Fentale: Anhaltende Dampfemissionen

Satellitenfoto zeigt anhaltende Dampfemission am Fentale – Seismizität rückläufig

Auf dem jüngsten öffentlich zugänglichen Sentinel-Satellitenfoto vom äthiopischen Vulkan Fentale, das am 27. Januar aufgenommen wurde, erkennt man weiterhin die stationäre Wolke über der Caldera hängen, während es in der Umgebung des Vulkans wolkenlos ist. Bei genauerer Betrachtung des Fotos erkennt man entlang der Ränder eines alten Lavastroms Dampf aufsteigen. Hierbei handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um fumarolische Aktivität entlang neu gebildeter Frakturen im Calderaboden. Diese Rissbildungen und Entgasungen dürften mit der Magmaintrusion in Verbindung stehen, die in der ersten Monatshälfte aktiv war.

Entlang der Intrusion konnte man auf einer Länge von ca. 35 Kilometern eine signifikante Bodenhebung ausmachen, die bis zu 130 Zentimeter betrug. An einigen Stellen kam es auch zu Subsidenz, so z. B. in der Schlussphase der Intrusion, als am Fentale der Boden absackte. Durch diese Bodenbewegungen könnten die Risse entstanden sein, aus denen nun die Fumarolengase magmatischen Ursprungs austreten. Ich vermute, dass sich trotz der Deflation unter dem Vulkan noch Magma befindet. Ob es allerdings bald zu einer Eruption kommen wird, lässt sich ohne weitere Daten nicht seriös beurteilen. Das Eruptionsrisiko steigt aber, wenn weitere Intrusionen stattfinden sollten.

Die Intrusion des magmatischen Gangs ging mit einer Rifting-Episode entlang des Awash-Segmentes des ostafrikanischen Grabenbruchs einher. Intrusion und Rifting lösten einen Schwarm mittelstarker Erdbeben aus. Die seismische Aktivität hat in den letzten Tagen deutlich nachgelassen, so dass es so aussieht, als käme die aktuelle Episode zu einem Ende. Es war aber schon die zweite Gangbildung der letzten Monate und es kann gut sein, dass weitere Episoden stattfinden werden.

Die starke Erdbebentätigkeit bei Awash hatte offenbar keinen anregenden Einfluss auf den ca. 550 Kilometer entfernt liegenden Vulkan Erta Alé. Auf dem Satellitenbild vom gleichen Datum erkennt man im Infrarotbereich nur drei kleine Hotspots, die von heißen Förderschloten der Hornitos zeugen.

Santorin: Erdbebenschwarm intensivierte sich

Der Calderarand von Santorin fällt steil ab. © Marc Szeglat

Erdbebenschwarm bei Santorin und Kolumbos verstärkte sich – Behörden beobachten Situation

Datum 31.01.25 | Zeit: 08:10:59 UTC | Koordinaten: 36.580 ; 25.790 | Tiefe: 5 km | Mb 3,3

Das Schwarmbeben beim griechischen Unterwasservulkan Kolumbos intensivierte sich und das EMSC registrierte in den letzten 24 Stunden eine wachsende Anzahl (38) von Erdbeben, wobei auch deren Energiefreisetzung zunahm. So hatte das stärkste Beben eine Magnitude von 3,3 und einen Erdbebenherd in nur 5 Kilometern Tiefe. Da es sich aber gut 15 Kilometer vor der Küste von Santorin ereignete, wurde es von den Anwohnern offenbar nicht gespürt. Standardmäßig zeigen die Erdbebenkarten von EMSC nur Beben mit Magnituden ab 2 an. Besucht man die Shakemap des griechischen Erdbebendienstes, dann sieht man, dass es auch eine Vielzahl schwächerer Erdbeben gibt. Diese manifestieren sich nicht nur unter der Nordostflanke von Kolumbos, sondern auch auf Santorin.




