Campi Flegrei startet mit einigen Beben ins neue Jahr

Mäßige Erdbebenaktivität unter den Campi Flegrei – geophysikalische Parameter zeigen weitere Druckbeaufschlagung

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei ist mit einer mäßig starken Seismizität ins neue Jahr gestartet: In den ersten 2 Januartagen registrierte das seismische Netzwerk des INGV 13 Mikrobeben mit nicht feststellbaren Magnituden sowie ein Beben Mb 1,9, das sich heute Nachmittag um 16:04 UTC ereignete. Die Herdtiefe wurde in 2700 m Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum lag vor der Nordwestküste des Golfs von Pozzuoli. Viele der schwächeren Beben manifestierten sich ebenfalls im Golf und nicht im Bereich der Solfatara, wie es noch letzte Woche der Fall gewesen war. Die mäßige Erdbebenhäufigkeit hat den Vorteil, dass man die einzelnen Beben auf der Shakemap gut ausmachen kann: Eine so jungfräuliche Karte sehen wir von den Campi Flegrei halt immer nur zum Jahresanfang. Unklar ist bis jetzt natürlich, ob sie sich in diesem Jahr wieder so rasant mit Erdbebenmarkierungen füllen wird, wie es im letzten Jahr der Fall gewesen war, als 4861 Erdbeben lokalisiert wurden.

Generell zeigen die geophysikalischen Messdaten aktuell keinen Aktivitätsrückgang, wie man dem letzten INGV-Wochenupdate entnehmen kann, das am Dienstag veröffentlicht wurde. Es beschreibt die Periode vom 23. bis zum 29. Dezember 2024, während der nur 13 Beben registriert wurden. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,6. Dementsprechend zeichnet sich ab, dass es in der aktuellen Woche eine stärkere Seismizität gibt, denn neben den oben erwähnten 14 Beben gab es in den ersten Wochentagen bereits 10 Erschütterungen.

Die Bodenhebung lag bei der Messstation RITE weiterhin bei 10 mm pro Monat. An den Graphen einiger anderer Messstationen ist aber abzulesen, dass sich die Bodenhebung dort verlangsamt hat.

Der Gasausstoß war weiterhin hoch und es zeigte sich ein hoher Kohlendioxidausstoß, dessen genaue Werte nicht kommuniziert wurden. Dennoch heißt es im Kommentar, dass sich die langjährigen Trends der Druckbeaufschlagung fortsetzten.

Die Gastemperatur der Hauptfumarole von Pisciarelli betrug im Schnitt 97 Grad, was ebenfalls dem Trend der letzten Wochen entspricht.

Erdbeben auch am Vesuv

Die Erdbebenkarte am Vesuv sieht genauso aufgeräumt aus wie jene der Campi Flegrei. Aber immerhin manifestierten sich auch hier innerhalb von 36 Stunden 13 schwache Beben. Sie konzentrieren sich nicht unbedingt unter dem Kraterbereich, sondern verteilen sich über den Vulkan. Im letzten Jahr wurden übrigens 1844 Beben festgestellt. Ruhig sieht anders aus.

Update 03.01.2025:
Die Seismizität legte nach dem Erdbeben Mb 1,9 zu und es gab 8 weitere Erschütterungen mit etwas größeren Magnituden als zuvor. Dennoch bewegten sie sich noch im Bereich der Mikroseismizität. Mehrere Beben manifestierten sich im Solfatara-Krater.

Island: Erdbeben und Eisdämme

Seismizität auf Island bleibt hoch – keine Daten zur Bodenhebung

Auch im neuen Jahr bleibt die Erdbebentätigkeit auf Island generell erhöht und es gehen Spekulationen umher, dass neben den Vulkansystemen auf Reykjanes weitere Vulkanregionen aktiv werden könnten, die man bis vor wenigen Monaten weniger auf dem Radar hatte. Dazu zählen die Gletschervulkansysteme Hofs- und Langjökull und das Ljósufjöll-System beim Grjotarvatn in der Snæfellsnes Volcanic Zone. Hier gibt es aktuell auch wieder Erdstöße. In den vergangenen 48 Stunden wurden hier 21 Erschütterungen registriert. Das stärkste Beben brachte es auf Mb 2,1. Das Epizentrum wurde 28 km nördlich von Borgarnes detektiert.

