Sangay mit Ascheeruptionen am 22.12.24

Sangay eruptiert Vulkanasche bis auf 6400 m Höhe

In den vergangenen Tagen wurden wieder öfter Aschewolken vom ecuadorianischen Vulkan Sangay gemeldet. Laut VAAC-Washington erreichten sie eine Höhe von 6400 m über dem Meeresspiegel und drifteten in Richtung Westen.

Der 5.230 m hohe Sangay ist einer der aktivsten Vulkane Ecuadors und befindet sich im Sangay-Nationalpark am Ostrand der Anden. Der Stratovulkan zeichnet sich durch häufige explosive Eruptionen und Lavaströme aus. Zudem kam es oft zu pyroklastischen Strömen. Starke Regenfälle verursachten Lahars, die den Lauf von Flüssen beeinflussten und für Überflutungen sorgten. Nach einer Phase mit vergleichsweise geringer Tätigkeit kommt es in den letzten Tagen wieder häufiger zu Ascheeruptionen. Natürlich sind auch die Beobachtungsbedingungen in der beginnenden Trockenzeit besser, so dass häufiger Eruptionen visuell beobachtet werden können.

Wie das zuständige geophysikalische Institut Ecuadors auf X berichtet, haben seit gestern Nachmittag Überwachungskameras mehrere Gas- und Ascheemissionen dokumentiert. Die Aschesäulen erreichten Höhen zwischen 400 und 1.100 Metern über dem Kraterniveau und bewegten sich hauptsächlich in westlicher Richtung. Es wurden vom VAAC drei Berichte über Ascheemissionen veröffentlicht, nach denen die Vulkanasche bis zu 1000 m über Kraterhöhe aufgestiegen war.

Das FIRMS-Satellitensystem verzeichnete in den letzten 24 Stunden insgesamt 12 thermische Anomalien. MIROVA zeigte gestern eine thermische Anomalie mit einer Leistung von 164 MW an. Dieser Wert zeigt, dass es rotglühende Lava gegeben haben muss. Entweder wurde die Messung direkt während einer explosiven Eruption ausgelöst, die den Kraterbereich mit rotglühender Lava eindeckte, oder es war ein Lavastrom unterwegs. Es ist auch möglich, dass die Messung während des Abgangs einer glühenden Schuttlawine erfolgte. Die Vulkanologen meldeten so einen Abgang in der Nacht. Dieses Material rollte bis zu 850 Meter unterhalb des Kraterniveaus.

Das seismische Netzwerk registrierte 60 Explosionssignale. Vor einem Jahr waren die Eruptionen deutlich häufiger. Außerdem gab es einige langperiodische Erdbeben. Nicht auszuschließen, dass es eine weitere Aktivitätssteigerung geben wird.

Stromboli: Tremorpeak in der Nacht zum 21. Dezember

Tremor am Stromboli stieg bis in den roten Bereich – Explosionsdruck stärker als normal

Der Inselvulkan Stromboli dümpelte in den letzten Wochen vor sich hin, ohne irgendwelche Highlights zu liefern. Daher war es zuletzt ziemlich still um diesen süditalienischen Vulkan geworden. Bis vorgestern fiel der Tremor immer weiter ab und erreichte die Mitte des gelben Bereichs. Gestern schoss er unvermittelt in die Höhe und erzeugte einen Peak, der bis weit ins Rote hineinragte, um dann ebenso schnell wieder auf ein moderates Niveau abzufallen, das aber noch deutlich höher ist, als es zuvor der Fall gewesen ist. Was genau hinter dem Tremorpeak steckt, bleibt im Verborgenen, denn es liegen weder Berichte vom INGV noch vom LGS über ungewohnte Aktivität vor. Auch in den sozialen Medien ist es ruhig um den Vulkan bestellt. Bei früheren Tremorpeaks dieser Art gab es entweder starke Explosionen oder Lavaspattering nebst einem Lavaüberlauf. Doch im letzten Fall war der Tremor meistens über einen längeren Zeitraum erhöht.