Konferenz des Katastrophenschutzes mit Geoforschern einberufen

Dieser Umstand hat bereits am Mittwoch die griechischen Behörden alarmiert, woraufhin der Zivilschutzminister Vassilis Kikilias eine Sondersitzung des Katastrophenschutzes veranlasst hat. Man kam überein, der Situation besondere Aufmerksamkeit zu schenken und sie weiterhin genau zu überwachen, man sieht aber noch keinen Grund für Alarmismus. Die anwesenden Geoforscher meinten, dass die Beben vulkanotektonischen Ursprungs sind und sich überwiegend entlang der zentralen Störungszone des Calderavulkans ereignen.

Efthymios Lekkas, Seismologe und Leiter des wissenschaftlichen Überwachungsausschusses für den Hellenischen Vulkanbogen, meinte gestern in einem Interview mit dem griechischen Fernsehsender ERT, dass Santorin alle 20.000 Jahre eine gewaltige Eruption erzeugt. Da seit der letzten großen Explosion erst 3600 Jahre vergangen sind, hätte man sehr viel Zeit, bevor man erneut mit einer großen Explosion konfrontiert wird. Der Seismologe vergisst aber offensichtlich, dass sich Vulkane nicht unbedingt an Statistiken halten und dass auch normal große Eruptionen ein Problem für Inselbewohner und Touristen darstellen könnten.

Die Situation zeigt Parallelen zu der seismischen Krise, die im Jahr 2011 begann und 14 Monate anhielt. Damals wurden nicht nur Erdbeben, sondern auch eine erhöhte hydrothermale Aktivität auf Nea Kameni und eine Bodenhebung am Grund der Caldera festgestellt. Eine Eruption blieb aber aus. Von vergleichbaren Ereignissen wurde aktuell bisher nicht berichtet.

In den Newsartikeln zu der Konferenz werden nicht die deutlich stärkeren Beben unter dem Kolumbos erwähnt, obwohl von diesem Unterwasservulkan am ehesten eine überregionale Bedrohung ausgeht. Eine Studie aus dem Jahr 2022 entdeckte unter dem Vulkan einen großen Magmenkörper. Er hat ein Volumen von 1,4 Kubikkilometer und vergrößert sich mit einer jährlichen Rate von etwa 4 Millionen Kubikmetern. Bei der letzten starken Eruption des Unterwasservulkans im Jahr 1650 wurden etwa 2 Kubikkilometer Tephra ausgeworfen. Bei der aktuellen Zuflussrate wäre dieser Wert in gut 150 Jahren erreicht.

Io: Gewaltiger Vulkanausbruch detektiert

Jupitersonde Juno detektierte größten Vulkanausbruch des Sonnensystems auf Mond Io

Was auf der Erde das MODIS-Satellitennetzwerk mit den künstlichen Trabanten Terra und Aqua ist, entspricht für den Jupiter und seine Monde der Sonde Juno. Wie die NASA nun in einer Presseerklärung bekannt gab, stellte Juno auf dem Jupitermond Io eine gewaltige Wärmeanomalie fest, wie sie bislang noch nie beobachtet wurde: Ein riesiger Hotspot mit einer Fläche von 100.000 Quadratkilometern emittiert eine Wärmestrahlung von 80 Billionen Watt bzw. 80.000.000 Megawatt (MW). Die größten Vulkanausbrüche auf der Erde emittieren selten Wärmestrahlung im fünfstelligen MW-Bereich, und nur in Extremfällen wird die 100.000-MW-Marke überschritten.

Die Werte von Io wurden Ende Dezember erfasst und deuten darauf hin, dass sich in einem Areal nahe des Südpols des Mondes ein riesiger Lavasee mit der Fläche des Lake Superior gebildet haben könnte. Der Lake Superior ist einer der Großen Seen im Nordosten der USA.

Die Entdeckung gelang mit dem Infrarotinstrument Jovian Infrared Auroral Mapper (JIRAM), das von der italienischen Raumfahrtagentur stammt. Während der erweiterten Mission von Juno ermöglichte das Instrument detaillierte Messungen der vulkanischen Prozesse auf Io. Besonders der Vorbeiflug am 27. Dezember 2024, bei dem sich die Raumsonde bis auf 74.400 Kilometer näherte, lieferte entscheidende Daten.




