Kanlaon: Vorbereitungen auf eine Katastrophe

Ascheablagerungen in Bago City nach der Kanlaon-Eruption im Dezember 2024. © Rappler

Zivilschutz bereitet sich am Kanlaon auf eine Katastrophe vor und entwickelte „Plan Exodus“

Seit Monaten ist der philippinische Vulkan Kanlaon unruhig und scheint sich auf eine größere Eruption vorzubereiten: der Vulkan emittiert Asche und Dampf, in seinen Eingeweiden rumoren Erdbeben und die Schwefeldioxid-Emissionen sind hoch. Zwei moderate Eruptionen verursachten Ascheniederschlag, der die Landschaft um den Vulkan mit Asche überzog, die auch Städte und Agrarflächen nicht aussparte. In der Folge wurde der Alarmstatus auf „Orange“ erhöht und eine 6 Kilometer Sperrzone um den Krater eingerichtet. Gut 9400 Menschen mussten aus dem direkten Gefahrenkreis des Vulkans evakuiert werden. Inzwischen wurde es fast 1000 Personen wieder gestattet in ihre Heimat zurückzukehren. Obwohl die zunächst einmal nach einer leichten Entspannung aussieht, sprechen doch einige Tatsachen dagegen.




Zu diesen Tatsachen zählen die geophysikalischen Messwerte des Kanlaon, denn sowohl die Anzahl vulkanotektonische Erdbeben als auch der Schwefeldioxid-Ausstoß sind hoch: am 9. Januar meldete PHILVOLCS 21 vulkanotektonische Erdbeben inklusive Tremor und einen Schwefeldioxid-Ausstoß von fast 5600 Tonnen am Tag Zudem gab es drei länger anhaltende Ascheemissionen. Das Vulkangebäude gilt als aufgebläht und im Magmaspeichersystem hat sich eine größere Menge Schmelze angesammelt, deren Volumen allerdings nicht genannt wird. Doch diese scheint besorgniserregend hoch zu sein, zumindest lässt darauf ein Statement des philippinischen Zivilschutzes schließen, in dem es heißt, dass man sich auf den „Plan Exodus“ vorbereitet: der Evakuierung von Rund 124.000 Menschen in Canlaon City. Dieser Plan würde in die Tat umgesetzt werden, wenn die Alarmstufe „4“ (Rot) ausgerufen werden würde.

Laut philippinischen Medienberichten, die u.a. von der Manila Post veröffentlicht wurden, bereiten sich die Behörden gerade genau auf dieses Szenario vor.

Der Plan Exodus sieht als Hauptfluchtroute die Straße nach Vallehermosovor, während Himamaylan City und Vallehermoso mögliche Standorte für Zeltstädte sind. Vorübergehende Umsiedlungen sind auf staatlichem Land geplant, während dauerhafte Lösungen mit den zuständigen Behörden besprochen werden. Die größte Herausforderung bleibt die Bereitstellung ausreichender Flächen für Evakuierte.

Ich persönlich halte es für ziemlich riskant eine einzige hauptfluchtroute festzulegen, denn je nach Zustand der Verkehrswege kann es schnell zu einer Blockade der Straße kommen, insbesondere, wenn es bereits zu einer größeren Eruption gekommen ist. Das Beispiel der jüngsten Waldbrände in Los Angeles belegt, wie schnell Chaos ausbrechen kann, das zu einem Verkehrskollaps in einem Katastrophengebiet führt.

Am Kanalon rechnet der Zivilschutz zunächst mit einer 1 monatigen Krise. In dieser Zeit würde man 15,3 Milliarden Peso (etwa 244,8 Millionen Euro) Katastrophenhilfe benötigt, um Nahrungsmittel, Wasser, Unterkünfte und finanzielle Hilfen bereitzustellen.

Piton Fournaise: Ende des Eruptionszyklus vermutet

Seismische Aktivität am Piton de la Fournaise gering – Ende des Eruptionszyklus möglich

Der Piton de la Fournaise liegt auf der Insel La Réunion im Indischen Ozean vor Madagaskar und gilt als einer der aktivsten Vulkane der Welt. Es handelt sich um einen Schildvulkan vom Hawaii-Typ, der in den letzten Jahren vergleichsweise zuverlässig war und uns mit durchschnittlich 3 Eruptionen pro Jahr begeisterte oder beunruhigte, je nach Sichtweise und Betroffenheit. Doch im abgelaufenen Jahr blieben die Eruptionen aus. Der bislang letzte Ausbruch manifestierte sich vom 2. Juli bis 10. August 2023 und auf La Réunion blickt man auf fast eineinhalb eruptionslose Jahre zurück. Allerdings gab es im November 2023 und im März 2024 zwei Inflationsphasen, als Magma bis in wenigen Kilometern Tiefe unter dem Krater Dolomieu aufgestiegen war. Es gab sogar seismische Krisen nebst Druckerhöhung im flach liegenden Speichersystem des Fournaise und man rechnete mit Vulkanausbrüchen, die dann doch ausblieben.




Seit April 2024 hat die seismische Aktivität dann abgenommen und eine leichte Deflation der vulkanischen Struktur wurde gemessen. Dieser Trend hielt auch zum Jahresende 2024 an: Im zuletzt veröffentlichten Monatsbulletin des OVPF für den November hieß es, dass es 25 oberflächliche vulkanisch-tektonische Erdbeben gegeben hat. Zudem wurden 10 tiefe Erdbeben und 11 Erdbeben mit langer Periode registriert. Die Klinometer und GNNS-Messstationen stellten weiterhin eine leichte Subsidenz fest, in deren Folge im Gipfelbereich 167 Erdrutsche auftraten.

Die OVPF-Forscher stellten nun die These auf, dass der Piton de la Fournaise seinen aktuellen Eruptionszyklus beendet haben könnte und dass der Vulkan nun in eine Ruheperiode eintritt, während der sich das tiefere Magmaspeichersystem wieder auflädt. Diese These wird durch Analysen des Strontium-Verhältnisses (87Sr/86Sr) in Laven unterstützt. Generell wurde festgestellt, dass zu Beginn eines Zyklus die geförderte Schmelze höhere Strontiumverhältnisse enthält als die Laven zum Ende eines dieser mehrjährigen Zyklen. Ein hohes Strontiumverhältnis deutet auf einen hohen Schmelzanteil im Magmensystem hin. Am Ende des Zyklus sinken diese Werte und zeigen an, dass der Schmelzanteil weitestgehend erschöpft ist. Die Laven des letzten Ausbruches im Sommer 2023 zeigten ein extrem niedriges Strontiumverhältnis, was zusammen mit den anderen geringen geophysikalischen Messgrößen andeutet, dass der aktuelle Eruptionszyklus beendet sein könnte.

Ein Jahr ohne Ausbruch gab es zuletzt 2013. Die längste Ruheperiode des Piton de la Fournaise in diesem Jahrtausend dauerte 1288 Tage, von Dezember 2010 bis Juni 2014. Solche Phasen der Inaktivität sind keine Seltenheit, da die vulkanische Aktivität in Zyklen erfolgt, die regelmäßig durch mehrere Jahre ohne Ausbrüche unterbrochen werden.