Natürlich gibt es auch weiterhin Erschütterungen an den Systemen auf Reykjanes. Während es direkt bei Svartsengi seismisch relativ ruhig ist, konzentrieren sich die Beben auf die Gebiete von Fagradaslfjall und Krysuvik. Erschütterungen wurden auch bei Bláfjallaskáli und vor der Küste nahe Eldey registriert.

Zur Bodenhebung lassen sich momentan mangels neuer Messwerte keine Aussagen treffen. Die letzten Messpunkte auf den GPS-Grafiken stammen vom 30. September. Der letzte Stand war, dass es an den meisten Messstationen eine Subsidenz gab, gefolgt von einer kurzen Seitwärtsbewegung. Genau das Bild, das sich einige Tage vor Beginn der letzten Eruption zeigte. Seit Silvester wurden die Grafiken nicht mehr aktualisiert. Eine meiner Lieblingsseiten der Uni Reykjavik ist gar nicht mehr erreichbar. Ob es im Zusammenhang mit dem Jahreswechsel IT-Probleme oder Umstellungen gibt, oder warum sonst die Daten nicht mehr aktualisiert werden, wurde nicht kommuniziert. Aufgrund des Datenmangels lassen sich Prognosen über den weiteren Verlauf des Geschehens von meiner Seite her momentan nicht erstellen.

Eisdämme drohen Flussläufe zu blockieren

Das IMO ist momentan auch noch aus einem anderen Grund beschäftigt, denn der Winter hat auf Island Einzug gehalten. Frostige Temperaturen sorgten vermehrt für Eisbildungen auf verschiedenen Flüssen. Es ist aber nicht kalt genug, dass sich auf fließenden Gewässern eine geschlossene Eisdecke bildet, sondern nur Eisschollen, die mit der Strömung treiben. An Hindernissen wie Brückenpfeilern staut sich das Eis nun auf und bildet Dämme, was einerseits den Druck auf Wasserbauwerke erhöht und auch die Flusspegel ansteigen lässt, wodurch es zu Überflutungen kommen könnte.

Äthiopien: Massive Bodenhebung detektiert

Erdbeben und Bodenhebung in äthiopischer Awash Region bereitet Sorgen – Gebäudeschäden und Fluchtbewegungen

Datum 02.01.25 | Zeit: 07:41:31 UTC | Koordinaten:  9.325 ; 40.070 | Tiefe: 10 km | Mw 5,1

In Äthiopien halten die Erdbeben in der Awash-Region weiter an. Heute Morgen wurde ein Erdstoß der Stärke Mw 5,1 registriert, dessen Epizentrum 39 km nord-nordwestlich von Āwash lokalisiert wurde. Die Herdtiefe wurde erneut auf 10 Kilometer fixiert, was auf eine ungenaue Bestimmung hinweist. Es wird jedoch angenommen, dass es sich um ein flach liegendes Erdbeben handelt.

Dieses Beben ist Teil einer ganzen Reihe von Erdstößen, die in relativ kurzen Abständen auftreten. Zwischen den mittelstarken Erschütterungen liegen oft nur wenige Stunden. Die marode Bausubstanz in der Region wird durch die kontinuierlichen Erschütterungen zunehmend geschwächt, und Berichten zufolge sind mittlerweile 30 Gebäude unbewohnbar geworden. Medienberichten zufolge fliehen tausende Menschen aus der Region, doch eine geordnete Evakuierung der betroffenen Gebiete gibt es bisher nicht. Ebenso fehlt es an strukturiertem Eingreifen der Behörden oder einer professionellen Dokumentation des Geschehens. Bei der Region handelt es sich um ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Bei Kessem gibt es eine Zuckerfabrik und ein Staudamm. Ob dieser bereits geschwächt ist wurde nicht kommuniziert.

InSAR-Aufnahmen bestätigen starke Bodendeformationen

In den sozialen Medien kursieren Bilder von Rissen in Straßen und im umliegenden Boden, teils mit einem vertikalen Versatz von mehreren Zentimetern. Es wird vermutet, dass die Erdbeben mit einer Bodenhebung infolge einer magmatischen Intrusion zusammenhängen könnten. Diese Hypothese wird durch ein Interferogramm auf Basis von InSAR-Daten untermauert, das von einer spezialisierten Einrichtung erstellt und von Rechercheur Mike Schüler entdeckt wurde. Das Interferogramm zeigt über eine gut 50 Kilometer lange Strecke eine Zone mit Bodendeformationen, die parallel zum Verlauf des Ostafrikanischen Grabenbruchs verläuft. Sie beginnt am Basaka-See, streift den Vulkan Fentale und endet kurz vor dem Schildvulkan Dofen.

