Campi Flegrei: Schwarmbeben am 13.01.25

Neuer Erdbebenschwarm in den Campi Flegrei – INGV und Bürgermeister von Pozzuoli warnen vor Seismizität

Heute Morgen begann ein neuer Erdbebenschwarm unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Das INGV brachte um 07:58 Uhr (Lokalzeit) eine Meldung heraus, nach der ein Erdbeben der Magnitude 1,2 registriert wurde, das den Beginn eines neuen Erdbebenschwarms markierte. Die Meldung wurde vom Zivilschutz und der Kommune Pozzuoli aufgegriffen und verbreitet. Man warnt vor anhaltender seismischer Aktivität und veröffentlichte eine Notfallnummer, unter der Bürger Schäden melden können. Doch bislang waren die Erdbeben nicht stark genug, um gespürt zu werden oder sogar Schäden hervorzurufen.




Der gemeldete Erdstoß war aber nicht das stärkste Beben heute, denn bereits um 00:36 UTC manifestiert sich ein Erdbeben der Magnitude 1,5. Der Erdbebenherd lag in 2700 m Tiefe. Das Epizentrum wurde an der Tangentiale wenige Hundert Meter nördlich der Solfatara lokalisiert. Die Fumarole von Pisciarelli liegt nicht weit entfernt. Seitdem gab es 16 weitere Erdbeben, die sich im und um den Solfatara-Krater konzentrierten.

Die Bebentätigkeit in diesem Jahr war bislang durchwachsen: Seit Jahresanfang wurden 94 Erschütterungen festgestellt, bei steigender Tendenz in den letzten Tagen. Die Beben konzentrierten sich um die Solfatara herum, aber es gab auch einen Bebenspot im Golf von Pozzuoli.

Im letzten Wochenupdate wurden die bisherigen Trends bestätigt. Insbesondere zeigte sich die Gastemperatur der Pisciarelli-Hauptfumarole weiterhin erhöht und lag bei durchschnittlichen 97 Grad.

In der deutschen Presse war in den vergangenen Tagen zu lesen gewesen, dass die Bauvorschriften in dem Areal der Roten Zone verschärft wurden: Generell gilt ein Verbot für Neubauten, während noch Baumaßnahmen für Instandhaltung und Renovierung durchgeführt werden dürfen. Allerdings heißt es auch, dass Gebäude abgerissen und an einem anderen Ort wiederaufgebaut werden dürfen. Nicht ganz klar ist mir geworden, ob dieser andere Ort in der Roten Zone liegen darf. Die Stadtverwaltung will damit erreichen, dass es keinen Zuzug von neuen Anwohnern im Gefahrenbereich der Campi Flegrei gibt. Langfristig betrachtet soll es sogar einen Rückbau nebst Verkleinerung der Bevölkerung im Gefahrengebiet geben.

White Island: Ascheemissionen am 13.01.25

Der Vulkan White Island (Whakaari) emittiert Vulkanasche – Alarmstatus angehoben

Der Vulkan Whakaari auf der Insel White Island im Norden von Neuseeland emittiert wieder Vulkanasche. Das geht aus einer Meldung von GeoNet hervor. Demnach stößt der Inselvulkan eine Dampfwolke aus, die Vulkanasche enthält und einige Hundert Meter hoch aufsteigt. Die Emission wird als mäßig stark und passiv beschrieben. Was passiv in diesem Zusammenhang bedeutet, ist mir weniger klar, denn für gewöhnlich werden Asche-Dampfwolken aus Schloten ausgestoßen, die unter erheblichem Druck stehen. Wahrscheinlich meint man damit, dass keine explosiven Eruptionen stattfinden. Dennoch scheint genug Druck im System zu sein, dass man den Alarmstatus für den Flugverkehr vorsichtshalber auf „Orange“ erhöhte. Die Vulkanalarmstufe bleibt weiterhin auf Stufe 2.




In den letzten zwei bis drei Wochen hat der Vulkan hauptsächlich schwache bis mäßige Dampf- und Gaswolken ausgestoßen. Dabei wurden immer wieder sehr geringe Mengen Vulkanasche festgestellt, die in Windrichtung der Insel neblige Bedingungen verursachten. Die neuseeländische Wetterbehörde hat an einigen Tagen ebenfalls geringe Mengen Vulkanasche in Satellitendaten nachgewiesen. Der vorherrschende Südwind trägt die Aschewolke derzeit vom Festland weg.