Sichtbare Veränderungen auf der Oberfläche von Io 

Die von der JunoCam aufgenommenen Bilder zeigen deutliche Veränderungen in der Oberflächenfärbung um das Gebiet, was auf eine großflächige geologische Umgestaltung hindeutet. Möglich ist auch, dass sich anstelle eines Lavasees eine Flutbasaltprovinz entwickelt – ähnlich den Ereignissen, die auf der Erde zur Entstehung des Dekkan-Trapp führten.

Die von Lava bedeckte Fläche übertrifft den bisher größten bekannten Lavasee auf Io, Loki Patera, um ein Vielfaches. Ein erneuter Vorbeiflug von Juno am 3. März soll weitere Erkenntnisse liefern und mögliche Veränderungen in der Struktur des Hotspots erfassen. Auch erdgestützte Teleskope könnten zusätzliche Daten zu diesem außergewöhnlichen Ereignis liefern.

Die Untersuchung dieser extremen vulkanischen Aktivität trägt nicht nur zum besseren Verständnis von Io bei, sondern liefert auch wertvolle Erkenntnisse über geologisch aktive Himmelskörper im gesamten Sonnensystem.

Gezeitenkräfte als treibende Ursache

Die extreme vulkanische Aktivität auf Io ist das Ergebnis starker Gezeitenkräfte durch Jupiter. Der Mond, etwa so groß wie der Erdmond, wird durch die gewaltige Anziehungskraft des Gasriesen kontinuierlich deformiert, wodurch im Inneren enorme Reibungswärme entsteht. Diese Prozesse führen zur Bildung zahlreicher Vulkane, von denen schätzungsweise 400 aktiv sind. Die aktuellen Messungen deuten darauf hin, dass ein komplexes Magmakammersystem unter der Oberfläche für die außergewöhnliche Intensität des Hotspots verantwortlich sein könnte.

Io gilt als der wohl vulkanisch aktivste Himmelskörper des Sonnensystems. Zwar sind die Vulkane hier kleiner als die gewaltigen Feuerberge auf dem Mars, doch während die Marsvulkane längst erloschen oder nur noch selten aktiv sind, zeigt Io eine nahezu unaufhörliche vulkanische Aktivität. (Quelle NASA)

Island bereitet sich auf Vulkanausbruch vor

Nächste Eruption auf Island bahnt sich an – Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

Im Svartsengigebiet auf der isländischen Reykjaneshalbinsel bereitete man sich auf schlechtes Wetter und einen Vulkanausbruch vor und der Katastrophenschutz verlegte in Zusammenarbeit mit dem Stromversorger Landsnet drei containergroße Notstromanlagen nach Reykjanes und Snæfellsnes. Offiziell heißt es, dass man den Generator nach Snæfellsnes verlegt, weil dort ein Unwetter erwartet wird. Doch auch hier gab es in den letzten Monaten vermehrt Erdbeben nebst Tremor. Die beiden anderen Anlagen gehen nach Grindavik, wo neben dem Sturm auch ein Vulkanausbruch erwartet wird, der praktisch jederzeit beginnen könnte. Mit den Notstromanlagen soll sichergestellt werden, dass im Falle eines Stromausfalls die Kommunikation aufrechterhalten werden kann. Das ist insbesondere bei Grindavik wichtig, denn im Katastrophenfall werden Warnungen über das Mobilfunknetz ausgegeben. Bereits jetzt wurde die zweithöchste Unwetterwarnstufe ausgerufen.

