern bestiegen wird. Aktuell ist von einer Besteigung aber dringendst abzuraten.

Japan: Hohes Risiko für Megathrust-Erdbeben

Hohes Erdbebenrisiko in Japan – Zunehmende Bedrohung durch potenzielles Starkbeben im Nankai-Graben

Heute vor 30 Jahren bebte in Japan die Erde, was eine der größten Katastrophen in der Geschichte des Landes auslöste. Das Beben der Magnitude 6,8 dauerte nur 20 Sekunden, zerstörte aber große Teile der Stadt Kobe und legte mehr als 100.000 Gebäude in Schutt und Asche. 6.434 Menschen fanden den Tod, etwa 43.000 Personen wurden verletzt und 300.000 Menschen obdachlos. Heute gedenkt Japan dieser Katastrophen, die aber nicht die schlimmste des Inselstaates war. Das Beben ereignete sich an der Nojima-Verwerfung, die Teil des komplexen tektonischen Systems der Niigata-Kobe-Tectonic-Zone ist. Diese Störungszone verläuft überwiegend im Nordwesten der Insel Honshu und ist mit der Median Tectonic Line assoziiert. Es wurde durch eine plötzliche Verschiebung entlang einer aktiven Blattverschiebung verursacht, bei der im Wesentlichen die Eurasische Platte und die Philippinische Platte miteinander interagierten.




Nun enthüllten japanische Seismologen, dass an einer anderen Störungszone weiteres Unheil droht: Das Risiko eines katastrophalen Mega-Bebens am Nankai-Graben, einem Subduktionsgraben vor der Pazifik-Küste Japans, soll sich signifikant erhöht haben. Neue Analysen warnen vor potenziellen Schäden in ungeahntem Ausmaß, die dicht besiedelte Gebiete bedrohen könnten. So ein Starkbeben könnte eine Magnitude im Achter- oder sogar im Neunerbereich haben und en par mit den stärksten Erschütterungen der Welt liegen.

Der Nankai-Graben liegt im Pazifik entlang der südlichen Küste Japans und markiert die Kollisionszone zwischen der Philippinischen Platte und der Eurasischen Platte. Diese Subduktionszone ist seit Jahrhunderten bekannt für wiederkehrende Mega-Beben.


Alle 100 bis 200 Jahre ereignet sich ein Mega-Beben am Nankai-Graben. Das letzte extrem starke Beben mit der Magnitude 8,4 manifestierte sich 1946. Das Risiko, dass sich innerhalb von 30 Jahren ein erneutes Starkbeben ereignet, liegt laut den Experten aktuell bei 82 Prozent. Jedes Jahr steigt das Risiko um 1 Prozent.

Die Folgen eines Starkbebens am Nakai-Graben wären verheerende Tsunamis, so wie sie in Japan zuletzt im Jahr 2011 auftraten. Wellen von mehreren Zehnermetern Höhe könnten Teile der japanischen Westküste und insbesondere die Inseln wie Shikoku und Kyushu überrollen. Man rechnet im schlimmsten Fall mit Hunderttausenden Toten, insbesondere in dicht besiedelten Küstenregionen. Durch die Zerstörung von Infrastruktur, Industrieanlagen und Wohngebieten könnten Schäden entstehen, die sich auf mehrere Hundert Milliarden US-Dollar belaufen.

Doch was sagen Studien aus, die auf Statistiken beruhen? Die Erde ist ein dynamischer Planet, und so paradox es klingen mag, tragen Erdbeben und Vulkanausbrüche genauso wie Stürme zur Stabilität des Gesamtsystems bei. In den Regionen nahe der Plattengrenzen kann sich jederzeit ein Starkbeben ereignen, die sich bis jetzt im Endeffekt nicht prognostizieren lassen. Für die betroffenen Regionen ist es dennoch von Vorteil, einen ungefähren Zeitrahmen abstecken zu können, wann sich eine Katastrophe ereignen könnte, damit entsprechende Schutzmaßnahmen im Gebäudesektor umgesetzt werden.

Reventador mit Schuttlawinen und pyroklastischem Strom

Reventador steigerte Aktivität – Abgänge von Schuttlawinen und einem pyroklastischen Strom

In Ecuador intensivierte der Reventador seine Aktivität. Neben den üblichen Ascheeruptionen, die bis auf eine Höhe von 4600 m aufsteigen und überwiegend in südöstliche Richtung driften, wurden in den letzten Tagen vermehrt Abgänge von glühenden Schuttlawinen beobachtet. Am 13. Januar ging sogar ein kleiner pyroklastischer Strom ab. Er glitt bis auf ein Höhenniveau, das ca. 500 m unterhalb des Kraters lag. Die Schuttlawinen schafften es teilweise bis auf eine Höhe von -1000 m vom Krater aus gemessen.

Zu Abgängen von Schuttlawinen kommt es vermehrt, wenn der Reventador nicht nur explosiv tätig ist, sondern auch einen seiner zähen Lavaströme fördert, die aus dem Krater überlaufen und über den oberen Flankenbereich fließen. Aktuell steht in den Beschreibungen vom IG nichts von effusiver Tätigkeit, aber auf Webcambildern kann man erkennen, dass es kurz unterhalb des Kraters zur Rotglut kommt, wenn die Schuttlawinen abgehen. Ich vermute, dass diese Leuchterscheinung von einem Kollaps im Bereich einer kurzen, domähnlichen Lavazunge stammt, die sich aus dem Krater schiebt. In der Vergangenheit kam es auch immer wieder zu Phasen, bei denen sich ein größerer Lavastrom über die Vulkanflanke schob.




Laut einem IG-Bericht, fördern die Explosionen die Vulkanasche bis zu 1200 m über Kraterhöhe. Doch meistens steigen sie nur einige Hundert Meter hoch auf. Während es am 13. Januar zu 78 Explosionen kam, wurden am 16. Januar 44 entsprechende seismische Signale registriert. Zudem empfing das seismische Netzwerk 8 langperiodische Erdbeben und 15 Tremorphasen, von denen 11 mit Eruptionen einhergingen.

Der 3562 m hohe Stratovulkan Reventador liegt etwa 90 km östlich von Quito, der Hauptstadt Ecuadors. Der aktive Kraterkegel bildete sich in einer 4 Kilometer durchmessenden Caldera. Besonders während der Regenzeit können Lahare entstehen und der Boden in der Caldera verwandelt sich in Schlamm, was eine Observierung der Eruption erschwert.

Mit dem Sangay ist ein zweiter Vulkan in Ecuador aktiv. Von ihm gehen heute Aschewolken aus, die bis auf eine Höhe von 6700 m aufsteigen.