Die Emissionen sind auf Webcams in Whakatāne und Te Kaha sowie auf Satellitenbildern sichtbar und werden regelmäßig beobachtet. Diese Erkenntnisse aus den Beobachtungen dienen als Grundlage für die Neubewertung des Flugfarbcodes. Seit der Katastrophe von 2019 sind auf der Insel keine Sensoren bzw. Messstationen mehr vorhanden, daher stützt sich die Überwachung von Whakaari auf Fernkameras und Satellitenbilder.

Nicht kommuniziert wurde, warum keine Messstationen mehr auf der Insel sind. White Island ist Privatbesitz und es stellt sich die Frage, ob die Besitzer nach der Katastrophe von 2019 keine Wissenschaftler mehr auf die Insel lassen, Gerichte ein generelles Betretungsverbot ausgesprochen haben oder ob sich diese nicht trauen. Meiner Meinung nach eine übertriebene Vorsichtsmaßnahme, und als Vulkanologe muss man bereit sein, ein gewisses Risiko einzugehen. Generell kann es an jedem Vulkan zu überraschenden Eruptionen kommen, nicht nur auf White Island. Wenigstens an der Küste könnte man noch eine Messstation betreiben und ggf. einen Schutzbunker errichten, wie sie am Stromboli aufgestellt wurden, um Touristen zu schützen, als man noch hoch durfte. Nachdem man in Neuseeland jahrzehntelang die Gefahren völlig ignoriert hatte und Touristengruppen durch den Krater hatte spazieren lassen, praktiziert man nun das völlige Gegenteil davon und lässt nicht einmal mehr Wissenschaftler auf die Insel.

Studie löst Rätsel um Hungersnot nach Vulkanausbruch 1831

Wissenschaftliches Rätsel um Hungersnot 1832-37 gelöst – Kurilenvulkan als Verursacher identifiziert

In den vergangenen Jahrhunderten kam es mehrfach zu globalen Temperaturrückgängen, die infolge von ungewöhnlich starken Vulkanausbrüchen zustande kamen. Die bekanntesten dieser Hungersnöte, die sich auch auf Europa auswirkten, wurden durch die Ausbrüche der Laki-Spalte im Jahr 1783 und der Tambora-Eruption 1815 verursacht. Eine weitere vulkanisch bedingte Klimakatastrophe mit Hungersnot ereignete sich zwischen 1832 und 1837. Diese Hungersnot wirkte sich vor allem auf Südostasien und insbesondere auf Indien und Japan aus. Es kam aber weltweit zu Einbußen von Ernteerträgen und zu starken Wintern sowie zu einer globalen Abkühlung von bis zu 1 Grad.

Nun machten Forscher der schottischen Universität St. Andrews eine Entdeckung im ewigen Eis Grönlands, das aufgrund des anthropogenen Klimawandels ja nicht mehr so ewig zu sein scheint: In Eisbohrkernen entdeckte das Forscherteam um Dr. Will Hutchison Schwefeldioxidspuren und mikroskopische Ascheablagerungen vulkanischen Ursprungs. Die Eisschichten mit den Ablagerungen wurden auf das Jahr 1831 datiert. Die Schwefeldioxidkonzentrationen im Eis wiesen darauf hin, dass es auf der nördlichen Hemisphäre zu einem starken Vulkanausbruch gekommen sein musste, der gut 13 Teragramm Schwefeldioxid in die Atmosphäre eintrug. Eine Menge, die jener des Pinatubo-Ausbruchs aus dem Jahr 1991 nahe kommt. Auch dieser Vulkanausbruch bedingte einen globalen Temperaturrückgang.

Die Analyse der Vulkanasche zeigte, dass sie ungewöhnlich wenig Kalium enthielt, weshalb andere verdächtige Vulkane ausschieden und den Fokus auf die Kurilenvulkane nördlich von Japan lenkten. Letztendlich wurde der Zavaritski-Vulkan auf der Insel Simushir als Verursacher der katastrophalen Eruption identifiziert. Simushir liegt nördlich der japanischen Insel Hokkaido und ist heute unbewohnt. Der Zavaritski-Vulkan besteht zum großen Teil aus drei ineinander verschachtelten Calderen mit den Durchmessern von 10, 8 und 3 Kilometern. Die kleinste Caldera ist vermutlich bei einem hochexplosiven Ausbruch im Frühjahr 1831 entstanden und somit für den globalen Temperaturrückgang verantwortlich.