Seismische Signale als Warnung vor dem Ausbruch könnten im Sturm unter gehen

Der Sturm bringt nicht nur die Gefahr eines Stromausfalls mit, sondern wird auch das seismische Netzwerk stören. Das kommt gerade zur Unzeit, denn vor 2 Tagen wurde von IMO verkündet, dass sich im Magmenreservoir unter Svartsengi wieder so viel Schmelze akkumuliert hat, wie während der letzten Eruption austrat. Ab diesem Zeitpunkt erhöht sich das Eruptionsrisiko signifikant. Starke Winde werden es den Seismografen erschweren, schwache Erschütterungen zu detektieren, so dass Beben als weitere Anzeichen eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs nicht festgestellt werden können. Darüber hinaus warnt IMO, dass eine neue Eruption auch ohne eine seismische Krise starten könne und Warnungen ausblieben: Vor den ersten Eruptionen bei Sundhnukur gab es starke seismische Krisen, die vor den letzten Ausbrüchen immer schwächer wurden und kürzer dauerten. Zugleich wurde immer mehr Lava gefördert und die Lavaströme erreichten in kurzer Zeit die Straße nach Grindavik, über die die Gäste der Blauen Lagune evakuiert werden. Sollte eine Vorwarnung komplett ausfallen, könnte es mit der Evakuierung knapp werden, vor allem, wenn auch der Anfang der Eruption aufgrund schlechten Wetters nicht sofort bemerkt werden sollte. Dass das durchaus möglich ist, sagte gestern IMO-Deformationsspezialist Benedikt G. Ófeigsson gegenüber dem isländischen Fernsehsender RUV.




Polizeipräsidenten der Region Suðurnes sagte gegenüber der lokalen Presse, dass er aufgrund der besonders hohen Gefahrenlage durch den drohenden Vulkanausbruch in Kombination mit dem Unwetter jedem rät, nicht nach Grindavik zu fahren bzw. sich dort aufzuhalten, wenn es nicht unbedingt sein muss. Das schlechte Wetter, das neben starke Winde auch Schnee und Eisglätte bringt, kann zudem die Fluchtwege unpassierbar machen. bereits jetzt wurden mehrere Straßen gesperrt. Zudem wurden zahlreiche Flüge gecancelt.

Bodenhebung bei Svartsengi stagniert

Derweil gibt es wieder einen Break in den GNSS-Daten zur Bodenhebung und an den meisten Messstationen wird Subsidenz angezeigt. Es ergibt sich zum dritten Mal in den letzten Wochen ein Muster, wie es unmittelbar vor den letzten Eruptionen zu sehen gewesen war. Als einzig verlässlicher Frühindikator, dass der Ausbruch nur noch Stunden entfernt sein könnte, dient momentan die Drucksteigerung in den geothermalen Brunnenbohrungen bei Svartsengi.

Laacher-See-Vulkan: Genauere Datierung der letzten Eruption

Luftaufnahme vom Laacher-See-Vulkan. © Marc Szeglat

Neue Datierung des Ausbruchs vom Laacher-See-Vulkan hilft bei Klärung der Frage nach der Ursache einer Kälteperiode am Ende der Altsteinzeit

Der Ausbruch des Laacher-See-Vulkans markiert das Ende zweier wichtiger Epochen: der Altsteinzeit und der letzten Eiszeit. Es war eine der stärksten Eruptionen auf dem europäischen Festland – abgesehen von der Eruption der Campi Flegrei vor etwa 39.000 Jahren – und hatte einen großen Einfluss auf die Steinzeitkultur der näheren Umgebung. Wissenschaftler stellten sich auch die Frage, ob die Eruption nicht noch deutlich weitreichendere Auswirkungen hatte. Denn im Zeitfenster der bisherigen Eruptionsdatierung kam es zu einer Renaissance der eigentlich abklingenden Eiszeit während der Jüngeren Dryaszeit.