Die konzentrischen Farbringe im Interferogramm weisen auf eine Bodendeformation von 28 mm pro Farbdurchgang hin. Insgesamt sind mehr als 30 Zentimeter Deformation zustande gekommen. Entscheidend ist, ob die Farbringe von Blau über Gelb nach Rot verlaufen oder umgekehrt, da dies Auskunft darüber gibt, ob es sich um eine Bodenhebung oder ein Absinken handelt. Die bisherigen Indizien deuten auf eine Bodenhebung hin. Das komplexe Muster der Bodendeformation, das teilweise einem Schmetterlingsmuster ähnelt, könnte durch die Intrusion eines magmatischen Gangs verursacht worden sein. An einigen Stellen wurden isolierte Ringmuster beobachtet, die auf räumlich begrenzte Bodenhebungen durch die Bildung eines Magmenkörpers hinweisen. Obwohl nicht jede magmatische Intrusion in einer Eruption endet, könnte ein erhöhtes Risiko für einen Vulkanausbruch bestehen.




In den äthiopischen Medien wird bislang jedoch nicht von einem potenziell bevorstehenden Vulkanausbruch gesprochen. Stattdessen wird die Aktivität als tektonischer Natur beschrieben, die mit divergenten Bewegungen entlang des Rift-Valleys in Zusammenhang steht. Doch dann würde man aufgrund der Dehnung der Erdkruste eher auf eine Setzung des Bodens als auf eine Anhebung stoßen.

Kanlaon: Ascheemissionen am 02.01.2025

Ascheemissionen am Kanlaon in 2700 m Höhe – Intensive Erdbebentätigkeit

Der philippinische Vulkan Kanlaon ist genauso unruhig ins neue Jahr gestartet, wie er das alte verlassen hat. Das VAAC Tokio brachte heute bereits die 8. VONA-Warnung zum Kanlaon in diesem Jahr heraus, nach der Vulkanasche bis auf eine Höhe von 2700 m aufgestiegen war und in Richtung Westen driftete. Im letzten Jahr löste dieser Vulkan 97 Warnungen vor Aschewolken aus.

Die Seismizität ist weiterhin erhöht: Gestern wurden 45 Erdbeben gemeldet, heute waren es 26. Die Meldungen spiegeln immer die Aktivität des Vortages wider. Bei 8 der seismischen Signale handelte es sich um vulkanischen Tremor, der in bis zu 5 Stunden langen Phasen auftrat. Die vulkanotektonischen Erdbeben manifestierten sich überwiegend nördlich des Gipfels, streuen zum Teil aber auch in weiterer Entfernung zum Krater. Diese Beben manifestieren sich überwiegend entlang einer Nordwest-Südost streichenden Störungszone. Der Vulkan gilt als aufgebläht, soll heißen, unter ihm befindet sich ein größerer Magmenkörper, der Bodenhebung verursacht und die Vulkanflanken versteilt.

Der Gasausstoß ist weiterhin hoch und belief sich am 31. 12. 24 auf 5050 Tonnen am Tag. In den letzten 24 Stunden reduzierte er sich auf 3400 Tonnen. Zugleich wurden 7 Phasen mit Ascheemissionen beobachtet, die bis zu fünfeinhalb Stunden anhielten und somit sogar länger waren als der Tremor, der sich parallel zu den Emissionen abgespielt haben dürfte. Die langanhaltenden Emissionen bauten ein wenig Druck im Vulkangebäude ab, weshalb die geophysikalischen Parameter der letzten 24 Stunden etwas unterhalb der Daten vom Vortag liegen.

Die Gefahr größerer Eruptionen bleibt erhöht. Bei stärkeren Explosionen könnten wieder pyroklastische Ströme entstehen und im Falle von Niederschlägen drohen Lahare abzugehen. Die Alarmstufe steht weiterhin auf „Orange“ und es gibt eine 12 Kilometer durchmessende Sperr- und Evakuierungszone um den Gipfelkrater des Vulkans Kanlaon.