Ein Drohnenvideo vom 21. Dezember, das als Reel in unserer FB-Gruppe geteilt wurde und sich hier leider nicht einbinden lässt, zeigt schöne strombolianische Tätigkeit aus dem nordöstlichen Schlot. Im LGS-Update von heute heißt es, dass unterdurchschnittlich viele thermische Durchgänge waren. Während der Standardwert bei 100 liegt, wurden am 21. Dezember nur 50 registriert. Dafür war der akustische Explosionsdruck überdurchschnittlich stark und lag bei 1,6 bar. Normalerweise liegt er unter 1 bar. Als sehr hoch wurde der Druck der Entgasungen bezeichnet.

Der Ausstoß vulkanischer Gase, insbesondere von Schwefeldioxid und Kohlendioxid, hat mittelhohe Werte erreicht. Innerhalb von 24 Stunden wurden 819 Tonnen CO₂ und 79 Tonnen SO₂ registriert.

Die Rate der VLP-Erdbeben ist ebenfalls als moderat eingestuft und es wurden 9,8 Ereignisse pro Stunde gemeldet. MIROVA registrierte eine Thermalstrahlung mit 20 MW Leistung. Das ist zwar auch nur ein mittelhoher Wert. liefert aber ein Indiz dafür, dass es heute Nacht tatsächlich zu einem kleinen Lavaüberlauf gekommen sein könnte.

Der Aktivitätsindex steht auf hoch und der Alarmstatus auf gelb. Eine Besteigung des Gipfelbereichs bleibt verboten.

Kirishima: Zunahme der Seismizität seit Ende Oktober

Der Krater Shinmoedake im Kirishima-Komplex. © Marc Szeglat

Erdbebentätigkeit und Inflation nehmen am Kirishima auf Kyushu zu

Der Kirishima ist ein Komplexvulkan auf der japanischen Insel Kyushu und war im letzten Jahrzehnt häufig explosiv tätig, wobei in einem der Krater auch ein Lavadom wuchs. Nach einer vergleichsweise langen Ruhephase zeigt der Vulkan nun erste Anzeichen eines erneuten Erwachens.

Wie das JMA berichtet, werden seit Ende Oktober vermehrt vulkanotektonische Erdbeben festgestellt. Sie manifestieren sich direkt unter dem zuletzt aktiv gewesenen Krater Shinmoedake. In der ersten Dezemberhälfte wurden 284 Erschütterungen registriert. Zu Spitzenzeiten traten über 80 Beben an einem Tag auf.

Bei Felduntersuchungen wurde beobachtet, dass es zu Gasausstößen kommt. Widersprüchlich sind die Angaben zur Schwefeldioxid-Konzentration: Einerseits heißt es in dem Bericht, dass Schwefeldioxid-haltige Gaswolken sichtbar seien, andererseits soll sich die Schwefeldioxid-Konzentration unter der Nachweisbarkeitsgrenze bewegen.

GNSS-Messungen zeigen seit November eine leichte unterirdische Ausdehnung im Bereich des Vulkans. Dies deutet auf Akkumulation von Magma hin, die letztendlich zu einem Vulkanausbruch führen könnte.

Gefahrenhinweise für den Kirishima

Aufgrund der zunehmenden seismischen Aktivität besteht weiterhin das Risiko, dass Ausbrüche auftreten, die Auswirkungen auf das Gebiet innerhalb von 2 Kilometern um den Krater haben. In dieser Entfernung könnten im Falle von Explosionen größere Tephrabrocken landen. Außerdem besteht da das Risiko, dass pyroklastische Ströme entstehen. Der Alarmstatus des Kirishima steht auf „gelb“ und es gibt eine 2-Kilometer-Sperrzone um den Shinmoedake. Das JMA fordert Besucher des Nationalparks auf, den Anweisungen der lokalen Behörden Folge zu leisten.

Der Komplexvulkan Kirishima setzt sich aus mehr als 20 Kratern und Kegeln zusammen, die entlang einer vulkanischen Zone verstreut sind. Es gibt zahlreiche heiße Quellen, die als Unzen genutzt werden. Entsprechend ist die Region bei einheimischen Touristen beliebt und bekannt. Der Vulkan ist entsprechend gut erschlossen.

Eine der intensivsten Eruptionen in der jüngeren Vergangenheit des Kirishimas ereignete sich im Jahr 2011. Starke Explosionen schleuderten große Tephrablöcke mehrere Kilometer weit und landeten sogar auf einem Parkplatz an einem Highway, der an den Vulkankomplex vorbei führt.