Da der Laacher-See-Vulkan seine Asche über Tausende Kilometer weit verteilte, ist es wahrscheinlich, dass auch große Mengen Schwefeldioxid ausgestoßen wurden. Dieses Gas kann in der Stratosphäre Schwefelsäureaerosole bilden, die bekanntlich Sonnenlicht reflektieren und so zur Abkühlung des Klimas beitragen können. Der Abkühlungseffekt am Ende der Altsteinzeit trat vor etwa 12.900 Jahren auf – genau dem Zeitpunkt, der bislang als Datum des Laacher-See-Ausbruchs galt. Daher hielten es bis jetzt viele Forscher für wahrscheinlich, dass der Laacher-See-Ausbruch für die Kälteperiode verantwortlich war. Doch ein Forscherteam der Universitäten Mainz, Frankfurt und Heidelberg hat nun präzise datiert, wann die Eruption tatsächlich stattfand – und konnte dabei ausschließen, dass sie die klimatische Veränderung ausgelöst hat.




Sulfatablagerungen der Laacher-See-Eruption im Tropfstein der Herbstlabyrinth-Höhle

Um den Ausbruch genau zu datieren suchte das Team nach Schwefelablagerungen in verschiedenen natürlichen Klimaarchiven. Fündig wurden die Forscher nicht nur in einem grönländischen Eisbohrkern, sondern auch in einem Tropfstein der Herbstlabyrinth-Höhle im Westerwald. Die Höhle liegt 70 Kilometer nordöstlich des Laacher Sees und befindet sich im damaligen Aschefalloutgebiet. Die Wissenschaftler entdeckten in der Höhle einen spätglazialen Stalagmiten, der in einer seiner Wachstumszonen eine hohe Sulfatkonzentration aufwies. Diese wurde mit hochauflösenden geochemischen Methoden wie Sekundärionisations-Massenspektrometrie und Plasma-Massenspektrometrie analysiert.

Zur Altersbestimmung des Tropfsteins verwendeten die Forscher die Thorium-Uran-Datierung. Diese Methode basiert auf dem radioaktiven Zerfall von Uran-238 zu Thorium-230 und eignet sich zur Datierung von karbonathaltigen Materialien wie Tropfsteinen, Korallen oder Seesedimenten. Die Analyse ergab, dass sich die Sulfateinschlüsse im Tropfstein vor etwa 13.008 Jahren bildeten. Als Bezugspunkt dieser Datierung dient das Jahr 1950.

Eruption des Laacher-See-Vulkans ereignete sich früher als angenommen

Die Eruption des Laacher-See-Vulkans ereignete sich also vor 13.083 Jahren – und damit 183 Jahre früher als bislang angenommen. Demzufolge kann der Ausbruch nicht die neue Kälteperiode am Ende der letzten Eiszeit ausgelöst haben. Für die Forscher eine wichtige Erkenntnis, denn ihr eigentliches Ziel ist es, die Quellen möglicher Einflüsse auf abrupt eintretende Klimawandelereignisse zu identifizieren und mit dem aktuellen Klimawandel zu vergleichen. Was die Kälteperiode am Ende der Altsteinzeit letztlich auslöste, bleibt weiterhin rätselhaft.

Unabhängig davon stellt die europaweit verteilte Asche des Laacher-See-Vulkans einen wichtigen stratigrafischen Marker dar, anhand dessen sich das Alter vieler Gesteinsschichten bestimmen lässt. Die exakte Datierung des Ausbruchs ermöglicht nun auch hier präzisere Angaben. (Quelle: Science Advances)

Sakurajima erzeugt am 30.01.25 vulkanisches Gewitter

Sakurajima fördert Vulkanasche bis auf 3900 m Höhe – Zahlreiche Blitze in der Eruptionswolke

Auf der japanischen Insel Kyushu sorgte der Vulkan Sakurajima für ein regelrechtes Blitzgewitter, als er eine stärkere Eruption erzeugte, bei der Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3900 m aufstieg und in Richtung Südwesten driftete. Die Aschewolke verteilte sich über eine große Entfernung und regnete überwiegend über dem Meer ab, allerdings passierte sie auch eine Siedlung in Vulkannähe, wo es zu Ascheniederschlag kam. Das VAAC brachte heute 3 VONA-Warnungen zum Saku heraus.