In meinen Augen ist es schon auffällig, dass es im späten 18. und im 19. Jahrhundert vergleichsweise viele starke Vulkanausbrüche gab, die sich aufs globale Klima auswirkten. Entweder gab es eine Periode mit besonders starker eruptiver Tätigkeit, oder starke Eruptionen mit einem VEI 6+ sind doch häufiger, als Statistiken bis jetzt belegen. Hutchinson ist der Meinung, dass eine Serie klimabeeinflussender Eruptionen die ca. 500 Jahre dauernde kleine Eiszeit verlängert haben könnte.

Eine weitere Erkenntnis der Studie ist, dass auch vergleichsweise weit im Norden liegende Eruptionen das weltweite Wettergeschehen beeinflussen können. Bis jetzt ist man davon ausgegangen, dass die Vulkane in Äquatornähe liegen müssen, damit sie globale Auswirkungen auf das Klima haben.

Die Studie ist übrigens in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences erschienen.

Tschechei: Schwarmbeben nördlich von Cheb

Schwarmbeben beim tschechischen Cheb detektiert – gut 100 Erschütterungen seit Freitag

Eine Woche nach dem Schwarmbeben an der deutsch-tschechischen Grenze bei Klingenthal kam es während des Wochenendes auch an einer zweiten, weiter südlich gelegenen Lokation zu einem Erdbebenschwarm. Dabei handelt es sich um die Region um Františkovy Lázně (Franzensbad) im Cheb-Becken (Egerbecken), die bereits vor Jahren das Interesse der Vulkancommunity auf sich zog. Damals wurden tiefsitzende Schwarmbeben registriert, die mit magmatischen Fluidbewegungen in Verbindung gebracht wurden. Denn in dieser Region bebte es nicht nur in Tiefen von 20 bis 30 Kilometern, sondern es trat auch vermehrt Gas aus dem Boden aus, das an Mofetten freigesetzt wurde und noch heute freigesetzt wird.




Der aktuelle Erdbebenschwarm begann am 10. Januar 2025 und dauert bis heute an, wobei die Häufigkeit der Beben rückläufig ist. Die beiden stärksten Erschütterungen hatten Magnituden von etwa 2,5 und Hypozentren in 11 Kilometern Tiefe. Damit liegen sie deutlich flacher als die Hypozentren früherer Erdbebenschwärme. Entweder sind die aktuellen Beben tektonischer Natur, oder magmatische Fluide sind aufgestiegen und befinden sich näher an der Erdoberfläche als noch vor 20 Jahren.

Tektonische Situation im Cheb-Becken

Auch das Schwarmbeben im weiter nördlich gelegenen Bereich von Klingenthal ist weiterhin aktiv. Die Erdbebenherde befinden sich hier in ähnlicher Tiefe wie bei Franzensbad, was einen tektonischen Ursprung der Beben nahelegt. Wahrscheinlich stehen die Beben mit der Mariánské-Lázně-Verwerfung (Marienbader Störung) in Zusammenhang. Diese Störungszone kreuzt im Cheb-Becken den Egergraben.

Beim Egergraben handelt es sich um eine rund 300 Kilometer lange Riftzone, die parallel zur Alpen-Karpaten-Front verläuft und zwischen dem Erzgebirge und dem Böhmischen Massiv liegt. Die Bildung des Egergrabens begann vor etwa 50 Millionen Jahren im Erdzeitalter Tertiär und erreichte ihre Hochphase während des späten Eozäns vor etwa 30 Millionen Jahren. Während der alpidischen Orogenese infolge der Kollision der Kontinentalplatten von Afrika und Eurasien kam es entlang des Egergrabens zu einer Dehnung der Erdkruste, wodurch das Rift entstand.

Die Riftbildung wurde von intensivem Vulkanismus begleitet. Der letzte Vulkanausbruch in der Region fand vor etwa 700.000 Jahren statt. Dennoch zeugen noch heute heiße Quellen im Cheb-Becken von der vulkanischen Vergangenheit der Region. Diese Quellen weisen darauf hin, dass es im tiefen Untergrund noch eine magmatische Wärmequelle gibt. Der geothermische Gradient liegt hier bei etwa 5,5 Grad Celsius pro 100 Meter.