Die letzte größere Eruption des Shinmoedake fand im März 2018 statt. Während dieses Ausbruchs wurden große Mengen Asche und pyroklastisches Material mehrere Kilometer hoch in die Atmosphäre geschleudert, und pyroklastische Ströme breiteten sich in den umliegenden Regionen aus.

Tiefes Erdbeben zwischen den Vulkanen

Übrigens ist es auf Kyushu heute zu einem Erdbeben Mb 4,6 in 175 Kilometern Tiefe gekommen. Das Epizentrum befand sich nördlich von Kagoshima und damit zwischen den beiden Vulkanen Kirishima und Sakurajima. Letzterer Erzeugte in den letzten Tagen Ascheeruptionen. Auch der weiter südlich gelegene Inselvulkan Suwanosejima bleibt aktiv.

 

 

Griechenland: Spürbares Erdbeben Mb 5,0

Mittelstarkes Erdbeben Mb 5,0 bei Pátra im großen Umkreis spürbar gewesen

Datum 21.12.24 | Zeit: 16:29:53 UTC | Koordinaten: 38.571 ; 21.626 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Am 21. Dezember 2024 ereignete sich um 16:29:53 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude Mb 5.0 (GFZ-Potsdam) im westlichen Zentralgriechenland. Das Epizentrum wurde 13 km östlich des Dorfes Kainoúryion verortet. Dort leben ca. 2700 Einwohner. Das größere und bekanntere Pátra liegt 13 Kilometer westlich des Epizentrums. Das Hypozentrum wurde etwa 10 Kilometer unter der Erdoberfläche festgestellt. Da die Tiefe fixiert wurde, konnte sie nicht exakt ermittelt werden, doch es handelte sich um ein flach liegendes Erdbeben.

Für eine geringe Tiefe des Epizentrums spricht auch die außerordentlich gute Wahrnehmbarkeit des Ereignisses. Dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis mit einem Radius von 400 Kilometern um Kainoúryion vor. Die Bebenzeugen nahe des Epizentrums berichten von einem sehr starken Erdstoß, der von einem Brüllen begleitet wurde. Dieses Brüllen eilt dem Erdbeben oft einige Sekunden voraus. Das liegt daran, dass die kaum wahrnehmbaren P-Wellen vor den S-Wellen am Ort der Wahrnehmung eintreffen und die Luft in Schwingung versetzen, was wir dann hören. Die deutlich stärkeren S-Wellen, die für die Bodenschwankungen verantwortlich sind, treffen am Ort der Wahrnehmung erst später ein, wobei der Laufzeitunterschied mit zunehmender Entfernung vom Epizentrum immer größer wird. Im Falle eines starken Erdbebens mit zerstörerischer Wirkung können einem so wertvolle Sekunden Zeit gegeben werden, um Schutz zu suchen. Doch aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man meistens fasziniert auf das Geräusch horcht, ohne zu reagieren.

Berichte über größere Schäden liegen nicht vor, doch das Beben war stark genug um kleinere Schäden wie Risse in Hausfassaden und in Straßen zu verursachen. Es gab mehrere schwächere Nachbeben.

Tektonische Einordnung des Bebens in Griechenland

Griechenland liegt an der konvergenten Plattengrenze zwischen der eurasischen und der afrikanischen Platte. Das Beben ist aber nur indirekt mit der komplexen Deformationszone verbunden, die durch die Subduktion der afrikanischen Platte unter die eurasische Platte entsteht. Konkret kann das Erdbeben dem Korinth-Graben zugeschrieben werden, einer Zone mit divergenter Tektonik: Am Golf von Korinth entfernt sich die Ägäische Platte von Eurasien mit einer jährlichen Rate von ca. 20 mm. Durch die Dehnung der Kruste kommt es regelmäßig zu Erdbeben, die oft an flachen Verwerfungen auftreten, ähnlich wie bei diesem Ereignis mit einer Tiefe von nur 10 Kilometern. Solche Beben entstehen, wenn Spannungen in der Erdkruste durch Dehnung und Absenkung gelöst werden. Hier habe ich bereits ausführlicher zur Tektonik im Golf von Korinth geschrieben.