Obwohl die Eruption aus dem Minami-dake-Gipfelkrater kam, erzeugte sie zahlreiche vulkanische Blitze. Das könnte daran gelegen haben, dass genau genommen mehrere Explosionen hintereinander erfolgten. Die erste Explosion war vergleichsweise schwach und die resultierende Aschewolke stieg langsam auf. In diese Aschewolke hinein schoss eine weitere, schneller aufsteigende Eruptionswolke, die auch glühende Tephra förderte, die auf der Außenflanke des Sakurajimas niederprasselte. Sehr wahrscheinlich kollidierten dabei besonders viele Aschepartikel, so dass es zu einem starken Spannungsaufbau kam, der sich in den Blitzen entlud. Es war das stärkste vulkanische Gewitter seit längerer Zeit, das an diesem Vulkan zu beobachten gewesen war.




Den Explosionen folgten lange anhaltende Ascheexhalationen, die noch andauerten, als das JMA gut eine halbe Stunde nach dem explosiven Ereignis eine Notiz zur Eruption herausbrachte. Den Angaben der Vulkanologen zufolge stieg die Asche 2700 m über Kraterhöhe auf. Rechnet man die gut 1117 m Vulkanhöhe dazu, kommt man auf einen Wert, der gut mit den Angaben des VAAC korreliert.

Bereits in den letzten Tagen gab es mehrere Ascheeruptionen. Das JMA warnt vor den Vulkangefahren und erklärt den Vulkan weiterhin zum Sperrgebiet. Zwischen dem 24. und 27. Januar wurden 19 vulkanotektonische Beben verzeichnet, die meisten davon ereigneten sich am 25. Januar. Die Schwefeldioxidkonzentration ist weiterhin hoch und in einer tieferen Zone der Aira-Caldera, in der sich der Sakurajima befindet, wird Inflation festgestellt. Mit weiteren Eruptionen ist zu rechnen.

Studie: Kilauea und Mauna Loa teilen sich Magmenquelle

Der neue Lavasee am Kilauea. Im Hintergrund erkennt man den Mauna Loa. © HVO/USGS

Neue Studie belegt gemeinsame Magmaquelle von Kilauea und Mauna Loa

Obwohl die Eruption am Kīlauea weiterhin pausiert, steht dieser faszinierende Schildvulkan auf Big Island, Hawaii, einmal mehr im Fokus der Berichterstattung auf Vnet. Diesmal geht es um den Ursprung des Magmas, das am Vulkan eruptiert wird.

Es wird schon seit Längerem davon ausgegangen, dass sich Kīlauea eine Magmenquelle mit dem benachbarten Vulkan Mauna Loa teilt, der den Kīlauea deutlich überragt. Die These lautet, dass beide Vulkane von einer tiefen Mantelquelle über einen Plume mit Schmelze versorgt werden. Hinweise auf diese gemeinsame Magmenquelle liefern Erdbeben unter der Küstenebene bei Pāhala, die in Tiefen von mehr als 30 Kilometern auftreten und auf Magmenaufstieg hindeuten. Doch wo genau die Zone der gemeinsamen Magmenquelle liegt, ist umstritten.

Eine vor zwei Jahren veröffentlichte Studie untersuchte den Untergrund mithilfe der seismischen Tomografie und kam zu dem Schluss, dass unter Pāhala ein großer Magmenkörper liegt, von dem Fördersysteme zu beiden Vulkanen aufsteigen. Da sich die von den beiden Vulkanen geförderten Laven im Detail chemisch unterscheiden, sollte in diesem Modell das Magma während des Aufstiegs durch unterschiedliche Fördersysteme und in flach liegenden Reservoirs differenzieren.




Eine neue Studie, die Ende letzten Jahres im Journal of Petrology erschien und jetzt publik gemacht wurde, geht von einer anderen These aus. Die Forscher um Aaron J. Pietruszka von der University of Hawaii at Mānoa analysierten fast 200 Jahre alte Aufzeichnungen zur Lavachemie und fanden Hinweise darauf, dass beide Vulkane eine gemeinsame Magmaquelle innerhalb des hawaiianischen Plumes nutzen.

Demnach soll sich die Schmelze in der Asthenosphäre bilden bzw. sammeln. Aufsteigend aus dieser gemeinsamen Quelle kann sich das Magma über Jahrzehnte hinweg abwechselnd zum Kīlauea oder zum Mauna Loa bewegen.

Seit 2010 beobachtet das Forschungsteam eine Veränderung der Lavachemie am Kīlauea, die darauf hindeutet, dass Schmelze aus der gemeinsamen Quelle nun erstmals seit Mitte des 20. Jahrhunderts wieder zum Mauna Loa umgeleitet wird. Der Mauna Loa brach zuletzt 2022 aus. Zuvor ruhte er 38 Jahre lang – die längste bekannte Ruhephase in seiner Geschichte. Diese inaktive Zeit überschnitt sich weitgehend mit dem etwa 35 Jahre andauernden Puʻuʻōʻō-Ausbruch des Kīlauea, der nach der Leilani-Eruption von 2018 mit dem Einsturz der Gipfelcaldera endete.

Die Studie legt nahe, dass ein langfristiges Muster wechselseitiger vulkanischer Aktivität existiert, was auf eine magmatische Verbindung zwischen den beiden Vulkanen hindeutet. Veränderungen in der Lavachemie von Kīlauea und Mauna Loa scheinen miteinander zu korrelieren. Ein Beispiel dafür zeigt sich im späten 19. Jahrhundert, als der Mauna Loa besonders aktiv war, während der Kīlauea weniger häufig ausbrach. In dieser Zeit entwickelte sich die Lava des Kīlauea chemisch in eine spezifischere Richtung, was darauf zurückgeführt wird, dass Magma aus der gemeinsamen Quelle vorrangig in Richtung Mauna Loa transportiert wurde. Teile der tiefen Leiterbahnen des Fördersystems, die im Modell an ein verzweigtes Wurzelsystem erinnern, alternieren dabei zwischen den beiden Vulkanen, wobei die Hauptschlote unter dem jeweiligen Vulkan beständig bleiben.

Langfristige Prognosen zur vulkanischen Aktivität basieren bislang auf der Analyse vergangener Ausbrüche eines Vulkans. Die Studie weist jedoch darauf hin, dass die Überwachung der Lavachemie ein potenzielles Instrument zur Vorhersage der Eruptionsrate und -häufigkeit beider Vulkane über Jahrzehnte hinweg sein könnte. Sollte sich die chemische Zusammensetzung der Lava am Kīlauea weiterhin verändern, könnte dies auf eine künftige Zunahme der Aktivität am Mauna Loa hindeuten. Die Forscher planen, diese Veränderungen weiter zu beobachten, um ihre Vorhersagen über das zukünftige Eruptionsverhalten zu überprüfen. (Quellen: Journal of Petrology, Pressemeldung HVO)

Santorin: Weitere Erdbeben am 30.01.25

Schwarmbebentätigkeit nordwestlich von Santorin hält an – Mehr als 30 Beben seit gestern

Die Region der griechischen Vulkaninsel Santorin kommt seismisch betrachtet nicht zur Ruhe und es ereignen sich immer noch Erdbeben. In den letzten 24 Stunden wurden mehr als 30 Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich detektiert. Innerhalb einer Woche wurden mehr als 70 Erschütterungen registriert. Das stärkste Beben brachte es heute auf Mb 2,9 und hatte ein Hypozentrum in 13300 m Tiefe. Das Epizentrum lag ca. 15 Kilometer vor der Küste der Insel und 7 Kilometer vom Krater des submarinen Vulkans Kolumbos entfernt. Ich bringe den Erdbebenschwarm mit diesem Unterwasservulkan in Verbindung, da sie sich größtenteils an der unteren Nordostflanke des Vulkans abspielen. Doch ob sie tatsächlich vulkanotektonischen Ursprungs sind und von Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst werden, vermag ich nicht zu sagen. Denkbar sind auch rein tektonische Erschütterungen oder Beben, die zwar tektonischer Natur sind, aber durch ein verändertes Spannungsregime infolge einer Bodenhebung ausgelöst werden. Meldungen über Bodendeformationen stehen aus, wobei es in dem Bereich des Meeres wahrscheinlich keine unterseeischen Messstationen gibt.

Generell sind Flanken von Unterwasservulkanen relativ steil und neigen zum Abrutschen, mit der Folge, dass Tsunamis entstehen können. So ein Tsunami hätte verheerende Auswirkungen auf die Inselwelt der Ägäis und umliegende Küsten des Mittelmeeres. Sollte es zu einem submarinen Vulkanausbruch am Kolumbos kommen, steigt diese Gefahr noch einmal.




Auch auf Santorin selbst gab es eine weitere Erschütterung. Sie hatte die Magnitude 2,1 und lag direkt unter dem Ort Thira. Der Erdbebenherd befand sich in 7 Kilometern Tiefe. Vereinzelte Erdbeben sind auf einer Vulkaninsel normal, aber auch hier gibt es seit einigen Wochen eine leichte Steigerung der Seismizität.

Santorin ist eine beliebte Urlaubsinsel am Rand einer großen Caldera, die in der Bronzezeit durch eine verheerende Eruption die Geschichte beeinflusste und möglicherweise den Untergang der Minoer verursachte.

Shiveluch: Asche in 4600 m Höhe detektiert

VONA-Warnung über Vulkanasche am Shiveluch in 4600 m Höhe

Das VAAC Tokio brachte heute eine VONA-Warnung zum Shiveluch heraus, nach der Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4600 m ausgeworfen wurde und in Richtung Nordwesten driftete.  Bis jetzt ist nicht bekannt, ob der Shiveluch explosiv eruptierte oder ob starke Winde bereits abgelagerte Vulkanasche remobilisierten, so wie es in den letzten Wochen öfters vorkam. ES war nicht die erste VONA-Meldung, die in diesem Jahr zum Shiveluch herausgegeben wurde, sondern bereits die achtundzwanzigste.

Generell ist es in der letzten Zeit um die Vulkane Kamtschatkas stiller geworden, was zum Teil nicht nur an schwächerer Aktivität liegen könnte, sondern an einem eingeschränkten Informationsfluss aus Russland.

Was bekannt ist, ist, dass der Shiveluch weiterhin effusiv aktiv ist und an seinen beiden Lavadomen baut. Es gibt starke Entgasungen und sporadisch werden schwache bis moderate Wärmeanomalien detektiert. Das Bild oben wurde am 7. Januar veröffentlicht und zeigt den Dom im Krater des Jungen Shiveluch mit Schnee bedeckt. Allzu groß kann die Wärmeentwicklung vom Dom also nicht sein. Allerdings sollte man annehmen, dass auch die Vulkanflanken und die Caldera mit Schnee bedeckt sind, so dass selbst starke Winde Probleme haben sollten, abgelagerte Vulkanasche aufzuwirbeln und in die Höhe zu tragen. Daher gehe ich davon aus, dass es tatsächlich zu einer explosiven Eruption gekommen ist.

Zuletzt wurden die VONA-Warnungen auf der KVERT-Seite zum Shiveluch am 25. Januar aktualisiert. Zu diesem Zeitpunkt stand der Alarmstatus des Vulkans auf „Orange“. Es hieß, dass man jederzeit mit explosiven Eruptionen rechnen muss, die Aschewolken bis auf 10 Kilometer Höhe auswerfen könnten. In einem aktuelleren Beitrag wird auf die oben beschriebene effusive Aktivität hingewiesen.

Der Shiveluch ist einer der aktivsten Vulkane auf der russischen Halbinsel Kamtschatka. Er besteht aus einem alten, stark erodierten Stratovulkan und einem jüngeren Teil mit einem sehr aktiven Lavadom. Der Vulkan weist häufig explosive Eruptionen auf, bei denen pyroklastische Ströme und Aschewolken entstehen. Erst vor 2 Jahren reaktivierte sich ein Lavadom im alten Teil des Vulkans.